Beiträge von Clio

    Conor, das ist eine super Beobachtung, ist mir gar nicht aufgefallen.
    Ich bin auch absolut angetan von dem Buch. Mittlerweile finde ich die Atmosphäre immer bekemmender. Tellkamp macht das aber ganu unaufdringlich. Da fand ich die Szene ganz am Anfang sehr eindringlich, wo die Soldaten die ganze Straße blockieren, aber keiner sich traut was zu sagen.

    Diese ganze Einkaufsszene fand ich sehr komisch, fast ein bißchen überdreht. Da habe ich mich schon gefragt, ob die Produkte wirklich sooo schlecht waren. Lustig fand ich auch, dass die Leute sich anstellen, ohne zu wissen was es eigentlich gibt. Könnte ja was dabei sein. Diese Mangelwirtschaft wird schon gut beschrieben.

    So, jetzt ist auch noch meine Telephonleitung ausgefallen und ich konnte zwischendurch nicht posten. Dafür hatte ich schön viel Zeit zu lesen.


    Nach der Overtüre war ich einigermaßen entsetzt und habe mich auf eine harte Leseerfahrung eingestellt. Mittlerweile bin ich bei 230 Seiten und bin von dem Buch begeistert. Auf mich übt es eine absolute Sogwirkung aus. Dabei gefällt mir gerade diese Detailfülle. Gerade für den Leser, der die Erfahrung nicht mehr gemacht hat, mit einer solchen Bahn zu fahren, fand ich die Beschreibung sehr spannend.
    Ich bin auch Wessi und relativ jung (kenne mich allersdings als Historikerin und mit Ost-Beziehung ganz gut aus) und habe eigentlich keine Probleme. Sicherlich habe ich nicht jede Anspielung verstanden, aber das geht einem doch bei fast jedem guten Buch so.


    @ Buzzaldrin: Das erklärt sich mit Christians wirklich zwanghaftem Leseverhalten, das später beschrieben wird. Er hat sich für jeden Tag eine bestimmte Seitenzahl für einen Klassiker vorgenommen. Irgendwann sind es 500 Seiten, da muss man wohl jede Sekunde nutzen. :-)

    Hallo Belowulf,
    ich wollte dich nicht ausschließen. Jetzt stehst Du drinne.. Heute gebe ich ein großes Projekt ab (leider noch nicht die Magisterarbeit...) und dann wird alles besser. Versprochen! :-)

    Ja, das ist super. Viel mehr finde ich nicht so toll, da man dann soviele Themen auf einmal hat.
    P.S.: Ich werde dann auch Pfingsten anfangen, mein Freund quengelt auch schon. Er will endlich mit mir über das Buch reden können.

    Uert, Du könntest ja schon mal anfangen und deine Kommentare dann dazu schreiben. Für das Buch braucht man ja eh eine Weile... Wäre das okay?
    @ Bulzzaldrin, Connor: Danke für die guten Wünsche! kann ich gebrauchen. :cry

    Hallo,
    sorry, ich bin wieder da. Schreibe gerade meine Magisterarbeit und verschwinde da manchmal ein bißchen. Also, wäre Euch später als Pfingsten nich lieber? Wie wäre es mit Ende Juni?

    Vermutlich bin ich die ungeeignetste Person einen Kriminalroman zu beurteilen, die man sich vorstellen kann. Die Anzahl der Krimis, die ich gelesen habe, lässt sich an zwei Händen abzählen. Ich kann daher nicht beeurteilen, ob dieses Buch besonders originell oder außergewöhnlich ist und diese Rezi ist daher auch gar keine richtige, sondern eher ein sehr persönlicher Leseeindruck. Mir wurde dieses Buch als ein Krimi präsentiert, "bei dem die Krimihandlung aber gar nicht so wichtig ist." Und für den ersten Teil des Romans stimmt das auch. Die Handlung spielt auf der schwedischen Insel "Öland", die dem Roman den Namen gibt. Vor zwanzig Jahren ist ein kleiner Junge verschwunden. Da man seine Leiche nie gefunden hat, geht man davon aus, dass er ertrunken ist und von den Sundströmen ins tiefe Wasser gezogen wurde. Nur seine Mutter, Julia, kann sich mit dem Tod des Jungen nicht abfinden. Und dann tauchen Hinweise auf. Der Täter, auf den sie hinweisen, ist allerdings schon viele Jahre vor dem Verschwinden des Kindes gestorben...
    Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Es wird die Geschichte des Täters, beginnend mit seiner Jugend erzählt. Nils Hals ist der Sohn einer der wohlhabensten Familien Ölands. Sein Vater ist früh gestorben und seine Mutter zieht ihn mit der Überzeugung auf, dass ihr Sohn etwas besonderes sei. Da diese Auffassung von den Inselbewohnern nicht unbedingt geteilt wird, wird Nils Kant zum Außenseiter.
    Die zweite Zeitebene beschreibt das Leben von Julia, der Mutter des Kinders 20 Jahre nach dem Verschwinden. Behutsam beschreibt der Autor ihre Suche nach der Wahrheit, die ihr hilft den Verlust ihres Kindes zu verarbeiten.
    Der Anfang des Romans ist eher eine psychologische Studie von Tätern und Opfern und wie beide mit den Verbrechen leben. Dieser Teil hat mir sehr gut gefallen. Die Krimihandlung kommt sehr langsam in Fahrt. Ausführlich beschreibt der Autor auch die öländische Natur und das Leben auf einer Insel, die im Winter vollkommen verlassen ist und im Sommer von Touristen heimgesucht wird. Ich denke, jeder Skandinavienurlauber fühlt sich bei der Lektüre an seine Sommerurlaube erinnert.
    Der zweite Teil widmet sich dann stärker der Krimihandlung und hat mir deshalb auch weniger gut gefallen. Die Auflösung und die überraschende Wendung fand ein bißchen an den Haaren herbeigezogen, bzw. nicht so sehr die Ereignisse an sich, aber wie sie aufgedeckt wurden. Ich weiß nicht genau, ob dass an diesem Krimi speziell liegt oder ob es das ist, was mich an Krimis generell stört. Es wäre wirklich erfrischend mal einen Krimi ohne "überraschende" Wende zu lesen oder zu schauen.
    Für Leute, die eher langsame Erzählungen mögen, eignet sich das Buch bestimmt, für Liebhaber von Skandinavienkrimis sowieso.

    Endlich komme ich auch dazu, dieses wunderbare Buch zu lesen.
    Bodo, ich kann mich dir nur anschließen. Als Maguel über seine Lesebiographie geschrieben hat, hatte ich auch häufig das Gefühl. Ja, das kenne ich! Ich hätte mir jeden dritten Satz rausschreiben können.
    Informativ und wunderschön geschrieben, ich freue mich schon darauf, wie es weitergeht!!!

    Schöner Thread! Hab eich gerade erst endeckt, ich versuche mich nämlich auch schon eine Weile daran. Es lohnt sich eigentlich immer. Einige Bücher waren mehr mein Fall als andere, aber interessant fand ich sie alle.


    Hier meine Liste:


    1973 - J.G. Farell - The Siege of Krishnapur
    1975 - RPrawer Jhabvala - Heat and Dust
    1981 - S. Rushdie - Midnight's Children
    1982 - Thomas Keneally - Schindler's Ark
    1985 - Keri Hulmes - The Bone People
    1987 - Penelope Lively - Moon Tiger
    1989 - K. Ishiguro - The Remains of the Day
    1990 - A.S. Byatt - Possession
    1991 - Ben Okri - The Famished Road
    1992 - Barry Unsworth - Sacred Hunger
    1993 - Roddy Doyle - Paddy Clarke Ha Ha Ha
    1996 - Graham Swift - Last Order
    1997 - Arundhati Roy - The God of small Things
    1999 - J.M. Coetzee - Disgrace
    2000 - Margret Atwood - The Blind Assasin
    2002 - Y. Martel - Life of Pi
    2004 - Alan Hollinghurst - The Lie of Beauty
    2005 - John Banville - The Sea
    2006 - Kiran Desai - The Inheritance of Loss
    2008 - A. Adiga - The White Tiger


    Auf meinem SUB liegen noch Paddy Clarke Ha Ha Ha, The Line of Beauty und The Sea.
    Das gleiche versuche ich mit dem American Book Award (Prosa), da komme ich aber kaum voran.

    Gern geschehen. :-)
    Ich habe "Ist das ein Mensch?" schon mehrmals gelesen, daher fällt es mir schwer den Schwierigkeitsgrad einzuschätzen. Aber ich glaube, ich fand es sprachlich leichter als "Das periodische System".
    Ich kann es wirklich empfehlen, es ist ein ganz aussergewöhnliches Buch!

    "Ist das ein Mensch?" ist wirklich keine einfache Lektüre, aber einer der interessantesten Berichte aus dem Lager, den ich kenne. Levi macht da auch gar nicht so eine Horrorgeschichte draus. Über die Brutalität des Lagers habe ich schlimmeres gelesen, sondern ihm geht es darum, zu analysieren, was macht das mit dem Menschen. Das ist sehr klug und natürlich auch sehr bedrückend.
    Es hilft auf jeden Fall auch beim Verständnis vom "Periodischen System".

    Milla, ja, sein Verhältnis zum politischen Leben fand ich auch sehr interessant. Er nimmt das ja wirklich kaum wahr. Etwas später gibt es diese Passage, wo er sein Verhalten und das seiner Freunde im fachistischen Staat beschreibt. Da fand ich ihn eigentlich am Stärksten. Das hat mich an "Ist das ein Mensch?" erinnert, wo er ja auch sehr intensiv analysiert, was bestimme Umstände (in dem Fall das Lager) aus einem Menschen machen.

    Ich habe mal einen thread ausgelassen, weil ich zwischendurch so gar nicht wußte, was ich zu dem Buch sagen soll. Mit zwei Tagen Abstand fällt mir vielleicht eher was ein.
    Ich hatte das Gefühl zur Mitte hin zerfällt das Buch total. Glüchlicherweise habe ich "Ist das ein Mensch?" schon gelesen. Nur mit diesem Hintergrund erscheinen mir die Passagen zu Auschwitz wirklich verständlich und sinnvoll. Ist schon ein Statement einen autobiographischen Text zu schreiben, und das Schlüsselerlebnis des Lebens auszulassen.
    Ich fand das Buch interessant, aber es geht in so viele Richtungen, die dadurch nur angedeutet werden können, dass es auch sehr vage bleibt. Das hat mich ein wenig enttäuscht.

    Hm, mit den beiden Kurzgeschichten konnte ich nicht so viel anfangen. Bei der ersten hatte man noch eher das Gefühl, dass sie was mit Levis Situation zu tun hat, da es ja auch um Fremdsein und sich fremd fühlen zu tun hat. Trotzdem hätte ich lieber mehr über sein Leben im faschistischen Italien gelesen. Ich finde, da bleibt er merkwürdig vage.