Beiträge von savanna

    Von Beginn der Leserunde an war mir klar, dass ich bei diesem Buch die Gewalttaten an den Kindern ausblenden muss. Dieses Thema belastet mich einfach zu sehr. Da ich mich aber in diesem Fall nunmal trotzdem auf diesen norwegischen Thriller einlassen wollte, bin ich dem Autor sehr dankbar, dass die Taten an den Kindern nicht in den Vordergrund gerückt oder gar zelebriert wurden.


    Im Vordergrund von 'Engelskalt' steht klar die Ermittlungsarbeit des ungleichen Teams bestehend aus Holger Munch und Mia Krüger. In welcher Beziehung der ältliche Holger und die junge Mia zueinander stehen, wurde mir bis zum Schluss leider nicht ganz klar. Fakt ist jedoch, die Zusammenarbeit der beiden scheint von großer Wertschätzung und erheblichem Vertrauen geprägt zu sein, was für die Ermittlungen von elementarer Bedeutung ist. Das Duo war mir innerhalb weniger Kapitel so sympathisch - wobei sympathisch eigentlich nicht der richtige Begriff für diese beiden angeschlagenen Persönlichkeiten sein kann! - dass ich die angekündigten weiteren Thriller um Munch und Krüger jederzeit lesen würde.


    Dieses Buch hat eine ansteigende Spannung und zum Ende mancher Kapitel zusätzliche Cliffhanger zu bieten, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Gut, es gab auch für mich nach Beendigung des Buches noch diverse offene Fragen (die sich trotz Austausch in der Leserunde nicht klären ließen), aber eher nebensächlicher Art, so dass ich das einfach so stehen lassen kann. Für mich gibt es keinen Zwang, dass ein Autor immer alle losen Fäden verweben muss - es darf da zur Anregung des Lesers ruhig auch mal etwas löchrig bleiben. Den Spannungsbogen oder Lesegenuss hat dies für mich jedenfalls nicht geschmälert.

    Zitat

    Original von belladonna


    Und habe ich das richtig verstanden, dass das kleine Mädchen aus der Wochenstation wohl verhungert ist, weil Karen selbst ins Krankenhaus musste und sich nicht mehr kümmern konnte??? :gruebel


    So habe ich es auch verstanden. Da keiner wissen sollte/durfte, dass das gestohlene Mädchen bei ihr ist, gab es Niemanden, der in ihrer Abwesenheit nach dem Mädchen geschaut hat. Karen hat das Sterben des Kindes hingenommen, sonst hätte sie sich ja des Kindesraubes stellen müssen! Ziemlich unrealistisch, wenn sie das Kind doch so geliebt hat?! Nunja, solche kranken Gedanken kann ich nicht nachvollziehen... :-(

    Auch ich bin durch - ich fand das Buch bis zur letzten Seite klasse und spannend geschrieben!


    Meine dringendste offene Frage bis zum Schluss ist eigentlich diese:


    Warum wurden die letzten beiden Mädchen liegend mit einem Schweinekopf zwischen sich positioniert? Habe ich da was überlesen oder wurde das nie wieder aufgegriffen? Erhängt passt ja noch, denn auch Karens Schwester erhängte sich ja...


    Andere offene Fäden sind meiner Meinung nach weniger relevant, hätten mich aber dennoch interessiert:


    - Warum lebte Malin in dieser Wohnung voller Spiegel?


    - Wohin sind die Eltern von Tobias verschwunden?


    - Hat der Pastor die arme Rakel missbraucht oder nur zu seiner Gesellschaft 'gehalten'?

    Sehr nahe gingen mir die Beschreibungen von der verschleppten Marion in dem fensterlosen Raum. Beim Lesen haben sich bei mir echte Beklemmungen entwickelt. Ein kleines Mädchen, dass nach seiner Mutter ruft, alleine ist, nichts versteht. HORROR!!!


    Ohne es vorher zu wissen, hatte ich beim Lesen schon das Gefühl, dass es sich bei diesem Buch mit dem Ermittlerpaar Holger und Mia um den Auftakt einer Reihe handeln könnte. Mia extra wieder in den Dienst zurück zu holen, nur für einen Fall? Viel zu viel Aufwand... ;-) Ich würde gerne weiter Bücher dieser Ermittler lesen!


    Allerdings frage ich mich schon, was das für eine Beziehung ist, die die beiden da haben? Väterlich? Kurz vor einer Liebesbeziehung? Das blicke ich nciht so recht - sehr nahe scheinen sie sich aber wirklich zu sein, das geht ja nun offensichtlich deutlich über das Kollegiale hinaus.

    Zitat

    Original von belladonna
    Richie,
    ich stimme Dir zu - mir ist das alles auch zuviel. Dass die Eltern der Jungs einfach verschwunden sind, finde ich doch merkwürdig. Immerhin ist der Kleine ja auch schon 7 und damit schulpflichtig, da hätte doch irgendjemand mal nachfragen müssen, wenn beide plötzlich nicht mehr zur Schule kommen???


    Meines Wissens nach hat kaum ein Land so eine Schulpflicht wie Deutschland, Norwegen hat zumindest keine Schulpflicht. Will sagen, das Fehlen des Jungen hätte auffallen müssen, Lehrern, Mitschülern, ja, aber verpflichtend ist der Schulbesuch wohl nicht. Die Lehrerin überlegt ja sogar, ob sie vielleicht in Urlaub gefahren sind ohne sich von der Schule zu beurlauben. Das soll man in Deutschland mal versuchen - auch nur einen Tag vor den offiziellen Ferien! :pille

    Die Passagen um die Christengemeinde - speziell den Herrn Pastor mit seiner Vorliebe für die arme Rakel und den devoten Diener Lukas - finde ich regelrecht krank! Wenn Menschen ihre niederen Beweggründe mit spirituellen Argumenten durchbringen wollen, sehe ich absolut rot!


    Der Pastor zählt für mich daher zu den krankesten Persönlichkeiten des Buches - dicht gefolgt von Malin und Mia allerdings... ;-)


    Die Seite von Mia, die ermittelt, finde ich hochspanndend. Die Seite von Mia, die der Schwester nachtrauert und die sich immer wieder übelst betrinkt, widert mich ehrlich gesagt eher an. Wenn immer mal wieder ihr innerer Dialog zum Fall beschrieben wurde, war ich immer mit Feuereifer dabei. Ich finde ihre Schlüsse (meist) kreativ und schlüssig.

    Da geht es mir ähnlich wie Vielen hier: in diesem Abschnitt kamen noch mehr Personen hinzu, das Lesen verlangt mittlerweile echte Konzentration! Ich war schon versucht mir eine Liste anzulegen - so eine Art who-is-who um noch Durchzublicken. ;-)


    Ganz perfide ist der Schachzug des Täters, in der Redaktion anzurufen und die Journalisten in das 'Spielchen des Tötens' hinein zu ziehen. Ich hätte wohl dafür plädiert, überhaupt nicht nochmal ans Telefon zu gehen - denn wenn der Gegenüber nicht mitspielt, kann es auch keinen Schuldigen geben. Ob nun ein Mädchen oder beide getötet werden, es ist alleinige Entscheidung des grausamen Täters. Ich hätte versucht die Person einfach auflaufen zu lassen!


    Mich fesselt das Buch sehr, es fällt mir schwer es weg zu legen. Ein extrem gutes Zeichen! :-]

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    Original von Engel43


    Ich bin nicht sicher, ob Rakel in das Opferprofil passt, sie scheint mir älter zu sein, Tobias ist ja auch dreizehn.


    Ich denke, da hast Du recht - das muss mir irgendwie durch gegangen sein. Es passt auch nicht zu einer Sechsjährigen, schon so lesen und schreiben zu können. Sie wird wohl wirklich schon eher Teenager sein...

    Übelst erschrocken habe ich mich über die Information, dass durch die Schneiderin 10 Puppenkleider angefertigt wurden! Sollen wirklich zehn Mädchen geopfert werden? Super krass...diese Information steigert die Spannung bei mir extrem!


    Stark eingebrannt haben sich auch die Beschreibungen des Christen-Hofes oben im Wald bei mir. Da haben wir es wohl mit fanatischen Christen zu tun. Den Pastor-Assistenten Lukas empfinde ich dabei als ganz schrecklich: verblendet? naiv? hörig? Ich weiss garnicht, wie ich diese Figur beschreiben soll.


    Dass Rakel dort gefangen gehalten wird, ist wohl der Hinweis auf das nächste, arme Opfer. Ich gehe im Moment davon aus, dass der/die Täter unter diesen Christenmenschen zu finden sind!

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    Original von Bücherfreund


    Damit könntest du recht haben, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Der Mutter des einen Mädchens wurden doch vom Arzt Tabletten verschrieben, damit sie mal wieder richtig schlafen kann, oder? Vielleicht lesen wir von diesem Arzt noch etwas.


    So habe ich das heraus gelesen - dass die anwesenden Eltern nichts mitbekommen haben. Die Mutter von dem einen Mädchen sprach davon, dass sie mal wieder richtig schlafen sollte, wahrscheinlich mit Unterstützung in Tablettenform, exakt!

    Mich hat dieses Buch sofort gepackt! Ich mag grummelige, skandinavische Ermittler einfach. :-]


    Und auch wenn es mich traurig stimmt, dass sich eine junge Frau mit Tabletten und Alkohol - letztlich wohl einem Selbstmord - so fertig macht, hege ich doch echte Sympathien für die Ermittlerin Mia. Auch, dass sie 'nicht anders kann' als wieder in die Ermittlungsarbeit einzusteigen, weil sie die Komplexität der Fälle reizt, das imponiert mir an dieser Figur bisher.


    Ermordete Kinder sind auch nur in der Literatur eigentlich ein NoGo für mich, aber auf diese Neuerscheinung war ich dermaßen neugierig, dass ich da ausnahmsweise mal drüber hinweg gegangen bin. Ich muss aber jetzt schon sagen, dass ich Gedanken an diese erhängten Mädchen abends aktiv ausblenden muss, um nicht übelst zu träumen. Grausamst, was da den Eltern angetan wird (in Fiktion zum Glück)...


    Das vermisste Baby beschäftigt mich ebenfalls, noch aber kann ich es so garnicht einordnen. Auch das Alter der getöteten Kinder: kurz vor der Einschulung sind sie noch rein? Was passiert denn in der Schule? Wird da ein Weltbild vermittelt, welches dem Täter so zuwider ist?

    Die letzten Tage von Rabbit Hayes - Anna McPartlin


    Exakt die letzten neun Tage von Rabbit Hayes werden in diesem Buch detailreich beschrieben. Rabbit hat diese Zeit, um sich von ihren Lieben zu verabschieden. Denn für Rabbit ist es leider Zeit sich zu verabschieden. Denn Rabbit hat Krebs im letzen Stadium.


    Die Neuerscheinung "Die letzten Tage von Rabbit Hayes" der irischen Autorin Anna McPartlin ist eines dieser 'besonderen' Bücher: der Leser wird emotional auf eine ordentliche Achterbahnfahrt mitgenommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Lesen Tränen fließen werden, ist extrem hoch!


    Rabbit befindet sich bereits im Hospiz als ihre Eltern, ihre Geschwister, ihre zwölfjährige Tochter und ihre beste Freundin nach und nach schmerzlich begreifen müssen, dass Rabbit den Krebs tatsächlich nicht besiegen wird.


    Über diese neun Tage - neun Kapitel - hinweg verfolgt der Leser, wie Rabbit immer schwächer und ihre Lieben immer verzweifelter werden. Dennoch ist dieses Buch keine deprimierende Lektüre! Die Autorin schafft es vor diesem Hintergrund dennoch hoffnungsvoll zu sein, die Beziehungen der Menschen in den Vordergrund zu stellen und das Leben zu wertschätzen.


    Ich persönlich habe viel über diese Buch nachgedacht, denn Krebserkrankungen gibt es leider, leider auch in meiner Familie. Es berührt die Themen, die Menschen immer wieder Angst machen: Krankheit und Tod. Sich damit auseinander zu setzen, ist elementar - und mit diesem Buch sogar ganz besonders tröstlich!

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    Original von Ayasha
    Ich mag defnitiv nicht der Richter darüber sein.. genauso wenig, wie ich über die anderen Figuren urteilen möchte. Was ich gut gelungen finde, ist die Tatsache, dass es keine Abgrenzung zwischen Gut und Böse gibt. Eigentlich jeder auf irgend eine Art und Weise gelogen hat - sogar Daniel hat das Gericht hinter's Licht geführt. ;-) Jeder hat postive Seiten und ein klein wenig (manche mehr, manche weniger) Dreck am Stecken. Es sind eben Menschen!


    Sehr schön formuliert - das passt wirklich exakt zu all diesen Figuren mit all ihren Facetten!

    Je mehr ich über den 'wirklichen' Birger aus dem Getränkemarkt erfahren habe, desto häufiger habe ich mich gefragt, warum Mathilda ihn eigentlich so anziehend findet? Die Autorin hat immer wieder schöne Dialoge der beiden erstellt, die darauf hinweisen, dass sie vor allem eine ähnliche Gedankenwelt haben und dennoch - für mich passt das bis zum Ende irgendwie nicht. Ich habe - obwohl es 'nur' 15 Jahre sind - immer eine Art Ersatz-Papa vor Augen. Gerade auch, da wir so lange kaum etwas über Mathildas Familiensituation erfahren haben.


    Birgers Suizid hatte ich auf den letzten Seiten befürchtet. Er hatte scheinbar nie vor sich in längerfristige medizinische Behandlung zu begeben. Er sieht definitiv keine Zukunft für sich und somit logischerweise auch nicht mit Mathilda. Die Gefühle für sie wecken in ihm leider keinen Kämpfergeist, es zu Gunsten eines gemeinsamen Lebens zumindest zu versuchen diesen Krebs zu besiegen oder zumindest deutlich einzudämmen.


    Ich habe bis zum Schluss keine Träne vergossen, so nahe gingen mir die Figuren dann tatsächlich doch nicht. Aber viel gelächelt und geschmunzelt habe ich bei diesem Buch! Die Sprache der Autorin ist einfach nur phantastisch, ich liebe viele ihrer Formulierungen und werde definitiv weitere Bücher von ihr lesen wollen!

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    Original von Gucci
    Es ist aufgeklärt ein Stück weit: Doreen und Kevin/Kilian haben sich zusammengetan um Birgers verlorene Familie zu spielen. Finanz. Interessen...


    Auf diese Variante wäre ich persönlich nicht gekommen! Ich dachte durchweg, es läge etwas 'Größeres' hinter Doreens Verschwinden damals. Dachte zwischenzeitlich schon, sie sei eine Spionin gewesen... Und auch als Auflösung der kleinen Schnitzeljagd für Mathilda hatte ich mir etwas Anderes vorgestellt - weiß selber nicht genau was eigentlich, aber so etwas bodenständiges und triviales wie Geldnot eher nicht!

    In diesem Abschnitt noch könnte ich mir alles vorstellen: dass Mathilda schlussendlich doch noch mit Birger zusammen kommt oder dass Mathilda wieder mit ihrem Ex Daniel zusammen kommt.


    Ich kann schon verstehen, dass Mathilda und Daniel mal ein Paar waren, denn sie sind gegensätzlich genug, um sich dennoch anzuziehen. Ihre Verliebtheit in Birger jedoch stellt mich vor ein etwas größeres Rätsel (liegt sicher auch daran, dass ich die Figur Birger immer noch nicht so recht vor Augen habe...).


    Wie in allen Abschnitten zuvor hatte ich auch nun wieder diverse Umschreibungen der Autorin, die einfach nur klasse waren! Echten Wortwitz hat Frau Michaelis in jedem Fall!

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    Original von Teufelchen_Yvi
    Die ganzen "Zufälle" mit den Zeichnungen, dem roten Body, das Buch, welches zufällig auf dem Tisch liegt, wo Mathilda im Café Tassilo sitz, kommen mir inszeniert vor. Ich weiß nicht wieso. Aber mir sind das einfach zu viele Zufälle auf einmal.


    Keine Frage! Da steckt irgendein System hinter, welches dem Leser nur noch nicht offenbart wird! Als ob eine Spur ausgelegt wurde, über die Mathilda zwangsläufig stolpern musste!

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    Original von Teufelchen_Yvi
    Ich finde es immer wieder schön zu lesen, was Mathilda und Ingeborg sich so einfallen lassen, um die letzten Wünsche zu erfüllen.


    Absolut! Und immer wieder habe ich mir dabei die Autorin vorgestellt, wie sie sich Gedanken um 'letzte Wünsche' macht und dabei Wild-Skurriles immer wieder aus dem Skript streicht... :-]