Hallo, bin neu hier und ganz glücklich, dass ich dieses Forum gefunden habe. Endlich einige Leute, mit denen ich mich über mein absolutes Ober-Lieblingsbuch austauschen kann.
Dieses Buch ist fantastisch !!!!!!!!!!!!!!!
Ich habe es vor vielen Jahren das erste mal gelesen, als Ausleihe von unserer Stadtbücherei. Hat mir damals wohl ganz gut gefallen, denn ich hab mir kurz darauf den zweiten Teil gekauft, als er als TB erschien (die schöne blaue Ausgabe). Teil 1 habe ich allerdings bis zum Frühjahr 2008 nicht besessen. Aber er hat immerhin soviel Eindruck hinterlassen, dass Teil 2 diverse Ausmistaktionen unbeschadet überstanden hat, obwohl ich ihn nicht nochmal gelesen habe. Und irgendwie hat sich auch der Inhalt nachdrücklich bei mir festgesetzt, wenn ich auch keine Einzelheiten mehr wußte. Als dann an Ostern das ZDF den Film dazu ankündigte, kam mir gleich große Skepsis, ob Erol Sander denn den Jai verkörpern könnte - warum schreibt eigentlich keiner hier was über den Film ?? GEhört das nicht hier rein, oder wollte sich nur keiner dazu äußern, da er ja außer den Namen der Akteure und den groben Spielort koloniales Indien nicht viel mit dem Buch gemeinsam hat.
Na ja, dem Film hab ich trotzdem entgegengefiebert und mich während des Filmes über den weichgespülten Jai geärgert und immer wieder gefragt, ob ich das Buch jetzt soooo falsch in Erinnerung hatte.
Also bin ich gleich am Dienstag nach Ostern bei uns in eine gute Buchhandlung und hab mir das Buch bestellt. Um die Wartezeit zu überbrücken, hab ich Teil 2 wieder gelesen - fand es aber nicht so prickelnd.
Am darauffolgenden Dienstag war ich wieder in der Stadt und hab ich das Buch abholen können (es ist leider die TB-Ausgabe mit dem fürchterlichen Cover), konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und loszulesen und am Freitag irgendwann nach Mitternacht war ich dann fertig. Die Woche war der horror. Tagsüber völlig unausgeschlafen bei der Arbeit, konnte mich gar nicht konzentrieren und hab nur auf den Abend gefiebert, wenn's Kind im Bett war und ich endlich weiterlesen konnte. Dann die halbe NAcht durchgelesen, den Rest der Nacht von Jai und Indien geträumt und morgens todmüde vom WEcker rausgerissen.
Die letzten 300 Seiten hab ich ohne Pause durchgelesen, so sehr hat mich das Fieber gepackt. Und als ich endlich am Ende des Buches angelangt war, mußte ich wie aus einer anderen Welt langsam erst mal wieder zu mir kommen. So etwas war mir noch nie passiert. Dass ein Buch so eine Macht besitzt - fast unheimlich.
Und seither hat mich dieses Buch einfach nicht losgelassen. Ich hab dann am Samstag in aller Ruhe den Schluß nochmals gelesen (von dem Moment an, als Olivia Jais Brief öffnet), 2 Tage absolute Lesepause gemacht und dann das Buch nochmal von vorne angefangen!!
Und seither (also seit März diesen Jahres) habe ich es noch weitere 5 Mal gelesen. Ich habe beim Lesen alles zu Jais leben gesammelt, denn irgendwo fragt Olivia sich das, was auch alle Leserinnen wissen wollen - wie alt mochte er sein - 25, 35 oder 45? und dabei festgestellt, dass wenn man alle Hinweise in dem Buch von vorne bis hinten zusammenträgt, Jais Leben von der Geburt bis zum endgültigen Zusammenfinden mit Olivia vor einem ausgebreitet wird. Dazu hab ich dann natürlich auch Band 2 nochmals lesen müssen, um den Rest auch noch hinzufügen zu können.
Und Jai begleitet seitdem irgendwie mein Leben - ich kann ihn mir genau vorstellen (und Erol Sander trifft das Bild nicht!!), vorstellen, wie seine Stimme klingen mochte (tief und volltönend wie ein Wagner-Tenor oder Bariton). Auch seine widersprüchlichen Stimmungen konnte ich sehr gut nachvollziehen - meine Sympathien gelten eindeutig ihm.
Leider weiß ich nciht mehr, was meine Empfindungen waren, als ich das Buch das erste Mal las und erst nach und nach die Hintergründe für seine oftmals irrational erscheinenden Entscheidungen erfuhr, aber Olivias Entscheidung für ihre Familie und gegen Jai zu akzeptieren, machte es mir schon schwer, sie zu mögen.
Das Buch hat in mir noch eine weitere Liebe geweckt - das Interesse am kolonialen Indien. Daher auch mein Benutzername. Seither lese ich alle Bücher, die ich zu diesem Thema in die Hand bekommen kann, angefangen vom Klassiker "Kim" bis zu den neuen Romanen der zeitgenössischen Schriftsteller (innen). Und da sieht man doch oftmals Parallelen, bei Leila El Omaris "englischer Erbin" tauchte sogar ein Satz auf, den Jai genau so zu Olivia gesagt hatte - da mußte ich doch schmunzeln.
Am besten hat mir noch "Der Himmel über Darjeeling" gefallen. Dieses Buch konnte mich nach wenigen Seiten fast genauso packen, vielleicht weil ich so viele Parallelen sah. Ian ist für mich eine zivilisiertere, etwas gezähmtere Wiedergeburt Jais und in seiner Art ähnlich widersprüchlich und faszinierend.
Ich freue mich auf weiteren Austausch über mein Lieblingsbuch und werde jetzt mal noch in anderen Themen stöbern
Eure India