Beiträge von Clio

    Mir hat die abgedrehte Welt von Abarat sehr gut gefallen und die Beschreibungen der ganzen skurilen Charaktere fand ich großartig. Die Handlung entwickelt sich dafür sehr langsam, nach Ende des ersten Bandes weiß man eigentlich noch nicht so recht, wo es hingehen soll... Mich hat das allerdings nicht gestört. Gutes Buch, ich bin schon gespannt auf den nächsten Teil!

    Ich muss gestehen, ich kenne noch keines dieser Bücher. Tja, da versucht man auf dem englischsprachigen Buchmarkt auf dem Laufenden zu bleiben...


    Byatt und Coetzee haben den Preis ja beide schon mal bekommen, daher denke ich, wird es eher jemand anderes.

    Norman Mailer
    Die Nackten und die Toten
    Originaltitel: The Naked and the Dead


    Norman Mailer gehört zu den großen amerikanischen Autoren, die den Zweiten Weltkrieg beschrieben und mit dem Mythos dieses Krieges als guten und gerechten Krieg gebrochen haben. Der Autor beschreibt eine Kampagne auf einer fiktiven Pazifikinsel. Der Kampf der US-Army ist in der Tat wenig heroisch und die Soldaten keine Helden. Ihre Gedanken sind eher von der Lust auf Frauen und Alkohol und dem Überlebenstrieb geprägt, als von heldenmütiger Kriegsbegeisterung. Kämpfe werden in dem Roman kaum beschrieben, der Alltag der Männer besteht eher aus Langeweile, Streitigkeiten und Machtkämpfen untereinander und harter Arbeit. Norman Mailer ist mal als der Autor beschrieben worden, der am besten in der Lage sei, vollkommene körperliche und seelische Erschöpfung zu beschreiben. Dem kann ich nur zustimmen, über Seiten und Seiten. Dementsprechen anstrengend ist das Lesen manchmal auch. Dazu trägt auch, dass nur wenige Charaktere im Buch sympathisch sind Obwohl Mailer sich eines psychologischen Realismus bedient, ausführlich auf die Gefühle und Gedanken der Protagonisten eingeht und ihr Leben vor dem Krieg beleuchtet, bleiben einem die Charaktere seltsam fern.
    Am eindrücklichsten fand ich, wie Mailer das Funktionieren der Armee beschreibt. Er unschreibt dies mit der Metapher "Angstleiter", die die Soldaten dazu zwingt, Dinge zu tun, die ihnen vollkommen fremd sind. Und das ist nicht unbedingt das Töten, denn viele Charaktere finden darin eine beängstigende Befriedigung. Es ist vor allem die Fähigkeit den eigenen Körper über jede Grenze hinaus zu zwingen.
    Die grundsätzliche Botschaft von Mailers Text mag seinerzeit neu und schockierend gewesen sein, nämlich, dass Krieg nicht gut sein kann und das die Umstände des Krieges zwangsläufig das Schlechteste im Menschen hervorbringt. Mittlerweile ist dies ein Allgemeinplatz. Trotzdem lohnt sich die Lektüre von Mailers Buch, wenig Autoren ist es gelungen, Krieg so nüchtern dazustellen und das Funktionieren einer Armee wie mit einem Seziermesser auseinander zu nehmen.

    Och, ihr seit ja plötzlich so weit. :grin Da habe ich mal wieder was verpasst.
    Dass das Treffen mit Reina so mißlingt, fand ich nicht erstaunlich. Ich hatte das Gefühl, dass Chrsitian einfach schwer traumatistiert ist und gar nicht in der Lage ist, sich wirklich auf sie einzulassen. Insgesamt haben mich die Passagen in der NVA am meisten schockiert. Da wird die Brutalität des Systems in aller Schärfe gezeigt. Die Stasi kommt ja eher am Rande vor.

    Rosamund stirbt alt und einsam. Ihre Nichte Gill kümmert sich um ihren Nachlass und stösst dabei auf eine Reihe von besprochenen Kasetten, die an eine unbekannte Imogen gerichtet sind. Nachdem sie Imogen nicht finden kann, hört sie sich die Bänder an. Die enthüllen das bewegte und unkonvetionelle Leben der alten Frau. Und es verrät ihr die traurige Geschichte ihrer Familie. Rosamund berichtet von vier Frauengenerationen, die die Lieblosigkeit und das Desinteresse, das sie als Kind erlebt haben, an ihre Töchter weitergeben. Keine von ihnen ist in der Lage diesen Teufelskreis zu durchbrehen und so leben sie alle ein Leben voller Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, die sie nicht finden. Erst Imogen entkommt diesem Leben, allerdings zum Preis ihres Augenlichts, das sie bei einem Unfall verliert.
    Die Erzählsituation eines Erzälers der post mortem ein dunkles Familiengeheimnis weitergibt, ist nicht besonders originell. Aber Coe hat einen gewanten Sprachumgang und erzählt atmosphärisch dicht, so dass man ihm dies nachsieht. Besonders gefallen haben mir die Naturbeschreibungen und die Einblicke in Rosamunds Leben, die bereits in den 50er Jahren versucht, eine innige, lesbische Beziehung zu leben und damit immer wieder auf Abneigung und Widerstand stösst. Rosamund erzählt voller Respekt und Zuneigung von den Frauen und ihren Schicksalen, und so fühlt man mit ihnen mit, versteht ihre Gefühle, auch wenn es schwer ist, ihre Handlungen nachzuvollziehen. Gerade heute, wo Kindesvernachlässigung so ein großes Thema ist, wirft dieser Roman in seiner differenzierten Perspektive ein erhellendes Licht auf diese Thematik.

    Ja, ich hatte auch das Gefühl, dass Daniel eigentlich möchte, dass Richard sich ihm gegenüber wie ein Vater verhalten würde. Ich ahbe den Erpressungsversuch so gelesen, dass er eigentlich verletzt ist und ganz und gar nicht abgebrüht.

    Ich glaube, dass mit der Wohnungsnot war wirklich so. Vor allem weil man bedenken muss, dass die Türmer ja dem System politisch eher susbekt waren und nicht unbedingt zu den Privilegierten gehörten.
    Ansonsten finde ich das auch oft schwer zu unterscheiden, zum Beispiel auch bei den Beschreibungen der DDR-Bürokratie, die so krotesk sind, dass man nicht mehr weiß, war das jetzt wirklich so. Andererseits ist es vorstellbar, dass es wirklich so war.
    Naja, jeder Autor würde darauf wahrscheinlich antworten, dass er ja Romancier ist und kein Historiker. Um "wirklich" zu wissen, wie es in der DDR war, muss man sich wohl der Geschichtswissenschaft zuwenden. Romane können doch eher Stimmungen vermitteln. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass Tellkamp sehr viel Historie in seinem Buch unterbringt. In seinem Buch kommen auf eine unaufdringliche Weise eigentlich alle Themen vor, die auch in der Geschichtswissenschaft als bedeutsam für die letzten Jahre der DDR angesehen werden.
    Zu dem Vorwurf der Tierquälerei: Es geht ganz sicher nicht um Gewaltphantasien des Autors. Diese Szenen haben eine wichtige Funktion. Sie sind ein Vorgriff auf die Freiräume, die der Staat bestimmten Menschen gibt, ihre satistische Ader auszuleben. Das wird später deutlicher.

    Conor, so habe ich das auch gelesen. Es zeigt zum einen, wie jede Privatheit plötzlich genommen werden kann. Andererseits auch, wie sehr die Türmer in einer Scheinwelt leben, die sehr fragil ist. Das merkt man aber erst im Laufe des Romans so richtig.

    Zitat

    Original von Conor
    Der Besuch von Meno, Judith Schevola und Philipp bei Eschschloraque ist ja merkwürdig- ich glaube, dieses Stück lese ich nochmal.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mit dem Beschreibungen der Kulturszene oft Probleme hatte. Da hatte ich sehr das Gefühl, dass mir einfach Wissen fehlt. Viele Dialoge fand ich irgendwie abstrus und unverständlich. Und die Personen haben sich oft widersprüchlich verhalten, was wahrscheinlich damit zu tun hat, dass sich alle da so durchwinden müssen, und die ganze Zeit zwischen Kunst und Politik ausbalancieren müssen.

    Zitat

    Original von Ruhrmaus


    Gut das es danach wieder "normal" weitergeht. Ich habe das Gefühl, der Autor hat das Buch nicht allein geschrieben. Wie kann man derart innerhalb von zwei Kapiteln den Stil wechseln?


    Das Gefühl hatte ich allerdings während des ganzen Buches. Ich fand das aber eher positiv und vielleicht ist das auch ein Grund, dass mir das Buch so kurzweilig war. Tellkamp hat wirklich ein erstaunlich Stilrepertoire.

    Hm, ich denke, Bewustseinsstrom trifft es nicht so ganz. Das ist bei Tagebucheinträgen auch eher unwahrscheinlich. Denn Meno beschreibt ja die meisten Ereignisse in der Rückschau und beim Bewusstseinsstrom geht es gerade darum, dass Flüchtige, dass sich dem Bewustsein sofort wieder entziehende einzufangen. Aber Meno hat so etwas Assoziatives in seinem Stil, das hat auf jeden fall Parallelen zum Bewusstseinstrom. Ich würde sagen, hier soll auf jeden Fall ein ambitionierter Schreiber gezeigt werden. Habe mich auch gefragt, ob seine Verfremdungen damit zu tun haben, dass seine Einträge möglicherweise auch von der Stasi gelesen werden.
    Gelegentlich hatte ich auch das Gefühl, dass das leicht parodistisch ist und Tellkamp Meno ein bißchen auf die Schippe nimmt.

    So ganz allgemein ist das aber schwierig. :-)
    Was für Bücher liest du denn gerne? Welche Genres? Welche Themen interssieren dich?
    So ist die Auswahl einfach zu groß...
    Edit: Okay, das hat sich wohl überschnitten.

    So, jetzt funktioniert zum Glück mein Internet auch wieder. Das macht es doch sehr viel einfacher.
    In diesem Abschnitt waren ja vor allem Christians Erfahrungen in der NVA interessant. Diese Demütigungen sind wirklich brutal!! Burre kann einem wirklich leid tun. Diese vollkommene Unmöglichkeit irgendetwas dagegen zu tun, macht Christian ja schwer zu schaffen, auch wenn er selber aus dem Grobsten raus zu sein scheint.