Inhalt - in eigenen Worten
Judith und Hannes lernen sich in einem überfüllten Wiener Supermarkt kennen. Wenige Zeit später besucht er Judith, die ein exquisites Lampengeschäft besitzt, im Laden. Und immer wieder kreuzen sich die Wege der beiden Singles, bis sich Judith schließlich auf ein Date mit dem sympathischen Architekten Hannes einlässt. Aus dem Date wird mehr und auch Judiths gesamte Familie und Freunde sind begeistert von dem wahrgewordenen Schwiegermuttertraum. Doch das Ganze endet für Judith, die sich von Hannes überschäumender Liebe erdrückt fühlt und dies ändern möchte, in einem nervenaufreibenden Albtraum...
Meine Meinung
Seit "Gut gegen Nordwind" bin ich ein großer Fan von Daniel Glattauers Romanen und so musste ich natürlich auch sein neuestes Werk "Ewig Dein" lesen. Die Geschichte, die sich in 15 Phasen gliedert, beginnt am Gründonnerstag und dauert bis zum Dezember desselben Jahres. Als Handlungsschauplatz hat der Autor größtenteils seinen Wohnort Wien gewählt, was mir besonders gefällt, da ich viele Orte bzw. Straßennamen kenne.
Judith heißt die 36-jährige Inhaberin eines Lampengeschäfts im 15. Bezirk, das sie mithilfe ihres vorlauten Lehrmädchens (Anm: Azubi) Bianca führt. Von ihrer Familie -wie z.B. ihrem Bruder Ali und seiner Frau Hedi- hat sich die freiheitsliebende Geschäftsfrau entfremdet, dafür besitzt sie einen großen Freundeskreis, was ihr auch reicht, bis sie Hannes kennenlernt. Der 42-jährige smarte Architekt, der vorwiegend Apotheken umbaut, verliebt sich sofort in die attraktive Judith und betet sie an. Neben all diesen Vorzügen kommt jedoch auch eine hässliche Seite zum Vorschein und die schöne Fassade bekommt Risse... Alle Protagonisten, auch die reizvollen Nebenfiguren, sind wunderbar gezeichnete Charaktere mit jeder Menge Macken, Ecken & Kanten sowie einer beachtlichen Weiterentwicklung, wobei hier Judith eindeutig den Sympathiebonus erhält.
Der Name Daniel Glattauer bürgt für schriftstellerische Qualität, wer hier allerdings (so wie ich) einen zarten Liebesroman im Stil von "Gut gegen Nordwind" erwartet, könnte von "Ewig Dein" eventuell ein wenig enttäuscht sein. Stattdessen entführt uns der Autor in die Welt einer verdrehten Liebe, die schon in Richtung Stalking geht. Auch wenn der Handlungsverlauf vorgegeben erscheint, so beinhaltet die Handlung genug ungeahnte Wendungen und Überraschungen, um den Leser an die interessant gestaltete Story zu fesseln.
Leider zieht sich die Handlung trotz der geringen Seitenanzahl stellenweise dahin und bremst durch die ausführlichen Schilderungen manchmal ganz schön den Lesefluss. Obwohl es interessant zu lesen ist, wie sich Hannes in Judiths Leben einschleicht und welche Anstrengungen er dafür unternimmt, kommt in der Geschichte erst allmählich Spannung auf und lässt das Geschehen überaus gelungen enden. Erzählt werden die durchwegs fesselnden Geschehnisse aus der Sicht von Judith, die uns an ihrem Leben bzw. ihren Gefühlen und Gedanken teilhaben lässt, allerdings kann ich einige von Judiths Handlungen und Taten nicht ganz nachvollziehen.
Der österreichische Autor beweist mit "Ewig Dein" unterhaltsamen Humor sowie Liebe zum Detail, was sich zeitweise in langatmigen, leidenschaftlichen Szenen äußert, und legt einen äußerst bildhaften Schreibstil an den Tag. Allerdings sind die Dialoge mit wörtlicher Rede sehr gewöhnungsbedürftig, wie ich euch hier mit einer Textstelle anschaulich machen möchte: "Und was hältst du von Hannes", fragte Judith. Ali: "Aufräumen kann er." Judith: "Und sonst?" Ali: "Ich weiß nicht, er ist irgendwie so ... unheimlich ... so unheimlich nett." Judith: "Ja, das ist er." Ali: "Und er gehört praktisch schon zur Familie." (Seite 53)
Fazit
"Ewig Dein" erzählt von der Liebe zwischen Judith und Hannes, einer zwanghaften Liebe mit Sonnen- und Schattenseiten. Diese etwas andere Liebesgeschichte überrascht mit falschen Fährten und Rätseln, reizvollen Charakteren und einem anschaulichen Schreibstil mit viel Wortwitz. Das Lesevergnügen wurde leider durch kleine Längen, allzu ausführlichen Schilderungen und einer gewöhnungsbedürftigen Dialogform etwas getrübt. Dafür vergebe ich bescheidene 8 PUNKTE.