Puh, jetzt habe ich endlich auch den ersten Abschnitt beendet. Tut mir leid, dass ich so spät bin. Ihr habt ja schon richtig heiß diskutiert, das finde ich prima und wäre gerne früher mittendrin gewesen.
Dorian Gray ist mein erstes Buch von Oscar Wilde. Ich lese gerne hin und wieder Klassiker, sehen mich aber nach unseren Narnia-Ausflügen, an die sich gleich dieses Buch anschließt, jetzt mal wieder nach etwas Zeitgenössischem. Aber gut, das kommt dann danach
Das Vorwort habe ich großzügig durchflogen. Genauso mache ich es mit den doch sehr langen philosophischen Abschweifungen (die aber teilweise auch extrem spannend sein können!).
Mein erster Eindruck beim Lesen der Dreieckskonstellation war: Unglaublich mutig für die damalige Zeit. Hossa, da geht es ja richtig ab gefühlstechnisch. So habe ich es jedenfalls empfunden. Für mich sind zumindest Basil und Lord Henry extrem durch ihre homosexuelle Anziehung gelenkt, und das habe ich bei einem Klassiker so noch nie gelesen. Über Lord Henrys Verhalten wurde hier ja schon ausführlich diskutiert. Man kann ihn mögen oder nicht. Ich stecke so dazwischen. Zumindest empfinde ich ihn komplett triebgesteuert. Er hat ja nichts anderes zu tun... und es macht ihn halt einfach an, mit dem jungen Kerl abzuhängen.
Spannend ist die eigentliche Vordergrundstory, die durch das Beziehungschaos bisher im Hintergrund steht - die ewige Jugend. Wenn man nicht mehr 20 ist, sind diese Passagen ziemlich frustrierend zu lesen
Ich lese die SZ-Ausgabe und habe mir einige Sätze notiert, die mir gut gefallen haben. Allerdings kommt mir diese teilweise doch immer gleichgeartete Sprüche-Klopferei schon jetzt extrem vor und fürchte, das könnte noch nervig werden. Nun ja, vielleicht liegt es auch an der Übersetzung, aber mir kommen viele dieser Weisheiten immer gleich aufgebaut vor, nämlich nach diesem Schema (Beispiel 1, Seite 76):
Frauen verteidigen sich, indem sie angreifen, gerade wie sie dadurch angreifen, daß sie sich unvermutet ergeben.
Seite 63:
"Wenn man verliebt ist, betrügt man immer anfangs sich selbst und am Ende die andern. Das nennt die Welt eine Romanze." (Weiter vorne im Post hat schon mal jemand diesen Satz zitiert mit einer abweichenden Aussage, wie ich finde - Übersetzungen halt...)
Seite 47:
"Gegenüber saß die Herzogin [...] und deren barocke Fülle man bei Frauen, die nicht Herzoginnen sind, als Korpulenz bezeichnet " Hihi, den fand ich lustig