Kann mir gar nicht erklären, warum so viele Leser das Buch nicht mögen ...
Inhalt lt. Klappentext
Witzig, frech und einzigartig - Riley nimmt es mit jeder verlorenen Seele auf
Riley Bloom hat einen ganz neuen Lebensabschnitt vor sich - den Tod. Durch einen Autounfall wurde sie aus dem Leben gerissen und von ihrer Schwester Ever getrennt. Ein Abschied, der ihr so schwerfiel, dass sie noch eine Weile als Geist auf der Erde blieb. Aber da auch das schönste Geisterleben einmal ein Ende haben muss, überquerte Riley schließlich die Brücke ins Jenseits. Nur kann sie dort leider auch keine Ruhe finden, denn vom großen Rat wird ihr eine besondere Aufgabe zugeteilt: Sie soll auf der Erde verlorene Seelen einfangen. Und ausgerechnet der langweiligste Junge, dem sie je begegnet ist, wird ihr dabei zur Seite stehen. Riley hat sich das irgendwie anders vorgestellt. Zum Glück hält der Tod noch so einiges für sie bereit ...
Rezension: Idee, Umsetzung, Meinung
"Die meisten Menschen halten den Tod für das Ende.
Das Ende des Lebens – der guten Zeiten –, das Ende von, na ja, eigentlich fast allem.
Aber diese Leute liegen falsch.
Total falsch.
Und ich muss es wissen. Ich bin vor fast einem Jahr gestorben."
So beginnt die Bestseller-Autorin ALYSON NOËL ihre neue Serie RILEY nachdem sie mit EVERMORE bereits weltweit überragenden Erfolg erzielte und hohen Erwartungen gerecht werden muss.
Einer großen Schwäche der Autorin für die kleine Schwester der beliebten Ever, ist dieses Spin-Off zu verdanken. Kenntnisse über die Ursprungsserie sind jedoch keine Voraussetzung. DAS MÄDCHEN IM LICHT wiederholt relevante Ereignisse, schlägt im weiteren Verlauf allerdings eine eigene, losgelöste Richtung ein.
Ein grauenhafter Autounfall auf einem kurvenreichen Highway in Oregon reißt eine glückliche Familie jäh auseinander. Während die Eltern zusammen mit Buttercup, dem gelben Labrador, den direkten Weg über die Brücke einschlagen und die große Schwester Ever nach kurzem Zögern in die entgegen gesetzte Richtung verschwindet, verstreicht die Zeit. Riley Bloom ist unschlüssig, wem sie folgen soll und bleibt daraufhin im Hier und Jetzt stecken.
Geändert hat sich an der Umgebung eigentlich nichts. OK, die Häuser in der Nachbarschaft stehen leer und Riley hat irre neue Fähigkeiten. Lebendiger als je zuvor, kann sie schneller laufen, höher springen, Gegenstände und Orte mit reiner Vorstellungskraft manifestieren und sogar durch Wände gehen. Und es gibt ein Wiedersehen mit den lange zuvor verblichenen Großeltern. Aber ansonsten?
Mit wem soll sie die positiven Seiten ihres neuen Daseins genießen, während sie all ihre Freunde auf der Erdebene zurücklassen muss?
Dieses Problem könnte sich bald von selbst lösen. Der erste Schultag steht bevor!
Doch statt eines Neuanfangs konzentrieren sich Ablehnung und Hilflosigkeit in Anbetracht des verwirrenden Chaos´, das Riley erwartet. Die neue, aufregende Welt bleibt Riley verschlossen. Sie hat Angst!
Die Zwölfjährige hängt sehr an der Vergangenheit, vermisst Schwester und Freunde. Das Hier und Jetzt zu akzeptieren, fällt ihr schwer. Sie spioniert unsichtbar auf der Erdebene herum. Immer wieder zieht es sie in die Kabine des Aussichtsraums, in der ihr der Blick auf Ever vergönnt ist.
Bevor sie jedoch den Rückzug antreten kann, erbarmt sich Bodhi ihrer und weist sie des Weges. Plötzlich findet sie sich vor einer Ratsversammlung wieder, die zusammentrat, um Rileys Zukunft zu bestimmen. Aurora, Claude, Royce, Samson und Celia erwarten eine Stellungnahme Rileys zu ihrem bisherigen Leben, ihren Entscheidungen und Taten. Ihre Sicht der Dinge ist maßgeblich für den Ort, an den sie gelangen soll.
Nachdem man ihr Leben auf einer Leinwand Revue passieren ließ, entscheidet der Rat auf Grund ihrer Geschichte und ihrer starken Bindung an die Erdebene, Riley als Seelenfängerin auszubilden und in spiritueller Form zusammen mit Buttercup zurückkehren zu lassen. Zwischen den Einsätzen sind ihr Besuche im Hier und Jetzt gestattet, wo ihre Familienmitglieder bereits ihre jeweiligen Bestimmungen erfüllen.
Orientierungslos fragt sich Riley, wie es nun weitergehen soll, als auch schon Bodhi wieder an ihrer Seite steht. Gleich, ob sie will oder nicht, muss sie ihn nun als Lehrer, Trainer und Boss respektieren und seinen Anweisungen entsprechend Folge leisten.
Zu Rileys erstem Auftrag in England führen gewohnte Transportmittel. Sie hätte sich gewünscht zu fliegen, doch alles zu seiner Zeit …
Über den Radiant Boy von Warmington Castle kursieren zahlreiche Gerüchte. Nur eines ist sicher: Er spukt bereits seit Jahrhunderten und erschreckt die Menschen.
Riley fragt sich im ersten Moment, ob sie diesem Auftrag gewachsen ist. Doch dann ist sie plötzlich von einer Selbstsicherheit erfüllt, nicht ahnend, dass sich schon einige Seelenfänger an dem zehnjährigen Mysterium die Zähne ausbissen.
Dennoch, sie hatte mit Bodhi um einen Flug nach London gewettet! Und das nicht etwa mit dem Flugzeug …
Erst einmal bekommt sie es allerdings mit Pennsylvanias internationalen Geisterjägern zu tun. Doch der Radiant Boy lässt nicht lange auf sich warten und versetzt die Anwesenden, einschließlich Riley, in Angst und Schrecken.
Kommt Riley hinter das Geheimnis seiner Macht und gelingt es ihr, ihn zur Brücke zu führen, oder behält er die Oberhand und vertreibt sie aus Warmington Castle, womit auch sie am Radiant Boy gescheitert wäre?
Vierundzwanzig Kapitel in erster Person Singular aus Sicht Riley Blooms erzählen, wie es mit dem jungen Mädchen nach der Tragödie weitergeht. Zeitlich knüpft die Handlung etwa ein Jahr nach ihrem Tod an.
Riley berichtet vom Sommerland, dem wunderschönen, schimmernden Feld mit zitternden Bäumen und pulsierenden Blumen, natürlich der Brücke und vom so genannten Hier, quasi dem Jenseits beziehungsweise der Daseinsform nach dem Tode, das sich nur bedingt von der Welt, wie sie sie kennt, unterscheidet.
ALYSON NOËL gewährt Einblicke in Rileys Psyche und verdeutlicht glaubhaft Unsicherheit, Hilflosigkeit und Verwirrung. Das Mädchen verhält sich allgemein, trotz des herben Verlusts, in vielen Momenten ihrem Alter angemessen. Wankelmütig lösen Perioden sorgenfreien Gelächters ernste Gedanken ab. In vielen Situationen trägt sie ihr Herz auf der Zunge. Sie schwärmt und lästert, ist offen und direkt, frech und frei. Allerdings handelt und spricht sie mitunter unüberlegt. Aber wer will es einer Zwölfjährigen verdenken? Im weiteren Verlauf der Geschichte durchläuft sie unverkennbar einen Reifeprozess.
Sowohl der Bezug zu Eltern und Großeltern als auch ihr Sehnen nach der großen Schwester sind nachvollziehbar. Dennoch findet sie ihren eigenen Weg, mit den Gegebenheiten umzugehen. Daran, dass es auch für Riley nach dem Tod neue Aufgaben zu erfüllen gilt, lässt die Autorin keinen Zweifel. ALYSON NOËL gesteht jedem im Hier seine Bestimmung zu.
Mit dem vierzehnjährigen Bodhi hat die Autorin einen weiteren wichtigen Charakter geschaffen. Er ist dem Knochenkrebs erlegen und verpasste sowohl eine Profikarriere als Skater als auch das bevorstehende Millennium. Bodhi macht einen sehr ernsten Eindruck. Riley betitelt ihn anfangs als Looser, was vor allem auf sein Styling zurückzuführen ist. Dass der Junge aber auch anders kann, erfährt man gegen Ende der Geschichte. Einen Hinweis, dass man nicht nur nach dem Äußeren urteilen sollte, hat sich ALYSON NOËL an dieser Stelle nicht nehmen lassen.
Interessant sind ebenfalls die Geister, die die Aufgaben als Seelenfänger begründen. Einige weigern sich kurzzeitig, die Erdebene zu verlassen, andere leisten wiederum Jahrhunderte massiven Widerstand. Ihre Beweggründe sind vielfältig. Ob amüsant oder ergreifend, die Autorin meistert die jeweilige Situation mühelos und vermittelt Humor sowie Tragik.
Insgesamt behandelt ALYSON NOËL die Themen Krankheit und Sterben recht seicht. Die Zielgruppe bedacht, absolut richtig. Dennoch ist die Geschichte nicht nur für Jugendliche lesenswert.
RILEY – DAS MÄDCHEN IM LICHT ist ein relativ dünnes Buch, dass durch einen flüssig zu lesenden Schreibstil und jungem, frischen Ausdruck viel zu schnell ausgelesen ist. Umso größer ist die Vorfreude auf die Fortsetzung in RILEY – IM SCHEIN DER FINSTERNIS.
Im Anschluss an Geschichte und Danksagung folgen zehn Fragen an die Autorin.
In ihren Antworten erhält der Leser zusätzliche Informationen über den Roman und zu ihrer Person.
Mit dem Cover der Klappenbroschur im etwas größeren Format ist dem Page & Turner Verlag ein wahres Highlight in frischer Farbgebung geglückt. Ein Erlebnis für die Sinne!
Bleibt zu hoffen, dass die vorwiegend jungen Leser genug Taschengeld erhalten, um den stolzen Preis finanzieren zu können.
Fazit
RILEY – klein aber oho!
DAS MÄDCHEN IM LICHT weist schöne, verwirrende, lustige, spannende und auch traurige Momente auf, die ALYSON NOËL interessant und emotional in Szene setzt.
Man vergisst schnell, dass Riley Bloom ursprünglich nur eine Nebenrolle in der Welt EVERMORE innehatte. Mutig erkämpft sie sich ihren berechtigten Platz neben ihrer großen Schwester.