3.Stock Zimmer 5
Ludwin Scholz bewegte sich auf seinem Drehstuhl langsam in Richtung Fenster.
Er lächelte, als sein Blick auf die wunderschönen altwürdigen Stadthäuser fiel. Ja, das wäre sein Leben gewesen, nach seinem Architekturstudium. Prachtvolle Häuser entwerfen, aber es kam natürlich anders. Karin, seine erste Frau, wurde früh schwanger und Sicherheit für die Familie stand an erster Stelle, er brach sein Studium ab.
Ludwin bewarb sich damals als Verwaltungsbeamter bei der Stadt und landete im Bauamt.
Bei Renovierungen und ähnlichem Kleinkram konnte er noch mitreden, aber die großen Bauten, die planten freie Architekten.
Die Ausschreibungen hierfür, gingen über seinen Tisch. Er war der große Macher, wenn es um Auftragserteilungen ging. Er genoß den Anblick der enttäuschten Architekten und Handwerker, wenn der Auftrag nicht an Sie ging, insgeheim war er nur neidisch, neidisch auf die flotten Flitzer, neidisch auf die hübschen Frauen und natürlich auf deren Job.
Er war unbestechlich und darauf war er stolz, nie hatte er eine Gefälligkeit, oder gar ein Geschenk angenommen. Und das obwohl er es mehr als nötig hätte. Die Hypothek für das Reihenhaus drückte, seine Exfrau bekam pünktlich ihren Unterhalt, und sein Auto war auch nicht mehr das Jüngste und verlangte ständig nach Aufmerksamkeit und Werkstattbesuche.
Scholz war so Gedankenversunken, dass er das Klopfen an der Tür fast überhörte. Baulöwe Hagenstein trat in voller Leibesfülle in den Raum, er setzte sich vor Scholzs Schreibtisch und legte einen dicken Umschlag aus Altpapier auf den Tisch und grinste Scholz feist an.
Ludwin fühlte sich ertappt und gleichzeitig befreit, Heute wird er den Umschlag nehmen.
Warum auch nicht, einmal ist keinmal