Meine erste Reaktion auf die Aktion ,Rico Beutlich’ war die der meisten hier im Forum: „Super gemacht!“
Mittlerweile bin ich etwas nachdenklicher geworden. Allerdings nicht, weil ich die Aktion schlecht finde, ganz im Gegenteil. Es ist immens wichtig, dass die Maschen der DKZ-Verlage publik gemacht werden. Dazu braucht man nun mal die Medien, anders geht es nicht. Nur über eine breite Präsens in den Medien kann man die Leute, die man gezielt ansprechen will, überhaupt erreichen.
Wie wichtig Aufklärung ist, soll folgendes Beispiel zeigen:
Als ich vor einem Jahr meinen ersten Roman veröffentlichte, war ich (und bin es immer noch) ein Greenhorn im Verlagsgeschäft. Da ich aber ein vorsichtiger Mensch bin, wenn es um Verträge u.ä. geht, versuchte ich, mich möglichst umfassend zu informieren. Google gibt heute beinahe alles her, unter anderem auch einen “Bund deutscher Schriftsteller“ – kostenlose Beratung wird versprochen, Förderung von Autoren usw. „Wow“, dachte, die helfen dir. Ich rief also dort an und stellte ein paar Fragen zu dem Autorenvertrag, den ich in der Hand hielt. Und siehe da, man sagte mir: „Das ist heute ganz normal, dass Autoren sich an den Kosten ihrer Bücher beteiligen.“ (Wobei ich nicht bei einem DKZ-Verlag veröffentlicht habe – darum ging es nicht. Ich habe nichts für die Veröffentlichung meines Romans bezahlt - im Gegenteil, ich bekam einen regulären Vorschuß)
Nun kannte ich die Homepage von Andreas Eschbach, der von magali weiter oben ja genannt wurde. Da mir das alles sehr merkwürdig vorkam, schrieb ich Andreas Eschbach eine Mail und erkundigte mich nach dem „Bund deutscher Schriftsteller“. Erst mit seiner Antwort erfuhr ich dann, dass dieser Verband ein Anhängsel der DKZ-Verlage ist und nicht zu verwechseln mit dem „Deutschen Schriftstellerverband“.
Dieses Beispiel soll zweierlei zeigen: Wie geschickt die DKZ-Verlage vorgehen, um ahnungslose Jungautoren anzulocken, was z.B. die Namensgebung ihrer Verlage und Institutionen anbelangt. Zum zweiten sollten wir das Engagement erfahrener Autoren, die sich die Mühe machen, Anfänger vor diesen Abzockern zu warnen, nicht abwerten – egal auf welchem Weg sie das tun. Und wenn dabei noch ein paar Cent für den Autorenkalender herauskommen, dessen Erlös wiederum in die Literaturförderung fließt, ist das sicherlich nicht so schrecklich verwerflich, dass man es unbedingt an den Pranger stellen muss.
Nach meiner ersten Veröffentlichung stehe ich noch ganz am Anfang, aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich bisher in keiner Branche ein so offenes und hilfsbereites Verhalten von „Kollegen“ erlebt habe. Schönen Dank dafür! Immerhin bemühen sich gestandene Autoren, Anfänger vor teuren Fehltritten zu bewahren. Dieses Verhalten verdient meiner Meinung nach erstmal Respekt und Anerkennung. Es könnte ihnen ja auch sch..egal sein – ist es aber nicht. – Hut ab! Ich werde mich nach Kräften daran beteiligen.
Die Tatsache, dass Rico Beutlich rasant zur Kunstfigur avanciert, macht mich allerdings nachdenklich. Es zeigt, dass eine gut gemeinte Aktion auch nach hinten losgehen kann. Scheinbar ist kein Mist schlecht genug, um nicht noch Erfolg haben zu können. Mir fällt da die unterirdische Vermarktung eines „Maschendrahtzauns“ oder die Vorführung von talentfreien jungen Menschen bei DSDS ein, die nur dem Zweck der Schadenfreude dient, zum Leidwesen der „Opfer“. Das dies nun den DKZ-Verlagen auch noch das Argument in die Hand spielt: „Wir haben sofort erkannt, welches Potential in dem Manuskript steckt!“, ist bedauerlich, aber wohl unvermeidbar.
Die Frage, ob man mit dieser Aktion oder einer anderen wie Fairlag Hobbyautoren davor schützen kann, den DKZ-Buden ihr Geld hinterherzuwerfen, ist fraglich. In der heutigen Zeit, in der Betrug und Abzocke jeden Morgen bereits im Briefkasten lauern, sollte man vielleicht von jedem Mitmenschen auch ein gesundes Maß an Skepsis und vor allem Eigenverantwortung verlangen. Wenn mir jemand für die Veröffentlichung meines Manuskriptes bis zu 20.000 Euro und mehr abverlangt, muss ich mich wirklich fragen, wie naiv manche Menschen sind. Wenn ich einen Gebrauchtwagen für soviel Geld kaufe und auch noch einen Kreditvertrag dafür unterschreibe, stehe ich auch in der Pflicht mir selbst gegenüber, beides auf Herz und Nieren zu prüfen – und mich zu fragen, ob mir das, was ich bekomme, das Geld auch wert ist.
magali
Warum beharkst Du Tom eigentlich so? Mir fällt da ein leichte Aggressivität auf – oder irre ich mich da?
@ Tom
Wenn Du schreibst, Du hast keinen besonderen Respekt vor den Meinungen anderer Leute, brauchst Du Dich natürlich nicht zu wundern, wenn Du angegriffen wirst. Du bist oft sehr direkt, was mir persönlich gut gefällt, auch wenn ich bei manchen Kommentaren schon mal schlucken muss. So viel Offenheit kann halt nicht jeder vertragen.
Viele Grüße an alle
Dean