Meine Meinung zum Thema - die Kommentare zum Schreibwettbewerb habe ich verfolgt:
Wenn ich daran denke, dass (m)ein Text beim Leser ankommen soll, dann heißt das, dass ich seinen ungefähren Informationsstand berücksichtigen muss. Bei Gegenwartstexten ist dann klar, dass ich kein Auto in den Linksverkehr schicke, es sei denn, ich bin schon hinter Dover nach London unterwegs. Wenn ich dagegen Fachwissen einbaue, das der Durchschnittsleser nicht besitzen kann, weil er nicht vom Fach ist, dann muss es zumindest auf den ersten Blick plausibel erscheinen und darf nicht Anlass zu irritierenden Fragen geben, weil das den Lesefluss stört.
Ein aktuelles Beispiel: In "Jugend musiziert" sind zwei für den Laien nicht erkennbare Fehler eingebaut, aus erzähltechnischen Gründen habe ich sie in Kauf genommen:
1) Jüngere Schüler (der Junge wird als "Kleiner" angeredet, ohne dass er widerspricht) nehmen am Regional- und am Landeswettbewerb teil, nicht aber am Bundeswettbewerb.
2) Die Instrumente, mit denen man bei "Jugend musiziert" teilnehmen kann, wechseln, so dass in zwei aufeinanderfolgenden Jahren unmöglich "Klavier, solo" auftauchen kann.
Bei historischen Texten muss sich der uninformierte Leser auf die gründliche Recherche des Autoren verlassen können. Und jetzt widerspreche ich mir selbst: Klar, Ecos "Der Name der Rose" riecht wie ein historischer Roman, enthält Figuren, die es nachweislich gegeben hat, aber trotzdem baut der Autor jede Menge Fiktives ein und schreibt sich das Klosterleben nach seinen Vorstellungen passend. Und als Leserin will ich es auch nicht sooo genau wissen, ob alles stimmig ist, mir reicht es, dass ich es glauben kann.
Lieben Gruß
polli