Beiträge von Kristin

    Oh, da gab es bei mir auch das eine oder andere:


    Antje Babendererde - Zweiherz (wobei mir Libellensommer gut gefallen hat)
    David Gilmore - Unser allerbestes Jahr
    James Meek - Die einsamen Schrecken der Liebe
    Jan Seghers - Die Braut im Schnee
    Simon Beckett - Leichenblässe und Kalte Asche
    Daniel Glattauer - Gut gegen Nordwind und Alle sieben Wellen

    Sadie Jones – Der Außenseiter


    Verlag: Diana Verlag
    Ungebundene Ausgabe: 411 Seiten
    Originaltitel: The Outcast
    Übersetzung: Brigitte Walitzek



    Klappentext


    Fern der Routine des Kleinstadtlebens genießt es Lewis, mit seiner schönen, rastlosen Mutter durch die Wälder zu streifen – bis an einem Sommertag am Fluss ein schreckliches Unglück geschieht. Lewis bleibt verstört zurück. Als ihm wenige Monate später die junge Alice als Stiefmutter vorgestellt wird, entladen sich seine Trauer und Wut schließlich in einer Katastrophe …


    Autor:


    Sadie Jones wurde als Tochter eines Schriftstellers und einer Schauspielerin in London geboren. Nachdem sie einige Jahre lang durch die ganze Welt gereist war, ließ sie sich in London nieder und arbeitete vierzehn Jahre lang als Drehbuchautorin, unter anderem für die BBC. Auch heute lebt Sadie Jones mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in London. Der Außenseiter ist ihr erster Roman und wurde für den begehrten Orange Prize für Fiction nominiert.


    Meinung:


    Ein ergreifendes und trauriges Buch mit einem sehr schönen Cover, in dem es erst zum Ende etwas Hoffnung für die Hauptfigur, für Lewis, gibt.
    Lewis, eine Figur, mit der ich vom ersten Moment an gebangt und vor allem gehofft hatte, gehofft, das der Vater, die Stiefmutter, die Leute aus dem Dorf endlich merken, wie es in ihm aussieht, ihn nicht mehr verurteilen, ihn abstempeln, und sich nicht mehr nur mit sich selbst sondern dem Kind beschäftigen und ihm helfen.
    Ich habe das Buch wie einen Film empfunden, vielleicht weil die Autorin aus dem Drehbuchbereich kommt. Sie hat die Handlung in vielen starken Bilder gezeichnet. Das Buch lebt von seinen Figuren, was sie bewegt und dazu bringt Sachen zu machen, die ihnen nicht gut tun. Manchmal aber hätte ich mir mehr Einblick in das Innenleben der Figuren gewünscht, um sie zu verstehen und nachvollziehen zu können, weshalb sie gerade so handeln.
    Irritiert hat mich, dass ich die Gegend, in der das Buch handelt, eher in Amerika als in England vermutet habe.

    Pauls Toutonghi – Die Geschichte von Yuri Balodis und seinem Vater, der eigentlich Country-Star war


    Verlag: Rowohlt/Berlin
    Gebundene Ausgabe: 367 Seiten
    Originaltitel: Red Weather
    Übersetzung: Eva Bonné


    Kurzbeschreibung:


    Yuris Vater erzählt seinem Sohn allabendlich auf dem Balkon wunderbar melancholische Lügengeschichten, in denen er der Star ist, ein toller Hecht, eine Legende. In den sechziger Jahren aus Lettland emigriert, ignorieren Yuris Eltern hartnäckig, dass sie ihren amerikanischen Traum in den Sand gesetzt haben. Um jeden Preis wollen sie im öden Brauereinest Milwaukee heimisch werden. Yuris Vater ist schon mal von Wodka auf Bourbon umgestiegen, seine Mutter pflastert die Wände mit Werbeanzeigen, beide sprechen ausschließlich Englisch, wenn auch ein recht zweifelhaftes, und bemühen sich überhaupt, amerikanischer zu sein als jeder Amerikaner. Nur Yuri scheint irgendwie aus der Art zu schlagen. Seit er sich in die Jungkommunistin Hannah verliebt hat, zitiert er beim Essen neuerdings Marx und Lenin. Für seine Eltern bricht eine Welt zusammen. Trotzdem lassen sie den Sohn seine eigenen Erfahrungen machen. Und das tut dieser auch ausgiebig, bis ein nächtlicher Ausflug mit Hannah, der schlimme Folgen hat, ihn über Nacht erwachsen werden lässt. Und gerade noch rechtzeitig versteht Yuri, dass das Leben wirklich so irre ist, wie sein Vater immer behauptet - und alles, aber auch alles möglich.


    Autor:


    Pauls Toutonghi wurde als Sohn eines ägyptischen Vaters und einer lettischen Mutter geboren, lebt in Portland, Oregon, und arbeitet an seinem nächsten Roman. Seine Texte wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Pushcart Prize.


    Meinung:


    Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive des sechzehnjährigen Yuris erzählt, der sich mitten in der Pubertät befindet, somit ziemlich verwirrt durch die Gegend läuft und Dinge tut, die ihm bald über den Kopf wachsen. Schon zu Beginn verliebt sich Yuri in Hannah, was vom Autor gut nachvollziehbar dargestellt wird. Leider enttäuscht Yuri mit der Auswahl der Angebeteten seinen Vater, dem stets betrunkenen Geschichtenerzähler. Und damit kommt die Handlung ins Rollen, Yuri versucht bei jedem Eindruck zu schinden, besonders bei Hannah, was ihn auf absurde Ideen bringt und den Leser dazu, ihn manchmal schütteln und zur Vernunft bringen zu wollen. Aber auch seinem Vater und seiner Mutter versucht er es auf irgendeine Weise Recht zu machen. Dann taucht die Familie des Vaters auf, die Yuri vorher noch nie gesehen hat, und er erfährt Sachen über seinen Vater und auch über sich, die er gar nicht glauben mag.
    Yuri ist ein absolut liebenswerter Charakter, der auf dem Weg ist, seine Orientierung zu finden. Überhaupt gelingt es dem Autor, seine Figuren bildhaft und voller Leben zu gestalten, und vor allem dem Vater eine herrliche Sprache zu verleihen:


    Zitat

    Ich denke bei mir: Welch ein angenehmes Eichhörnchen. Es arbeitet hart, nach meiner Meinung. Es hat einen so buschigen und angenehmen Schwanz.


    Die Dialoge lesen sich sehr witzig, bisweilen habe ich Tränen gelacht.
    Die Handlung selbst gibt Einblick in das Auswandererschicksal vieler Osteuropäer, die in Amerika auf eine ganz neue, andere Kultur stoßen und damit, wie auch mit der Sprache, zurechtkommen müssen.


    Ein witziges, sehr lebhaftes Buch mit Tiefgang, meiner Meinung :grin.