Beiträge von Sibee di Frent

    Ich muss mich auch ganz klar den Verteidigern anschließen - bei mir steht es auch mindestens in den Top 10 der letzten 2-3 Jahre. Hab mich durch die "Glass Books" (alles, was ich sage, bezieht sich wie meistens auf die englische Version) innerhalb 1 Woche "durchgefräst" und den zweiten Band (The Dark Volume - das erklärt übrigens auch das offene Ende von Band 1) gleich hinterher geschoben (an dem bin ich noch).


    Ich fand es sprachlich sehr gelungen, überaus spannend (kann mich an keinen Teil erinnern, den ich wirklich als "Länge" empfunden hätte, auch wenn es natürlich episch breit erzählt ist) und die Prämisse des Indigo-Lehms und seiner Verwendungsmöglichkeiten herrlich gruselig; außerdem hatte ich viel Spaß daran zu sehen, wie er mit den Genretraditionen von Conan Doyle, Rider Haggard etc. (gelegentlich meiner Meinung nach auch ein bisschen Lovecraft) arbeitet und spielt.


    Zu der starken Polarisation möchte ich - abgesehen davon, dass ich die, wie SusanneG auch, grundsätzlich für ein gutes Zeichen halte - die Frage in den Raum stellen, ob sie vielleicht auch mit falschen Erwartungen zu tun hat. Mir ist aufgefallen, dass die Rezension hier unter "historische Romane" eingeordnet ist - darunter würde ich das Buch nicht fassen; m.E. ist es ganz klar ein phantastischer Roman, der lediglich im englischen Viktorianismus angesiedelt ist.

    Mir ist noch nicht ganz klar, wie das mit der Abschlussrezension einer Leserunde funktioniert: Schreibt die eine/r aus der Runde und die anderen ergänzen, widersprechen etc. per Kommentar, wie bei einer normalen Rezi, oder versucht man, gemeinsam eine Rezi zu verfassen, hinter der alle stehen (was ich mir schwierig vorstelle)?


    Die erste Leserunde, an der ich bisher - leider aus Jobstress-Gründen nicht so lange, wie ich gewollt hätte - teilgenommen habe (RD Precht - Wer bin ich, ...) liegt schon im Archiv, aber es existiert noch keine Rezi dazu. Vielleicht kann ich mich ja auf diese Weise doch noch ein bisschen mehr "einbringen".


    LG,
    Sibee


    P.S.: Hab' die Frage auch im Thread der Leserunde an sich gestellt - sorry für den Doppelpost.

    Hallo zusammen,


    große Entschuldigung an alle Leserundenteilnehmer, dass ich mich so spontan und ankündigungslos ausklinken musste. Aufgrund einer aktuellen Entwicklung wurde es bei mir kurz vor Weihnachten im Job extrem stressig; zum Fertiglesen des Buches hat's noch gereicht, zum Mitdiskutieren allerdings nicht mehr. Schade, denn solange ich dabei war, hat mir der Austausch viel Spaß gemacht - es war auch sicher nicht die letzte Leserunde, an der ich teilgenommen habe.


    Dann noch die naive Frage, wie genau das mit der Abschlussrezension jetzt funktioniert: Schreiben wir die "in concerto" (Entwurf, Kommentare, Edit), oder schreibt einer die Hauptrezension und die anderen ergänzen per Kommentar, wie bei einer "normalen" Rezi?

    Den Tag werde ich so schnell nicht vergessen: Morgens meine Freundin ins Auslandssemester nach England verabschiedet. Dann Abschlussklausur Amerikanistik - totale Blockade, und mit dem Wissen rausgegangen, dass sie vergeigt war.


    Mit dem Gedanken heimgekommen: "Der Tag kann nicht mehr schlimmer werden!" - und dann den Fernseher angeschaltet. Auf einmal waren die vergeigte Klausur und die Aussicht, meine Freundin 3 Monate lang nicht zu sehen, plötzlich sehr drastisch in Perspektive gerückt.


    Ein Erinnerungsfetzen am Rande: Irgendwann an diesem Nachmittag habe ich mal durch die Kanäle geschaltet - wie zu erwarten, kamen auf praktisch allen dieselben Bilder. Eine der wenigen Ausnahmen war Viva. Als ich dorthin zappte, lief gerade Farin Urlaubs Glücklich ("Es ist egal, was du bist, die Hauptsache ist, ..."), was mir in dem Moment unglaublich bitter vorkam, wenn man bedenkt, dass die Attentäter sich mit dieser Tat auf einer Schnellstraße ins Paradies glaubten.


    Edit: Die heftigste persönliche Verbindung zu diesem Datum, die ich in meinem direkten Umfeld habe: Ein Freund von mir, den ich damals aber noch nicht kannte, war zu dieser Zeit in NY, und am 10.9. auf dem World Trade Center.

    Ich habe, nachdem ich das Buch schon kurz nach Erscheinen nicht bleiben lassen konnte, gerade eine längere Autofahrt genutzt, um es mir ein zweites Mal vorlesen zu lassen.


    Zitat

    Was ich mich allerdings zwischendurch gefragt habe, ist, ob Moers sich irgendwie über Dirk Bach geärgert hat, und ihm deswegen den Schuhu zum Vorlesen ins Buch geschrieben hat.


    Ich weiß nicht, ob's am Schuhu lag (den angemessen vorzulesen ich Bach ohne Weiteres zugetraut hätte: wer "Der Fönig" vorlesen kann...) - aber jedenfalls wird diese Zamonien-Geschichte nicht von Dirk Bach, sondern von Andreas Fröhlich (Synchronstimme von Ethan Hawke und Edward Norton, sowie Bob Andrews aus ???) vorgelesen, was mich erst mal besorgt gestimmt hat.


    Aber ich muss sagen, er macht seine Sache ordentlich. Nicht mit ganz so viel Verve und Varianz wie Bach, aber durchaus schön nuanciert. Erfreuliche Begleitung für eine lange Fahrt, wie alles aus Zamonien stammende.


    Zur Geschichte selbst möchte ich mich den positiven Rezensionen anschließen: Mir hat es fast genauso gut gefallen wie die beiden "großen" (Rumo und vor allem die unschlagbare Stadt der träumenden Bücher). Die Welt, die Moers mit Zamonien geschaffen hat, begeistert mich immer wieder und zunehmend mehr. Wenn ich denke, dass mich meine Frau zur "Stadt" regelrecht prügeln musste, weil die Assoziationskette "Moers - kleines A-Loch" mich so abgeschreckt hat ... - manchmal hat ein gestrenges Ehegespons doch was Gutes :grin

    Dyke: Yup - und es kommen noch ein paar :-))


    Wie gesagt: Den "Fall Gage", von dem ich vorher schon mal gehört hatte (aber nicht so detailliert) finde ich extrem gruselig. Wahrscheinlich habe ich zu viel SciFi gelesen und gesehen, aber der Gedanke, dass man das Moralempfinden konkret verorten und (vielleicht sogar absichtlich) entfernen kann, weckt bei mir spontan Assoziationen an diverse ihrer Hemmungen beraubte "Supersoldaten" oder -assassinen der einschlägigen Literatur. Klar weiß ich, dass man das auch heute schon mit Konditionierung und Gruppendruck recht "gut" hinbekommt - trotzdem: der Schauder bleibt. Insofern finde ich Prechts Zusammenfassung, dass es auf ein komplexes Netzwerk hinausläuft und es nicht die eine, allein zuständige Gehirnregion für Moral gibt, sehr tröstlich.


    Im Abschnitt über die Spiegelneuronen fand ich etwas, das mir die Grundlage von Prechts (Frage am Rande: Wie vielen außer mir geht es noch so, dass sie ständig ein B löschen müssen, wenn sie den Namen tippen?) Umgang mit der Verknüpfung zwischen Philosophie und Biologie zu sein scheint: Alles sehr spannend und einleuchtend, was die Biologen da an chemischen und neuronalen Prozessen zutage fördern - aber "Kein chemischer Prozess organisiert aus sich selbst heraus Zuneigung, Liebe und Verantwortung - das müssen wir selber tun." :write


    Mein Schlüsselerlebnis zum Thema Biologie (7. Klasse, vielleicht auch 8.) war, als wir das Auge behandelten und unser Lehrer uns die Funktion der Tränendrüsen erklärte. Austrocknung verhindern, Fremdkörper auswaschen etc.
    Als ich ihn fragte, warum wir dann auch aus Trauer oder Rührung weinen, meinte er trocken: "Du darfst einen Biologen nicht nach Gefühlen fragen", und hatte damit nicht nur sich, sondern auf geraume Zeit auch sein Fach für mich disqualifiziert.
    [Memo an selbst: "Wer bin ich..." wird mein Weihnachtsgeschenk für eine gute Freundin, die promovierte Biologin ist und auch gerne mal arg biologistisch argumentiert.]

    Nachtrag: Zum Thema freier Wille vs. reine Vernunft fällt mir ein Stück des großen Matthias Beltz (er ruhe in Frieden) ein. Aus dem Gedächtnis, deshalb sicher nicht wortgetreu, aber dem Sinn nach:


    "Zum Beispiel Immanuel Kant. Der hat mittags unheimlich viel gegessen. Der hat - zwei Gänge Fisch, drei Gänge Flesich... - und Pudding hat der gegessen. Er wusste zwar, dass das unvernünftig war, aber er hat's aus freiem Willen getan. So entstand die 'Kritik der praktischen Vernunft'.
    Bei mir ist das ganz ähnlich: Wenn meine Frau sacht: 'Sauf nich so viel', geh ich doch sofort in den Keller und mach ne Flasche Rotwein auf. - Ist das jetzt der freie Wille, oder die reine Vernunft? Und wer hat da eigentlich Durst?"
    :grin

    Sorry für die "Schweigezeit"; komm gerade nicht so viel zum Posten, wie ich gerne würde (dafür relativ gut zum Lesen - bin auf S. 232).


    Mir persönlich gibt der zweite Hauptabschnitt auch noch mal mehr als der erste (wie dyke schon sagte: es geht ans "Eingemachte" :-))


    @Babyjane: Ich denke, dass du den Abschnitt zu überspitzt betrachtest. Wogegen Precht m.M.n. hier vor allem angeht, ist Rousseaus These, dass der Mensch (als Art) "zum Einzelgänger geboren" ist und Gesellschaft ihm quasi den guten Charakter verdirbt, und auf die Wichtigkeit von Sym- und Empathie für das moralische Bewusstsein. In dieser Hinsicht stimme ich ihm rückhaltlos zu.


    Es geht ihm meiner Ansicht nach weniger um das "auch alleine klar kommen" als um das "nicht mit anderen klar kommen". Ersteres ist sicher ein positiver Zug (gutes Beispiel ist für mich eine Paarbeziehung - wenn ein Partner nicht auch zeitweise alleine klar kommt, wird's echt stressig); Letzteres erachte ich als problematisch.


    Nur weil du dich ab und an gerne für eine Weile "einigelst" (was ich gut nachvollziehen kann - meine Frau kann ein Lied davon singen ;)), würde ich mich also an deiner Stelle nicht als von Precht einer Verhaltensstörung bezichtigt sehen. Denn dass es dir an Sym- und Empathie für andere Menschen per se nicht mangelt, meine ich (vorsicht: kühner Rückschluss aus geringer Quellenlage) bisher aus deinen Beiträgen recht eindeutig herauszulesen.


    Einen kleinen aber für mich nicht unwesentlichen Lerneffekt hatte ich in dem Kant-Abschnitt, und zwar was das "Zwei Dinge..." Zitat angeht. Ich hatte das nämlich seit meiner Schulzeit als "Zwei Dinge lassen mich glauben, dass es einen Gott gibt..." im Kopf (was darauf hindeutet, dass es einer meiner Religionslehrer das erste Mal zitiert haben muss). 'Das Gemüt mit Bewunderung erfüllen' ist da schon eine Nummer kleiner.


    Prechts Stil gefällt mir weiterhin sehr gut, inklusive kleiner Experimente wie dem Schopenhauer-Libet Dialog.


    dyke : Beim Schreiben kann es wahrscheinlich egal sein, ob der (unbewusste) Wille oder der (bewusste) Verstand die Finger über die Tasten wandern lässt - solange, wie du sagst, das Ergebnis stimmt.
    Geht es aber um die Frage nach moralischem oder unmoralischem Handeln, nach Gut und Böse, dann wird die Annahme, unser Unbewusstes führt die Zügel und das verständige Bewusstsein zieht nur nach, halt schon spannend, wenn nicht skandalös.
    Ich denke, das geht aus "Libets" (bzw. Prechts) Verteidigung seiner Annahme vom "freien Unwillen", also dem "Stopp-sagen-können", sehr gut hervor. "Das Unterbewusste hat mich dazu getrieben" möchte ich ebenso ungern als Rechtfertigung "bösen" oder ungesetzlichen Handelns gelten lassen* wie das althergebrachte: "Der Teufel ist in mich gefahren", denn als Ent-Antwortung liefe es m.E. auf dasselbe hinaus.
    *diagnostizierte psychische Unzurechnungsfähigkeit ausgenommen


    Insofern finde ich auch den "Fall Gage" immer noch extrem gruselig - aber der gehört zum nächsten Abschnitt :-)

    Dyke: Willkommen zurück - schön, dich schon dabei zu haben, auch wenn's natürlich für dich wahrscheinlich blöd ist, die OP jetzt noch vor dir zu haben.


    Bin zwar nicht MagnaMater, aber trotzdem über deine Frage gestolpert - hoffe, das ist ok:


    Alliteration ist der Ausdruck für das Stilmittel "benachbarte Wörter mit gleichem Anfangsbuchstaben" (hier also 'anmaßend und albern'). Kommt m. W. vor allem aus der Poetik und in der Poesie vor.


    Wie schon gesagt: ich finde seine Herangehensweise an das Thema auch erfrischend abwechslungsreich im Gegensatz zu herkömmlichen Philosohie-Einführungen (wenngleich ich "Sophies Welt" seinerzeit durchaus auch gelungen fand).


    Und so nette kleine Aphorismen wie den von dir zitierten z. Th. Intelligenz hat er auch immer mal wieder drin, da kommen noch ein paar Perlchen :-)

    Hinweis am Rande: Ich habe mir vorhin den aktuellen STERN gekauft, dessen Titelartikel "Suche nach Sinn" über bzw. von Precht ist. Bin noch nicht ganz durch, aber die Kernthese scheint zu sein, dass Philosophie vor allem in der Krise blüht - Auslöser des Artikels ist die Tatsache, dass die Bestsellerliste des Sommers so lange von zwei so gegensätzlichen Büchern wie "Feuchtgebiete" und "Wer bin ich..." angeführt wird, das, wie ich in diesem Zusammenhang auch erfahren habe, bisher 600.000 mal verkauft wurde.

    Voltaire: Ja, der Satz in der Einleitung hat mich auch spontan angesprochen; bringt's sehr schön auf den Punkt.


    Bisher (bin einen Abschnitt über die hier vorgesehenen drei hinaus) finde ich vor allem seinen Ansatz interessant, nicht chronologisch durch die Philosophiegeschichte zu wandern wie die meisten derartigen Übersichten, sondern mit Themenverwandtschaft als rotem Faden.
    Auch die Verbindung von Philosophie und Biologie und der lockere, aber trotzdem kompetente Ton gefallen mir, obwohl ich die Gefahr sehe, dass er sich zu sehr in seine Metaphern verliebt haben könnte (das "als der Mensch der großen geologischen Vulva der Gregory-Spalte entstieg" war für meinen Geschmack schon grenzwertig).
    Mal schauen; im Moment macht's jedenfalls deutlich Lust auf mehr.


    Was ich nicht ganz verstanden habe, ist, was die 'Das nächste Kapitel heißt übrigens so und so'-Verweise am Ende jedes Abschnitts sollen. Wenn's Querverweise in andere Bereiche des Buches wären, würde ich's ja verstehen, aber bisher haben sie immer nur den jeweil nächsten Abschnitt benannt, sodass ich sie etwas unnötig finde. Aber wenn's bei einer unnötigen Zeile pro Kapitel bleibt, kann ich damit leben :grin

    Nachdem du HdR und HP als Maßstab nennst, konzentriere ich mich mal auf Zyklen und halte dich mit Einzelbänden gar nicht erst auf :grin


    Ich kann die "Midkemia-Saga" von Raymond Feist empfehlen, v.a. die erste Trilogie/Tetralogie (Magician, der erste Band, ist auf Deutsch in zwei Bänden erschienen) - zum ersten Band stelle ich mal die ISBN mit ein.


    Episch breit, und klassiche Fantasy im für mich schönsten Sinn: Mächtige Magier, weise Elfen, Schätze aus längst vergangener Zeit und das Schicksal mehrerer Welten, das sich miteinander verbindet. Nah genug an den etablierten Mustern, um es leicht und angenehm lesbar zu machen, aber mit genügend eigenen Ideen, um es nicht zur Klischeesammlung verkommen zu lassen. Eine der besten Beschreibungen von wirklich mächtiger Magie, die ich kenne. War das erste längere Buch, dass ich außerhalb der Schule auf Englisch gelesen habe (9. oder 10. Klasse) - und ich hab' damals für die insgesamt ca. 2000 Seiten nur 6 oder 7 Wochen gebraucht. Vor kurzem nochmal gelesen und festgestellt, dass es mir immer noch gefällt.


    Ansonsten:


    - George R.R. Martin, "Lied von Eis und Feuer", wenn man mit einer drastisch unverblümnten Darstellung einer mittelalterlichen Gesellschaft, vielen unabhängigen Handlungssträngen, gnadenlosem Umgang des Autors mit lieb gewordenen Charakteren und der Tatsache leben kann, dass es in den Sternen steht, ob der Mann den Zyklus noch zu Lebzeiten fertig stellt...


    - Roger Zelazney: Prinzen von Amber (2 x 5 Romane). Vielwelt-Fantasy (einschließlich unserer eigenen) mit philosophischen Einschüben, ein bisschen 70er-Jahre Esoterik, aber ansonsten m.E. immer noch sehr originell.


    - R.A. Salvatore: Die Saga vom Dunkelelf. Dungeons & Dragons Lizenzromane um einen Dunkelelfen, der mit einem Gewissen belastet ist und seinem Volk den Rücken kehrt. Zumindest die erste Trilogie gehört m.E. zum Besseren im Bereich der Franchise-Fantasy, aber inzwischen ist Drizzt do'Urden meiner Meinung nach deutlich ausgereizt. Was RAS nicht daran hindert, ihm weitere Ableger zu widmen, und diese nicht daran hindert, sich weiterhin wie geschnitten Brot zu verkaufen (zumindest in den USA).


    - Für Drachenlanze (die ja schon genannt wurde) gilt m.E. dasselbe: Die ersten beiden Trilogien (die allerdings m.W. auf deutsch jeweils doppelt so viele Bände umfassen) sind noch ok, irgendwann war's dann aber auch gut.


    Soll mal für den Anfang reichen :-)

    Die Vorschläge "Mystery" und "Comic"/"Graphic Novel" würde ich sehr begrüßen* - könnte mir z.B. gut vorstellen, mich ausführlich zu Sandman oder Preacher auszulassen. :grin


    Außerdem hätte ich noch einen Vorschlag für den Sachbuch-Bereich: Ich habe zwar mitbekommen, dass das Schreiben hier nicht den Überhang über das Lesen gewinnen sollte; trotzdem fände ich eine Rubrik "Schreibratgeber" angemessen und nützlich.


    *Edit: Das ist natürlich Blödfug. :bonk Den Vorschlägen möchte ich mich anschließen - begrüßen würde ich ihre Umsetzung. Ist spät, vielleicht sollte ich mal in die Heia gehen...

    So gut portionierte Heiterkeitsausbrüche immer griffbereit zu haben, wenn ich einen brauche, ist mir das Geld wert, auch für Band 2 (der inzwischen raus ist) - auch wenn ich weiß, dass es nur ein "Best of Zwiebelfischchen" ist, die ich ohnehin jede Woche online lese.


    Meine Frau hat letztes Jahr auf der Buchmesse das Werbeposter für "Happy Aua" mitgenommen, das seither bei uns an der Wohnzimmertür hängt. Praktisch jedem Besuch (auch denen, die es schon X-mal gesehen haben) entlockt es zuverlässig wieder und wieder Lacher.


    Und da Lachen gesund ist, ist so ein Buch folgerichtig Medizin, und die muss einem was wert sein. So, musste mal gesagt werden. :-)



    Meine persönlichen Favoriten sind übrigens die Schilder: "Wegen zu geschlossen!" und "Jetzt neu: Wasser ohne H2O".

    Kurzbeschreibung:


    Als der smarte, junge Trainee Thomas Wille ( :wave) im ICE von einem älteren Herren darauf angesprochen wird, was er an seinem Laptop denn so mache, geht ihm das zunächst auf die Nerven, zumal der Alte behauptet: "Solange Sie selbst mit dem Computer arbeiten, machen Sie keine Karriere". Trotzdem lässt er sich von Herrn Weiser ( noch ein :wave) eine Visitenkarte geben und stellt schon bald fest, dass der Mann nicht nur mit diesem Ratschlag Recht hatte, sondern auch noch eine ganze Menge anderer Tipps auf Lager, wie man in einem Großunternehmen schnell nach oben kommt. Immer wieder holt er sich den Rat des Alten ein, denn nach oben will er. Bis ihm irgendwann klar wird, was das mit sich bringt.


    Autoren:


    Wolfgang Schur und Günter Weick waren beide in diversen Großunternehmen tätig, ehe sie sich mit Coachings für Führungskräfte selbständig machten. "Wahnsinnskarriere" war ihre erste gemeinsame Veröffentlichung, und das Rezept, Business-Ratgeber mit romanhaften Rahmenhandlungen zu verknüpfen, haben sie seither noch in einer Reihe weiterer Bücher (u.a. eines zum Thema Verkaufen und eines zu Mobbing) fortgeführt.


    Meinung:


    Eine Warnung muss ich vorausschicken: Das Buch ist keiner der klassischen "Wie mache ich Karriere"-Ratgeber, auch wenn viele der genannten Ratschläge sicherlich umsetzbar und nützlich sind. Mein Lieblingsbeispiel ist die Regel: "Sei gut mit Zahlen!", in der sehr schön veranschaulicht wird, welche Vorteile es für den innerbetrieblichen Eindruck haben kann, gut und schnell Überschlagsrechnen zu können.


    In erster Linie ist es aber eine Mischung aus Aufklärung/Warnung vor der Art von Menschen und Machenschaften, mit denen man es in Großunternhemen zu tun bekommen kann, und fast philosophischer Abhandlung darüber, was es heißen kann, "um jeden Preis Karriere machen" zu wollen - wie hoch der Preis sein kann. Eine der Amazon-Rezis hat das Buch, in meinen Augen sehr schön, als "Timm Thaler für Manager" auf den Punkt gebracht.


    Als solches hat es mir nicht nur einige unterhaltsame und nachdenklich machende Lesestunden beschert (es ist eines der wenigen Sachbücher, die ich mehrmals gelesen habe, im Gegensatz zu Romanen, bei denen mir das öfter passiert :-)), sondern mir auch gelegentlich über Phasen des "eigentlich hättest du vor 5 Jahren schon X, Y oder Z erreicht haben können" hinweg geholfen.


    Ich persönlich würde dem Buch 9 von 10 geben, davon aber 2 für die oben beschriebene, sicherlich sehr an meine Person gekoppelte "Lebenshilfe". Für reines Lesevergnügen gibt's aber immer noch 7 von 10.

    In keiner bestimmten Reihenfolge. und ohne Anspruch auf Vollständigkeit (Lieblingsbücher in Klammern):


    - Neil Gaiman (Neverwhere/Niemalsland; die Sandman Graphic Novels)
    - Jasper Fforde (Eyre Affair/Der Fall Jane Eyre)
    - Matt Ruff (Fool on the Hill)
    - Christopher Brookmyre (One Fine Day in the Middle of the Night / nicht übers.)
    - Phil Rickman (Merrily Watkins Serie / nicht übers.)
    - Garth Ennis (Preacher - Graphic Novels)
    - George R.R. Martin (Armaggedon Rock / der "Lied von Eis und Feuer"-Zyklus)
    - Paul Auster (New York Trilogie)
    - Ben Elton (Dead Famous / Tödlicher Ruhm)


    ... und, last not least, eine meiner ersten Lieben: Olliver Hassencamps Schreckenstein-Serie, besonders das "Ritterdrama"

    Bin vorhin über einen Link zu "Dr. Wicked's Writing Lab" gestolpert, der eine interessante kleine Anwendung gegen Schreibblockaden geschrieben hat: Write or Die!.


    Kurz zusammengefasst: Man gibt eine Wortzahl und einen Zeitrahmen an, die man erreichen will, den Grad der Strenge (Sanft, Normal, Kamikaze) und klickt auf "Write". Daraufhin geht ein Feld auf, in das man tippt, bis man Wort- und/oder Zeitziel erreicht hat. Hört man während dieser Zeit auf zu tippen, kommt nach ein paar Sekunden erst die Vorwarnung (der Rahmen um das Eingabefeld herum wird rot), dann die Konsequenz (je nach Strengegrad unterschiedlich).


    Hab's selbst noch nicht ausprobiert, das kommt aber als Nächstes. Klingt nach einem sehr hilfreichen Tool, um den "inneren Lektor" während des Schreibens in Schach zu halten.

    Kurzbeschreibung:


    Ned Maddstone ist jung, gut aussehend, Musterschüler, Sohn eines Unterhausabgeordneten und mit der schönen Portia zusammen. Kein Wunder, dass drei seiner Mitschüler beschließen, ihm einen Streich zu spielen. Ein bisschen Dope in seine Jackentasche geschmuggelt, ein anonymer Tipp an die Polizei - so meinen sie, ihm eine kleine Demütigung und eine Nacht in einer Zelle einbringen zu können. Doch weil die Polizisten außerdem noch einen Brief bei ihm finden, der ihn mit der IRA in Verbindung bringt, wird daraus eine fast zwei Jahrzehnte dauernde Gefangenschaft in einer Irrenanstalt. So hat er lange Zeit, sich einen Racheplan zu zimmern, der "durch und durch durchdacht" ist.


    (Originaltitel: The Stars' Tennis balls)


    Autor:
    Stephen Fry ist als Schauspieler (u.a. Peter's Friends, V for Vendetta, Blackadder), Drehbuchautor, Regissuer und nicht zuletzt Schriftsteller bekannt; letzteres vor allem für Making History (Geschichte machen). Wer die englischen Harry Potter-Hörbücher kennt, dürfte außerdem mit seiner (m. E. geradezu herrlich britischen!) Stimme vertraut sein.


    Meinung/Eindruck:
    Eine englische Rezension bezeichnete "Der Sterne Tennisbälle" (Anmerkung: Gelesen habe ich das Buch im englischen Original, das ich eigentlich immer bevorzuge, kenne die Übersetzung aber durch die deutsche Hörbuchfassung und finde sie sehr gelungen) als "Der Graf von Monte Christo für die dot.com-Generation" - was es ziemlich auf den Punkt bringt, denn die Handlung ist eine Übertragung von Dumas' Roman in die heutige Zeit.


    Das Buch ist durchsetzt mit Verweisen auf das Original (als Ausgangspunkt für die Spurensuche empfehle ich, mal Anagramme des Namens Ned Maddstone zu basteln :wave), was für mich schon einen guten Teil des Lesespaßes ausmacht. Dazu kommt, dass Fry Themen wie die IRA-Angst der 80er und den Internetboom, englischen Klassendünkel und Heuchelei kenntnisreich, glaubhaft und spitzzüngig verarbeitet - und dabei eine hochspannende Geschichte erzählt, selbst wenn man aufgrund der Vorlage weiß, wie es ausgeht.


    Eine Warnung allerdings: Der Roman ist stellenweise sehr schonungslos in der Darstellung der Brutalität, die Ned widerfährt und die er auf seinem Rachefeldzug schließlich selbst ausübt. Für zartbesaitete Gemüter ist er daher wohl nichts.


    Davon abgesehen aber kann ich das Buch wärmstens empfehlen.