Beiträge von Mitsou

    Zitat

    Original von dyke


    Thomas Mullen: Die Stadt am Ende der Welt


    Washington State, 1918: Die Spanische Grippe grassiert im ganzen Land und bringt Tod und Elend über die Menschen. Doch eine Stadt ist wild entschlossen, sich mit strengster Quarantäne zu schützen. Die einzige Zufahrtstraße wird durch bewaffnete Posten abgeriegelt. Dann steht in einer bitterkalten Nacht plötzlich ein Fremder vor den Toren, unterkühlt hungrig, müde - ein Opfer der todbringenden Epidemie? Die beiden jungen Wachposten Graham und Philip treffen eine schicksalhafte Entscheidung ...



    Das hört sich gut an!

    Ich habe eine Neuübersetzung von Peter Pan gelesen und stelle hier mal meine Rezension online (Achtung, sie ist ein bisschen länger). Die Rezensionsanspielung bezieht sich auf amazon, nicht auf die Beiträge hier.


    Zum Inhalt


    Wendy kann es kaum glauben: Mitten in der Nacht sitzt ein fremder Junge in ihrem Kinderzimmer und weint bitterlich! Sein Schatten wurde abgerissen und nun schafft er es einfach nicht mehr, ihn an seinem Körper zu befestigen. Wendy näht ihn kurzer Hand wieder an und schon fliegt der Junge vergnügt durch den Raum, als wäre nie etwas gewesen.
    Er heißt Peter Pan und kommt von einer rätselhaften Insel namens Nimmerland. Dort warten die Verlorenen Jungen auf ihn, die sich nichts sehnlicher wünschen als eine Mutter. Wendy scheint für diese Rolle bestens geeignet zu sein und nach einem kurzen Flugunterricht macht sie sich zusammen mit Peter und ihren zwei Brüdern John und Michael auf die Reise. Auf der Insel erwarten sie jedoch nicht nur kleine Jungen und niedliche Elfen, sondern auch der schaurige Pirat Hook, mit dem Peter seit langem auf Kriegsfuß steht. Ein schrecklich spannendes Abenteuer beginnt…


    Film vs. Buch


    Peter Pan gehört wohl zu den bekanntesten Kinderbuchfiguren der Welt. Bereits seit über hundert Jahren existiert der Junge, der niemals erwachsen werden wollte, auf dem Papier. Trotzdem kennen ihn die meisten von uns nur aus unzähligen Verfilmungen – angefangen bei Disneys Zeichentrickklassiker aus dem Jahr 1953 über Hook, einem Realfilm von 1991, der eigentlich eine Fortsetzung der Ursprungsgeschichte ist bis hin zu einer Neuverfilmung aus dem Jahr 2003, die mit dem Titel Bestes Familiendrama ausgezeichnet wurde.
    Eins haben alle diese Filme gemeinsam: Sie können dem Original nicht wirklich gerecht werden. Figuren werden dazugedichtet, Szenen weggelassen oder schlichtweg umgeschrieben.
    Dabei ist es eigentlich ein Vergnügen, den geschriebenen Worten des schottischen Schriftstellers James M. Barrie zu folgen.


    Eine eigene Welt


    Der Autor hat mit Nimmerland eine Welt erschaffen, in denen die Regeln der Wirklichkeit nicht gelten. Zwar folgt alles einem geregelten Gang, doch nichts ist so, wie der Leser es kennt. Die Verlorenen Jungen wohnen in einer Erdhöhle, Indianer jagen Piraten und wenn es mal kein Essen gibt, dann tut man eben so, als hätte man den Teller voll. In der Luft schwirren leuchtende Elfen, Meerjungfrauen bewohnen eine Lagune und Kinder können fliegen. Eigentlich ist alles erlaubt, nur eines nicht: Erwachsen werden! Peter sträubt sich mit Händen und Füßen dagegen, ignoriert die Existenz der Erwachsenen und konzentriert sich lieber auf den ungeheuren Spaß, den man in Nimmerland haben kann.
    Wendy hingegen sieht das anders: Sie freut sich zwar darüber, in die Mutterrolle schlüpfen zu können, doch sie vergisst nie, wo ihr Zuhause ist. Für sie ist Nimmerland ein großes, lustiges Spiel, das irgendwann mal ein Ende haben muss.


    Barrie, der Kinderhasser?


    Genau in dieser Gegensätzlichkeit liegt der Kern der Geschichte. Wendy weiß, dass das Erwachsenwerden zum Leben dazu gehört, Peter jedoch hat Angst davor. Beide Alterstufen bergen Schwierigkeiten in sich.
    Barrie spielt hier mit Ironie und Überzeichnung. Erwachsene haben keine Phantasie und sind abgestumpft. Kinder sind unschuldig, aber auch egoistisch, weil sie ihre unmittelbaren Bedürfnisse ungeachtet der Konsequenzen befriedigen wollen. Diese Aussage führt natürlich bei dem einen oder anderen Leser zu einem empörten Aufschrei. Barrie oute sich mit Peter Pan als Kinderhasser, er bezeichne die kleinen Menschen als herzlos und egozentrisch.
    Dazu sei gesagt, dass ich den Autor nicht für kinderfeindlich halte. Vielleicht ist seine Wortwahl hier und da etwas schroff, doch letztlich neigen Kinder dazu, im Hier und Jetzt zu leben. Sie probieren Dinge aus, sind neugierig auf Unbekanntes und denken dabei nicht an die Zukunft. Wendy z.B. ließ sich von Peter verführen in eine aufregende, neue Welt aufzubrechen, ungeachtet der Sorge, die ihre Eltern dabei empfinden könnten. Barrie nennt dieses Verhalten herzlos, andere sagen vielleicht unbedacht dazu, doch die vorliegende Bedeutung ist dieselbe.
    Außerdem möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass Barrie alle Rechte an Peter Pan einem Londoner Kinderkrankenhaus vermacht hat.


    Rollenklischees


    Nicht nur die Wortwahl, sondern auch die im Buch aufgeführten Rollenklischees werden von manchem Leser angeprangert. Wendys Lebensinhalt sei zu sehr auf das Muttersein fokussiert. Der Autor vermittle damit den Eindruck, dass Frauen zuhause an den Herd gehören und sich um die Kinder zu kümmern haben.
    Diese Sichtweise lässt sich nicht leugnen. Tatsächlich sind die Rollen in dem Kinderbuch klar vergeben: Wendys Mutter ist zuhause, stopft Socken und sieht hübsch aus. Wendys Vater hingegen fordert Respekt ein und geht arbeiten.
    Diese Einstellung ist in der heutigen Zeit weitestgehend veraltet, jedoch erschien Peter Pan im Viktorianischen Zeitalter, in dem es durchaus noch üblich war, dass Frauen ihren Platz in der Ehe finden sollten, während die Männer ihre beruflichen Ziele anstreben durften.
    Das rechtfertigt die Rollenklischees in dem Buch nicht, erklärt aber deren Ursprung.


    Fazit


    Alles in allem bin ich wirklich froh, Peter Pan in schriftlicher Form kennen gelernt zu haben. Die Filme weichen doch sehr vom Original ab, verklären vieles und können dem Fantasiereichtum des Autors nicht immer gerecht werden. Dessen Einfälle sind wirklich zauberhaft, die Figuren allesamt detailliert gezeichnet und die Erlebnisse der Kinder abenteuerlich. Sowohl Mädchen als auch Jungen werden ihren Spaß an der Geschichte haben und nicht zuletzt sicher auch der ein oder andere Erwachsene.
    Die vorliegende Neuübersetzung liest sich sehr gut und entspricht der Originalfassung, weshalb ich sie durchaus empfehlen kann.
    Ein Klassiker, der in keiner Bibliothek fehlen sollte!

    Und dieses:


    Kaltes Gift
    Bei einem Verkehrsunfall wird die stark verweste Leiche einer alten Frau entdeckt. Sie kann als Violet Chambers identifiziert werden - und sie wurde vermutlich vergiftet. Doch als Detective Chief Inspector Lapslie mit den Ermittlungen beginnt, steht er vor einem Rätsel: Die alte Mrs. Chambers erfreut sich offenbar lebhaft ihres Daseins, zahlt Steuern, bezieht Mieteinkünfte und schreibt reizende Postkarten. Was geht hier vor?


    Ruhig, aber trotzdem spannend und clever!

    Hier ist meine Liste:


    1) Albert Camus: Der Fall
    2) Carola Stern: Isadora Duncan und Sergej Jessenin
    3) F. Scott Fitzgerald: Der große Gatsby
    4) Margriet de Moor: Ich träume also
    5) Truman Capote: Die Grasharfe
    6) Milan Kundera: Abschiedswalzer
    7) Carson McCullers: Das Herz ist ein einsamer Jäger
    8) Honore de Balzac: Meistererzählungen
    9) Ingeborg Bachmann: Malina
    10) Javier Marias: Mein Herz so weiß
    11) Antoni Libera: Madame
    12) Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis

    Johan Theorin; Öland; 2
    Alan A. Milne; Pu der Bär; 1,5
    Philippe Claudel; Der Junge, der in den Büchern versschwand; 4
    Guus Kuijer; Wir alle für immer zusammen; 1
    Jutta Richter; Der Hund mit dem gelben Herzen; 3
    Patricia MacLachlan; Schere, Stein, Papier; 1,5
    Alan Bradley; Flavia de Luce Mord im Gurkenbeet; 2
    Andreas Steinhöfel; Rico, Oskar und die Tieferschatten; 1; Monatshighlight
    Mirjam Pressler; Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen; 2
    Janosch; Lari Fari Mogelzahn; 4
    Peter Härtling; Das war der Hirbel; 2
    Christine Nöstlinger; Gretchen Sackmeier; 1,5
    Kirsten Boie; Mit Jakob wurde alles anders; 1

    „…trrreten Sie näher, meine Damen und Herren, trrreten Sie näher!“ So beginnt das erste Kapitel von Erik Fosnes Hansens Roman „Das Löwenmädchen“. Auf dem darin beworbenen Jahrmarkt gibt es allerlei Kurioses zu bestaunen: Den größten Mann der Welt, einen Hottentottenkönig samt Gattin sowie eine Wolfsfrau. Von Löwen ist die Rede, aber auch von Jesus und einer Kindszeugung in der Wüste.
    Was zunächst etwas wirr erscheint, dient dem Roman als eine Art Vorspiel. Das Kapitel „Marktgeschrei“ bildet den Auftakt zu einer Geschichte, die gleichermaßen fasziniert und berührt: Evas Geschichte. Und eben jenes Mädchen fordert den Leser auf: Tritt näher und schau mich an!
    Doch wer ist diese Eva?


    Die Handlung


    An einem kalten Winterabend im Jahr 1913 wird Eva Arctander in einem norwegischen Provinzdorf geboren. Der gewissenhafte Arzt Levin und die etwas schroffe Apothekerin Birgerson staunen nicht schlecht, als sie das kleine Mädchen betrachten: Es ist über und über mit einer feinen, seidenartigen Schicht blonder Haare bedeckt. Lediglich die Handflächen und Fußsohlen sind glatt wie die eines Babys. Obwohl die Anwesenden schockiert sind, muss der Schreck schnell den komplizierten Umständen weichen: Evas Mutter ist bei der Geburt gestorben und Evas Vater, disziplinierter Stationsmeister, ist nicht in der Lage, sich um das kleine, missgestaltete Wesen zu kümmern.
    Erst als sich die Amme Hanna für das Kind findet, kehrt so etwas wie Alltag ins Leben der Arctanders ein, allerdings verbringt Eva ihre Tage hinter verschlossenen Türen. Ihr Vater schämt sich zu sehr, als dass er sie den Augen der Öffentlichkeit preisgeben möchte und so fehlt es - abgesehen von Hanna - an den notwendigen sozialen Kontakten.
    Erst mit dem Eintritt in die Schule verändert sich Evas Leben. Sie lernt zu lieben, aber auch zu leiden, findet Freunde und Feinde und versucht schließlich aus ihrem gesellschaftlichen Gefängnis auszubrechen…


    Die Thematik


    Der norwegische Literaturpreisträger und Bestsellerautor Erik Fosnes Hansen („Choral am Ende der Reise“) greift mit seinem neuesten Roman eine Krankheit auf, die nicht unbekannt ist, aber doch selten vorkommt. Seit dem Mittelalter gibt es nur ungefähr 50 bekannte Fälle der Hypertrichose, einem Gendefekt, wodurch der menschliche Körper bis auf wenige Stellen über und über mit Haaren bewachsen ist. Einer dieser Fälle, der Spanier Pedro Gonzales, trat bereits im 16. Jahrhundert an die Öffentlichkeit. Als Junge wurde er an den Pariser Hof geholt, wo er unterrichtet und als menschliche Kuriosität zur Schau gestellt wurde. Es folgten im 19. Jahrhundert Julia Pastrana, genannt „die Affenfrau“, und Stephan Bibrowsky, besser bekannt als „Lionel, der Löwenmensch“. Die beiden letzteren machten sich ihr ungewöhnliches Erscheinungsbild zunutze und verdienten ihren Lebensunterhalt als Zirkusattraktionen.
    Auch heute kann man hin und wieder in den Zeitungen von so genannten „Wolfskindern“ lesen und trotz dass unsere Gesellschaft offener und toleranter als in den vergangenen Jahrhunderten ist, haben alle Betroffenen etwas gemeinsam: Sie sind - genau wie Eva - Außenseiter der Gesellschaft. Sie werden verspottet und begafft, fasziniert unter die Lupe genommen und auf menschenunwürdige Art mit Tieren verglichen.


    Der Stil


    Hansen verdeutlicht diesen Spießrutenlauf anhand von Evas Leben, wobei sich der Autor verschiedener Erzählperspektiven bedient.
    Werden im ersten Teil die Geburt, die Dorfbewohner und die Arbeit des Stationsmeisters sehr episch und fast märchengleich beschrieben, so reduziert der Autor die Sprache im zweiten Teil auf das Wesentliche. Es scheint, als habe er den Erzählstil dem Innenleben Evas angepasst. Zwar kommt das Mädchen nicht selbst zu Wort, doch der Leser merkt, dass er hier die Welt mit Evas Augen sieht. Die Sätze sind kürzer und klarer als zuvor, Gefühle können erahnt werden. Kurz: Der Abstand zu den Geschehnissen wird geringer und der Leser betrachtet Eva nicht länger nur von außen, sondern auch von innen. Er spürt die Einsamkeit in dem Alltag des Mädchens, begreift, dass hinter all diesen Haaren etwas sehr Zerbrechliches steckt und es sich letztlich nicht um ein merkwürdiges Ding, sondern um einen Menschen handelt.
    Erst im dritten Teil setzt sich Hansens Protagonistin durch und schildert die Erlebnisse aus der Ich-Perspektive. Dabei wird schnell klar, was Evas soziale Misshandlung in der Kindheit angerichtet hat: Zynisch ist das Mädchen geworden und bisweilen sehr abgeklärt, auch wenn der Leser hin und wieder einen Blick auf die typische Unsicherheit einer Pubertierenden erhaschen kann. Eva entdeckt, was Freundschaft bedeutet, beginnt mit ihrer Sexualität zu spielen und versucht, sich dem auferlegten Versteckspiel zu entziehen. Nichtsdestotrotz bleibt ihr Dasein ein Spießrutenlauf, gespickt von den kleinen Grausamkeiten ihrer Mitmenschen.


    Fazit


    Alles in allem ist „Das Löwenmädchen“ ein Roman, der mich in eine wundersame Welt entführt hat. Ich konnte mich der Faszination von Evas Andersartigkeit nicht entziehen, habe die Einsamkeit des eingeschlossenen Kindes gefühlt und innerlich gelächelt, wenn sie ganz besondere Freunde fand. Ihre Realitätsfluchten in ausgedachte Welten ließen mich staunen, ihr Drang nach Freiheit unterstützend mit dem Kopf nicken.
    Als Leser fühlt man mit und fragt sich zugleich, ob man selbst nicht vielleicht auch starren würde. Das Fremdartige verleitet schnell dazu, weil man nicht weiß, was dahinter steckt, doch durch Hansens Erzählstil bekommt man diesen besonderen Einblick und der kann bisweilen sehr traurig, aber eben auch (be-)rührend und menschlich sein.
    „Das Löwenmädchen“ ist ein gelungenes Plädoyer für den Blick hinter die Maske, jedoch ohne dabei auf Mitleid zu pochen. Also: „Trrreten Sie näher, meine Damen und Herren, trrreten Sie näher…“ und lesen Sie die ungewöhnliche Geschichte eines Mädchens, das der Welt die Stirn bietet.

    Pollekes Leben ist im Moment ganz schön durcheinander. Ihre Eltern sind geschieden, was eigentlich kein Problem ist, doch dass sich Pollekes Lehrer nun in ihre Mutter verliebt hat, geht gar nicht. Zudem ist es mit Mimun, dem Jungen, in den Polleke verliebt ist, aus und ihr Vater dealt mit Haschisch, was ihn letztlich ins Gefängnis bringt.
    Zum Glück hat die Elfjährige noch ihre Großeltern. Die wohnen nämlich auf einem Bauernhof und ab und zu kann Polleke sich dort zurückziehen und ihr eigenes kleines Kälbchen besuchen…


    Die Thematik


    In „Wir alle für immer zusammen“ werden alle Themen aufgegriffen, die eine Heranwachsende eigentlich aus der Bahn werfen müssten: eine Scheidung, der Umgang mit den neuen Lebenspartnern der Eltern, Liebeskummer, Drogen, Homosexualität und nebenbei auch noch die Auseinandersetzung mit Gott. Doch wer nun denkt, die Geschichte sei dadurch sicher vollkommen überladen, der irrt.
    Guus Kuijer lässt seine kleine Heldin sehr nachdenklich an die Themen herangehen, sodass der Leser zu jeder Zeit einen guten Blick auf ihr Seelenleben hat. Die Thematik wird dabei jedoch nicht problematisiert, vielmehr scheint Polleke im Allgemeinen sehr gut mit den Umständen zurecht zu kommen - vielleicht gerade weil sie sich mit allem auseinandersetzt und offen heraus ihre Gefühle dazu äußert. Dadurch wird so manchem Problem die Schwere genommen.
    Nichtsdestotrotz hat Pollekes Gedankenwelt etwas Melancholisches. Man spürt eine große Traurigkeit, wenn Dinge passieren, die nicht so laufen, wie sie laufen sollten. Zugleich bekommt man jedoch den Eindruck, dass der Glaube daran, dass alles gut werden kann, immer da ist.


    Die Vorleserin


    Jana Pallaske fängt diese Stimmungen sehr gut mit ihrer Betonung ein. An nachdenklichen oder traurigen Stellen wird sie leise, in Alltagsmomenten oder bei Streitereien lauter. Zudem empfinde ich die Tonlage als sehr angenehm.
    Allerdings gibt es auch etwas, das mich gestört hat: Für meinen Geschmack liest Pallaske das Buch etwas zu langsam. Nach fast jedem Satz folgt eine kurze Pause, was die Geschichte zu Beginn etwas stocken lässt. Hat man sich erstmal daran gewöhnt, geht es besser, vor allen Dingen auch, weil Polleke durch die Vorleserin eine glaubwürdige Stimme bekommt. Besser hätte man den Charakter wahrscheinlich nicht besetzen können.


    Fazit


    Alles in allem bin ich sehr froh, dieses (Hör-)Buch entdeckt zu haben! Kuijers Art zu schreiben ist sehr unkompliziert, aber auch mit Tiefgang verbunden. Die Protagonistin ist mir in den zwei Stunden des Hörens ans Herz gewachsen und Jana Pallaske konnte die Atmosphäre sehr gut mit ihrer Stimme einfangen. Lediglich das Vorlesetempo hat mich gestört, was dem Inhalt im Ganzen eigentlich keinen Abbruch tut. Da es sich hier aber um die Bewertung eines Hörbuchs handelt, gibt es einen Stern Abzug.
    Dem Buch selbst gebe ich fünf Sterne und empfehle es Kindern ab elf oder zwölf Jahren.

    Also mich hat das Buch nicht so sehr begeistert. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, da ich die grauen Seelen schon mochte und hier die Rezensionen zu den Geschichten so gut waren, aber irgendwie fand ich die Geschichten weder sprachlich noch inhaltlich herausragend.
    Ein, zwei gute waren dabei, aber auch viele, die einfach so an mir vorbei gerauscht sind. Mich hat das Geschriebene weder wirklich berührt noch wurde Spannung aufgebaut. Mir fehlte die Atmosphäre, weshalb ich dem Buch alles in allem nur 5 Punkte gegeben habe.

    Ich habe jetzt erst damit angefangen, mir ein paar der Bücher bei TT zu ertauschen. Alle möchte ich nicht haben, zumal ich schon ein paar Titel von anderen Verlagen habe.


    Ich besitze bis jetzt:


    Funke, Cornelia = Potilla 2
    Lindgren, Astrid = Kalle Blomquist Meisterdetektiv 1
    MacLachlan, Patricia = Schere, Stein, Papier 2
    Milne, A. A. = Pu der Bär 1-2
    Pressler, Mirjam = Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen 2
    Richter, Jutta = Der Hund mit dem gelben Herzen 3
    Steinhöfel, Andreas = Die Mitte der Welt 1
    Boie, Kirsten = Mit Jakob wurde alles anders noch ungelesen
    Janosch = Lari Fari Mogelzahn 4
    Jones, Diana W. = Zauerstreit in Caprona noch ungelesen
    Härtling, Peter = Das war der Hirbel noch ungelesen



    Und von anderen Verlagen:


    Ende, Michael = Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch 2-3
    Krüss, James = Mein Urgroßvater und ich noch ungelesen
    Nöstlinger, Christine = Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse 1
    Pausewang, Gudrun = Die Wolke 1
    Stoffels, Karlijn = Mojsche und Rejsele 2

    Zum Inhalt


    Andrew Gage lebt mit verschiedenen Untermietern in einem selbstgebauten Haus. Da wären z.B. Tante Sam, die früher mal einen Schatz hatte, der kleine Jack, der ganz verrückt nach Spielsachen ist oder Seferis, der so stark ist, dass er durchaus gut kämpfen kann. Gideon, der böse Onkel von Andrew, wurde jedoch in die Wüste geschickt.
    Eigentlich ist fast alles so wie in einer Wohngemeinschaft – allerdings gibt es das Haus nur in Andrews Kopf und dient dazu, mit seiner multiplen Persönlichkeitsstörung klar zu kommen. Um nicht ständig in verschiedene Rollen schlüpfen zu müssen, hat er mithilfe seines Psychologen jeder abgespaltenen Seele ein eigenes Zimmer gegeben; er selbst hält sich die meiste Zeit in der äußeren Welt auf und regelt all das, was normale Menschen im Alltag regeln müssen.
    So lernt er eines Tages Julie kennen, die ihm einen Job in ihrer Software-Firma anbietet. Und genau dort lernt er auch Penny kennen, ein verschüchtertes Mädchen, das unter derselben Krankheit wie Andrew leidet, allerdings noch nichts davon weiß…
    Nach anfänglichem Zögern versucht Andrew schließlich Penny zu helfen und entdeckt dabei nach und nach Seiten an sich selbst, die er zuvor noch nicht kannte. Eine Reise in sein Unterbewusstsein, aber auch quer durch Amerika beginnt…


    Stil und Umgang mit dem Thema


    Die Geschichte fand ich von Anfang an sehr interessant, allerdings war ich mir vor dem Lesen nicht sicher, wie der Autor die verschiedenen Persönlichkeiten, die doch alle in einem Körper leben, unter einen Hut bringen kann, ohne mich dabei zu verwirren. Im Nachhinein war diese Sorge vollkommen unbegründet. Man merkt sehr schnell, dass es eine Person gibt, die alles steuert, die anderen Seelen jedoch immer mal wieder zu Wort kommen oder den Körper kurzzeitig übernehmen. Verwirrt war ich an keiner Stelle, zumal das Buch auch sehr übersichtlich gegliedert ist:
    Andrews und Pennys Sichtweise wechseln sich in Form von Kapiteln ab. Meist knüpft dabei die eine Sichtweise nahtlos an die andere an, wodurch die Handlung nicht unterbrochen wird und nur wenige Ereignisse wiederholt erzählt werden.
    In Bezug auf den Stil ist bemerkenswert, dass jede einzelne Seele ganz eigene Charakterzüge hat und Ruff diese auch überzeugend darstellt. Die zahlreichen Dialoge wirken authentisch und sind gespickt mit feinem Wortwitz, wobei die Umgangssprache zwar dominiert, die Tiefgründigkeit jedoch nicht darunter leidet.


    Wo sich zunächst alles noch recht amüsant liest, schleichen sich nach und nach recht schockierende Ereignisse in die Handlung ein. Auf mich wirkte das Geschriebene sehr witzig und spannend, allerdings gingen manche Szenen auch ziemlich unter die Haut. Eine Mischung, bei der man als Autor ganz schön danebengreifen kann – Matt Ruff jedoch versteht es, Witz und Ernst gekonnt miteinander zu verknüpfen, ohne dass man auch nur einmal das Gefühl hat, die Wortwahl würde dem Thema nicht gerecht werden.


    Fazit


    Insgesamt kann ich „Ich und die anderen“ nur weiterempfehlen! Es ist leicht und rasant geschrieben, ohne dabei an Tiefgang zu verlieren und hat mich im Ganzen sehr gut unterhalten. Die über 700 Seiten habe ich förmlich verschlungen und vergebe wegen des raffinierten Plots, der authentisch wirkenden Charaktere und der unkomplizierten Schreibweise fünf Sterne!

    Grundsätzlich kann ich eigentlich kein Genre wirklich ausschließen, abgesehen von den Nackenbeißern.
    Allerdings reizen mich historische Romane und Science Fiction nicht. Da brauche ich dann ziemlich lange, bis ich mich mal an ein solches Werk ranmache.
    Wenn es dann doch soweit ist, kann ich mich durchaus darauf einlassen. Früher mochte ich z.B. keine Krimis und Thriller. Im letzten Jahr bin ich jedoch neugierig geworden und habe ein paar Bücher entdeckt, die ich durchaus gut finde.
    Ein anderes Beispiel: Ich mag keine Vampirromane, andererseits gefällt mir "So finster die Nacht" ganz gut.
    Wirklich ausschließen kann ich also fast kein Genre, aber auf manche kann ich mich nicht so schnell einlassen wie auf andere.

    Jay Rubin ist Übersetzer und zugleich bekennender Fan des japanischen Autors Haruki Murakami. In seinem Buch befasst er sich mit dem Leben des Schriftstellers, aber auch mit seinen Werken.


    Der biographische Teil liest sich sehr interessant, vor allem auch weil man das Gefühl hat, dass hinter dem Geschriebenen eine gute Recherche steckt. In den Text sind nicht nur Daten, sondern auch Interviews eingewebt, sodass man sowohl einen objektiven Blick auf Murakamis Leben bekommt als auch seine persönliche Meinung zu gewissen Themen und Buchinhalten erfährt.


    Anders hingegen verhält es sich mit Rubins Erläuterungen zu den Werken. Er gibt nicht nur seitenlange Inhaltsangaben, sondern zerpflückt die Geschichten und Romane bis ins Detail. Nicht selten hatte ich dabei das Gefühl, dass sich manches wiederholt und die langen Ausschweifungen ermüdeten mich, sodass ich diese Kapitel eher überflog. Interessant hingegen fand ich die Erläuterungen zu den Erzählungen, die bisher nicht ins Deutsche übersetzt wurden.


    Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn die Interpretationen des Übersetzers knapper ausgefallen wären, denn durch die seitenlangen Analysen konnte mich das Buch nicht so recht fesseln. Den biographischen Teil fand ich jedoch sehr interessant, gerade auch, weil es recht schwer ist, Persönliches über Murakami zu erfahren.
    Alles in allem handelt es sich bei „Murakami und die Melodie des Lebens“ also um ein eher durchwachsenes Werk, weshalb ich dem Buch nur 6 von 10 Punkten gebe.

    ~ Märchen, Mystik und Morde ~


    In einer kleinen Stadt in Irland werden drei Frauenleichen gefunden. So wie es aussieht, wurden die Schwestern Fiona und Roisin Walsh von ihrer Tante Moira in deren Haus festgehalten und vergiftet. Ein drittes Zimmer ist leer - der oder die Gefangene spurlos verschwunden.
    Was die Polizei zunächst im Dunkeln tappen lässt, klärt sich für den Briefträger Niall Stück für Stück auf. Er hat Fionas Tagebuch im Postamt gefunden und gebannt von ihren letzten Zeilen macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit…


    Bei „Darling Jim“ handelt es sich nicht um einen typischen Thriller, obwohl alle passenden Zutaten vorhanden sind: Es geschehen Morde, Spuren werden verfolgt und Geheimnisse aufgedeckt. Geschildert wird das Ganze jedoch nicht aus der Sicht eines Ermittlers oder des Mörders, sondern durch die Gedanken und Gefühle der Walsh-Schwestern. Gebannt liest Niall ihre persönlichen Zeilen und kommt so Schritt für Schritt hinter die Geheimnisse.
    Die Reihenfolge der Ereignisse wird dabei chronologisch erzählt, wobei hin und wieder Andeutungen gemacht werden, die aus den zukünftigen Vorgängen zwar kein großes Geheimnis mehr machen, jedoch trotzdem für Spannung sorgen, sodass man gerne weiter lesen möchte.
    Die Sprache ist dabei eher umgangssprachlich und den jeweiligen Schwestern angepasst, wodurch man die Unterschiede in den Wesen der Schwestern herauslesen kann. Sprachlich ist „Darling Jim“ kein Highlight, aber auch keine Niete.


    In den Thriller eingewebt findet man immer wieder mystische Elemente, wie z.B. verzauberte Wölfe, die durch Irlands Wälder irren, Brüder, die sich mit Flüchen belegen und Burgen mit schönen, kämpferischen Herrscherinnen. Was zunächst etwas fehlplaziert wirkt, fügt sich letztlich zu einer runden Geschichte zusammen und gibt dem Leser das Gefühl, dass eine Art Märchenthriller erzählt wird. Mich persönlich hat das nicht gestört. Die Atmosphäre wurde dadurch dichter und die Bilder im Kopf erschufen eine eigene Welt, in die ich abtauchen konnte. Da die Handlungsstränge dicht miteinander verwoben sind, hatte ich auch nicht das Gefühl, einen Thriller und ein Märchen parallel zu lesen.
    Diese Erzählweise könnte jedoch eingefleischte Thrillerfans ein wenig irritieren oder stören.


    Alles in allem handelt es sich bei „Darling Jim“ um einen Thriller, der das Lesetempo steigert, eine Familiengeschichte mit vielen Emotionen und ein Märchen, das Irland in eine geheimnisvolle Welt verzaubert. Die volle Punktzahl bekommt das Buch von mir nicht, ich halte es jedoch trotzdem für einen gelungenen Thriller mit Unterhaltungswert.