Da habe ich auch schon mal eine Rezi zu geschrieben Hier ist sie:
Informationen zum Autor und seinem Werk
Dr. Gerd Mietzel ist Professor für Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie an der Universität Duisburg-Essen.
Die erste Ausgabe der "Wege in die Psychologie" erschien 1979. Mittlerweile liegen Übersetzungen auf Niederländisch, Polnisch und Spanisch vor, eine chinesische Ausgabe ist in Vorbereitung.
Gliederung und Inhalt
Grundsätzlich sei gesagt, dass jedes der Kapitel in mehrere Unterkapitel aufgeteilt ist. Die einzelnen Überschriften hier aufzulisten halte ich für wenig sinnvoll, stattdessen werde ich einen kurzen Überblick über die Inhalte geben.
1. Ziele, Ansätze und Anwendungen der Psychologie
In diesem Kapitel werden die Aufgabe der Psychologie, ihre Methoden und Ziele sowie der geschichtliche Hintergrund erläutert.
Desweiteren findet man kurze Beschreibungen der einzelnen Arbeitsbereiche der Psychologie. Dabei handelt es sich um die Pädagogische, Gesundheits-, Umwelt-, Kriminal- und Forensische, die Klinische sowie die Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie.
Das erste Kapitel der "Wege in die Psychologie" lässt sich somit als Einleitung verstehen. Diese gibt eine Zusammenfassung über die Grundlagen und klärt auf, worum es sich bei der Psychologie überhaupt handelt. Ein interessanter Aspekt dabei ist die Bebilderung.
Zu jedem Begründer oder Vertreter einer Theorie findet man eine Fotografie oder Zeichnung desselbigen.
2. Psychologie der menschlichen Entwicklung/Entwicklungspsychologie
In diesem Kapitel merkt man, dass der Autor Professor für Entwicklungspsychologie ist, da es eines der umfangreichsten des Buches ist.
Die Inhalte beziehen sich auf die Ziele und Grundfragen der Psychologie, sowie auf die einzelnen Lebensabschnitte des Menschen (Geburt, Kleinkindalter, Jugendalter, Erwachsenenalter). Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Kindesalter.
3. Psychologie der Wahrnehmung
Die Psychologie der Wahrnehmung beschäftigt sich mit der Aufnahme und teilweise auch mit der Verarbeitung von Signalen oder Reizen, die wir aus der Umwelt wahrnehmen. Dabei kann es sich z.B. um Farben oder Formen handeln.
Mietzel geht in diesem Kapitel nicht nur auf die Wahrnehmung an sich ein, sondern gibt auch nützliche Informationen zum sensorischen System (Sinnesorgane und Wahrnehmung) sowie den allgemeinen Funktionen der Sinnesorgane. Im Zentrum steht dabei der Aufbau und die Funktion der Augen, da diese zu den am besten erforschten "Instrumenten" bezüglich der Wahrnehmungspsychologie gehören.
Am Ende des Kapitels werden Bewusstsein und Aufmerksamkeit verhältnismäßig kurz abgehandelt.
4. Grundlegende Prozesse des Lernens
In diesem Abschnitt werden anhand vieler Beispiele die verschiedenen Theorien des Lernens vorgestellt. Dabei handelt es sich u.a. um das klassische Konditionieren (vom Pawlowschen Hund dürfte jeder schon mal etwas gehört haben) sowie die instrumentelle bzw. operante Konditionierung nach Skinner.
5. Psychologie des Gedächtnisses
Hier werden die verschiedenen Verarbeitungsmechanismen zum Speichern von Informationen erklärt. Kurz gesagt stellen sich folgende Fragen: Wie funktioniert das Kurzzeitgedächtnis? Was passiert "im" Langzeitgedächtnis? Und wie kann man die Gedächtnisleistung verbessern?
6. Problemlösen
Bei dem Problemlösen handelt es sich allgemein um das Denken und damit verbundene kognitive Prozesse. Wie die Überschrift schon sagt, handelt es sich darum, wie man Probleme löst und welche Vorgänge dabei im Gehirn stattfinden. Desweiteren erläutert Mietzel die Themen Intelligenz und Intelligenzforschung.
7. Psychologie der Motivation
Warum zeigen Tiere und Menschen ein bestimmtes Verhalten? Welche inneren und äußeren Auslöser gibt es dafür? Mietzel versucht in diesem Kapitel auf derartige Fragen Antworten zu geben, wobei er u.a. auf Essverhalten (Bulimie, Essensentzug und Übergewicht) sowie Aggressionen und gewalttätiges Verhalten eingeht.
8. Psychologie der Emotionen
In diesem Kapitel geht es darum, welche Emotionen es gibt (z.B. Freude, Ekel oder Trauer) und wie diese zum Ausdruck kommen. Zusätzlich wird beschrieben, wie Emotionen Menschen beeinflussen können und welche Funktion das Nervensystem dabei hat.
9. Psychologie sozialer Prozesse/Sozialpsychologie
Wer sich für soziale Prozesse wie Anziehung, Bildung von Vorurteilen und Wahrnehmung von Personen interessiert, wird in diesem Abschnitt fündig und bekommt des weiteren Informationen über Experimente diesbezüglich.
Umsetzung und Gestaltung
Die Gestaltung dieser Einführung in die Psychologie halte ich für sehr hilfreich und sinnvoll. In jedem Kapitel findet man blau unterlegte Kästen, die sich in folgende Bereiche gliedern lassen:
1. Infokästen
In diesen Kästen findet man zu Beginn eine zum Thema passende Frage, die daraufhin anhand der Theorien bekannter Forscher beantwortet werden. Ein Beispiel dafür wäre z.B.
Frage: Kann man während des Schlafs oder während eines Zustandes tiefer Entspannung wirkungsvoll lernen?
Antwort: Mietzel bezieht sich hier auf verschiedene Psychologieforscher, die sich mit dem Thema auseinander gesetzt haben und erläutert, was die Experimente zur Beantwortung der Frage beitragen. Zudem gibt er Informationen wie viel Zeit der Schlaf im Leben eines Menschen beansprucht.
Diese Kästen umfassen meist ein bis zwei Seiten und veranschaulichen die verschiedenen Aspekte, die zuvor in dem jeweiligen Kapitel angesprochen wurden. Meiner Meinung nach helfen die Infokästen sehr gut, Vorgänge zu verstehen, da es einem leichter fällt, Hintergründe anhand einer konkreten Frage zu verstehen, anstatt nur theoretisch und allgemein erklärt zu bekommen. Die Infokästen sind sozusagen erweiterte Beispiele, die zusätzliche Informationen über Forscher und Experimente geben.
2. Beispiele
Die Kästen sind meistens kurz und knapp gehalten und verdeutlichen die wissenschaftlichen Informationen an einem konkreten Beispiel. Dabei handelt es sich z.B. darum, wo eine gewisse Erziehungstheorie angewandt wird oder wie sich die Hilfsbereitschaft von Menschen im Falle eines Verkehrsunfalls äußert (es wird ein bestimmter Unfall genannt und dazu angegeben wie viele Menschen sofort halfen und wie viele erstmal nur zusahen).
3. Selbsterfahrung
Diese Kästen findet man eher selten in wissenschaftlichen Büchern, doch ich finde, dass gerade diese Art des Lernens sehr spannend sein kann, denn bei der Selbsterfahrung wird man dazu aufgefordert, gewisse Aufgaben zu lösen und Dinge zu tun, wodurch einem vor Augen geführt wird, wie bestimmte Prinzipien funktionieren. Die Selbsterfahrungskästen geben sozusagen Beweise für die zuvor erklärte Theorie.
Mietzel lässt somit keine mögliche Hilfestellung aus, um dem Leser das Geschriebene verständlicher zu machen und zu veranschaulichen.
Was die Gestaltung der Kapitel an sich betrifft kann man zwar sagen, dass der Autor ausreichend Absätze und Überschriften gewählt hat, jedoch halte ich gerade diese Überschriften manchmal für etwas schwammig. Sie erinnern teilweise mehr an die Überschriften in Geschichten als in einem Sachbuch. Zudem ist es schwer auf diese Weise ein Kapitel selbst zusammenzufassen oder sich nur bestimmte Informationen herauszusuchen, da die Unter-Überschriften selten konkrete Schlagwörter wie z.B. "Das Auge" enthalten. Vielmehr könnte dort stehen (das ist nur ein Beispiel meinerseits!): "Ich sehe, was ich sehe. Oder nicht?".
Diese Überschriften mögen der Veranschaulichung dienlich sein, jedoch nicht einem Studenten, der bestimmte wissenschaftliche Informationen sucht.
Sprache und Verständlichkeit
Die Sprache in "Wege in die Psychologie" ist sehr einfach und verständlich. Mietzel hat es sich zum Ziel gesetzt, dass jeder dieses Buch lesen kann, ohne vorher Fachwissen zu haben und dies ist im auch gelungen. Fachwörter werden nur dann eingesetzt, wenn es sinnvoll oder notwendig ist, genau das jedoch macht das Werk für einen Studenten nur befriedigend hilfreich.
Ein Laie, der sich in seiner Freizeit mal mit Psychologie beschäftigen möchte, ist bei Mietzel sicher in guten Händen, doch ein Student, der dem Unterricht folgen und sich dort auch einbringen möchte bzw. in der Verantwortung steht, durch seine Arbeiten wissenschaftlich aufzuklären, findet hier weniger Unterstützung. Er wird nach der Lektüre sicherlich verstanden haben, worum es geht, jedoch nicht unbedingt fähig sein, dies in angemessenem Fachjargon wiederzugeben.
Es kommt natürlich immer darauf an, welche Anforderungen ein Professor an der Universität stellt, doch meiner Erfahrung zufolge wird erwartet, dass man sich zwar klar und verständlich, aber auch fachbezogen und mit Fachwörtern ausdrücken kann. Dieser Aspekt wird durch den Ausdruck in "Wege in die Psychologie" etwas vernachlässigt.
Fazit
Gerd Mietzels Fachbuch "Wege in die Psychologie" ist ein relativ klar gegliedertes Werk, das viele verschiedene Mittel zur Veranschaulichung der einzelnen Themen beinhaltet. Man hat durch die Selbsterfahrungskästen die Möglichkeit sozusagen am eigenen Leib zu experimentieren und so in die Materie einzudringen.
Für Laien ist dieses Buch nahezu perfekt, für Studenten jedoch nur begrenzt brauchbar. Sicherlich lernen sie damit die Psychologie besser zu verstehen, jedoch lernen sie nicht, sich fachgemäß auszudrücken und werden hin und wieder Probleme haben, bestimmte Begriffe auf Anhieb nachzuschlagen und auch zu finden.
Bezüglich des Preises kann man sagen, dass er sich für ein Fachbuch oder ein Buch zu Studienzwecken im gängigen Rahmen befindet. Dafür, dass man sich jedoch nur in seiner Freizeit damit beschäftigen möchte, halte ich es für etwas teuer.
Mir fällt es schwer dieses Buch angemessen zu bewerten, da es auf der einen Seite wirklich sehr gut ist, auf der anderen jedoch eher mäßig hilfreich. Es kommt eben drauf an, für welche Zwecke man es benutzen möchte. Da es an der Universität zu dem breiten Spektrum der empfohlenen Literatur gehört, gebe ich ihm jedoch nur 7 Punkte, da es für Studenten weniger hilfreich ist.
Diesen empfehle ich, sich lieber die Einführung in die Psychologie von Zimbardo anzuschaffen, da diese sich besser für Studienzwecke eignet und zudem ein Glossar mit den wichtigsten Begriffserklärungen enthält, das bei Mietzel fehlt.