Beiträge von Clio

    Mir hat es bislang gut gefallen, auch wenn sich mir die Elemente als Ornungsprinzip noch nicht ganz erschlossen habe. Bei einigen besteht ja ein Zusammenhang mit dem Inhalt (Nickel), bei anderen wiederum gar nicht.
    Die Aufzählung der skurilen Verwandten fand ich ganz großartig, da hätte ich noch mehr von haben können. Ich glaube auch nicht, dass man sich die Namen merken muss. Es gibt eher einen Eindruck davon, wo der Erzähler herkommt. Das bildet ja einen ganz schönen Kontrast zu der klaren Welt der Naturwissenschaft.
    Da ich mich für Sprachen und Dialekte interessiere, hat mir der Teil auch nichts ausgemacht. Fand ich ganz spannend, wie der Erzähler so eine Art Spracharchäologie betreibt, anhand der er Spuren über seine Familie sucht.
    Ich habe Chemie in der Schule gehasst, war immer mein schlechtes Fach. Aber Levi setzt da wirklich ein poetisches Potential frei. Ein paar Fakten fand ich richtig interessant.

    Paula Fox
    Lauras Schweigen
    original: The Widow's Children


    Paula Fox' Roman Lauras Schweigen hat die Intimität eines Kammerspieles. Ein Großteil der Romanhandlung spielt sich an einem einzigen Abend und in der darauf folgenden Nacht ab. Fünf Menschen treffen sich zu einem Diner: Laura Maldonado, ihr Bruder Carlos, ihre Tochter Clara, ihr zweiter Ehemann Demsond und ein alter Freund und Verehrer, Peter. In diesem fragilen Beziehungsnetz sitzt Laura in der Mitte wie eine Spinne. Die anderen sind von ihrer Eleganz angezogen, aber auch von ihrer Launenhaftigkeit abgestossen. Laura und Carlos sind Kinder einer kubanischen Immigrantin adeliger Herkunft. Der Prestige- und Besitzverlust, den ihre Familie durch die Revolution erlitten hat, haben sie nie verwunden. So ist der ganze Roman von einer melancholischen Stimmung des Verlusts geprägt.
    Lauras Schweigen ist nicht einfach zu lesen. Die Beziehungen der Protagonisten zeichen sich nicht durch Liebe und Vertrauen, oder auch nur durch gegenseitiges Wohlwollen aus, sondern leben von Abneigung und Abhängigkeit. Eigentlich versteht man nicht so richtig, warum die Personen diesen Abend miteinander verbringen, der von allen nur als Belastung erlebt wird. Besonders das Verhältnis von Laura und ihrer Tochter Clara ist quälend. Clara, die ihre Mutter kaum kennt, da sie nie gemeinsam gelebt haben, ist von Angst zu ihr erfüllt, die es ihrer Mutter noch leichter macht, sie zu verletzten und terrorisieren. Der handlungsarme Roman lässt sich alle Zeit die Charaktere der handelnden Personen auszulotten, ihre Herkunft zu ergründen und zu erklären, warum sie sind, wie sie sind. Das ganze ist in eine nüchternen, fast mageren Sprache gekleidet, der es trotzdem gelingt eine stimmungsvolle Situation zu zeichnen.
    Von der Kritik wurde Paula Fox als die größte Wiederentdeckung eines amerikanischen Klassikers seit James Salter gefeiert und nicht nur das hat mich immer wieder bei der Lektüre an Salter erinnert. Beiden ist dieser genaue Blick gemein, der aus dem Unspektakulären große Literatur macht.
    Lesenswert!

    Ich bin kein großer Science-Fiction-Fan, aber die Bücher von Kurt Vonnegut liebe ich, vor allem "Slaughterhouse-fife". Das ist allerdings eher ein Buch mit Science-Fiction-Elementen.

    Shalom hat ein Problem. Er glaubt an Gott. Und dieser Gott ist nicht gütig und barmherzig, dieser Gott ist ein "Dreckskerl", der den Menschen straft, quält und tötet. Besondersd bestraft er diejenigen, die sich an seine Regeln nicht halten, die da wären: nie mehr als 4 Schritte ohne eine Kopfbedeckung laufen, zwischen dem Verzehr von Milich- und Fleischspeisen sechs Stunden warten, am Shabbat kein Licht anmachen, nicht an nackte Frauen denken etc pp. Und da Shalom diese Regeln nicht einhält, lebt er in ständiger Angst um sein Leben und um das seiner Familie. Das wird besonders schlimm, als seine Frau schwanger wird. Und wieder bestraft Gott Shalom: Das Kind wird ein Junge und es stellt sich damit die Frage nach der Beschneidung, dem wichtigsten jüdischen Ritual.
    Shalom Auslander hat eine komische, vollkommen abgedrehte Abrechung mit dem orthodoxen Judentum geschrieben. In den USA in den beengten Verhältnissen einer orthodoxen jüdischen Gemeinde aufgewachsen, beginnt er mit acht Jahren zu rebellieren, indem er zum ersten Mal einen Hot Dog ist. Sein ganzes Leben wird zu einer Auseinandersetzungen mit Gott und den Zwängen, die ihm als Kind anerzogen wurde. Das ist lustig zu lesen, aber hinter der Komik verbirgt sich die Dramatik eines Zwangsneurotikers. Das Buch ist sicherlich nichts für empfindsame Gläubiger. Es geht ganz schön blasphemisch zu, Shalom beschimpft Gott unentwegt. Allen anderen kann ich es empfehlen, das orthodoxe Gegenstück zu Roths Portnoys Complaint (Portnoys Beschwerde).

    Merkwürdiges Buch! Bin gerade mit dem Lesen fertig geworden und weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Die ersten 300 Seiten dachte ich, typische amerikanische Studie des kleinstädtischen Highschool-Sozialdarwinismus. Das ganze aufgebläht mit unendlichen vielen Zitaten. Ziemlich prätentios! Ich mag Fußnoten-Romane wirkliche gerne, aber ich weiß nicht, ob Pessls Buch zu den beszen Beispielen gehört. Im letzten Teil nimmt das Buch plötzlich an Fahrt zu und man hat zwischenteilig das Gefühl in einem Teenie-Horror-Film zu sein, um dann zu beobachten, wie Blues Leben auseinanderfällt und kein Stein auf dem anderen bleibt. Irgendwie ist das ganze unausgewogen und ohne Balance.
    Ich fand das Buch aber trotzdem nicht schlecht. Ich habe es fast in einem Zug durchgelesen. Die Charaktere sind spannend und glaubwürdig. Sprachlich ist das Buch außergewöhnlich.

    Es gibt eine ganze Menge Autoren, deren Bücher ich nicht freiwillig lesen würde. Es gibt so viele gute Bücher, da tut es mir auch nicht so leid, dass ich bei all den Freche-Frauen-Romanen mal eine echte Perle verpasse.
    Auch um Coelho werde ich wohl zeit meines Lebens einen großen Bogen machen.
    Für Geld hingegen lese ich alles, muss gar nicht mal so viel sein. Ich lese jetzt schon für 8 Euro die Stunde Bücher wie "Wie sich das moderne Mädchen benehmen sollte" aus den 50er Jahre. Das ist wirklich an der Schmerzgrenze!!

    Wenn man mal Kinder haben will, lohnt es sich fast die aufzuheben. Die lesen ja auch wieder das gleiche. Ich habe zu einem großen Teil mit den Reclamheften meines Vaters gearbeitet. Seine nicht unbedingt sachdienlichen Zeichungen und Notizen fand ich ziemlich lustig.

    Buzzaldrin, du bist echt ein Phänomen. Ich lese ja schon schnell und viel, aber bei dir habe ich das Gefühl, du hast alles gelesen. :-) Zum Seminar muss ich erstmal angenommen werden (schön Daumen drücken!), dann berichte ich natürlich!

    Ich bin gerade dabei, das Buch zu lesen und es hat mich gleich mal dazu animiert ein paar lang ungehörte CDs mit Renaissance-Gesang aus dem Regal zu suchen.
    Ansonsten kann ich mich meinen Vorlesern nur anschließen. Ein wunderbares Panorama der amerikanischen Geschichte, sorgfältig ausgelotete Charaktere und Beziehungen, eine phantastische Sprache.
    Ich hoffe, demnächst die Gelegenheit zu haben, ein Seminar von Richard Powers zu besuchen, und bin seit der Lektüre noch gespannter darauf.
    Hat jemand schon was anderes von ihm gelesen?

    Meins ist auch vielbenutzt. Bei jedem längeren Auslandsaufenthalt ist es dabei. Etwas merkwürdig ist es allerdings schon, dass die Ausgabe seit 1959 nicht mehr verändert wurde. Das Deutschland-Lied ist vollständig drin, und ein paar andere fragwürdige Texte. Allerdings sind auch im Nationalsozialismus verbotene Gedichte aufgenommen.