Liebe Büchereulen,
ich war bis jetzt eifrige stumme Mitleserin in diesem Forum und heute traue ich mich auch mal, mich zu Wort zu melden.
Soeben habe ich „Himmel und Hölle“ von Malorie Blackman zu Ende gelesen und muss sagen, dass mich schon lange kein Buch mehr so berührt hat. Am Ende habe ich Rotz und Wasser geheult aber im Gegensatz zu Magali finde ich das in diesem Fall sehr positiv und heißt, dass mir das Buch sehr, sehr, sehr gut gefallen hat!
Zum Inhalt ist ja schon so viel geschrieben worden, dem füge ich jetzt nichts hinzu. Mich hat dieses Buch deshalb so bewegt, weil es wirklich einmal eine ganz neue Herangehensweise an das Thema „Rassismus“ ist, und als Leser fühlt man sich sooo oft „ertappt“, weil man sich immer und immer wieder selber vor Augen führen muss, dass hier ja die Schwarzen diejenigen sind, die das Sagen haben und die Weißen die Machtlosen und Unterdrückten. Man ertappt sich selber immer wieder dabei, wie man sich Callum als schwarzen Jungen und Sephy als weißes Oberschicht-Mädchen vorstellt. Das fand ich von der Autorin eine geniale Idee.
Die beiden Hauptfiguren Callum und Sephy mochte ich sehr. Es ist eben nicht die perfekte, superromantische Liebesgeschichte. Beide machen Fehler, jeder tut dem anderen – mal absichtlich, mal unabsichtlich – weh. Jeder der beiden hat mit Problemen zu kämpfen und kann oft den anderen nicht verstehen. Sie sind nicht perfekt!! Aber genau das macht sie so sympathisch.
Malorie Blackman hat es geschafft, ein brisantes Thema aufzugreifen und gleichzeitig eine Geschichte zu schreiben, die einen nicht unberührt lässt. Man fragt sich, ob es so eine Zweiklassengesellschaft heute auch gibt. Aufschlussreich sind zum Beispiel solche Details wie, dass „hautfarbene“ Pflaster in diesem Buch schwarze Pflaster sind – die natürlich bei einem weißen Mädchen unmöglich aussehen. Aber hat jemand von Euch in der Wirklichkeit schon mal ein schwarzes Pflaster gesehen?? Ich nicht. Wieder so ein Punkt, der einen nachdenken lässt.
Interressant ist auch das Interview mit Malorie Blackman am Ende des Buch. Sie sagt: „Rassismus ist ein Thema, über das die meisten Leute überhaupt nicht gerne sprechen, aber ich finde, dass man darüber sprechen sollte egal wie schmerzlich das ist. Ich wollte, dass die Gesellschaft in meinem Buch aus zwei verschiedenen Perspektiven betrachtet wird (aus Callums und aus Sephys Sicht), um zu zeigen, wie unser Standpunkt unser Denken beeinflusst.“
Ein wirklich empfehlenswertes Jugendbuch, das auch für Erwachsene lesenswert ist. Mich hat es auf jeden Fall sehr stark beeindruckt. Ein Buch, das ganz bestimmt viel Diskussionsstoff liefert!