Beiträge von Mitsou

    Ich wusste nicht, in welche Kategorie ich dieses Buch einordnen sollte, da sich das Genre schwer festlegen lässt.



    Zum Inhalt


    Der Ghostwriter und Biograf Nathan reist aufgrund eines neuen Auftrages nach Ithaca. In der amerikanischen Universitätsstadt wurden Aufzeichnungen von einem Mann namens Aaron Singer gefunden, dessen Geschichte Nathan nun vervollständigen soll.
    Doch dieser Auftrag gestaltet sich schwieriger als erwartet: Professor Nunn, der vermeintliche Auftraggeber, holt Nathan zwar am Flughafen ab, gibt ihm jedoch vorerst keine genaueren Informationen. Stattdessen wirkt er schweigsam und distanziert.
    Anders verhält es sich mit den Bewohnern des Hauses, in dem der Ghostwriter während seines Aufenthalts untergebracht ist. Sie verhalten sich zwar alle etwas merkwürdig, nehmen den Gast aber wie selbstverständlich auf und sehen ihn vom ersten Tag an als Teil ihrer Gemeinschaft an.


    Nach und nach findet Nathan heraus, dass Aaron und seine Zwillingsschwester Lia zurückgezogen in einer Hütte im Wald lebten, um ihrem verwahrlosten Elternhaus zu entkommen.


    Parallel dazu wird die Geschichte von Ned erzählt. Er begegnet auf der Straße einer jungen Frau, die ihn sofort in ihren Bann zieht. Er kündigt daraufhin seinen Job und verbringt seine Tage von nun an auf einem Baum in ihrem Garten. Doch anstatt mit Kasey zu reden, beobachtet er sie Tag und Nacht und malt sich die schönsten Zukunftsträume aus, bis zu dem Tag, an dem die beiden in Kontakt treten.


    Was zunächst nach drei voneinander unabhängigen Schicksalen aussieht, verwebt sich Schritt für Schritt zu einer großen Geschichte, in der jede der Figuren eine bedeutende Rolle spielt…



    Stil und Umsetzung


    Ich bin beeindruckt – weniger von der Geschichte selbst als von dem wunderbaren Schreibstil. Stefan Beuse schafft auf knappen 175 Seiten eine so dichte und besondere Atmosphäre, dass man vollkommen in das Geschehen eintaucht, ohne zu merken, wie dabei die Zeit vergeht.


    Auf der einen Seite ist das Geschriebene äußerst spannend und mysteriös. Man erahnt hinter den Zeilen ein großes Geheimnis, kann es jedoch nie richtig greifen. Stattdessen verfolgt man gebannt die Ereignisse und rätselt immer wieder, was es mit den verschiedenen Personen und Situationen auf sich haben könnte. Dieser Teil der Handlung ähnelt mit seinen undurchsichtigen Charakteren und unheimlichen Vorfällen einem Psychothriller.


    Auf der anderen Seite steckt sehr viel Poesie zwischen den Zeilen. Gerade die Geschichte um Ned und Kasey wirkt sehr zart und bisweilen auch romantisch, ohne dabei ins Kitschige abzudriften. Man könnte diesen Teil also durchaus als Liebesgeschichte bezeichnen.


    Über all dem schwebt ein Hauch von Philosophie, die in sehr bildhaften Sequenzen zum Ausdruck kommt und trotz ihrer Nebenrolle eigentlich die Basis der Handlung bildet.


    Diese Vielfalt an Genreeinflüssen vermag den Leser zu fesseln, ohne dass die Sprünge verwirren. Die wechselnden Perspektiven nehmen einen auf ihre ganz eigene Art gefangen und lassen sich leicht auseinander halten, sodass man den einzelnen Schicksalen gut folgen kann.


    Zumindest zu Beginn, denn der Inhalt des Buches ist höchst rätselhaft. Immer wenn man glaubt, man habe des Rätsels Lösung, verschiebt sich wieder ein Puzzleteil. Besonders gegen Ende des Buches überschlagen sich die Ereignisse und sprunghaften Perspektivenwechsel, was mir persönlich ein wenig zu schnell ging. Stattdessen hätte ich mir eine langsamere Zusammenführung der Schicksale gewünscht, da man beim Zuklappen des Buches doch sehr verwirrt zurück bleibt und ein großes Fragezeichen in der Luft schwebt.
    Man muss erstmal wieder zu Atem kommen und die Geschichte gedanklich rekonstruieren, um deren Sinn nach und nach zu ergründen. Und selbst dann gibt es keine Garantie für eine unmissverständliche Lösung, was so manchen Leser etwas frustrieren könnte.


    Trotzdem haben die letzten Seiten auch etwas Positives: Durch das teils offene Ende bieten sich dem Leser viele Interpretationsmöglichkeiten, wodurch ganz persönliche Deutungen ihren Platz finden und einen das Buch auch lange nach dem Lesen nicht loslässt.


    Fazit


    „Alles was du siehst“ ist also ein Roman, dessen Wirkung noch lange nachhallt. Zwar kann einen das Ende sehr verwirren, doch allein wegen der wunderbaren Sprache lohnt sich die Lektüre.
    Meiner Meinung nach ist es nahezu unmöglich die Zusammenhänge direkt zu verstehen. Wer jedoch bereit ist, sich auf mysteriöse Geschichten und philosophische, manchmal realitätsferne Hintergründe einzulassen, kann sich hier gedanklich austoben.


    Alles in allem handelt es sich um ein sprachlich beeindruckendes Buch mit großer Sogkraft, das ich all jenen empfehle, die sich gerne in Büchern verlieren und Freude am Interpretieren haben.

    So ganz genau blick ich da auch noch nicht durch, aber ich denke im Laufe des Tages wird das vorablesen-team bestimmt noch was dazu sagen.


    Vielleicht hat der Verlag diesmal nur 30 Exemplare zur Verfügung gestellt oder sie verringern die Anzahl, weil jetzt bald jedes Genre eine eigene Seite bekommt und deshalb der Run etwas kleiner bzw. gezielter kommt. Oder sie bieten eine größere Vielfalt an Genres an, dafür aber weniger Exemplare, damit zumindest bestimmte Genre-Fans gezielter Testlesen können.


    Aber ich weiß es auch nicht genau. Lassen wir uns überraschen ;-)

    Sie haben eine Unterseite eingerichtet, in der es von nun an nur historische Romane zum Testlesen gibt.
    Wenn ich das richtig verstanden habe, wurden letztes Jahr auch noch andere Aufsplittungen angekündigt, z.B. Vorablesen-spirit. Die Seite ist aber noch nicht on.
    Vielleicht planen sie eine neue Einteilung nach Genres, anstatt dass alle Bücher gemischt auf einer Seite zu finden sind.

    Evan Kuhlman; Der letzte unsichtbare Junge; 1; Monatshighlight
    Antonie Schneider; Ein Himmel für Oma; 1
    Stephan Knösel; Echte Cowboys; 1
    Georgia Byng; Molly Moon und der verlorene Zwilling; 1
    Jana Frey; Geschichten vom Großwerden; 1,5
    Hallgrímur Helgason; Zehn Tipps das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen; 1,5
    Christiane Dreher; Zwischen Boule und Bettenmachen; 2
    Christina Helmis; Mein Lollimädchen-Ich; 2
    Julia Zange; Die Anstalt der besseren Mädchen; 2
    Ursula Wölfel; Geschichten vom Morgenkind; 2
    Elisabeth Rank; Und im Zweifel für dich selbst; 2
    Hong Ying; Der chinesische Sommer; 2,5
    Jürgen Schmieder; Du sollst nicht lügen; 2,5
    Martha Tod Dudman; Schwarze Oliven; 3,5

    Meine Meinungsäußerungen über Bücher richten sich auch hauptsächlich an Leser - sowohl an die, die überlegen, ob sie sich das Buch kaufen möchten, als auch an solche, die das Buch schon gelesen haben.
    Erstere können sich durch meine und andere Rezensionen ein Bild machen, ob ihnen das Buch zusagt oder nicht.
    Mit letzteren diskutiere ich gerne über den ein oder anderen Kritikpunkt und tausche mich aus.


    Allerdings hat sich auch schon mal eine Autorin bezüglich meiner Rezension zu ihrem Buch gemeldet und eine Schülerin, die einen Vortrag halten musste, stellte Fragen zu einem anderen Buch, weil ihr manche Zusammenhänge noch nicht klar waren.


    Ich mag es einfach, mich über Bücher auszutauschen, meine Meinung dazu kundzutun oder auch einfach Informationen zu bestimmten Titeln zur Verfügung zu stellen.

    @ Clare


    Du könntest versuchen, mehr Leute zusammen zu bekommen, indem du einen Beitrag dazu eröffnest.
    Manche lesen hier ja nicht mit, wollen das Buch aber vielleicht trotzdem lesen.
    Wäre zumindest möglich.

    Grüne Titel haben bereits einen eigenen Beitrag (einfach dem Link folgen). Weitere Anmeldungen werden dort gerne noch aufgenommen.


    Alice im Wunderland - Lewis Carroll hier geht's lang! (01. März) ABGESCHLOSSEN
    Hamlet – Shakespeare hier geht's lang! (08. März) ABGESCHLOSSEN
    Der Graf von Monte Christo - Alexandre Dumas hier geht's lang! (15. April) LÄUFT GERADE
    Rebecca - Daphne DuMaurier hier geht's lang! (08. Mai)
    Das Glasperlenspiel – Hermann Hesse hier geht's lang! (5. Juni)
    Die drei Musketiere – Alexandre Dumas hier geht's lang! (26. Juli)
    Wie es euch gefällt – Shakespeare hier geht's lang! (27. August)



    8x Die Kameliendame - Alexandre Dumas (Nofret78, Ann O Nym, Skvisa, Liesbett, melancholy, Babyjane, Carlinda, HeikeArizona)
    8x Onkel Toms Hütte - Harriet Beecher Stowe (*stern*, Mairedh, Nordstern, beowulf, Thaddäus, Tempe, Vivian, HeikeArizona)


    6x Die göttliche Komödie - Dante Alighieri (*stern*, Clare, Glass, Thaddäus, JASS, siwa)
    6x Das verlorene Paradies - John Milton (melancholy, Zwergin, Gummibärchen, Clare, JASS, siwa)
    6x Die Pest - Albert Camus (Mitsou, Clare, Ann O Nym, *stern*, Vivian, HeikeArizona)


    5x Wem die Stunde schlägt - Ernest Hemingway (Kampfmietze, Nofret78, Ann O Nym, Glass, Babyjane)
    5x Das Phantom der Oper - Gaston Leroux (-Christine-, Lesebiene, AnjaBellaEdward, Isiera, HeikeArizona) alte Lesegruppe hier


    4x Wer die Nachtigall stört - Harper Lee (*stern*, Flieder, Liesbett, Isiera)
    4x Der Hund von Baskerville - Arthur Conan Doyle (-Christine-, Liesbett, Gummibärchen, nofret78)
    4x Die Elenden - Victor Hugo (bibliocat, Nordstern, Bouquineur, HeikeArizona)
    4x Jenseits von Eden - John Steinbeck (*stern*, Flieder, Glass, titania*)


    3x Robinson Crusoe - Daniel Dafoe (-Christine-, beowulf, Mary26_87)
    3x Endstation Sehnsucht - Tennesse Williams (bibliocat, Clare, Glass)
    3x Das Dschungelbuch - Rudyard Kipling (-Christine-, AnjaBellaEdward, Thaddäus)
    3x Das karmesinrote Blütenblatt - Michael Faber (Skvisa, bibliocat, Vivian)
    3x Huckleberry Finn - Mark Twain (Mitsou, AnjaBellaEdward, HeikeArizona)
    3x Der Spieler - Dostojewski (Mitsou, Ann O Nym, titania*)


    2x Gullivers Reisen - Jonathan Swift (bibliocat, *stern*)
    2x Malina - Ingeborg Bachmann (Mitsou, melancholy)
    2x Jugend ohne Gott - Ödön von Horváth (*stern*, Mary26_87)
    2x Der Menschenfeind - Molière (*stern*, melancholy)


    1x Pygmalion - George Bernard Shaw (bibliocat)
    1x Lelia - George Sand (Nofret78)
    1x Klein Dorrit - Charles Dickens (-Christine-)
    1x In 80 Tagen um die Welt - Jules Verne (-Christine-)
    1x Wendekreis des Krebses - Henry Miller (Liesbett)
    1x Alexis Sorbas - Nikos Kazantzakis (melancholy)
    1x Das Gemeindekind - Marie v. Ebner-Eschenbach (melancholy)
    1x Nathan der Weise – Lessing (melancholy)
    1x Frühlings Erwachen - Frank Wedekind (Mary26_87)
    1x Ben Hur - Lewis Wallace (HeikeArizona)
    1x Don Quijote - Cervantes (heikeArizona)
    1x Väter und Söhne - Iwan Turgenev (HeikeArizona)


    Shakespeare für 2011 vogemerkt:
    5x Viel Lärm um nichts - Shakespeare (Mary26_87, bibliocat, evtl. Care, Zwergin, HeikeArizona)
    5x Der Kaufmann von Venedig - Shakespeare (Mary26_87, bibliocat, evtl. Clare, Zwergin, HeikeArizona)
    3x Macbeth - Shakespeare (bibliocat, Zwergin, HeikeArizona)


    Der Mantel - Nikolaj Gogol
    Wer hat Angst vor Virgina Woolf - Edward Albee

    Zitat

    Original von Tempe
    Bedeutet daß, das die 8Stimmen Runden auf jeden Fall zur LR werden? Und der Onkel Tom auf den Weg gebracht werden kann?
    ...


    Ich denke früher oder später werden alle Bücher gelesen, wenn sich genug Leute dafür finden (so ab 5-6 aufwärts?).
    Wir müssen nur gucken, dass sich die verschiedenen Leserunden nicht überschneiden. Also wenn jemand oder mehrere Leute bei drei Büchern mitmachen möchten und alle drei Leserunden im Mai/Juni stattfinden sollen, wird es für diejenigen ein bisschen schwierig ;-)
    Aber wenn zeitlich alles klappt, werden wir bestimmt viele Bücher der Liste lesen, im Notfall bis ins Jahr 2011.


    Jeder, der bei einer bestimmten Leserunde mitmachen möchte und die Mitgliederzahl davon im oberen Bereich liegt, kann nach kurzer Mitteilung hier einen passenden Anmeldebeitrag im Forum eröffnen :-)

    Ich guck mir auch als erstes die negativen Bewertungen an. Wenn die gut begründet sind und meinen Nerv treffen, weiß ich, dass das Buch vielleicht eher nicht meinem Geschmack entspricht.
    Wenn ich die Begründung absurd finde, dafür aber 20 positive Rezensionen vorhanden sind, gebe ich auf die negative Bewertung eher wenig.
    Bei vielen positiven Rezensionen lese ich zwei, drei davon stichprobenartig.

    Zum Inhalt


    In „Geschichten vom Großwerden“ beschreibt Jana Frey, wie die kleinen Elfen Emma und Egon ihren Alltag verbringen. Während Egon eher ruhig und etwas tollpatschig ist, ist Emma quirlig und ungeduldig. Sie hat immer neuen Unsinn im Kopf, was sie manchmal sogar in richtige Schwierigkeiten bringt:
    So glaubt sie z.B. schon groß zu sein und alles zu können, während Egon lediglich seine Schuhe zubinden kann. Pah, das macht Emma doch mit links! Doch als Emmas kleine Schwester von einem Windstoß in die Trollschlucht geweht wird, weiß sie sich nicht mehr zu helfen. Zum Glück gibt es Egon, der die rettende Lösung hat!
    In einer anderen Geschichte fühlt sich Emma ungerecht behandelt, weil sie immer im Haushalt helfen muss, während andere Kinder spielen dürfen. Kurzerhand klaut sie sich einen Zauberstab und verwandelt sich frohen Mutes in Egon. Zu ihrem Leidwesen muss sie jedoch feststellen, dass der mindestens genauso oft helfen muss wie sie…


    Worum geht's / Zur Umsetzung


    Vier Geschichten sind in diesem Sammelband enthalten und jede von ihnen birgt eine Erkenntnis in sich. Auf spielerische Art wird Emmas Verhalten unter die Lupe genommen und vermittelt, worauf es eigentlich ankommt. Es geht um Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt, aber auch darum, dass man lernen muss, nicht so ungeduldig zu sein und dass es viel wichtiger ist, einen guten Freund zu haben, anstatt haufenweise Spielzeug.


    Der moralische Zeigefinger steht dabei im Hintergrund. Emma wird nicht belehrt, sondern erfährt am eigenen Leib, welche Folgen ihr Verhalten nach sich ziehen kann. Sie muss sich selber helfen und Lösungen finden, während die Eltern nur eine Nebenrolle spielen und höchstens kleine Hilfestellungen geben.
    In meinen Augen bietet diese Vorgehensweise eine große Identifikationsmöglichkeit für die kleinen Betrachter, denn schließlich ist es viel spannender, Dinge selbst herauszufinden, anstatt von den Großen eine Anleitung oder gar Verbote zu bekommen.


    Das Bilderbuch wird vor allem kleine Mädchen begeistern. Elfen, Pferde und Prinzessinnen lassen Mädchenherzen bekanntlich höher schlagen. Trotzdem dürften auch kleine Jungen von Emma begeistert sein, da sie ein sehr taffes Mädchen ist, das sich von einem Abenteuer ins nächste stürzt.


    Die Illustrationen untermalen diese Abenteuer. Sie erstrecken sich über jede Doppelseite, sind quietschbunt und mit Liebe zum Detail gezeichnet. Von Blumen, Schmetterlingen, Bienen und Stachelschweinen ist alles zu finden, was es in der Natur gibt, wodurch man vollkommen in die bezaubernde Welt der Elfen eintauchen kann.


    Fazit


    Im Ganzen ist „Geschichten vom Großwerden“ ein Buch für kleine Entdecker. Es gibt viel zu sehen und Emmas Erlebnisse sind spannend und lehrreich. Gerade bei kleinen Mädchen dürfte Jana Frey mit ihren Geschichten einen Volltreffer landen!


    Enthalten sind die Geschichten:


    Ich will! Ich will!
    Immer ich! Immer ich!
    Kann ich schon!
    Langsam, langsam, Emma Ungeduld!


    Altersempfehlung: 3 bis 5 Jahre

    Zum Inhalt


    Als der 15jährige Cosmo eines Mittags nach Hause kommt, findet er einen Zettel von seiner Mutter an der Tür: Er solle die Wohnung nicht betreten, stattdessen bei den Nachbarn klingeln und die Polizei rufen. Cosmo ahnt, dass etwas Schlimmes passiert ist!
    In einer halsbrecherischen Aktion klettert er über den Balkon im neunten Stock und findet seine Mutter bewusstlos auf dem Wohnzimmerboden.
    Es ist nicht ihr erster Selbstmordversuch, Cosmo kennt das, doch diesmal scheint sie es ernst zu meinen. Vor vier Jahren hat sein Vater die Familie ohne ein Wort verlassen. Seitdem ist seine Mutter Alkoholikerin und Cosmo muss sich mehr oder weniger alleine durchs Leben schlagen. Das meistert er mittlerweile so routiniert, dass er seine Mutter eigentlich gar nicht mehr bräuchte…


    Auch Nathalie, eine Mitschülerin von Cosmo, fühlt sich zuhause ziemlich einsam. Ihre Eltern scheinen nur noch Geld im Sinn zu haben und haben kaum Zeit für ihre Tochter. Außerdem wäre sie viel lieber in Marseille geblieben, wo sie die letzten drei Jahre gewohnt hat. Doch ihre Eltern bestanden darauf nach München zu ziehen, wo die Familie zwar in einer schicken Gegend wohnt, Nathalie jedoch keine Freunde hat und überhaupt nicht glücklich ist.


    Im Nachbarhaus wohnt Tom, der unglaublich verliebt in Nathalie ist, jedoch leider auch ein Pechvogel sondergleichen. Jeden Tag würde er nichts lieber tun, als seine Angebetete anzusprechen. Doch die Worte wollen einfach nicht aus seinem Mund kommen! Eines Tages denkt er sich einen Trick aus, mit dem er ihr Herz zu erobern hofft. Doch ausgerechnet der unnahbare Cosmo macht ihm einen Strich durch die Rechnung!


    An diesem Tag verknüpfen sich die Schicksale der drei Jugendlichen und es beginnt eine spannende Flucht aus dem Alltag, aber auch vor der Polizei und einem wenig sympathischen Schlägertrupp…


    Zur Umsetzung


    Dieses Buch hat mich überrascht!


    Vor dem Lesen dachte ich noch „Ach ja, typischer Teenieroman: Junge aus kaputter Familie macht einen auf unnahbar, anderer Junge verliebt sich in Mädchen aus gutem Hause, doch die steht auf den unnahbaren Außenseiter. Das kenn ich schon aus hundert amerikanischen Highschool Märchen.


    Stimmt nicht!


    Der Klappentext von „Echte Cowboys“ hört sich zwar nach einem Klischee an, der Roman hingegen entspricht dem ganz und gar nicht. Zwar finden sich die typischen Elemente eines Jugendromans – die Suche nach der ersten Liebe, Familienprobleme und Stress in der Schule –, doch die Umsetzung dieser Themen kratzt nicht bloß an der Oberfläche.


    Stephan Knösel schenkt jedem seiner Charaktere soviel Zeit und Aufmerksamkeit, wie es braucht, um hinter die Fassade schauen zu können. Durch die authentischen und detaillierten Beschreibungen wirken Cosmo, Nathalie und Tom wie aus dem Leben gegriffen und überzeugen durch ihre ehrliche Art.
    Ganz persönliche Emotionen stehen dabei an oberster Stelle, auch wenn der Schreibstil eher etwas distanziert ist. Der Leser betrachtet die drei Jugendlichen nur von außen, doch die Intensität der unterschiedlichen Schicksale saugt einen förmlich in die Geschichte hinein.
    Das liegt nicht zuletzt auch an den zahlreichen Dialogen, die einfach echt wirken. Ein Wort führt zum nächsten, ohne dass man dahinter eine bemühte Konstruktion spürt.
    Stephan Knösel ist eigentlich Drehbuchautor und die Erfahrung hinsichtlich dessen kam seinem Debütroman sicherlich zugute.


    Inhaltlich werden die verschiedensten sozialen Hintergründe beleuchtet, angefangen beim trostlosen Plattenbaumilieu bis hin zur reichen Schickeria Münchens. Das erklärt zwar die Herkunft der Charaktere, der Schwerpunkt liegt jedoch auf anderen Themen.
    In „Echte Cowboys“ geht es um Einsamkeit und Träume, aber auch um wahre Freundschaft und die erste Liebe. Cosmo, Tom und Nathalie sind auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück und das findet man eben nur, wenn man zusammenhält.


    Fazit


    Alles in allem handelt es sich bei „Echte Cowboys“ um einen Jugendroman mit Tiefgang. Die Charaktere wirken authentisch, die Dialoge machen das Erzählte lebendig und die Thematik kann einen fesseln.
    Spannung und Nachdenklichkeit wechseln sich ab, wodurch eine angenehme Mischung entsteht, die mich durchaus überzeugen konnte. Mein Klischeedenken habe ich jedenfalls über Bord geworfen!


    Altersempfehlung: ab 13 Jahren

    Nur weil ein Hype um die Bücherserie gemacht wird und es vielen Lesern gefällt, heißt das nicht, dass man es gelesen haben muss, vor allen Dingen dann nicht, wenn dir das Genre eigentlich so gar nicht zusagt.
    Es gibt sicher auch unzählige Menschen, denen die Reihe gar nicht gefällt oder die kein Interesse daran haben. Nur bekommt man von denen weniger mit, find ich.


    Wenn man alles lesen müsste, was in den Medien oder innerhalb einer Lesergruppe in den Himmel gehoben wird, hätte man nur noch wenig Zeit, das zu lesen, was einen wirklich interessiert.


    Aber wenn du es gerne ausprobieren willst, dann leih es dir doch aus. So kannst du mal reinschnuppern, ohne direkt Geld dafür ausgeben zu müssen.