Beiträge von savanna

    Augen auf bei der nächsten Ausgabe der GEO:


    In der Vorschau auf das August-Heft findet sich folgende Info zu einem Artikel mit dem Titel "Die Zukunft des Lesens":


    "Noch schlagen Menschen Bücher und Magazine lustvoll auf, um darin zu versinken, um Wort für Wort zu verfolgen, von Anfang bis Ende. Doch Internet, SMS, und E-Books revolutionieren die Art, wie wir Geschriebenes wahrnehmen, von Grund auf: Sie verwandeln uns von konzentrierten Sinnsuchern in Überflieger, die Buchstabenmassen nach Info-Bits durchfiltern. Verlernen wir dadurch das Denken? Treten wir gar, am Ende der Lese-Kultur, in ein reicheres, vielfältigeres Kommunikations-Universum ein?"


    [Daneben ein stimmungsvolles Bild aus dem - denke ich - äthiopischen Hochland mit einem jungen Ziegenhüter, der sich mit einem Buch unter einem Regenschirm verzogen hat.]


    Ich selbst würde zwar nicht vom Ende einer Lese-Kultur sprechen, aber dennoch freue ich mich auf den Artikel!


    GRÜSSE
    savanna

    Wie eigentlich schon erwartet, ist diese Leseprobe genau in mein Beuteschema gefallen! ;-)


    Kreativer Schreibstil, skurrile Situation eines Protagonisten und feiner Wortwitz - supergut!


    GRÜSSE
    savanna

    Zitat

    Original von buchratte
    ich freu mich voll auf die LP morgen....die Bücher von Thomas Glavinic finde ich super... :grin *freu* :-]


    Da hibbel ich aber mal ganz doll mit Dir mit!!!


    Seit Wochen interessiert mich dieses Buch aus der Liste am allermeisten...


    GRÜSSE
    savanna

    AHA!!!


    Ich hatte Frank Schätzing letztes Jahr als potentiellen Referenten für eine Veranstaltung angefragt und mir wurde von seinem Management gesagt, dass er tief in seinem neuen Buch versunken sei und daher solcherlei Termine in der Schreibephase nicht annehmen wird ... dann werde ich ja endlich sehen, für was für ein Werk wir in 2008 auf ihn als speaker verzichten mussten... ;-)


    GRÜSSE und danke für die Info,
    savanna

    Zitat

    Original von Lese-rina


    Jetzt hast du aber wahnsinnig schnell "nachgelesen" :-). Kein Wunder, dass da einiges liegengeblieben ist, (aber darf ja auch mal sein).


    Oh ja, das stimmt! Mich hat das Buch aber auch echt gepackt und - wie ich schon mal schrieb - war ich echt enttäuscht, dass ich es nicht mit auf Dienstreise nehmen konnte, daher war ich ganz "heiß" drauf! ! ;-)


    GRÜSSE
    savanna

    Dutzende bekannter Familienromane spielen im englischsprachigen Raum irgendwo in Großbritannien, Australien, Neuseeland oder den USA. Dass der Leser in Form einer Familiensaga auch mal in den lateinamerikanischen Kontext entführt wird, ist eher selten.


    Carolina De Robertis Debüt umfasst eine zeitliche Spanne von mehr als drei Generationen und eine räumliche Ausdehnung von Uruguay bis Argentinien. Drei Frauen in einer direkten Mütter-Töchter-Linie bestimmen die Strukturierung und die Entwicklungen des Buches. Der Leser lernt 'Pajarita' und ihre Tochter 'Eva' kennen, wie später auch wiederum Evas Tochter 'Salomé' eine entscheidende Rolle spielen wird. Großmutter, Mutter und Tochter der uruguayischen Familie Firielli stehen im Fokus dieses etwa 460 starken Buches.


    Der Schreibstil ist vor allem geprägt durch sparsame Dialoge, Zwischenmenschliches wird je nach Situation intensiv beschrieben oder nur oberflächlich angerissen. Dem Leser wird in den seltensten Fällen der Luxus detailreicher Erläuterungen zuteil. Oder positiv ausgedrückt: Die Autorin lässt dem Leser den größtmöglichen Raum eigener Interpretationen. Bei mir persönlich hat dies jedoch dazu geführt, dass ich mir nur schwerlich ein Bild der drei Hauptprotagonistinnen machen konnte. Wenig Erläuterungen bedeuten in dem Fall leider auch verdammt wenig Identifikationsfläche.


    Besonders auffällig sind die zunehmenden politischen Tendenzen, die das Leben der Familie Firielle und weiterer Protagonisten bestimmen. Vergleichbar einer stetig ansteigenden Kurve wird dieser Aspekt größer und größer geschrieben. Gerade in diesem Aspekt meine ich die da hinter stehende Ausrichtung der Autorin zu erahnen: selbst aus Uruguay stammend, jedoch im Ausland aufgewachsen, möchte De Robertis den Leser möglicherweise auf die politische Gegebenheiten 'ihres' Landes stoßen.


    Ähnlich ansteigend verhält es sich mit der durchaus vorhandenen Spannungskurve: zu Beginn herrscht eine fast blumige Sprache vor, die nach und nach abgelöst wird durch eine ereignisintensive Erzählweise. Gerade im letzten Drittel des Buches um das Leben Salomés herrscht deutliche Spannung vor. Während mir die poetische Erzählweise des Anfangs besonders gut gefiehl, konnte ich mit größer werdendem Interesse vor allem dem letzten Drittel folgen. Die Schwachstelle des Buches befindet sich damit eindeutig im mittleren Drittel der Kapitel um 'Eva'.


    Alles in allem habe ich das Buch sehr genossen und es geliebt, in ein ländliches Uruguay der Gauchos entführt zu werden. Liebe, Freundschaft, Mut und Hoffnung sind neben den Komponenten der Familie weitere Schlagwörter, die deutlich die Atmosphäre des Buches mitbestimmen. Für mich eindeutig ein Frauenbuch - von einer Frau über Frauen für Frauen geschrieben.

    Ich habe mir nochmal ein paar Gedanken zu Victoria gemacht:


    Sie ist ja quasi die vierte Generation dieser Frauenlinie und wie das bei Familienromanen so ist, könnte die Autorin wahrscheinlich ewig so weiter schreiben, solange weiterhin Kinder geboren werden...


    Mich hat es im Übrigen kein bisschen gestört, dass der Leser über Victorias Leben so wenig erfährt. Für mich stand sie dermaßen ausserhalb der Entwicklungen um Salomé - räumlich (Kalifornien) wie zeitlich (enorme Lücken im Kontakt zu ihr) wie auch familienbezogen (Vater Vergewaltiger).


    In jedem Fall ist es sehr traurig heraus zu lesen, dass ein Kind offensichtlich ausserhalb Uruguays besserer Lebensbedingungen findet als innerhalb der Grenzen - und das geschrieben von einer aus Uruguay stämmigen, aber in den USA und Europa aufgewachsenen Autorin. Hier lese ich ganz deutlich die bestehende Kluft zwischen nord- und südamerikanischen Verhältnissen heraus - materialistisch wie gesellschaftlich wie politisch.


    GRÜSSE
    savanna

    Tiefe von Mankell ist mal keiner seiner typischen Krimis, sondern ein - tja, was?


    "Erst langsam lichtet sich der Nebel in Henning Mankells Roman Tiefe, danach offenbart sich Tackers Geschichte -- und die ihres Mannes Lars Tobiasson-Svartman, mit dem sie vor Urzeiten einmal verheiratet war: Er berichtet von der Distanz, den Tobiasson-Svartman zu seiner Mutter hatte. Und von dem Koffer, den er bei sich trug, um Entfernungen besser bestimmen zu können, damals, im Oktober 1914, als er in Stockholm erschien, mit seinem kostbarsten Besitz, einem Messing-Lot zur Seevermessung aus dem 18. Jahrhundert. Als er mit dem Panzerschiff Svea zu einer militärischen Aktion -- einer geheimen Kommandosache -- aufbricht, hält er das Lot fest umklammert. Auf der Reise verliebt er sich in eine fremde Frau, Sara Fredrika. Aber zuhause wartet eine andere. Also muss sich der Vermessungsingenieur, um Nähe wiederherzustellen, mit einer Lüge Distanz schaffen: Ein Betrug, der in die Katastrophe führt."


    Für mich ein eindeutiges Herbstbuch - und es spielt auf dem Meer bzw. einer Insel.


    GRÜSSE
    savanna

    Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Bezug des deutschen Titels auf das Buch gibt. Im Original heißt das Buch "The invisible Mountain". Damit ist ganz klar der Monte Video gemeint, der praktisch nicht vorhandene Berg. Der eigentlich eher ein Hügel ist und dessen "Entdeckungsgeschichte" sich wie ein Band durch Buch zieht.


    Danke für die Info - das macht absolut Sinn (immer wieder: Monte. Vide. Eu.). Und den Hintergrund zum nicht genauso in deutsch gesetzten Titel haben wir ja auch schon hier erhalten...


    GRÜSSE
    savanna

    Zitat

    Original von Nordstern


    Ich frage mich, warum Salomé bei dem Ausbruch nicht mit geflohen ist. War der Schacht in die Kanalisation zu eng, dass sie mit ihrem Schwangerschaftsbauch nicht durchgekommen wäre? Oder hatte sie Angst, dass sie und das Kind bei dem Ausbruch umkommen könnten? Oder dass Tinto sie mit dem Kind aus einer Vergewaltigung ablehnen könnte? Diese Stelle ist für mich sehr unklar...


    Genau so habe ich es verstanden. Da der Ausbruch für irgendwann geplant war - aber eben wann ergibt sich die Situation wirklich? - konnte sie nicht abschätzen, wie dick und störend dann der Bauch schon sein wird, um durch die Kanalistation robben zu können. Da sie das Kind eben nicht schädigen will (Stricknadel!!!), hat sie sicher auch Angst, es bei der Flucht zu verlieren (Quetschungen, Infekte durch Abwässer...).


    Über die Rolle Tintos in dieser Phase habe ich so gar keinen Gedanken verschwendet - er selbst war bereits mindestens einmal Folteropfer, daher würde er das - bestürzt zwar - einordnen können...


    [Edit: Fehlerchen]

    Zitat

    Original von Lese-rina


    Ich konnte mir auch nicht erklären, wieso ihr Bruder (der laut Buch übrigends des Jobs wegen in die USA ging) und seine Frau Victoria über ihre Herkunft nicht spätestens dann aufklärten, als Salomé aus dem Gefängnis freikommt. Spätestens dann hätte ihnen doch klar sein müssen, dass die Wahrheit irgendwann rauskommen wird. Außerdem fand ich es sehr seltsam, dass Roberts Familie nicht mal nach dem Ende der Diktatur und zum Tod der Großmutter nach Uruguay zurückkehren (zu Besuch). Auch Salomé verschwendet ja überhaupt keinen Gedanken daran, ihre Tochter zu besuchen und sie von Angesicht zu Angesicht aufzuklären. Kann ja sein, dass schriftstellerisch ein Brief besser passt, aber ich fand das nicht nachvollziehbar. Dieser Abschnitt spielt ja fast in der "Jetzt-Zeit", also ein Flug wäre wahrscheinlich kein Problem mehr gewesen (und das Geld hätte sie sicher irgenwie aufgetrieben). Dieses "Unklarheit" hat mich sehr gestört - das verdirbt mir irgendwie den ganzen Schluss, so schön er sonst auch ist.


    Geht es hier nicht vor allem um den Schutz von Victoria?


    Ich denke, die Erklärung, dass Deine Eltern nicht Deine leiblichen Eltern sind und dass Deine Mutter eine "Terroristin" war und Du selbst ein Produkt einer Vergewaltigung unter monatelanger Folter - das ist schon hartes Brot zu schlucken und gerade für einen Teenager möglicherweise krass verstörend!!! Ein klug formulierter Brief mit Erklärungen der "Eltern" dabei sind sicherlich zumindest etwas sanfter. Mit der Zeit wird sich das für Victoria sicher nach und nach ergeben, mehr zu erfahren und sich damit als junge Frau auseinander setzen zu können...


    Ich kann diese Reaktionen daher extrem gut nachvollziehen!