Beiträge von savanna

    Die Passage, die mir im gesamten Buch wirklich nahe ging, ist diese, in der Tilly von ihrem Liebesabenteuer mit dem Nigerianer erzählt. Eine "Freundin", die ihn abwimmelt, eine schwangere und völlig verstörte Tilly, die von eben dieser "Freundin" auch noch zu einer Abtreibung gedrängt wird. Das hat mich wirklich deprimiert - ein dramatischer Rückblick in Tillys Vergangenheit.


    Zum Ende des Buches hatte ich vor allem den einen Gedanken: Über Courtneys Herkunft wissen wir nun auch nicht viel mehr als vorher.


    Scheint von der Dramaturgie her wichtig gewesen zu sein, dieses Kind mitspielen zu lassen, um ein weiteres unbekanntes Kind ins Spiel zu bringen und den Leser vielleicht zu verwirren? (Was ja auch in dieser Leserunde durchaus hier und da geklappt hat...!). Auch der Satz "Sie ist nicht..." wird nicht aufgelöst. Courtey als literarische Figur hat wohl vor allem die Funktion zu erklären, dass Tracy über so viele Jahre ehrlich darunter leidet, dass die Michael damals nicht hat helfen können.


    Und ist der Hinweis auf der letzten Seite nicht gemein? Wer hat nochmal ein Muttermal in Form von Afrika (..."oder war es Indien?"). Ich WEISS, dass ich es gelesen habe, kann mich aber nicht erinnern - war es nicht Courtney? Das ist eine fiese Verlinkung für den nicht 100% aufmerksamen Leser - GRRRRRR! :gruebel


    Insgesamt bin ich nach und nach mit dem Buch warm geworden, auch wenn ich mir von dem Plot ehrlich gesagt mehr Spannung erwartet habe. Bücher, bei denen ich so lange brauche, um 'rein' zu kommen, schrecken mich tendenziell ab. Daher landen andere Bücher dieser Autorin jetzt nicht auf meiner Wunschliste, da ich bei einigen Eulen heraus gelesen habe, dass diese verwirrenden Anfänge durchaus ein typisches Stilmittel von Kate Atkinson sind. Aufgewertet wurde dieses Szenario um das verschwundene Kind in jedem Fall durch den Ermittler Jackson!

    Echter Lacher hat in diesem Abschnitt - oder ehrlich gesagt zum ersten Mal im gesamten Buch - das albanische Schlägerduo "Zwiddeldum und Zwiddeldei" ausgelöst!


    Jacksons Humor macht dieses Buch für mich mit jeder Seite mehr und mehr lesenswert. Die literarische Type gefällt mir mittlerweile total!

    Ich reihe mich da ein: Mittlerweile habe ich meinen Zugang zu diesem Buch auch gefunden. Mit Kellys Tod und Michael als das Kind hinter der verschlossenen Tür im Jahr 1975 stieg für mich die Spannungskurve merklich an!


    Die Sprünge in den Zeiten irritieren mich übrigens gar nicht, allerdings achte ich auch zu Beginn jedes Kapitels sehr bewusst darauf, wohin mich die Autorin zeitlich schickt.


    Was mich allerdings zunehmend irritiert, sind Courtneys Verhaltensweisen: Wäre ein sozial gestörtes Kind so - äh - 'brav'? Geht man nicht davon aus, dass in diesem sozialen Milieu, aus welchen die Vierjährige nach Tracys Meinung ja errettet wurde, eher laut-derbe Umgangsformen herrschen? Also würde ein Kind doch wohl entweder verängstigt ('nachgeben') oder ebenfalls laut-derbe ('wehren') reagieren? Aber sie wird vor allem mit der Gemütsverfassung "gleichgültig" dargestellt. Wie passt das?


    Ich werde nun eine Woche offline sein - danach folgen die Posts aus meinen Notizen und die Rezension!


    GRUSS savanna

    Ich bin mit dieser Passage noch nicht ganz durch, kann aber in jedem Fall sagen, dass mir das Buch von Seite zu Seite besser gefällt! Woran das genau liegt, habe ich mich gefragt, kann mir das aber nicht so recht beantworten...


    Jackson als Type wird immer greifbarer. Beachtlich guter Humor. Tracys Entscheidung, dass Kind zu kaufen/entführen, ist mir nach wie vor schleierhaft, aber es wird zunehmend spannend, wie sehr sie bereit ist ihr Leben für eine fremde Vierjährige völlig auf den Kopf zu stellen.


    UND: Auch in dieser Passage fallen mir die vielen Vergleiche auf, die sich auf Hund (Jacksons Familienzuwachs) und Kind (Tracys Familienzuwachs) beziehen. Das waren schon in vorherigen Abschnitt so auffällige Parallelen, die mich ehrlich gesagt ganz schön irritieren. Ich habe nicht wirklich eine Idee, was dazu die Intention der Autorin gewesen sein mag...

    Zitat

    Original von Sabine_D


    Savanna, du musst nicht. Du kannst das Buch auch an jemanden anderes schicken, der bei der Verlosung kein Glück hatte. Keiner kann dich zwingen dieses Buch zu lesen.
    Sofern du das Buch weiterschickst wenn du abbrichst, ist es auch für Wolke und den Verlag ok.


    Das ist natürlich richtig und war von mir vielleicht zu drastisch ausgedrückt! So schnell werfe ich nie die Flinte ins Korn - oder ein Buch beiseite! Wollte damit nur sagen, dass mich das Buch einfach noch nicht gepackt hat.


    Wäre ich nicht Teil dieser Leserunde, würde ich das Buch vielleicht erstmal weg legen ("Hallo, SUB!") und zu einem späteren Zeitpunkt neu starten. Manchmal liegt es ja auch einfach an der Stimmung oder Büchern, die man davor gelesen hat, dass der Funke bei einer mir neuen Autorin nicht zünden will.


    Bleibe in jedem Fall dabei, denn der Plot hat mich ja so interssiert, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte! Aber ich kann das Buch danach wandern lassen, wenn andere Eulen auch Interesse haben! (Bin auch bei den Wander-Eulen...)


    GRUSS savanna

    Zitat

    Original von Eskalina
    Kurzbeschreibung
    Allan Karlsson hat keine Lust auf seine Geburtstagsfeier im Altenheim. Obwohl der Bürgermeister und die Presse auf den 100jährigen Jubilar warten, steigt Allan kurzerhand aus dem Fenster und verduftet. Bald schon sucht ganz Schweden nach dem kauzigen Alten, doch der ist es gewohnt, das Weltgeschehen durcheinander zu bringen und sich immer wieder aus dem Staub zu machen.


    Hat das schon jemand in seinem SUB? Ich liebäugele damit... :wave


    @ Eskalina


    Auf dem SUB liegt das Buch bereits - wird kommende Woche im Urlaub gelesen - dann gerne mehr dazu! Aber ist das phantastische Cover allein nicht schon einen Kauf wert? ;-)


    GRUSS savanna

    Ich kann Herrn Palomar da leider (noch) nicht zustimmen - ich bin bisher alles andere als begeistert!


    Ich erwischte mich heute sogar bei dem Gedanken, dass ich ja für die Leserunde noch weiterlesen MUSS! Schlechtes Zeichen bei mir, die ich doch so gerne lese und vor allem in letzter Zeit viele gute Bücher mit brennendem Eifer verschlungen habe. Hier aber leider (noch) Fehlanzeige...


    Die Passagen über Jackson haben mich eher gelangweilt und mich zum 'Überfliegen' der Sätze animiert. Seine Vergangenheit, seine Hunderettung und ganz arg seine Dialoge mit Julia...puuuuh!


    Den von Euch erwähnten Wortwitz habe ich hier und da auch gefunden, durchaus, und Jackson scheint an sich eine interessante Figur zu sein, aber dieses Abschweifen und diese Tiefe von Themen, die mich gerade Null interessieren, wenn ich doch nur wissen möchte, wie es um das "vergessene Kind" steht.


    Aber weiter im Text...

    Zitat

    Original von Jaune


    Ob das Kind im Briefkastenschlitz das gekaufte Mädchen ist? Und wer ist dann wohl gestorben?


    Das kann ja eigentlich nicht sein, oder? Die Passage mit dem Verwesungsgestank in der Wohnung und dem Kind am Briefschlitz liegt zeitlich ja weit davor - also weit vor der Zeit, als Tracy das Mädchen 'kauft'.

    Die Aussage auf dem Buchrücken hat meine Erwartungen schon vor dem Lesestart quasi ins Unermessliche gehoben:


    "Bis jetzt Atkinsons bestes Buch. Genau genommen ist es eines der besten englischen Bücher der letzten Jahre überhaupt." (The Mirror)


    Da ich noch nie etwas von der Autorin gelesen habe, bin ich erwartungsvoll-vergnügt an die ersten Kapitel, um mir dann recht rasch einzugestehen, dass ich leider keinen rechten Zugang zu diesem Buch finde.


    So wie Tracy dort beschrieben wird, finde ich diese Frau mehr als seltsam! Auch die eigentliche Hauptaktion, der genervten Mutter ein Kind 'abzukaufen' - das war so konstruiert, selbst wenn es soziales unteres Niveau sein sollte und es sich noch nicht mal um das leibliche Kind dieser Frau handeln sollte. Wo kommt den überhaupt diese wahnwitzige Idee her, nach dem PREIS des Kindes zu fragen? In England der heutigen Zeit? Einfach abstrus...


    Und Tilly? Was sollen mir diese Kapitel sagen? Mir geht es da wie einigen Mitlesern hier: Aktuell kapiere ich noch nüscht!


    Noch ein Satz zum Buchcover: Da es leider schon so viele Büchercover gibt, die kleine Mädchen in der Rückenperspektive zeigen, finde ich dieses hier leider auch nur völlig mittelmäßig. Leider kein Hingucker, kein Überraschungsmoment, keine besondere Farbgestaltung. In der Buchhandlung wäre es mir garantiert nicht aufgefallen...


    GRUSS savanna

    Das Sonnenkreuz


    Neun Opfer erfordert ein Blót, ein altes heidnisches Ritual des hohen Nordens zur Verehrung des höchsten heidnischen Gottes Odin. Acht tote Katzen und ein verschwundener Mann, das sind die Fakten mit denen die ahnungslose Polizei in Reykjavik eines Tages konfrontiert wird.


    Das Büro des Archäologen Baldur gleicht einem blutigen Opferplatz, als Baldurs Doktorandin Embla zum Tatort geführt wird. Als Expertin für nordische Mythologie und Zögling der verschwundenen Person wird Embla darum gebeten, die Symbolik dieses Gewaltverbrechens zu entschlüsseln. So zeigt eine blutige Spur eines der ältesten und am weitesten verbreiteten Glaubenssymbole der Menschheitsgeschichte – das Sonnenrad.


    Dieses schlichte Zeichen, welches häufig auch als Sonnenkreuz bezeichnet wird, war die Basis für Baldurs umstrittene Forschungen über die frühe Besiedelung Islands. Gemäß Baldurs Theorie haben die Wikinger in der isländischen Landschaft besondere Punkte wie beispielsweise Berggipfel ausgewählt und so die Lage eines gedachten, gigantischen Sonnenrades festgelegt. Im Zentrum und an ausgewählten Schnittpunkten sollen dadurch die Standorte für Odins Tempel festgelegt worden sein.


    Mit fast fanatischer Vehemenz verfolgt der Isländer Saemundur die Theorien zu den Sonnenrädern, weshalb er auch den historischen Orden des Sonnenkreuzes wieder zum Leben erweckt hat. Als er sich mit einem weiteren Mitglied des Ordens auf die Suche nach Odins Tempel im südlichen Island begibt, gerät er in das Visier der überaus sensibilisierten Polizei.


    „Das Sonnenkreuz“ (Sólkross) ist der zweite Thriller des isländischen Autors Óttar Martin Nordfjörd. Veröffentlicht bereits im Jahr 2008, erscheint dieses Werk nun im Rahmen der Frankfurter Buchmesse in der deutschen Übersetzung beim Aufbau Verlag. Nordfjörd wird neben den beiden bekanntesten isländischen Kriminalautoren Arnaldur Indridason und Yrsa Sigurdardóttir als Ausnahmetalent dieses Genres genannt. Umso erfreulicher, dass nun auch die deutsche Leserschaft auf diesen jungen Autor aufmerksam gemacht wird.


    Zweifellos weisen die ersten Kapitel von „Das Sonnenkreuz“ starke Züge eines Dan-Brown-Bestsellers auf: Hier der rituell verletzte Professor, dort die wissenschaftliche Expertin, die wegen ihres Spezialwissens zu den Ermittlungen hinzu gezogen wird und die daraufhin eigenmächtig einigen kryptischen Hinweisen zur Identifizierung des Täters folgt. Ebenfalls vergleichbar mit den Werken Dan Browns ist auch der so erzeugte Spannungsbogen um alte Mythen und noch sehr aktuelle Geheimbunde, der den Leser das Buch kaum aus der Hand legen lässt.


    Dass Nordfjörd in seinem Heimatland bereits mit mehreren Titeln großen Erfolg hat, verwundert nicht – das Handwerkszeug für packende Thriller hat er in jedem Fall!

    Kubu und der zweite Tod von Goodluck Tinubu


    Der Chobe Nationalpark ist Botswanas erstes und bedeutendstes Naturschutzgebiet. Angrenzend an die äußerste Ecke des Nachbarlandes Namibia wird die wüstenhafte Landschaft von dem namensgebenden Chobe-Fluß bestimmt. Ausgerechnet in dieser Idylle, die Touristen der Elefantenherden und des Vogelreichtums wegen aufsuchen, werden zwei Männer ermordet.


    Die Reinigungskraft des Jackalberry Bush Camps stolpert eines Morgens über die Leiche von Goodluck Tinubu in seinem Zelt. Die aufgeschreckten Camp-Manager entdecken kurz darauf die Leiche von Sipho Langa am Rande des Areals. Beide Opfer waren gern gesehene Gäste des auf einer Halbinsel eigentlich gut geschützt liegenden Safari-Camps. Dass ein weiterer Gast in den frühen Morgenstunden ausgecheckt hat, lässt den Verdacht prompt auf genau diesen Ismael Zondo fallen.


    Obwohl das Camp streng genommen nicht im Zuständigkeitsbereich von Detective David ‘Kubu’ Bengu liegt, wird dieser als Unterstützung aus der Hauptstadt Gaborone eingeflogen. Von kritischem Scharfsinn und ständigem Appetit getrieben, beginnt der übergewichtige Polizist seine Ermittlungen am Tatort. Rasch jedoch zeigen erste Hinweise auch in die Nachbarländer Namibia, Simbabwe und Südafrika. Politische Motive sind ebenso denkbar wie Geldtransfer oder Drogenschmuggel. Erschwert wird die Suche nach dem Täter durch die Erkenntnis, dass Tinubu schon vor vielen Jahren dem rhodesischen Bürgerkrieg zum Opfer fiehl. Nun steht Kubu vor der überaus kniffeligen Aufgabe, den zweiten Tod von Goodluck Tinubu zu erklären.


    Die beiden in langjähriger Freundschaft verbundenen Autoren Michael Sears und Stanley Trollip präsentieren sich auf dem Klappenbild im passenden Safari-Outfit. Zusammen haben die beiden südafrikanischen Professoren im Ruhestand unter dem Pseudonym Michael Stanley nun schon den zweiten Roman veröffentlicht und damit viel von ihrer gemeinsamen Begeisterung für das südliche Afrika zu Papier gebracht.


    „Kubu und der zweite Tod von Goodluck Tinubu“ ist der zweite Fall für Detective Kubu, nachdem er die Geschehnisse um „Kubu und der Tote in der Wüste“ im letzten Jahr erfolgreich aufklären konnte. Auch die Neuerscheinung lebt von dem etwas grummeligen, aber liebenswerten Polizisten sowie intensiven Landschaftsbeschreibungen eines kaum bekannten Botswana.


    Immer wieder meint man, kleinere hier verewigte Insider der beiden Autoren erkannt zu haben, was zwischenmenschliche Feinheiten oder Kubus ständigen Drang nach Essen betrifft. Es mag morbide klingen, aber trotz gleich mehrerer Leichen enthält dieser Krimi doch auch eine feine Prise Humor, der die Lektüre über immerhin 490 Seiten nicht zu schwer werden lässt.


    „Kubu und der zweite Tod von Goodluck Tinubu“ ist kein Krimi, der einfach nur in eine beliebige afrikanische Kulisse hinein gestanzt wurde, sondern regelrecht eine Ermittlung auf südafrikanische Art. Um den Mörder zu enttarnen, muss der Krimi nur einmal verschlungen werden – um jedoch viel über botswanische Natur und Kultur zu erfahren, kann der Roman durchaus das ein oder andere Mal zur Hand genommen werden.

    Marina


    Als Einzelgänger könnte man den Teenager Oscar bezeichnen, der nahezu täglich dem Alltag seines Internats entflieht, um neugierig wie gedankenverloren durch die Gassen Barcelonas zu streifen. Als er auf eine scheinbar verlassene Villa aufmerksam wird, lernt er die titelgebende Marina kennen. Ein selbstbewusstes, fast arrogantes Mädchen in Oscars Alter, die mit ihrem Vater ebendiese Villa bewohnt.


    Die beiden Teenager, die sonst offensichtlich kaum Freundschaften pflegen, verbringen mehr und mehr Zeit miteinander, die sie von nun an gemeinsam in den Gassen der Altstadt verbringen. Als Marina ihren neuen Freund auf einem fast unbekannten Friedhof auf einen seltsamen Grabstein aufmerksam macht, beginnt für die Jugendlichen ein bizarres Abenteuer. Angezogen vom Reiz des Unbekannten, folgen sie einer Trauernden und finden sich schon bald in einem Wirrwarr von Unheimlichkeiten wieder.


    Straßen, Häuser und selbst die Kanalisation Barcelonas dienen als Schauplatz für eine harmlos beginnende Geschichte um zwei allzu neugierige Jugendliche, die zunehmend mit Gruselelementen bestückt wird. Während es zuvor nur eine verfallene Villa ist, die den morbiden Charakter dieses Romans bestimmt, senkt sich die gesamte Stimmung mit jedem Kapitel merklich. Mystische Spannung wird erzeugt, ganz ähnlich wie der Leser sie schon in anderen Werken Zafóns hoch gelobt hat.


    Der spanische Schriftsteller Carlos Ruiz Zafón hat sich mit den beiden Welterfolgen „Der Schatten des Windes“ und „Das Spiel des Engels“ in der Reihe der derzeit beliebtesten Autoren einen festen Platz erkämpft. Daher verwundert es kaum, dass der Leser mit der Neuerscheinung „Marina“ hohe Erwartungen verknüpft. Allen Unkenrufen zum Trotz, Zafón wolle mit einem weiteren Barcelona-Roman an seine immensen Erfolge anknüpfen, überzeugt auch diese Geschichte vor allem durch Zafóns einmaligen Erzählstil. Tatsächlich ist „Marina“ bereits in den 90er Jahren entstanden, geht also bibliographisch seinen beiden Erfolgsbüchern voraus.


    Zafóns fast blumige Umschreibungen begeistern in erster Linie den geduldigen Leser – für ein rasche Überfliegen halten zu viele Sätze einfach zu viele Überraschungen parat. Und obwohl Personen wie Ortschaften in „Marina“ oft sehr detailliert beschrieben werden, lässt Zafón fast auf magische Weise genügend Raum für die eigene Phantasie. Man könnte meinen, Carlos Ruiz Zafón fordert seinen Leser charmant dazu auf, die Gedanken wild schweifen zu lassen. Kurz: Literarische Ablenkung vom Feinsten!