Ich finde, manchmal muss man sich auch ein bißchen quälen. Es gibt Bücher, die liegen einem einfach nicht oder Bücher, die einfach schlecht sind, und dann sollte man es einfach lassen. Aber es gibt auch Bücher, die Zeit brauchen. Und das lesen klassischer Literatur muss man üben. Aber ich finde es lohnt sich, denn letztendlich holt man aus den Büchern viel mehr raus, als aus einem 08/15-Krimi.
Aber da ich Literaturwissenschaften studiere, hatte ich auch kaum eine andere Wahl als mir jede Schmerzgrenze abzutrainieren.
Beiträge von Clio
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Sampath Chawla hat den ständigen Lärm in seiner nordindischen Heimatstadt Shakot satt. Auch seinen Job im Postamt und die ständigen Nörgeleien seines Vaters, etwas aus sich zu machen, hat er über. Die einzige, in seiner Familie, die er mag ist seine Mutter, die allerdings nicht viel spricht und nur an die ausgefallenen Speisen denkt, die sie gerne zubereiten würde. Nachdem er sich bei der Hochzeit der Tochter seines Chefs entblößt hat, wird er entlassen. Er verlässt die Stadt und setzt sich auf einen Guavenbaum. Nachdem seine Familie vergeblich versucht hat, ihn zurück auf den Boden zu befördern, geben sie sich mit der Situation ab. Das fällt auch gar nicht so schwer, wird Sampath doch schnell eine Berühmtheit, die Scharen von Pilgerern anzieht, mit denen sich viel Geld machen lässt. Sampath Ruhe ist dahin...
Kiran Desai ist ein sehr heiteres Buch gelungen, das trotzdem die Spannungen innerhalb der indischen Gesellschaft nicht verbirgt, sondern sie vielmehr überspitzt darstellt. Dabei ist die Haltung zu ihren Figuren stets von liebevoller Ironie geprägt. Die Erzählung ist zugleich märchenhaft und realistisch. Leider habe ich das Buch nicht im englischen Original gelesen, auch in der deutschen Übersetzung fällt ein spielerisch-origineller Umgang mit Sprache auf, der ein wenig an Arundhati Roy erinnert, jedoch ohne die Düsternis von "der Gott der kleinen Dinge".
Dieses farbenfrohe Märchen ist genau das richtige für verregnete Herbsttage. Wunderbar kann man sich in eine duftende freme Welt entführen lassen. -
Haffners Buch ist wirklich beeindruckend. Sprachlich geschliffen, wenn auch nicht ganz frei von Pathos liefert Haffner eine scharfsinnige Analyse der individuellen und kollektiven Ursachen und Folgen des Nationalsozialismus. Klar benennt er 1939, als er diesen Bericht schrieb, bereits die grausigen Konsequenzen des Nationalsozialismus und verdeutlicht damit einmal mehr, wie dubios diese Aussagen, man habe ja von der Judenverfolgung nichts gewusst, sind.
Unbedingt lesenswert! -
Klingt gut. Ich versuche eh schon seit einer Weile die Booker-Preis-Gewinner zu lesen. Nun ist es noch einer mehr... (einige habe ich aber auch schon.)
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Ein merkwürdiges und sehr gutes Buch. Anfangs kamen mir die Figuren sehr hölzern von. Richtig eingetaucht in den Roman bin ich erst durch die Geschichte Rogelios. Die Perspektive der Täter und die unterschiedliche Weise, wie sie mit ihren Taten umgegangen sind, fand ich besonders interessant und überzeigend.
Im Übrigen ist ja die Frage, was mit den Gräbern der von den Falangisten ermordeten, geschehen soll, bis heute eine große Frage. Bis heute gibt es in Spanien genug, die dies verhindern wollen, damit an ihre Taten nichts erinnert. Ich denke, in diesem Zusammenhang muss man auch Pinillas Buch sehen. -
Momentan habe ich einfach nicht genug Geld für solche Aktionen. Ich muss mir eh bei jedem Buch ganz genau überlegen, ob ich es unbedingt besitzen muss oder ob es nicht reicht, es in der Bibliothek auszuleihen. Ansonsten könnte ich mir das auch gut vorstellen. Man ist bei seiner Leseauswahl oft so eingeschränkt und traut sich gar nicht an was anderes ran.
Vielleicht werde ich den Vorschlag aufnehmen und das ganze einfach mal in der Bibliothek ausprobieren... -
Das hätte aber nicht die gleiche Wirkung gehabt. In den Kulturteilen der Zeiten wird ständig das Fernsehprogramm kritisiert. Aber das interessiert halt keinen.
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Ich sehe sowas einfach nicht. Was Fomalia angeht, wäre ich sicherlich der schlechteste Korrekturleser aller Zeiten...
edit: Richtig schlimm finde ich allerdings inhaltliche Fehler. Das gibt es auch immer mehr. Bei Zadie Smith' "Über die Schönheit" hat eine Nebenfigur zum Beispiel plötzlich einen anderen Namen. In einem anderen Roman, den ich vor kurzem gelesen habe, haben sich plötzlich die Verwandschaftsverhältnisse geändert (erst war es die Großtante, dann die Tante). -
Ich finde bei einem Preis, der Bohlens Sendung, die nur aus übelsten Beleidigungen besteht, auszeichnet, kann man mit dem Argument der Höfflichkeit nicht recht kommen....
Die Programmacher freuen sich doch letztendlich auch über diesen Eklat. wer würde sonst denn noch über den Fernsehpreis reden! -
Ich fand das Buch auch sehr gut. Mir hat Alvarez leicht altertümliche Sprache gefallen. In vielen Büchern wirkt das gestelzt, aber sie macht das sehr behutsam.
Gefallen hat mir auch Walthers Zerissenheit. Die Sperrigkeit der Hauptfigur hebt das Buch über die übliche Darstellung in vielen historischen Romanen und hilft der Autorin Klischees zu umgehen.
Sehr lesenswert! -
Jersey, deiner Rezension kann ich nicht mehr viel hinzufügen. Mir hat vor allem die poetische Sprache Némirovskys gefallen und ihre intensiven Landschaftsbeschreibungen, die in so starkem Kontrast zu der oft brutalen Handlung des Romans stehen.
Einziges Manko: Manche der Figuren fand ich ein bißchen holzschnitthaft, vor allem die "böse Bourgeoisie".
Hier wird ein ganz anderes Bild von Frankreich gezeichnet, als im berühmten Mythos der Résistance.
Ein sehr lesenswertes Buch! -
Ich lege wohl eher unterm Durchschnitt, obowohl ich mit circa 20 gelesenen Büchern im Monat da wahrscheinlich drüber liege. Aber ich leihe mir Bücher fast immer aus oder tausche sie.
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Das erste Buch, an das ich mich erinnern kann, ist "Die dicke Raube Nimmersatt". Das wurde mir noch vorgelesen. Ebenso die Petterson-Bücher.
Die ersten Bücher, die ich selber gelesen habe, sind wahrscheinlich, die von Astrid Lindgren. -
Habe das Buch gerade in der Bibliothek bekommen und würde gerne mitlesen. Allerdings wäre mir ein früherer Termin lieber, da ich das Buch ja wieder abgeben muss.
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Ich fand das Buch eher mittelmäßig. Für die Länge passiert einfach zu wenig. Meyer konzentriert sich zwar auf die Beziehungen der Protagonisten und wie diese sich entwickeln, aber das ist ziemlich vorhersehbar und daher nicht so spannend.
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Diese Frage zu beantworten, ist eigentlich unmöglich. Mein Lesegeschmack ändert sich ja auch mit der Zeit. Mit 11 war dieses Buch "Kalle Blomquist" (habe ich sicherlich 20 Mal gelesen), aber heutzutage?
Mein monementanes Lieblingsbuch und das schon seit einigen Jahren sind "Die Buddenbrooks". Das würde mir da am ehesten einfallen. -
Ich kann mich nur dem anschließen, was viele schon gesagt haben. Ich lese bestimmte Kinderbücher gerne, weil es einfach gute Bücher sind.
Typische Teenie-Bücher à la "Hilfe ich bin in meinen Lehrer verliebt" fand ich allerdings schon als Jugendliche doof und würde ich auch jetzt nicht lesen.
Wenn ein Buch gut ist, ist es total egal, für welche Altersstufe es gedacht ist. Das gilt für mich auch für Kinderbücher. "Petterson und Findus" liebe ich zum Beispiel. -
Burn after reading ist ein großartiger Film. Ich habe mich vor Lachen kaum eingekriegt. Brad Pitt ist ganz besonders lustig. Sehr böse, hintersinnig und richtig gut!
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Ich habe eher das Gefühl, dass alle neueren deutschen Romane in Berlin-Prenzlauer Berg spielen...
Für mich spielen die Schauplätze eines Romans eigentlich keine Rolle bei der Leseauswahl. Der Schauplatz muss fürs Buch schlüssig sein und gut entwickelt sein. Dazu gehört mehr, als ein paar Straßennamen. Ich kann es gar nicht leiden, wenn man das Gefühl hat, ein Autor kennt denn Schauplatz seines Buches selber höchstens als Tourist.
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Gustave Flaubert
Das Wörterbuch der Allgemeinplätze
Haffmans
(zur Zeit vergriffen)"Es wäre die historische Glorifizierung all dessen, was allgemein als richtig gilt. Ich würde demonstrieren, dass die Mehrheiten immer recht und die Minderheiten immer unrecht haben. Ich würde die großen Männer allen Dummköpfen opfern, die Märtyrer allen Henkern. Das Ganze wäre von ungeheurem Schrott. Im ganzen Buch dürfte kein einziges auf meinem Mist gewachsenes Wort vorkommen, und nach der Lektüre dürfte man gar nicht mehr zu reden wagen, aus Versehen einen der Sätze zu gebrauchen, die darin stehen."
So äußerte Flaubert sich in einem Brief an Louise Colet über sein Vorhaben des Dictionnaire des idées recues, an dem er jahrelang gearbeitet hat. Er muss hunderte von Salongesprächen und Abendgesellschaften ausgewertet haben, um diese einzigartige Sammlung von Klischées, Plattheiten und Allgemeinplätzen zusammenzutragen. Das liest sich dann beispielsweise so:
Materialismus. Man spreche dieses Wort voller Abscheu aus; dabei betone man jede Silbe einzeln.
Mathematik.Tötes das Gefühl ab.
Matratze. Je härter desto besser.Dieses kleine Werk von Flaubert ist amüsant und trägt einiges dazu bei, Flauberts Geisteshaltung und damit auch sein Werk besser zu verstehen.
Besonders hervorzuheben ist die Übersetzung von Gisbert Haefs und anderen, die den Mut hatte, Flauberts Text vorsichtig zu modernisieren und dem deutschen Kontext anzupassen. Andere Übersetzungen sind nicht zu empfehlen, da sie zu dicht am Original kleben und dem deutschen Leser die französichen Umstände und Wortspiele nicht verständlich sind. Witzig und sehr passend sind auch die Illustrationen von Werner Kriegel.