Beiträge von Vulkan

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    Original von Schusselchen
    Sie hat auch gar keinen Drang vorgelesen zu bekommen und kann auch, wenn wir es versuchen, kaum ruhig bei der Sache bleiben, da sie es wahrscheinlich nur langweilig findet.


    Du sprichst etwas an, was ich wichtig finde: Diese Gebetsmühle "Vorlesen" und "Lesen" wird immer wieder bemüht mit dem Zweck, Sprachentwicklung, Konzentration und intellektuelle Entwicklung zu fördern.
    Ich glaube aber, dass Vorlesen nur EIN Mittel dazu ist. Das Problem ist nicht, dass Eltern nicht vorlesen, sondern dass sie insgesamt sich weniger mit dem Kind direkt beschäftigen und es fördern und fordern.
    Ein Kind muss sich auch konzentrieren, wenn es eine Geschichte erzählt bekommt, wenn es den Eltern beim Erklären von Spielregeln zuhören muss. Es lernt auch dadurch massenweise Vokabular.


    Ich verstehe einerseits, dass man nach einfachen Lösungen sucht, und die Gebetsmühle "Vorlesen" ist eben eine. Ich glaube aber nicht, dass sie den Kern des Problems löst. Nämlich das Eltern selbst zu unkonzentriert und abgelenkt beim Umgang mit ihren Kindern sind. Dass Eltern nicht mehr mit ihren Kindern Lego, Eisenbahn usw. spielen, sondern sie vor dem Fernseher parken.


    Zu allen Zeiten gab es Kinder und Jugendliche, die Bücher doof fanden. Schlimm und neu ist, dass Kinder soziale und kulturtechnische Kompetenzen weniger ausprägen als früher - kein Kind stirbt daran, wenn es nicht lesen mag. Aber wenn es gar nicht die Möglichkeit bekommt, durch Spiele, Geschichten, Musik, Basteln, Malen seine Kreativität, Sozial- und Sprachkompetenz zu entwickeln, dann haben künftige Generationen ein Problem.

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    Original von Trew
    Ich habe selten etwas vorgelesen bekommen, und das obwohl meine Mutter Erzieherin ist. Ich hab das aber auch nie gewollt, erfundene Geschichten fand ich eh viel spannender. Selber lesen wollte ich aber schon immer, und mit vier Jahren hab ich dann lesen gelernt und den anderen Kindergartenkindern vorgelesen.
    Auch heute mag ich Vorlesen nicht, hör deshalb auch keine Hörbücher.


    Ich sehe das nicht unbedingt als etwas Negatives, dass mir nicht oft vorgelesen wurde. Mein Bruder war da viel mehr darauf aus, ich musste ihm früher immer Comicbücher und Kinderbücher vorlesen. Und er ist viel lesefauler als ich geworden ;-)


    Hey, wir sollten eine neue Studie aufmachen: Fördert Vorlesen oder Geschichtenausdenken eher die spätere Leseaktivität? :wave


    Ich glaube, das wirklich Wichtige ist der enge Umgang mit dem Kind, auch sprachlich. Ob man dann vorliest, sich Geschichten zusammenreimt, oder irgendwelche Phantasiespiele miteinanderspielt, ist wahrscheinlich egal.
    Allerdings habe ich es ab dem Teenageralter sehr genossen, bei meinen Eltern in der Bibliothek rumzustöbern - hatte nur den Nachteil, dass ich lange keine Bibliotheken mochte, weil meine Eltern eh so viel hatten. :grin

    Tja, schon traurig. Wobei ich nicht verstehe, wie es sein kann, dass Kindergartenkinder nicht vorgelesen bekommen? Wozu schickt man sein Kind in den Kindergarten, wenn da nicht mal die grundlegendsten Bildungstechniken verwendet werden? ?( (Ich bin prinzipiell für Kitas, weil ich glaube, dass gerade Kinder aus bildungsfernen Schichten hier die Chance haben sollen, gleiche motorische und sprachliche Fähigkeiten zu entwickeln.)


    Allerdings glaube ich, dass Vorlesen auch nicht alles ist. Mein Bruder hat z. B. massenweise Bücher vorgelesen bekommen und auch darauf bestanden (das GESAMTE Dschungelbuch! :yikes), hatte aber immer Schwierigkeiten mit Sprache, Rechtschreibung, Literatur. Er ist Computerspezialist geworden - ein begnadeter zwar, aber Bücher gehören nicht zu seinem Universum.


    Ich als kleine Schwester war brav und zurückhaltend und habe wenig Erinnerung an Vorlesestunden. Meine Erinnerungen setzen erst ein, als ich in der ersten und zweiten Klasse mir mit Pippi Langstrumpf und anderen Kindergeschichten die Lesewelt erkämpft habe!
    Meine Mama war dafür da, sich Geschichten auszudenken, vorlesen fand ich nicht halb so lustig, wie gerade frisch ausgedachte GEschichten, nur für mich! :-)
    Naja, und das ich trotz Vorlesemangels (den meine Mutter übrigens bestätigt) Büchernarr geworden bin, muss ich nicht weiter erwähnen.

    Bücher abbrechen kann auch eine Frage der Zeiteffizienz sein oder der äußeren Umstände. Ich habe einige Bücher nicht zuende gelesen, zu denen ich ein sehr unterschiedliches Urteil habe:
    1. Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
    Ich halte es für eines der genialsten Bücher. Ich habe es in zwei Phasen gelesen, dann war der Urlaub vorbei, 50 Seiten noch übrig, und ich bin nicht mehr weitergekommen. Irgendwann hatte ich keine Lust, einfach weiterzulesen und es zu zerlesen. Eher lese ich es nochmal komplett.


    2. Gogol: Die Toten Seelen.
    Ich kannte einige Erzählungen von Gogol, die mir sehr gefallen haben. Mit dem Buch bin ich zwar ganz gut zurecht gekommen, aber dann kamen andere Verpflichtungen, und es landete halbgelesen im Bücherregal.


    3. Tellkamp: Der Turm
    Die übliche Geschichte: Urlaub, Zeit, dicker Wälzer. Aber was macht man, wenn der Urlaub vorbei, der Wälzer aber noch nicht ausgelesen ist? Richtig, er wird zum "Abgebrochenen".
    Ich frage mich bei Tellkamp auch, ob der Erkenntnisgewinn so groß ist, wenn ich die zweiten 500 S. auch noch lese. Ich fürchte, so viel Aufregendes kommt da nicht mehr...


    4. Zheruya Shalev: Liebesleben
    Eine Zugfahrt Berlin-München und ich wusste, mit diesem Schmarrn will ich meine Lebenszeit nicht weiter vergeuden... Ein bewusster Abbruch (einer der wenigen), auf der Rückfahrt München-Berlin gab es bereits ein Ersatzbuch.


    Also Abbrüche kommen bei mir häufig vor (das waren Bsp. aus den letzten 1 1/2 Jahren). Manchmal breche ich ab, weil ich das Buch schrecklich finde (Shalev), aber häufig kommen einfach andere Bücher oder Aufgaben dazwischen und man findet nicht wieder herein in ein Buch.

    Hallo Ihr,


    angeregt durch 2 Threads, die sich darum drehen, was Euer schlechtestes Buch war, und ob schlechte Bücher gleich aussortiert werden sollen, geht mir folgende Frage durch den Kopf, mit der ich nicht die anderen beiden Threads aufblasen möchte:


    Wonach entscheidet Ihr, was ein schlechtes Buch ist.


    Für mich gibt es zwei Formen von schlechten Büchern:
    1. Bücher, durch die man sich hindurchquält (warum auch immer), und bei deren Lektüre man sich unwohl fühlt. Allerdings erinnert man sich auch nach Monaten und Jahren noch an das Buch, Inhalt, Charaktere. (Meine diesbezüglichen Hass-Bücher: Bölls "Verlorene Ehre der Katarina Blum" und Defoes "Robinson Crusoe")


    2. Bücher, die man vergisst. Ich habe in meiner Jugend etliche Bücher gelesen, weiß heute aber nicht mehr, welche. Es waren historische Romane, Krimis, Bestseller, an die ich Null Erinnerung habe. Eventuell erinnere ich mich wieder an so ein Buch, wenn ich den Titel höre, aber bekomme kaum noch etwas vom Inhalt zusammen.


    Meine These ist nun folgende: Ein Buch, dass wirklich Abwehr auslöst, Unwohlsein, hat zumindest eine Wirkung auf mich, ich setze mich damit auseinander, komme meist nicht drum herum, mich zu fragen, warum es diese Abwehr auslöst. Ist so ein Buch nicht besser, als eins, an das ich mich einige Monate später nicht mehr erinnere, das spurlos aus meinem Leben verschwindet, obwohl ich mehrere Stunden mit ihm verbracht habe?
    Ist nicht Vergessen das schlimmste Urteil, dass man über ein Buch fällen kann?


    Ich bin auf Eure Meinungen gespannt!

    Meiner Meinung nach gibt es zwei Formen von schlechten Büchern:


    1. Die, an die man direkt nach dem Lesen und v.a. auch Jahre später noch unangenehme Erinnerungen hat. Bei denen man sich beim Lesen gequält oder unwohl gefühlt hat. Das wäre bei mir Böll: "Die verlorene Ehre der Katarina Blum" und Defoe: "Robinson Crusoe".
    Die Bücher habe ich vor 13, bzw. 16 Jahren gelesen, und sie haben mir nicht gefallen, ich habe mich durchgequält. Allerdings weiß ich bei beiden heute noch, worum es ging, was mir nicht gefiel, mögliche Interpretationen, etc.


    2. Am schlimmsten finde ich die Bücher, von denen ich heute kaum noch weiß, dass ich sie gelesen habe, bzw. keine Erinnerung habe! Und das sind so einige, die ich in späteren Teenagerjahren "gefressen" habe und einfach wieder vergessen habe. Dass waren so Bücher wie Frank McCourt, einige Romane über Holocausterlebnisse, irgendwelche Bücher über den australischen Outback. Die die völlig aus meinem Gedächtnis verschwunden sind, kann ich Euch verständlicherweise nicht nennen (Historische Romane, Frauenromane, Krimis). :gruebel


    Von der Seite her waren Böll und Defoe weniger Zeitverschwendung als diese namenlosen Unbekannten, die keine Spuren hinterlassen haben.


    Glücklicherweise passiert es mir jetzt kaum mehr, dass ich Zeit für ein Buch verschwende und 3 Monate später keinen Bezug mehr dazu habe.

    @ Eddie
    Auf Deine Verantwortung - wenn ich so was wie von Glücksfee lese, habe ich persönlich Angst, dass es aus dem Ruder läuft. Es war wirklich nur besorgt gemeint.


    (Habe übrigens bisher auch 0 Rückfälle und nichtmal Entzugserscheinungen. Dafür leide ich umso mehr mit den Süchtigen...)

    Zitat

    Original von Bodo
    Gerade um die Entzugserscheinungen geht es doch! Wenn wir diesen Notfallparagraphen einführen verliert das Experiment seinen Sinn. :wave


    Moment, es ist ja ok, wenn manche Eulen merken, dass sie vielleicht Anflüge von Kaufsucht hinsichtlich Büchern haben. Um das zu testen, habe ich mitgemacht. Bisher hat sich meine Vermutung bestätigt, dass ich zwar Büchersüchtig bin, aber nicht Bücherkaufsüchtig.
    Aber es ging hier doch nicht um 40 Tage und 40 Nächte - No Reading! Wenn einer kein Buch dabei hat, was soll er denn machen! :yikes
    Also wie gesagt, bei Verletzten steige ich aus, und bei Buchverweigerung auch. Der Deal war - dachte ich - wir haben alle genug Bücher für die nächsten Monate, Jahre, Leben und versuchen mal eine Zeit lang, nicht noch mehr Bücher zu kaufen.


    Also, ich fürchte, ich steig aus, das wird mir hier zu brenzlig :schnellweg
    Für Verletzte steht meine pn-box jederzeit zur Verfügung, aber ich möchte nicht wegen längerer Anwesenheit in diesem Thread mich der Anstiftung zur Körper-, Seele- und Geistverletzung schuldig machen. :wave

    Zitat

    Original von bibliocat


    Das ist aber schon heftig...Ich weiß nicht, ob ich da standhaft geblieben wäre.... :kiss :kiss


    Ich finde, wir sollten SOS-Regeln einführen: :bruell
    1. Keiner darf auf Arbeit, ins Wochenende etc. fahren, ohne genug Lesestoff mitzuhaben - also so viel, wie man max. Lesen kann in der Zeit, bis man wieder an sein Bücherregal kommt.


    2. Sollte durch Diebstahl, Brand, Entzugserscheinungen (mit Gehirnerweichung und entsprechendem Büchervergessen) kein Buch mehr in Greifweite sein, sollte ein Bücherkauf gestattet sein.


    Wir wollen doch schließlich, dass das Experiment ohne Tote und Verletzte abgeht, oder? :chen

    Ich habe die Sprache nicht gesondert erwähnt, weil ich ehrlich gesagt, darauf kaum geachtet habe. Aber das spricht nur dafür, dass sie elegant, flüssig, ohne Macken und Manierismen ist, das wäre mir aufgefallen, weil ich da ziemlich empfindlich bin.
    Aber es ist auf jeden Fall gut zu lesen - keine Bandwurmsätze à la Tellkamp. (Nichts gegen Bandwurmsätze - aber es darf nicht auffallen, sonst ist es schlecht gemacht. :-))


    Edit: Ich habe noch mal darüber nachgedacht, warum ich so gar nicht auf die Sprache geachtet habe: Ich glaube, Pamuk (und der Übersetzer!) haben es auf fantastische Weise geschafft, dass die Sprache wirklich Kemals Beschreibungen seiner Liebe, seiner Obsessionen, seiner Emotionen dient. Die Sprache sticht nie heraus. Ich hatte nie das Gefühl, der Autor will sich mit bestimmten Vergleichen oder Ausdrücken hervorheben. Jedes Wort wirkte, als wenn es das einzig sinnvolle wäre, um Kemals Seelenzustand auszudrücken.


    Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu abgedreht, vielleicht versteht ihr ja, was ich meine.

    Kurzbeschreibung des Buches - Klappentext
    Istanbul in den siebziger Jahren: Kurz vor seiner Verlobung trifft Kemal, ein verwöhntes Mitglied der jeunesse dorée, zufällig eine entfernte arme Verwandte als Verkäuferin in einem schicken Laden wieder. Seine Familie hat vor Jahren den Kontakt abgebrochen, weil sie sich an einem Schönheitswettbewerb beteiligte. Füsun ist blutjung, naiv, wunderschön, und ziert sich nicht lange, als Kemal sie in seine Junggesellenwohnung lockt. Was als Affäre begonnen hat, wächst sich bald zu einer Obsession aus, doch das hindert Kemal nicht daran, das Verhältnis mit Sibel, seiner Verlobten aus besseren Kreisen, fortzuführen. Nach dem rauschenden Fest, das aus Anlass der Verlobung gegeben wird und zu dem er auch Füsun eingeladen hat, lässt sie sich nicht mehr blicken. Völlig verzweifelt erkennt Kemal, dass er Füsun über alles liebt. Doch es ist zu spät: Sie hat einen anderen Mann geheiratet, und Kemal besucht sie und ihre Familie jahrelang unter fadenscheinigen Vorwänden, versucht, sie zurückzugewinnen. Bei seinen Besuchen entwendet er systematisch kleine, wertlose Gegenstände, die er bei sich hortet. Und der Roman, den wir lesen, ist der kommentierte Katalog eines Museums, das ebendiesen Namen trägt: Das Museum der Unschuld.
    Orhan Pamuk portraitiert in seinem neuen Roman eine Gesellschaftsschicht, die in vielem, nicht zuletzt in ihren sexuellen Anschauungen und Gewohnheiten, ganz und gar westlich schein und doch noch traditionelle Züge trägt - ein Kontrast, der subtile Ironie erzeugt. Darüber hinaus erzählt das Buch die ungewöhnliche LIebesgeschichte eines ungewöhnlichen Paares.


    Über den Autor
    Orhan Pamuk, 1952 in Istanbul geboren, studierte Architektur und Journalismus. Er erhielt u. a. den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und den Nobelpreis für Literatur 2006.


    Meine Meinung
    Zugegeben, die Geschichte hört sich kitschig an - eine Liebe, zu der der Mann aus mangelndem Mut und Bequemlichkeit erst nicht stehen wollte - und der er dann über 8 Jahre hinterherläuft.
    Die Stärke dieses Buches liegt aber darin, wie der Ich-Erzähler seine Liebe zu Füsun beschreibt. Er ist sich früh seiner absurden Verhaltensweise bewusst, er ist sich früh bewusst, dass er sich zum Gespött macht. Dadurch, dass er all das durchschaut, aber (aus Liebe?) unfähig ist, sich aus der Situation zu befreien, wird das Buch zu einer wirklich ergreifenden Geschichte um Liebe, verlorene Chancen und Zeit. Es wird auch nie peinlich, wenn er z. B. beschreibt, wie er Dinge berührt, nur weil Füsun sie mal berührt hat, weil er sich gleichzeitig immer kopfschüttelnd zu beobachten scheint und damit dem Leser das Gefühl des Voyeurismus nimmt. Und Pamuk beschreibt wahrscheinlich so jede Absurdität, die unglücklich Verliebte machen können in Gedenken an den nicht zu erreichenden Menschen.
    Mich persönlich hat dabei vor allem die ironische Distanz, die der Ich-Erzähler zu sich selbst hat, wie er sich gnadenlos analysiert, beeindruckt.
    Dabei streut Pamuk immer wieder Details aus dem Istanbul der 1970er und 1980er Jahre ein, die die Spannungen innerhalb dieser Gesellschaft, der Familien, und jedes einzelnen darstellen.


    Insgesamt ein tolles Buch, dass in der zweiten Hälfte vielleicht etwas hätte gestrafft werden können, dass ich aber trotzdem ohne Einschränkungen empfehlen würde. Ich freue mich umso mehr, als mit "Museum der Unschuld" Pamuk auch nach seinem Nobelpreis ein phantastischer Roman gelungen ist.

    @ dart


    Ich kenne mich in diesem Genre überhaupt nicht aus. Einen Rat möchte ich Dir trotzdem geben: Gerade wenn man den Einstieg in die Welt der Bücher sucht, muss man ein wenig suchen und dabei Risiken in Kauf nehmen. Nur so kann man mit der Zeit erkennen, welches Genre und welche Autoren einem zusagen. Irgendwann ergeben sich dann die Buchwünsche von selbst von einem Buch oder Autor zum nächsten.


    Aber ich würde an Deiner Stelle jetzt einfach mal in der Buchhandlung oder Bibliothek gucken, was so um herum steht (am besten in einer nach Genre geordneten Buchhandlung). Oder Du surfst mal bei Amazon - wenn Du da ein Buch eingibst, was Du bereits kennst und gut findest, werden Bücher angegeben, die Kunden zusätzlich zu diesem Buch kauften. Häufig sind das dann Leser mit ähnlichem Geschmack.


    Aber wie gesagt - um das Suchen und eine gewisse Neugier und Risikobereitschaft kommt man am Anfang nicht herum, wenn man wirklich seinen Geschmack finden möchte.

    Zitat

    Original von janda
    1.Ich kenne keinen Autor wirklich persönlich, die ich so lese. Ich habe zwei Autoren als myspace Freunde und ich habe mir von einigen schon ein Autogramm holen können - aber "kennen" ist das nicht für mich.



    2.Mich würde es viel zu sehr streßen, wenn ich eine Auswahl treffen sollte über 10, 20, 50, 100 Bücher, die ich dann in nächster Zeit lesen will / soll .Ich weiß heute noch nicht, was ich als nächstes lesen möchte, wie soll ich die Frage für die nächsten 10 Bücher beantworten?



    1. Naja, was heißt kennen: Ich wünschte, ich würde Klaus Mann oder Feuchtwanger persönlich kennen, aber da hätte ich etwas früher geboren sein müssen. Sophokles würde ich auch gern kennen... :-(
    Kennen heißt für mich, dass man bereits einen Roman gelesen hat, evt. auch andere Schriften oder Biogaphie, und weiß, dass man bisher gut mit dem Autoren klar gekommen ist und auch weiß, in welchem Kontext der sich bewegt.


    2. Mich stresst es mehr, wenn ich mein SUB nicht habe und mich durch tausende Bücher durchwühlen muss. Deshalb stelle ich ein Buch, dass mich gerade interessiert, in meinen Sub. Manchmal verschwindet es ungelesen nach einiger Zeit wieder, wenn ich merke, dass das Interesse ein "Strohfeuer" war. Aber ich habe schon immer so einige Bücher im Visier, die mich unmittelbar interessieren. Und damit ich die vor Augen habe, kommen sie eben in mein Fach, dass für die aktuell zu lesenden Bücher bestimmt ist.

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    Original von Bodo
    Ich kaufe nach keinem bestimmten Muster und habe mein Auswahlverfahren noch nie hinterfragt... :gruebel
    Es kann das Cover sein, der Titel oder auch der interessante Name des Autors. Oder eine Kombination aus allem. Ich kaufe, so könnte man sagen, instinktiv. :chen


    (Ich bin allerdings auch schon oft dabei reingefallen....)


    Genauso habe ich es früher auch gemacht. Aber da war dann viel Ausschuss dabei, also Bücher, die wirklich schlecht waren, oder ich habe sie gar nicht erst gelesen, weil ich keinen Bezug hatte, keinen Grund mehr sah, sie zu lesen. Heute lese ich meistens in "Clustern". Also z. B.: drei Tolstoi-Romane, dann russische Erzählungen, dann Thomas Mann, der Tolstoi als großes Vorbild sah, dann Briefe von Klaus Mann und schließlich Proust, der die Schriftsteller der 1. Hälfte des 20. Jh. enorm beeinflusst hat. Zwischendurch ist dann Buchmesse und ich muss natürlich Tellkamps Turm und Pamuks Museum haben. Mit dem Ergebnis, dass ich den Turm verzichtbar finde, und das Museum wundervoll. Aber Preisträger sind ja schon ein Auswahlkriterium. Aktuelle Neuerscheinungen haben es sonst bei mir sehr schwer, aus dem von Dir o. g. Grund: Reinfälle sind häufig.

    Hallo Ihr,


    danke für Eure vielen Antworten.
    Was mir aber immer noch unklar ist: Warum kauft Ihr genau das Buch, und nicht eins von den 1000 anderen im Buchladen, das dann auf dem SUB warten muss? Wie gestaltet sich Euer Auswahlprozess? Kauft Ihr sofort, wenn Euch was interessiert, oder kommt das Buch auf eine Liste und muss sich erstmal eine zeitlang behaupten, bevor es gekauft wird? Könnt Ihr an einem Buch, da Euch gefällt, vorbei gehen und sagen, "ich kaufe es, wenn es als TB erscheint", oder "ich kaufe es, wenn ich weiß, dass ich Zeit zum lesen habe?"
    Und warum schaffen es dann trotzdem einige Bücher, sofort gekauft zu werden, obwohl ihr schon so viele auf dem SUB habt? Lest Ihr die neuen dann sofort?


    Ich weiß, Fragen über Fragen, die man eigentlich von einem Nichtleser erwartet. Aber die Frage der Buchauswahl ist in den letzten Jahren für mich immer spannender geworden: Es ist einerseits schwer, wirklich sich selbst zu durchschauen und zu erkennen, nach welchen Regeln man kauft. Andererseits kann es, wenn man das dann weiß, viel über einen selbst und sein Verhältnis zu Büchern aussagen.


    Also nicht schimpfen, sondern lieber weiter fleißig antworten, ich bin wirklich gespannt!!! :wave

    Hallo Ihr,


    angeregt durch die ganzen Threads, die sich rund um die SuBs drehen, geht mir folgende Frage nicht aus dem Kopf:


    Wie entsteht Euer SuB? Nach welchen Regeln sammeln sich Bücher in Euren Regalen? Kennt Ihr den Autor, von dem Ihr neue Bücher kauft? Kauft Ihr nach Reihen, Genre, Epoche?


    Ich bin immer ganz erschlagen, wenn Ihr von Euren SuBs redet, die hunderte von Büchern umfassen.


    Und da der Threaderöffner, der dumme Fragen stellt, erst mal selbst antworten muss, hier meine Vorgehensweise:


    Ich habe das Glück, dass meine Mutter schon fleißig gesammelt hat in ihrem Leben und die Bücher übersichtlich nach Ländern und innerhalb der Länder nach Chronologie geordnet hat. Wenn ich was neues Lesen will, kann mir also überlegen, welche Zeit und welches Land mich interessiert, bzw. welcher Autor, und erst mal gucken, was so bei meiner Mutter rumsteht.


    Durch das Lesen v.a. von "Klassikern" (auch wenn sie aus dem 20. Jh. stammen), kommt man natürlich immer wieder mal auf Lücken. Die stocke ich dann systematisch auf. Also wir hatten z. B. nichts von Solschenizyn. Durch ein Interview mit ihm bin ich dann neugierig geworden und habe Iwan Denissowitsch gelesen und daraufhin mir Archipel Gulag, Erzählungen und den Kreis der Hölle gekauft. Ich weiß aber, dass ich die nun nicht alle sofort lesen werde. Also werden die Bücher auch nicht auf den SuB getan, sondern unter Solschenizyn einsortiert.
    Dafür interessieren mich gerade Proust und Joyce, weil die beiden auf SChriftsteller des 20. Jahrhunderts eine immense Wirkung hatten. Also wandern die beiden aus ihren Regalen auf den Sub.
    Sobald aber mein Sub-Regal voll ist (ca. 80 cm), muss ich wieder Bücher an ihren angestammten Platz stellen, aber dann ist es ja nicht mehr der SUB... Oder nennt ihr alles SUB, was ihr noch nicht gelesen habt? Für mich bedeutet SuB eher: Bücher, die ich als nächstes lesen will.


    Ich habe auch nicht so ein Problem damit, ein Buch zu kaufen, dass man nicht von vorn bis hinten liest, solange es irgendwie literaturgeschichtlich wichtig ist. Also Proust z. B. will ich bei mir zu stehen haben, weil sonst die Wahrscheinlichkeit, ihn zu lesen gleich Null ist. Und wenn ich nur die ersten 3 Bände lese, stört mich dass auch nicht. Ich habe also bei Klassikern einen gewissen "Sammlertrieb", weil ich gemerkt habe, dass man doch eher reinguckt, wenn die Bücher zugänglich sind - ich habe z. B. einige von Tolstois Briefen rund um die Entstehungszeit von Krieg und Frieden und Anna Karenina gelesen. Aber das macht man so zwischendurch, dass Ausleihen aus der Bibliothek eher ungünstig ist (obwohl ich min. 1 x die Woche in der Bibliothek bin).


    Also, ich bin gespannt, wie Euer Sub zustande kommt und ob Euer Sub alle ungelesenen oder nur die "sofort zu lesenden" Bücher umfasst und ob Ihr ein Problem mit ungelesenen Büchern habt. :wave


    zu 1.: Natürlich spielen Fiktionen, also Geschichten, Gründungsmythen, die mit historischen Fakten nur bedingt was zu tun haben, eine wichtige Rolle. Die Frage ist nur, ob man das kritisiert oder Gesellschaften zugesteht, dass die Mythen eben auch Teil von Kultur und kollektivem Gedächtnis sind und nicht nur die objektiven Fakten.


    zu 2. Dass Du mit Deinem Beispiel übertreibst, weißt Du ja wahrscheinlich selbst. :-). Wenn dermaßener Stuß über Geschichte verbreitet werden würde, würden sich auch die Gemüter erregen.
    Grundsätlich aber funktioniert Naturwissenschaft etwas anders als Kultur im weitesten Sinne. Geschichtsschreibung ist identitäts- und sinnstiftend. Geisteswissenschaftler haben im Gegensatz zu Naturwissenschaftlern das Privileg, mit zu entscheiden, was ihrer Meinung nach entscheidend und wichtig für das kollektive Gedächtnis ist. Übrigens - Naturwissenschaftler gruseln sich auch oft genug, wenn sie den Fernseher anschalten!


    zu 3. Ich hasse historische Romane, es sei denn sie sind von Feuchtwanger oder H. Mann. Ich bin allerdings nicht Deiner Meinung, dass Menschen dann lieber gar keine Geschichtskenntnisse besitzen sollten. Dafür gehört Geschichte für mich zu sehr zur allgemeinen Kultur einer Nation - unabhängig davon, ob jetzt alles 100% stimmt.


    4. Jep, wenn's nicht unterhält, schalte ich aus. Und trotzdem freut sich mein Gedächtnis, wenn es hin und wieder mal an Daten oder Namen erinnert wird. Unstimmigkeiten und Fehler fallen mir dann auch meistens schnell auf - aber wie gesagt, grundsätzlich bin ich für jeden Bissen Wissen. Man lernt sein Leben lang. Wenn man mit der Einstellung rangeht, den Leuten nur dann was zu vermitteln, wenn sie es gleich perfekt und in allen Details verstehen sollen, kann man eigentlich gleich alle Schulen, Unis und Bildungsmöglichkeiten über den Jordan werfen...