Oblomow, ich finde deine Schlussfolgerung merkwürdig. Wenn mir ein Produkt in einer bestimmten Form nicht gefällt, dann kaufe ich es nicht. Für mich sind, die von dir genannten Nachteile des e-books ein Grund, mir keines anzuschaffen. Weil mir das nicht passt, gibt mir das doch nicht das Recht zu klauen. Ich klaue doch auch keine Fernseher, weil mir die zu teuer sind, oder Erdbeeren, wenn jemand anderes die auch mal probieren soll...
Wenn es mich nervt, dass ich erst einen teuren E-vook-Reader kaufen muss, um dann für die e-book-Variante eines Buches fast so viel Geld auszugeben, wie für's Papierbuch, dann berechtigt mich das, das Produkt abzulehnen. Aber das als Legitimation für Diebstahl anzuführen, das ist doch an den Haaren herbeigezogen.
Beiträge von Clio
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Zugegeben nicht ganz so vergessen, wie DraperDoyles isländischer Autor. Einige Bücher gibt es sogar noch neu zu kaufen. Dennoch gehört Werner Bergengruen für mich zu den vergessenen Autoren, bzw. zu denen denen nicht genug Aufmerksamkeit zuteil wird. Wie im Himmel so auf Erden fand ich ganz phantastisch.
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Ich muss mich korrigieren. Ich hätte schreiben sollen, der Roman hat Redundanzen. Die von dir genannten Punkte sind natürlich nicht redundant. Das habe ich auch gar nicht sagen wollen.
Ich fand den Charakter Patrick in diesem Roman halt relativ flach (im Vergleich zu den anderen Teilen des Roman - es ist immer noch ein sehr gutes Buch). Das ist im Grunde sehr konsequent. Ich vermute, dass exessiver Drogenkonsum entgegen aller Reden von Bewusstseinerweiterung etc. pp. einen Menschen nicht interessanter macht. Mich hat es halt nicht so interessiert, Patricks obsessive Drogensuche zu begleiten.
Ich würde aber trotzdem jedem das Buch empfehlen, weil man es braucht um den grandiosen 3. Band zu verstehen und weil die Entwicklung von Patrick natürlich im Gesamtgefüge des Romans sehr stimmig ist. -
Ich muss mich korrigieren. Ich hätte schreiben sollen, der Roman hat Redundanzen. Die von dir genannten Punkte sind natürlich nicht redundant. Das habe ich auch gar nicht sagen wollen.
Ich fand den Charakter Patrick in diesem Roman halt relativ flach (im Vergleich zu den anderen Teilen des Roman - es ist immer noch ein sehr gutes Buch). Das ist im Grunde sehr konsequent. Ich vermute, dass exessiver Drogenkonsum entgegen aller Reden von Bewusstseinerweiterung etc. pp. einen Menschen nicht interessanter macht. Mich hat es halt nicht so interessiert, Patricks obsessive Drogensuche zu begleiten. -
Patrick, das gequälte Kind aus dem Vorgängerroman "Schöne Verhältnisse", ist Mitte Zwanzig, als sein Vater stirbt. Er fährt nach New York um dort die Urne seines Vaters abzuholen. Sein Leben als Erwachsener hat er bislang als reicher Erbe im permanenten Drogenrausch verbracht. Er ist schwer abhängig. Mit dem Tod seines Vaters, der ihn als Kind missbraucht hat, nimmt er sich einmal mehr vor, clean zu werden. Zuerst feiert er jedoch den Tod seines Vaters mit einem gigantischen Drogenrausch.
Wie bereits im ersten Teil reduziert St Aubyn die Handlung des zweiten Bandes auf wenige Stunden, wie eine Art erzählerischer Essenz von Patricks Leben. Was im ersten Roman unglaublich intensiv funktioniert, funktioniert hier nicht. Obwohl der Roman kurz ist, wirkt er redundant. Patricks einziger Gedanke ist die Suche nach neuen Drogen, selbst der Tod seines Vaters verblasst dagegen. Ich fand das irgendwann nur noch anstrengend zu lesen.
Im Grunde ist Patricks Entwicklung eine logische Konsequenz aus seiner Kindheit. Er betäubt seine Erinnerung, er ist ähnlich gefühlskalt und zynisch wie seine Umgebung. Wir erleben Patrick in einem Zustand der Stagnation. Er vermag es nicht, aus der Umklammerung durch seinen Vater zu lösen, auch nach dessen Tod nicht.
Der Roman ist brilliant geschrieben, aber sein Protagonist ist weniger interessant als die Figuren von "Schöne Verhältnisse". Und als Charakterstudie steht und fällt St Aubyns Trilogie mit den Figuren. -
Der deutsche Titel Schöne Verhältnisse beschreibt schon sehr gut den zynischen Grundton dieses Buches. Schön sind die Verhältnisse in der Familie Melrose nur an der Oberfläche. Sie lebt in einem wunderschönen Landhaus in Südfrankreich, haben Geld und berühmte Freunde. David Melrose, der Vater der Familie, macht diesen Traum jedoch zu einem Alptraum. Sein Sadismus zeigt sich bereits in der grandiosen Eingangsszene, als er eine Hausangestellte zwingt ein freundliches Gespräch mit ihm zu führen, während sie schwere Wäsche trägt. David Melrose Sadismus ist kultiviert und glatt und darum um so schlimmer. Seine Frau zwingt er verdorbene Früchte mit dem Mund vom Boden zu essen und seinen Sohn vergewaltigt er als Strafe für eine Lappalie.
In St Aubyns Roman wird ein einiziger Tag im Leben der Familie beschrieben. Die Figurenkonstellation erinnert an ein Kammerstück. Alles läuft auf ein abendliches Dinner mit Freunden hinaus, wiederum eine einzige Inszenierung von Davids Menschenhass. David Melrose ist der wirklich bösartige Charakter dieses Romans, aber auch die anderen Charaktere sind kaum besser. Fast alle scheinen die Angehörigen der englischen Upper Class vollkommen frei von moralischen Überlegungen zu sein. Einziges Ziel ist es den guten Ton perfekt zu treffen.
St Aubyn zieht einen in eine wahnwitzige Welt von Snobismus, Ennui und vollkommenem Desinteresse an anderen Menschen. So sind die Berichte über Davids Verhalten gegenüber seiner Frau für die Beteiligten nicht viel mehr als pikante Anekdoten.
Das könnte so unerträglich sein, dass man es nicht schafft, dieses Buch zu lesen, aber St Aubyn balanciert seinen Roman aus, mit einem scharfen, bösen Humor. Man schwankt zwischen Lachen und Grauen.
Ein phantastischer Roman, mit das beste, was ich in letzter Zeit gelesen habe. -
Nette Aussichten ist der letzte Teil einer Trilogie um Patrick Melrose. Patrick ist Angehöriger der britischen Upper Class. Sein Vater, ein Sprössling einer der ältesten Familien Englands, ist ein Sadist, der die Mutter demütigt und Patrick als Kind missbraucht. Als Erwachsener betäubt Patrick sein Trauma mit Drogen.
Im dritten Band nun stellt sich Patrick seiner Vergangenheit. Seine Drogensucht hat er einigermaßen in den Griff bekommen und zum ersten Mal erzählt er seinem besten Freund ausgerechnet auf einer Party auf einem mondänen Landsitz mit royaler Beteiligung vom Missbrauch durch seinen Vater. Zum ersten Mal in seinem Leben ist Patrick in der Lage so etwas wie einen Schlussstrich zu ziehen.
Der erster Teil der Reihe ist grandios und gehört zu dem bedrückensten und eindringlichsten, dass ich in letzter Zeit gelesen habe. Der zweite Band hingegen fiel ziemlich stark ab. Zum Glück knüpft der dritte Band wieder an den Anfang an, indem St Aubyn das tut, was er am besten kann: über die englische High Society schreiben. Die Welt, die er beschreibt, ist absolut albtraumhaft. Missgunst, Ennui und ein unglaublicher Sobismus verbergen sich kaum unter einer dünnen, hauchdünnen Schicht von Schicklichkeit. In dieses Welt, die von Kaltherzigkeit geprägt ist, ist Kindesmissbrauch eigentlich nur eine logische Konsequenz.
Diese Beschreibungen könnten albtraumhaft zu lesen sein, wenn St Aubyn nicht gleichzeitig so viel Humor hätte. Ein bitterer, ein tiefschwarzer Humor ist es allerdings.
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Ein bißchen verwirrend ist der Anfang von Stefan Merill Blocks Roman. Da geht es zum einen um einen buckeligen Mann, der sich in die Frau seines Bruders verliebt. Abel erzählt die Geschichte aus der Rückschau, mittlerweile ist er alt und klammert sich mit aller Kraft an seine Farm, die von Enteignung bedroht ist. Zum anderen ist da Seth, ein Junge, dessen Mutter zunehmend verwirrter wird und offensichtlich an Alzheimer leidet. Beide erzählen ihre Geschichte, und man fragt sich, handelt es sich um die selbe Person, in verschiedenen Lebensphasen oder gibt es einen anderen Zusammenhang zwischen ihnen. Und dann gibt es zwischendurch immer wieder märchenhafte Erzählungen über Isidora, das Land des Vergessenes, sowie wissenschaftlich anmutende Abschnitte über die Entstehung einer Variante des Alzheimers, die besonders perfide ist, da sie bereits in den mittleren Jahren auftritt und nicht erst im fortgeschrittenen Alter. Diese Erkrankung zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman und verbindet die verschiedenen Erzählstränge und Erzählweisen miteinander. Sehr kunstvoll verflechtet der Autor diese Geschichten miteinander.
In diesem Roman über Alzheimer geht es weniger um die Betroffenen, als um die Angehörigen und wie sie versuchen, diesen Abschitt auf Raten zu verarbeiten. Dabei fällt es ihnen sehr schwer, die Krankheit zu akzeptieren. Zu traumatisch ist es, dass langsame Zerbrösseln des Geistes eines geliebten Menschens zu ertragen. Dazu kommt die quälende Frage, ob man das fatale Gen, das die Krankheit auslöst, womöglich selber in sich trägt. Block erzählt über die Gefühle der Betroffenen sehr einfühlsam.
Wie in jedem guten Buch bedeutet die Krankheit mehr als nur ein Leidensweg. Sie steht im Roman auch als Metapher für eine Gesellschaft, in der nur die Zukunft zählt und alles Alte schnell an Wert verliert, der Geschichte eines Menschens der eines Ortes wenig Wert beigemessen wird.All das beschreibt Block leichtfüssig und sehr süffig lesbarer Form.
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Bei mir gibt's heute Rundfleisch-Käse-Pie mit Blätterteigmantel
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Zitat
Original von Fritzi
sowie der moderate Ausbau der Nonbook-Sortimente.[/I]Moderater Ausbau? Ich habe jetzt schon das Gefühl, dass sind eher Schnickschnack-Läden als Buchläden.
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Frankreich im 1. Weltkrieg: Trotz des Krieges erlebt León eine unbeschwerte Jugend. Mit seinen Freunden segelt er auf dem Kanal, im Glauben mit seinem kleinen Schiffchen kriegswichtige Taten zu vollbringen. Nachdem er die Schule abbricht, meldet er sich zum Einsatz und wird Morseassistent in einer Kleinstadt. Die Arbeit ist nicht anspruchsvoll und so bleibt Léon genug Zeit Louise hinterherzuträumen, in die er sich schon bei ihrem ersten Treffen verliebt hat. Die lebhafte, aber spröde Louise macht es Léon nicht leicht, doch nach und nach kommen sich die beiden näher. Nach ihrem ersten gemeinsamen Ausflug geraten sie jedoch in die Wirren des Krieges, werden beide bei einem Luftangriff verletzt und sehen sich erst Jahre später wieder. Zu diesem Zeitpunkt ist Léon bereits verheiratet und hat Kinder und so begegnen sie sich nur sporadisch wieder. Stets bleiben sie jedoch für einander die geheime und große Liebe des Lebens.
Léon und Louise ist ein schön geschriebener Schmöker. Nicht mehr und nicht weniger. Die Figuren des Romans sind liebenswert, glaubwürdig und nur ein kleines bißchen klischeehaft, so dass sie einem nicht auf die Nerven gehen. Der Autor kennt sein historisches Setting, mit dem er gut umzugehen vermag. Letztendlich ist die Historie nur das Hintergrundbild für eine sehr private Liebesgeschichte. Die Sprache ist von einem feinen Humor geprägt, sie driftet gelegentlich etwas ins Umständliche ab, was zu der Hauptfigur Léon jedoch gut passt. Am Ende bleiben ein paar schöne Lesestunden ohne großen Nachhall. -
Ich lese gerade den neuen Roman von Umberto Eco Der Friedhof in Prag. Sehr schmöckerich!
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Oh ja, Feuchtwanger hat tolle historische Romane geschrieben. Ich fand vor allem Goya (über den Maler) toll, das ist aber auch relativ dick. Die Jüdin von Toledo fand ich auch gut.
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Mein SUB bleibt irgendwie immer so rund um 60 Bücher hängen. Darunter komme ich irgendwie nicht. Naja,aber im Vergleich zu anderen hier, kann ich mich damit ja nicht beklagen.
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Es blubbert schon eine Erbsensuppe auf dem Herd, die köstlich duftet.
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Das Buch hat sicherlich Schwächen. Ich fand's trotzdem gut. Mir hat es besser gefallen, als Die Mittagsfrau.
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Julia Franck
Rücken an Rücken
S. Fischer
ISBN: 3100226054
gebunden 19,90 EuroBereits der Anfang von Julia Francks neuem Roman Rücken an Rücken ist bedrückend. Da bereiten zwei Kinder -sie sind so zwischen zenh und zwölf - die Rückkehr der Mutter vor, die ihre Kinder mehrere Tage alleine lässt. Akribisch putzen sie das alte Bürgerhaus, in dem die Familie lebt und sparen die letzten Lebensmittel für ein Essen für die Mutter zusammen. Alles um der Mutter zu gefallen, von ihr Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen. Als die Mutter Käthe nach Hause kommt, würdigt sie der Arbeit ihrer Kinder keinen Blick, findet kein Wort des Lobes, keine Umarmung. Einziger Kommentar: "Ich habe euch doch gesagt, ihr solllt die Flaschen auf der Treppe wegbringen."
Die beiden Kinder Thomas und Ella wachsen weitgehend ohne elterliche Liebe auf. Ihre Mutter, eine Holocaust-Überlebende, erträgt keine Nähe. Die wechselnden Männer, die im Haus leben, mißbrauchen und vergewaltigen Ella. Ein Zwillingpaar gibt es auch noch, es ist allen Romanfiguren jedoch so gleichgültig, dass der Leser nicht einmal ihre Namen erfährt.
Ella wehrt sich auf ihre Weise, sie wird magersüchtig und leidet unter Depressionen. Ihre Mutter, der jede Schwäche ein Gräuel ist, gegegnet ihr nur mit Unverständnis. Ihr Lieblingskind ist der stille und trämerische Thomas. Für ihn hat sie Pläne, soll er doch erst einmal im Bergbau schufften, wie es sich für einen bürgerlichen Jungen, in der noch jungen DDR gehört. Es gilt sich zu beweisen, Härte zu zeigen. Im Steinbruch erlebt Thomas jedoch die schlimmste Zeit seines Lebens. Er wird gequält und gedemütigt, bis er zusammenbricht.
Das ganze Leben der beiden Kinder ist von Lieblosigkeit und von Erniedrigung gezeichnet. Nur ineinander finden sie Trost, allerdings ist auch dieser eine zweischneidige Angelegenheit. Immer wieder demütigt auch Ella den jüngeren, sanften Brunder.
Das zu lesen ist manchmal quälend, jedoch sehr beeidruckend. Manchmal hatte man das Gefühl, so viel Leid kann einem einzelnen Menschen doch nicht passiere, dabei sind die Figuren jedoch sehr glaubwürdig und packend. Julia Franck psychologisiert nicht, sie beobachtet mit scharfem Blick. Deutungen der Handlung finden sich immer wieder in den ausufernden Naturbeschreibungen. Dabei ist nicht jede Metapher besonders subtil, weniger wäre manchmal mehr gewesen. Auch sprachlich wirkt der Roman gelegentlich etwas manieriert. Die eindringlichen Charaktere und das atmosphärische Setting machen diese Schwächen jedoch wett. -
Ich bin ganz baff, dass ich diesen Thread erst jetzt entdeckt habe. Was für phantastische Rezepte!!
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Das Buch will ich auch haben. Es gab im Magazin der SZ (glaube ich) mal eine Photostrecke daraus. Ich finde das einfach großartig und sehr witzig.
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Witziges Thema.
Mandarine et Baslilic von Guerlain, wie es riecht, kann man sich ja denken.