Bei Weitem nicht so blutrünstig, sondern eher subtil. Mich hat das Buch sehr berührt!
"Der isländische Autor Einar Már Gudmundsson erzählt eine Geschichte von jenseits des Grabes und aus dem Innern des Wahns. Es ist die Geschichte seines kranken Bruders und der Bericht aus einer spiegelverkehrten Welt. Hier herrschen die Gesetze der medikamentös verabreichten Schwerkraft, die Beleuchtung ist wie in Träumen, und die Gesichter sind still, mit Augen, «wie wenn Verstorbene im Traum erscheinen». Da ist die Welt ein winziges Schiffchen und Gott ein Vogeljunges in einem verlassenen Ruderhaus. So traurig ist alles, wie nur der Norden mit seinem ewigen «Mittwinterdunkel» sein kann, und zugleich ist das Buch voller komischer Episoden.
Gudmundssons Krankengeschichte ist nämlich auch ein Schelmenroman, gespickt mit Märchen- und Fabelmotiven und dem Witz einer höheren Kindervernunft. Und doch wird «die Kälte, die man Gesellschaft nennt», ganz anders sichtbar als in solchen abgedroschenen Formulierungen. Sie gefriert «in dem leeren Raum», der um den Kranken entsteht und den das Buch nicht ausfüllt, aber durchkreuzt. Der Abstand zwischen dem Boden der Normalität und dem «Hochhaus der Einsamkeit» ist die Fallhöhe, in der die Engel zu Hause sind.
Gudmundsson erzählt in der Ichform, er erzählt in chronologischen Sprüngen, die Lebensgeschichte umfasst die Spanne vor der Geburt bis nach dem Tod. Die Wahl dieser Perspektive ist kühn, genauer: sie stimmt hinten und vorne nicht. «The I in the book cannot die in the book», sagt Nabokov. Die Sprache der Toten müsste erst noch erfunden werden. Es müsste die Sprache der Engel sein. "Quelle: amazon
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savanna