Von Beginn der Leserunde an war mir klar, dass ich bei diesem Buch die Gewalttaten an den Kindern ausblenden muss. Dieses Thema belastet mich einfach zu sehr. Da ich mich aber in diesem Fall nunmal trotzdem auf diesen norwegischen Thriller einlassen wollte, bin ich dem Autor sehr dankbar, dass die Taten an den Kindern nicht in den Vordergrund gerückt oder gar zelebriert wurden.
Im Vordergrund von 'Engelskalt' steht klar die Ermittlungsarbeit des ungleichen Teams bestehend aus Holger Munch und Mia Krüger. In welcher Beziehung der ältliche Holger und die junge Mia zueinander stehen, wurde mir bis zum Schluss leider nicht ganz klar. Fakt ist jedoch, die Zusammenarbeit der beiden scheint von großer Wertschätzung und erheblichem Vertrauen geprägt zu sein, was für die Ermittlungen von elementarer Bedeutung ist. Das Duo war mir innerhalb weniger Kapitel so sympathisch - wobei sympathisch eigentlich nicht der richtige Begriff für diese beiden angeschlagenen Persönlichkeiten sein kann! - dass ich die angekündigten weiteren Thriller um Munch und Krüger jederzeit lesen würde.
Dieses Buch hat eine ansteigende Spannung und zum Ende mancher Kapitel zusätzliche Cliffhanger zu bieten, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Gut, es gab auch für mich nach Beendigung des Buches noch diverse offene Fragen (die sich trotz Austausch in der Leserunde nicht klären ließen), aber eher nebensächlicher Art, so dass ich das einfach so stehen lassen kann. Für mich gibt es keinen Zwang, dass ein Autor immer alle losen Fäden verweben muss - es darf da zur Anregung des Lesers ruhig auch mal etwas löchrig bleiben. Den Spannungsbogen oder Lesegenuss hat dies für mich jedenfalls nicht geschmälert.