Mit Catch 22 ist es Joseph Heller gelungen, den vielleicht unterhaltsamsten und komischsten Kriegsromans aller Zeiten zu schreiben, der gleichzeitig ähnliche Beklemmungen auslöst, wie Kafkas Prozess.
Die Handlung des Romans lässt sich nur schwer zusammenfassung, da er kaum über einen Plot verfügt. Es handelt sich vielmehr um eine Reihung von Episoden und Charakterstudien, die sich lose um Yossarian, einen Captain der American Air force, gruppieren. Yossarian ist gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Norditalien stationiert. Sein ganzes Streben richtet sich darauf, nach Hause geschickt zu werden und nicht mehr am Krieg teilnehmen zu müssen. Eine Order, die es wahnsinnigen Piloten ermöglicht, die Air Force zu verlassen, scheint ihm der Ausweg. Es gibt allerdings einen Haken, den berühmten Catch 22, der durch Hellers Roman in der englischen Sprache sprichwörtlich geworden ist: Um als wahnsinnig anerkannt zu werden, muss man einen Antrag stellen. Tut man dies, kann man gar nicht als wahnsinnig eingestuft werden, da die Sorge um das eigene Leben, das man mit einem solchen Antrag zeigt, beweist, dass man nicht wahnsinnig ist. Es ist also vollkommen unmöglich sich zu qualifizieren. Nach diesem Prinzip ist der ganze Roman aufgebaut. Yossarian und seine Kollegen sind einer absurden und unmenschlichen Kriegsbürokratie ausgeliefert, die in diesem Roman, als der wahre Feind jedes Soldaten entlarvt wird. Diese Logik zwingt sie beispielsweise sich mitten im Kriegsgeschehen an vollkommen unsinnigen Marschübungen teilzunehmen oder führt dazu, dass sie von ihren eigenen Leuten bombardiert werden. Deutsche kommen in diesem Roman konsequenterweise eigentlich gar nicht vor.
Die Dialoge, in dem diese absurde Kriegslogik immer wieder entblösst wird, sind ausgesprochen komisch. Das Ganze ist so abgedreht, dass man als Leser den Bezug zum echten Krieg immer mal wieder vergisst. Man wird jedoch durch Heller auf den Boden der Realität zurückgeholt, wenn er beispielsweise in einer Szene, die wie ein Alptraum immer wieder kehrt, beschreibt, wie Yossarian die Beinwunde eines anderen Soldaten verbindet, der währenddessen an einem Bauchschuß stirbt. In diesen Szenen zeigt sich das Hellers Buch nicht nur ein leichtes, postmodernes Spiel mit Bedeutungsebenen und Realitäten ist, sondern auch ein Mahnmal gegen den Krieg, in dem fast alle Beteiligten nur verlieren können.
Das Buch hat seine Längen, nach einer Weile hat man das Gefühl, dass man das Prinzip nun langsam verstanden hat. Das fulminante, unerwartete Ende belohnt einen jedoch.
Ich kann dieses Buch, von dem ich das Gefühl habe, dass es ziemlich aus der Mode gekommen ist, nur unbedingt empfehlen.