Beiträge von smog

    Ja, wahrscheinlich.


    Hier kannst du dir selbst ein Bild machen (Link zum Buch auf der Verlagshomepage mit der Auswahl einiger Photos):


    http://www.edition-skylight.com/katalog.php?ID=73#


    PENTHOUSE schrieb z. B. unter anderem:


    Hier wurde nichts inszeniert, hier hat der Lensman mit kleinem Besteck dem Akt beigewohnt, dem Liebesspiel unter der Dusche oder jenem magischen Moment, wenn zwei zusammenkommen und erstarrren . „In Flagranti“ bedient unseren Voyeurismus, ist aber nie Pornografie.„

    Hey :)


    Die Photos sind so angelegt, dass sie, wie erwähnt, die Grenze zur Pornografie nie überschreiten. Durch die verwendete s/w Darstellung wird die Szene künstlerisch umgesetzt, der Penis ist nur schemenhaft erkennbar. Die Szene spielt sich zudem teilweise unter Wasser ab, so dass die Wassertrübung respektive Verzerrung ihr übriges tut.

    Intime Momente in all ihrer Schönheit hat Norbert Guthier in seinem Bildband In Flagranti festgehalten. Das geflügelte Wort des auf der frischen Tat ertappten soll es schon seit Anfang des 6. Jahrhunderts geben, und ist wohl selten schöner in Szene gesetzt worden als in diesem Bildband.


    Mehr als 160 Photos vereinen sich auf 128 Seiten im handlichen Format von 21 x 28 Zentimeter. Gedruckt im Duotone-Verfahren (ermöglicht die Wiedergabe subtiler Grautöne) wird den Schwarz-Weiß Fotos dadurch ein ganz besonderer Reiz verliehen.


    Mal sind die Szenarien von Wasser, mal von Licht durchflutet. Mal dient die Natur als Hintergrund, mal eine Industrieruine. Die Locations der Fotos sind genauso abwechslungsreich wie die Szenen selbst. Eine schüchtern in die Hose geschobene Hand, ja in einer fast schon keuschen Bewegung, die allerdings in einem öffentlichen Parkhaus stattfindet.


    Auf einer anderen Seite begegnet man einer Frau, die lustvoll und genüsslich an einem Schwanz leckt. Zwischen diesen zwei Polen bewegen sich die alle sehr erotischen und nie die Grenze zur Pornografie überschreitenden Photos.


    Tugendhafte, fast sittsame Bilder, die nur Andeutungen zulassen, bis hin zu einer Offenheit, die keiner Interpretation mehr bedarf. Knisternde Erotik mit dem leichten Hauch des Verbotenen, des Überraschenden machen den großen Reiz von In Flagranti aus.


    Eine thematische Klammer schließt sich um alle Photos, gleich ob sich ein wunderschöner nackter Körper auf Heuballen räkelt, nur von der Sonne bedeckt, oder Hände, die eine Brust umschließen: Der Schlüssellochblick, das Gefühl bei etwas sehr privatem und intimen Zeuge zu sein.

    Ob meiner Begeisterung hier auch meine Rezi zu "Reise im Mondlicht". :-)


    Zu Beginn gleich eine Lobeshymne ist ungewöhnlich, doch bei diesem Werk mehr als angebracht. „Reise im Mondlicht“ von Antal Szerb ist wohl eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Dieser Text ist eine Offenbarung. Jeder Leser, der etwas auf sich hält, sollte zumindest einmal Szerbs wunderbaren Roman „Reise im Mondlicht“ gelesen haben.


    Mihály ist mit seiner frisch angetrauten Erszi auf Hochzeitsreise in Italien. Die Reise scheint angenehm beginnen. In Ravenna jedoch begegnet dem Ehepaar ein Freund aus Mihálys Vergangenheit, János Szepetneki. Die Vergangenheit tritt wieder in ihr Leben. Mihály beginnt sich zu erklären, von seiner Kindheit, Jugend, und Freunden aus dieser Zeit, die ihn bis heute verfolgen.


    Das Paar ist frisch vermählt, und es könnte alles so schön sein. Doch dann passiert etwas ganz banales. Während der Zug in einer Station Aufenthalt hat, gönnt sich Mihály einen Espresso nahe dem Bahnhof. Die Abfahrtszeit rückt näher, der Zug verlässt den Bahnhof. Mihály schafft es gerade noch, aufzuspringen. Leider ist jener Zug nicht der, in dem auch seine Ehefrau sitzt.


    Doch anstatt an der nächsten Station auszusteigen, und zurück zufahren, bleibt Mihály sitzen. Einem „Anfall von Nostalgie“ erlegen, heute würde man dies vielleicht Midlife-Krise nennen, streunt er durch Italien, auf der Suche nach Freiheit und Glück. Es fällt ihm nicht schwer, alsbald Erszi aus seinen Gedanken zu verdrängen, doch seiner Vergangenheit kann er sich auf Dauer nicht entziehen.


    Mihálys Vater besitzt eine Firma, in welcher er auch nach der Hochzeitsreise wirken soll. Seine Frau Erszi, die er einem gut betuchten Geschäftsmann ausgespannt hat, steckte schon bei der Hochzeit einen nicht unerheblichen Betrag in die Firma. Er selbst fühlte in sich immer den Drang nach Freiheit, versucht dennoch über die Heirat in ein gutbürgerliches Leben zu gleiten. Erszi hingegen fühlt sich von der Ungezügeltheit Mihálys angezogen.


    Das Antal Szerbs „Reise im Mondlicht“ erstmals 1937 veröffentlicht worden ist, man würde es nicht vermuten, stünde es nicht im Buch, so zeitlos scheint die Geschichte rund um eine verrückte Hochzeitsreise, um das Leben und die Sehnsucht nach dem Tod. „Reise im Mondlicht“ ist eine Offenbarung. Ein Werk dieser Güte habe ich selten gelesen. Es überrascht mit welcher Leichtigkeit Szerb zwischen den schwierigen Themen Tod, Leben und Liebe balanciert.

    Inhaltsangabe (amazon):
    Eine Afrikareise in der Kindheit wurde für Le Clézio, einem der bedeutendsten zeitgenössischen französischen Schriftsteller, zur Initiation. Hier lernte er eine Welt kennen, die ihn mit ihren fremden Lebensformen, den exotischen Gerüchen und Farben in ihren Bann schlug und nie wieder loslassen sollte. Und so erzählt er von der Reise, die ihn 1948 nach Afrika führte und wo er zum ersten Mal seinem Vater begegnete. Einem Tropenarzt, der in Nigeria Lepra und Sumpffieber kurierte, den Kolonialismus hasste, mit einer Piroge das Landesinnere erkundete und Landschaften und Menschen fotografierte. Und er erzählt die Liebesgeschichte seiner Eltern, die in Kamerun, vor seiner Geburt, spielt, als der Traum eines von Krankheit und Fremdherrschaft befreiten Afrika noch realisierbar schien.


    Meine Meinung:


    „Der Afrikaner“ erschien 2007 in Deutschland, geschaffen aus der Hand des Nobelpreisträgers 2008, Jean-Marie Gustave Le Clézio . Eigentlich eine Qualitätsgarantie. Eigentlich. Le Clézio beschreibt in „Der Afrikaner“ seine Erfahrungen, seine Erinnerung mit dem schwarzen Kontinent.
    Dass Le Clézio hierzulande noch keine weite Verbreitung gefunden hat, lässt sich auch an den Pressestimmen auf der Buchrückseite erkennen. Beide stammen sie von französischen Zeitungen.


    Ebenso ist das autobiografische Werk eine Annäherung an seinen Vater. Dieser war bis zu seiner Pensionierung in verschiedenen Regionen Afrikas als Tropenarzt stationiert. Immer wieder wird die Abneigung gegenüber dem Kolonialismus deutlich, auch Le Clézios Vater wurde von der britischen Kolonialmacht eingesetzt. Immer tiefer begibt sich der Autor, bis zur Nobelpreisbekanntgabe in Deutschland relativ unbekannt, in das geographische und geistige Herz Afrikas. Doch auf welcher Grundlage wird „Der Afrikaner“ in die Riege der Spitzenliteratur erhoben?


    Könnte nicht jeder, der ein kritisches Vater-Sohn Verhältnis hat, ein Buch zum Thema schreiben? Sicher, die Qualität ist großartig, doch leider nicht in den Sphären, in denen man einen Nobelpreisträger verortet. Mehr als eine Handvoll internationaler Autoren schreiben zumindest auf demselben Level. So bleibt es ein interessanter Roman, der hingebungsvoll geschrieben wurde. Definitiv ein Stück große Literatur, doch nicht einzigartig.


    Le Clézio unterscheidet zwischen einem Afrika vor dem zweiten Weltkrieg und danach, und webt die Veränderung die diese Greueltat der Menschheit mit einbringt, in den Text. Vor dem Krieg ist die Sicht auf Afrika noch von leichter Naivität getrübt, alles scheint wie eine heile Welt. Danach holt einen die harte Realität ein, der brutale Schrecken der Zeit hält einen gefangen. Der Autor ist mit seiner Mutter in Frankreich, der Vater in Afrika. Ein Versuch, seine Familie in Sicherheit zu bringen, endet in Algerien. Weiter kommt er nicht.


    Besonders diese sich nach dem Krieg einstellende Verbitterung beschreibt Le Clézio auf eine so fassbare Weise, obgleich dies ein schwer in Worte zu fassendes Gefühl ist. Das besondere an diesem Buch ist, dass es eine Geschichte ist, die vielleicht nicht oft, aber doch auch nicht allzu selten ist, und dennoch so niedergeschrieben wurde, dass es schwer fällt, die Lektüre aus der Hand zu legen. Eine Seite geht noch, denkt man, und schon haben die Finger umgeblättert.


    Großartig geschrieben präsentiert sich „Der Afrikaner“. Für Freunde des Kontinents Afrika sowieso ein Pflichtkauf, für alle anderen sicher eine Bereicherung. Ein Wermutstropfen bleibt. Spitzenliteratur: Definitiv! Nobelpreiswürdig? Fraglich.

    Kurzbeschreibung (amazon):
    Die Frauen lieben Adam, weil er ihnen Kleider schneidert, die sie schön und begehrenswert machen. Adam liebt schöne Frauen. Wenn sie erst seine Kleider tragen, begehrt er sie alle, und abgesehen davon liebt er Evelyn. Die ertappt ihn eines heißen Augusttages 1989 in flagranti mit einem seiner Geschöpfe. Statt mit Adam fährt Evelyn gemeinsam mit einer Freundin und deren Westcousin nach Ungarn an den Balaton. Adam setzt sich mit seinem alten Wartburg dem roten Passat auf die Spur. Für Evelyn würde er bis ans Ende der Welt fahren - und vielleicht muss er das auch, denn Ungarn will die Grenze gen Westen öffnen. Plötzlich ist die verbotene Frucht greifbar, und alle müssen sich entscheiden. In der Ausnahmesituation jenes Spätsommers 1989, dem Schwebezustand plötzlicher Wahlfreiheit, entdeckt Ingo Schulze die menschliche Urgeschichte von Verbot und Verlockung, Liebe und Erkenntnis und nicht zuletzt der Sehnsucht nach dem Paradies. Doch wo ist das zu finden? In der Verheißung des Westens, der Ungebundenheit eines endlosen Feriensommers am Plattensee oder doch im vertrauten Amtsstubenduft einer frisch geöffneten Brotkapsel und dem eigenen Garten? Im Spiel mit dem biblischen Mythos von Adam und Eva gelingt Ingo Schulze eine grandiose Tragikomödie. Mit seinem ironisch gebrochenen Begriff vom Sündenfall findet er eine Chiffre für den Eintritt in unsere heutige Welt.


    Über den Autor (amazon):
    Ingo Schulze wurde 1962 in Dresden geboren, studierte klassische Philologie in Jena und arbeitete in Altenburg als Schauspieldramaturg und Zeitungsredakteur. Seit 1993 lebt er in Berlin. Bereits sein erstes Buch 33 Augenblicke des Glücks (1995) wurde vielfach ausgezeichnet. Für Simple Stories (1998) erhielt er den Berliner Literaturpreis mit der Johannes-Bobrowski-Medaille. 2005 erschien sein großer Roman Neue Leben, für den er in diesem Jahr mit dem Premio Grinzane Cavour geehrt wurde. Für seinen Erzählungsband Handy (2007) bekam er den Preis der Leipziger Buchmesse. Ingo Schulze ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtkunst. Seine Bücher wurden in 27 Sprachen übersetzt.


    Meine Meinung:
    „Adam und Evelyn“ erzählt die Geschichte eines Paares aus dem Osten, gefangen im Alltagstrott. Es fühlt sich nicht unwohl. Evelyn kellnert, nach dem ihr der Studienplatz für Kunstgeschichte mehrere Male verwehrt wurde. Adam näht Damen ihr Wunschkleid auf den Leib. Doch zu seinem Pech interessierte er sich nicht nur für Stoffe die seine Kundinnen tragen, sondern ebenso für das was darunter verborgen liegt.


    Unvermeidlich also, dass ihn Evelyn eines Tages erwischt, Seine Kundin Lilli steht im Bad, mit heruntergelassenen Kleidern, er selbst zusammengekauert hinter der Badezimmertür. Lilli ist selbst nicht einmal eine herausragende Schönheit, auch ihr Gewicht ist überhöht. Führt man sich diese Konstellation, dieses Zusammentreffen im Bad vor Augen, erhascht man einen Einblick in den Humor und den Esprit der die Tragikomödie „Adam und Evelyn“ von Ingo Schulze so köstlich macht.


    Ein für Evelyn natürlich unhaltbarer Zustand. Sie zieht Konsequenzen – und fährt erst einmal in Urlaub. Sehr zu Adams Ärger mit Freundin Simone und Michael, Simones Cousin aus dem Westen. Richtung Ungarn, an den Balaton, zu deutsch: Plattensee.


    Doch Adam liebt nun mal seine Evelyn, und für ihn ist es deswegen ganz klar, dass er sich hinter das Steuer seines Wartburgs Baujahr 61 zwängt und ebenfalls aufs Gaspedal drückt. Viele verschiedene kleine Ausschnitte aus dieser „Verfolgungsjagd“ lassen wieder den Geist dieses Buches aufblitzen, der auf unbekümmerte, ja fast unschuldige Art, die Angst des Verlustes einer Person, und die Angst vor der Fremde beschreibt.


    Am Balaton angekommen, und bei einer befreundeten Familie untergebracht, Adam hat sich natürlich auch „eingeschmuggelt“, öffnet Ungarn plötzlich die Grenze. Der verbotene Westen, der soviel Glück und Unbeschwertheit verspricht, scheint zum Greifen nah. Doch was ist wirklich vom "Westen" zu halten?


    Ist es nicht daheim, im Netz des eingefahrenen Alltagstrott, schöner, verspricht dieser doch Sicherheit. Oder soll man den großen Schritt wagen, ein neues Leben anzufangen, weil es ja nur dieses eine Leben gibt.


    Adams Hartnäckigkeit verleitet zum Schmunzeln und zum Nachdenken. Genauso wie das Handeln der übrigen Protagonisten. Adam beim Versuch zu „beobachten“ eine Dame übe die Grenze zu schmuggeln, eingepfercht im Kofferraum, mit einer Schildkröte die ihr Gesellschaft leistet, ist nur einer dieser Momente.


    Verlockung und Verrat, Liebe und vermeintlicher Hass liegen in diesem Buch eng aneinander, Seite an Seite. Verwebt mit dem Spielgarn des biblischen Mythos von Adam und Eva schuf Ingo Schulze einen schönen, einen spritzigen, einen frechen und bei all dem doch auch einen etwas melancholischen Roman.


    Der Stil kommt leicht gewöhnungsbedürftig daher. Eben aufgrund der Tatsache, dass Schulze sein Buch fast nur mit Dialogen füllt, diese sich dann auch gerne mal über ein paar Seiten erstrecken. Dabei sinkt leicht die Aufmerksamkeit, doch gerade das ist schade, denn viele versteckte Anmerkungen müssen zwischen den Zeilen entdeckt werden.


    Trotzdem ein tolles Buch und nicht umsonst Shortlist Titel des Deutschen Buchpreises 2008.

    Hab das Buch auch gelesen, und bin sehr angetan.. Bei mir steht es nur im (eh schon vollen) Regal herum.. Wenn es jemand haben möchte, freu ich mich es "weiterzuleiten" statt es verstauben zu lassen. Bei Interesse einfach ne PM an mich.. :)

    Du hast natürlich insofern Recht, dass Holbein nach seinem "Gesichtsverlust" bei Hofe noch ein Mitglied der könglichen Familie malte. Ich weiß allerdings nicht, ob Heinrich VIII. für das angesprochene Bild noch Modell stand.

    Zu dessen Tod war er, laut Buch, mit einem Bild beschäftigt, dass den König zwar zeigte, jedoch zusammen mit Apothekern, Barbieren und Ärzten, die sich zu einer Art Zunft zusammenschlossen. Hierzu mussten sie die "Erlaubnis" von Heinrich des VIII. einholen. Daher auch ein Bild zusammen mit dem König.


    Auftraggeber war diese "Zunft", und nicht der König.


    [EDIT]: Wer sich die Bilder Holbeins mal anschauen möchte, findet eine Auswahl von Standorten seiner Werke auf http://artfacts.net (einfach nach Holbein suchen) sowie im Thieme/Becker Lexikon.

    Kurzbeschreibung von amazon.de:
    London 1537: Hans Holbein der Jüngere ist Hofmaler Heinrichs VIII., des berüchtigten englischen Monarchen. Und er wird auf eine heikle Mission entsandt: Holbein soll europäische Prinzessinnen porträtieren, unter denen der König dann seine neue Gemahlin wählen will. Doch was, wenn sie sich nicht unbedingt durch Schönheit auszeichnen?


    Kurz nachdem sie Heinrich dem Achten endlich den ersehnten Thronfolger geboren hat, stirbt Jane Seymour, seine dritte Gattin, am Kindbettfieber. Doch es sind unsichere Zeiten, und ob mit der Geburt nur eines Sohnes der Thron bereits gesichert ist, ist ungewiss. Darum will Heinrich erneut heiraten, und so soll Hans Holbein, der berühmte Maler, in Europa umherreisen, um mögliche Heiratskandidatinnen zu porträtieren. Auf politischen Druck einflussreicher Kreise soll er manche Porträts schönen. Doch schönt er zu sehr, riskiert Holbein den Zorn des Königs.


    Meine Meinung:
    Ein historischer Roman muss, je nachdem in welche Richtung er gehen möchte, den Spagat zwischen präziser Recherche und mitreißender Geschichte wagen. Die Fakten scheinen auf den zweiten Blick dabei manchmal nicht ganz so spannend. Doch selten habe ich ein Buch gelesen, dass diese beiden Punkte so hervorragend zusammenfügt.


    Inhalt ist das Leben des berühmten Malers Hans Holbein der Jüngere. Geboren im Winter 1497/98 in Augsburg und gestorben zwischen am 29.11.1543 in London, vermutlich an der Pest. Ein kurzer Blick in das Thieme/Becker Lexikon zeigt, dass der Name von Reisegefährten auf seinen Reisen genauso historisch exakt ist, wie vieles andere, das ich stichprobenartig nachschlug. Die Geschichte spielt meist in London, Holbein wirkte dort von Mitte 1526 bis 1528 und von Ende 1532 bis 1543. Als Hofmaler Heinrichs des VIII. besitzt er ein üppiges und gesichertes Einkommen.


    Sein Platz scheint unersetzlich. „Dem König war es gleichgültig, denn er konnte jederzeit aus sechs Bauern sechs Earls machen, aber niemals aus sechs Earls einen Holbein“ (Seite 290) trifft den Nagel auf den Kopf. Als Hofmaler genießt Hans Holbein einen Ruf, der ihm nicht nur zahlreiche Aufträge zukommen lässt, sondern auch in eine prekäre Lage bringt. Als die dritte Gattin Heinrichs des VIII., Jane Seymour, verstirbt muss eine neue Dame an der Seite des Königs her. Doch einer solchen Heirat haftet Kalkül, politischer Berechnung und eine unsichere Note an.


    Die „Angebetete“ möchte man doch einmal vor der Vermählung gern sehen. Holbein wird auf mehrere Reisen nach Europa geschickt um mögliche Kandidatinnen zu porträtieren. So auch Anna von Kleve. Als Spielball der intriganten Mächte hinter dem König wird Holbein gezwungen ihr Bild zu schönen. Anna selbst gilt nicht unbedingt als hässlich, doch kann auch keineswegs als Schönheit bezeichnet werden. Als sie dem König, der seine Entscheidung auch aufgrund Holbeins Porträts traf, vorgeführt wird, ist dieser höchst erbost, die Hochzeit wird abgesagt.


    Übrigens, wer besagtes Bild einmal in natura sehen möchte, muss einen Abstecher nach Paris ins Louvre unternehmen. Holbein bleibt nach dieser Misere Hofmaler, ein Mitglied der königlichen Familie bannt er mit seinem Pinsel jedoch nie mehr auf die Leinwand. Besonders erfreut vor allem den Freund historischer Romane die saubere und sehr gewissenhaft ausgeführte Recherche des Buches. Viele kleine Nebengeschichten sollen zur Auflockerung beitragen, führen aber an manchen Stellen zu weit und lenken so vom Hauptstrang ab. Hier wäre weniger manchmal mehr gewesen.


    Dennoch schafft es die 1939 geborene und in Dänemark aufgewachsene Autorin Helle Stangerup ein lebendiges, ein spannendes und fesselndes Bild vom London des 16. Jahrhunderts niederzuschreiben und schafft dabei ein Werk, dass sich auf dem Feld der historischen Romane ganz und gar nicht verstecken muss.

    "Trittbrett" wäre vielleicht etwas zu hart ausgedrückt. Die Geschichte ist eine für das Fantasy-Genre typische. Solide geschrieben, aber kein Glanzwerk.


    Die Geschichte läßt sich nicht allzu stark von den "Parallelen" beeinflussen, sie hinterlassen jedoch einen schalen Beigeschmack. Zu empfehlen daher wirklich nur für Fantasy-Fans, die mal einem neuen Autor eine Chance geben möchten.


    Als Einstieg in das Genre jedoch völlig ungeeignet.

    Kurzbeschreibung von Amazon.de:


    Der Ring der Magier - Die Legenden von Aranor - ist der erste Band eines Mehrteilers über die Geschehnisse auf dem phantastischen Kontinent Aranor. Erzählt im Stil der Legenden behandelt er die Ausbildung eines jungen Magiers, Firion, der in die weltumspannenden Intrigen eines Schwarzmagiers verwickelt wird. Trotz seiner Jugend gewinnt er schnell das Vertrauen des höchsten magischen Ordens: des Rates der Magier. Wird es dem Rat gelingen die Kontrolle zurückzuerlangen und den Schwarzmagier unschädlich zu machen?


    Meine Meinung:
    Firion liebt es mit seinem Freund Geron bei gemeinsamen Ausflügen Schufte, und sonstige Übeltäter aller Art zu „jagen“. Auch sonst ist es eine glückliche, eine ruhige Kindheit.


    Bis zu dem Tag, als ein weißer Reiter, Meister Rion, auftaucht, und Firion wie auch seinen Eltern eröffnet, dass dieser eine besondere magische Begabung in sich trage. Damit diese voll zur Geltung komme, müsse er an seine magische Akademie. Und natürlich hat auch diese Fantasy-Geschichte einen Bösewicht, in Gestalt von Valerion, ein ehemaliger Schüler der Akademie, gegen den Firion, nach seinem Ausbildungsende, antreten muss.


    „Der Ring der Magier – Die Legenden von Aranor“ ist ein mit solidem Handwerk geschaffenes Fantasy-Buch. Firion, Meister Rion und die vielen anderen Charaktere, den Bösewicht Valerion nicht zu vergessen, sind liebevoll gezeichnet.


    Sich in sie herein zu versetzen fällt nicht schwer. Gleiches gilt für die Schauplätze des Buches. Auch die eigentliche Handlung erscheint fesselnd. So gibt es auf den ersten Blick nicht viel Kritikwürdiges. Doch leider eben nur auf den ersten Blick.


    Wie erwähnt, ist der Schreibstil solide, mehr aber auch nicht. Um Fans des Genres in ihren Bann zu ziehen reicht es. Der Autor Jens Salzmann hat sich offensichtlich, was nicht negativ zu sehen wäre, inspirieren lassen.


    Doch - und sei es auch unbeabsichtigt - zu viele Parallelen bezüglich anderer Fantasy Großwerke tauchen auf. Begonnen beim Namen, der mich unwillkürlich an „Herr der Ringe“ denken lässt. Weiter über den Namen des Bösewichts „Valerion“, dessen Pendant in den beliebten Harry Potter Bändern „Voldemort“ heißt.


    Ebenso nicht gerade neu ist die Idee ein magisch begabtes Kind in einer Akademie ausbilden zu lassen, auf das dieses gegen das Böse kämpft. Hier taucht wieder der Name Harry Potter auf. Beim Gedanken, dass Valerion ehemaliger Schüler der magischen Akademie war, und nun auf der dunklen Seite steht, ließ mich sofort an „Darth Vader“ aus Star Wars denken.


    Ähnlichkeiten gibt es also reichlich. Leider lenken sie von der gut geschriebenen Geschichte ab. Für Fantasy-Fans dürfte „Der Ring der Magier – Die Legenden von Aranor“ dennoch ein Leckerbissen und zu empfehlen sein.

    Kurzbeschreibung von amazon.de:
    Die kleine House-Apotheke: Dr. House ist ein übelgelaunter, menschenfeindlicher Zyniker, der seine Patienten am liebsten vor den Kopf stößt. Zugleich aber ist Dr. House ein genialer Arzt. Seine Fans verehren ihn, er ist die Kultfigur einer ganzen Fernsehgeneration. Das vorliegende Buch enthält alles, was die Serie so unwiderstehlich macht. So finden sich am Rand der pointierten Episodenzusammenfassungen Rubriken wie Houseschlüssel (Lösung eines medizinischen Problems) und Housenummer (Anzahl der Vicodin-Pillen, die House in einer Folge schluckt), außerdem ein medizinisches Wörterbuch mit Erklärungen der obskursten Krankheitsbilder.


    Meine Meinung:


    Ornithin-Transcarbamylase-Mangel, Toxoplasmose oder Lupus erythematodes. Bei diesen drei Begriffen, genauer gesagt, Krankeiten, kann es sich nur um eines drehen. Richtig: Dr. House, eine mit der erfolgreichsten Arztserien im Fernsehen. Zum medizinischen TV-Spektakel ist im März 08 der Beipackzettel erschienen. „Die kleine House-Apotheke - Der Beipackzettel zur Kultserie“ von Michael Reufsteck und Jochen Stöckle.


    Das Buch beschäftigt sich mit der US-Erfolgsserie, die auch hier in Deutschland großen Anklang findet. Unter House Jüngern wird vor allem die Kunde Freude verbreiten, dass Hauptdarsteller Hugh Laurie seinen Vertrag bis 2012 verlängert hat, wohlgemerkt für 400 000 Dollar pro Folge.


    Wissenswertes, Interessantes und Amüsantes erfährt der Leser aus den ersten drei Staffeln. Jeder Folge wurde ein bis zwei Doppelseiten Platz eingeräumt. Zu Beginn werden die diagnostizierten Krankheiten vorgestellt, es folgt eine kurze Inhaltsangabe der jeweiligen Folge, mit amüsanten Dialog-Auszügen, und man erfährt natürlich auch woran der Patient nun tatsächlich erkrankt ist.


    Verschiedene Kategorien lockern den Text auf. Z. B. wie viele Pillen Vicodin Dr. House alias Hugh Laurie in der jeweiligen Folge zu sich genommen hat und welche Musik eingespielt wurde. Die Autoren Reufsteck und Stöckle greifen den Zynismus und Sarkasmus, welcher sich durch die Serie zieht, auf und weben diesen in ihren Text ein. Zur Folge hat dies, dass nicht nur die zitierten Textstellen ein Schmunzeln verursachen.


    Zwischen den verschiedenen Kapiteln gibt es Wissenswertes über die Serie im Allgemeinen, und einzelne Darsteller. Hugh Laurie gehört zu den wenigen Schauspielern, die den Golden Globe Award zweimal hintereinander in Folge gewonnen haben (2006, 2007). Oder dass der Sänger Seal, manchen besser bekannt als Ehemann von Heidi Klum, unter einer Lupus Erkrankung litt.


    Hier muss natürlich noch eingefügt werden, dass Lupus zu einer der am häufigsten diagnostizierten Krankheiten gehört, die sich jedoch am Ende selten bewahrheitet. Sehr interessant ist auch das im Anhang befindliche medizinische Glossar, das die verschiedenen Krankheiten vorstellt und erläutert.


    Insgesamt ist es ein interessantes Buch, nicht nur für Fans der Serie, sondern auch für alle anderen die Freunde des Zynismus und Sarkasmus sind, und flotten Sprüchen gegenüber nicht abgeneigt. Lesern die absolut nichts mit Dr. House anfangen können, rate ich jedoch eher ab.

    Kurzbeschreibung (Klappentext):
    Wolf Schneider, selbst Insider der Szene, stellt mit seinem Buch die gängisten Irrtümer der Esoterik klar. Es ist nicht sein Anliegen, eigene Erfahrungen zu ersetzen, doch trägt er - mit einer gelungenen Prise Humor- dazu bei, den ein oder anderen Umweg zu vermeiden.


    Über den Autor (Innenteil des Buchs):
    Wolf Schneider, geboren 1952, Studium der Naturwissenschaft und Philosophie (1971-1975); 1976 eine Regenzeit lang buddhistischer Mönch. Redakteur, Buchautor und Gründer der "Schule der Kommunikation".


    Meine Meinung:


    Esoterik. Esoterik. Klingt schon etwas, nun ja, gewöhnungsbedürftig. Esoterik neigt zur Polarität. Entweder man glaubt an Karma, und Channeling und Einfachheit. Oder man lehnt die Esoterik ab, und wirft ihr noch hinter her, dass sie aus nichts als Heuchelei bestehe, und nur dafür da sei, gutgläubigen Menschen Geld aus der Tasche zu ziehen.


    Doch im obigen Absatz steckt auch breites die Crux der Esoterik. Übrigens nicht zu verwechseln mit der Exoterik. Diese zwei Begriffe stehen im Gegensatz wie Okzident und Orient. So sei Esoterik nur einem „inneren“ Personenkreis zugängliche Lehre, die Exoterik dagegen sei öffentliches Wissen. Meint zumindest Wikipedia. Doch zurück zur Crux der Esoterik. Ein Teil ihrer Begriffe, wie beispielsweise das Karma, beansprucht es für sich, und gibt ihm eine teils eigene Bedeutung. Doch erfunden hat die Esoterik dieses Wort sicher nicht. Vielmehr geht dieser Ausdruck auf den Hinduismus zurück, findet sich aber auch im Buddhismus und im Jainismus.


    Wie ist sie also zu verstehen, die Esoterik? Hier setzt Wolf Schneider mit seinem Buch Kleines Lexikon esoterischer Irrtümer - Von Astrologie bis Zen, erschienen im Gütersloher Verlagshaus, an. Er selbst kennt sich in der „Szene“ aus, und möchte die gängigsten Irrtümer der Esoterik klar stellen um „den ein oder anderen Umweg zu vermeiden.“


    Es stellt sich sogleich die Frage, an wen das Buch gerichtet ist. An Nicht-Esoteriker kann es nicht gerichtet sein, da diese die Esoterik ablehnen, und Teile, oder womöglich die gesamte Lehre, als einen Irrtum bezeichnen. Dem kritischen Esoteriker allerdings kann es ebenso wenig gewidmet sein, denn ist dieser ein solcher, überlegt er zweimal welchen Äußerungen er traut, und wo eine gesunde Portion Skepsis angebracht ist.


    So bleiben die Gutgläubigen, die Leichtgläubigen, jene Menschen, die sich gerne mit der Esoterik auseinander setzen, an sie glauben möchten, doch dabei nicht für dumm verkauft werden wollen. Und für jene kann das Buch auch hilfreich sein.


    Alphabetisch geordnet, und mit keinem Anspruch auf Vollständigkeit, wird ein Stichwort vorgegeben, zu dem anschließend die esoterische These folgt. Ein Beispiel: Auf Seite 129 beginnt der Abschnitt für „T“. So ist zu lesen: „Tantra. (das Stichwort), es folgt die These. „Tantriker sind Menschen, die erkannt haben, dass Sex heilig ist und sich in dieser heiligen Praxis üben.“ Darauf folgt die Widerlegung durch den Autor. Hier z. B., dass Sex generell nicht heilig sei, „auch für Tantriker nicht“.


    Nicht-Estoriker werden vielleicht Freude daran haben, durch das Buch zu blättern, um sich darüber zu wundern, an was alles geglaubt wird. Doch Gutgläubige Menschen werden mit diesem Buch nicht unbedingt reicher, oder etwa vor „Umwegen“ geschützt, da manche Thesen mit nur einem Satz hinweggefegt werden. Im Allgemeinen ist der Widerlegung der esoterischen Argumente nicht mehr als eine Drittel Seite gewidmet, meist zu wenig um wirklich zu überzeugen. Doch vielleicht reicht es für die Gutgläubigen unter uns.

    Kurzbeschreibung (Klappentext):


    Dieses Buch richtet sich an Neulinge, die mit dem Poker auf einer soliden Basis beginnen wollen, genauso wie an die Spieler, die bereits über Erfahrungen verfügen und ihr Spiel verbessern wollen.


    Über den Autor (Innenteil des Buchs):


    G. J. Schnitzler gehört zu den wenigen deutschen Pokerkennern, die durch die Kombination von langjähriger Spielerfahrung, dem Studium spieltheoretischer Ansätze und der Statistik, sowie der mathematisch und psychologischen Aspekte, das gesmate Spektrum der gespielten Pokervarianten kennt.


    Meine Meinung:


    G.J. Schnitzler ist Trainer, Motivator, Lehrmeister und Therapeut in einem. Klingt unmöglich? Nicht in der Welt des Pokers, genauer gesagt bei der Variante Texas Hold’ em Pot Limit. Dieses Buch trägt dem Siegeszug der Online-Pokerräume, gleich ob PartyPoker oder Free 888 um nur einige zu nennen, in den letzten Jahren Rechnung.


    Ein Buch für Anfänger soll es sein. Gleich zu Beginn macht der Autor deutlich, welchen Voraussetzungen es bedarf um mit seinem Werk erfolgreich zu pokern. Die Variante Texas Hold’ em, weil sie die meist verbreitetste Pokerabwandlung im Internet ist, außerdem soll sich der Leser maximal an $ 2 / $ 4 Tischen versuchen, sprich der Big Blind steht bei $ 2, und an denen mehr als sechs Spieler zocken.


    Von den absoluten Grundlagen erklimmt das Buch Stück für Stück den Berg der Pokerweisheiten und führt Novizen langsam in die Welt des wohl berüchtigsten Kartenspiels ein. So beginnt das Buch mit den Erläuterungen der Höhe der Karten in einem Deck und dem Handranking. Nach Erläuterung des Spielablaufs folgt ein Ausflug in die Wahrscheinlichkeitsrechnung.


    Der Autor arbeitet sich vom materiellen zum immateriellen vor. Will sagen, zu Beginn stehen die handfesten Tatsachen. Wie stark ist meine Hand aus zwei Paaren etc. Je näher das Ende rückt, desto mehr kommen die Feinheiten heraus. Wie bluffe ich im Internet, oder, wie stehle ich die Blinds sind nur ein paar der Fragen die zur Sprache gebracht werden. Den letzten Teil rundet ein ausführliches Pokerlexikon ab. Dies ist auch dringend notwendig, da die, bereits ab den ersten Seiten, verwendeten Fachtermini bei blutigen Anfängern im Online-Poker (für die dieses Buch nun mal geschrieben sein soll) nur Kopfschütteln hervorruft. So jedoch lichtet sich dieser Dschungel und die Verständnis der Texte sind keine Hürde mehr.


    Da Poker auch seine negativen Seiten besitzt, ist eine Doppelseite im Buch der Spielsucht gewidmet. Welche Anzeichen treten hierfür auf, unter welchen Voraussetzungen sollte nicht gepokert werden und wo gibt es professionelle Hilfe für Spielsüchtige.


    Da die, vorhin schon erwähnte, Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht vernachlässigt werden darf, finden sich im Anhang viele Tabellen, anhand derer die Stärke der Blätter beurteilt werden können. Wer intensiv mit diesem Buch arbeitet, wird sie schnell als nützliche Helfer nicht mehr missen wollen.


    An einigen Stellen redet der Autor aber auch um den heißen Brei herum. Er schreibt, dass es viele verschiedene Online-Pokerräume gibt, die meisten seien seriös, doch über all gebe es nun mal schwarze Schafe. Es hätte dem Buch gut getan, statt dessen einfach eine Übersicht der zehn besten Onlineräume mit entsprechenden Infos, wie die Höhe des Buy-In an Tischen oder den Ein- und Auszahlungsmodalitäten, abzudrucken. Bei Anfängern ist es ohne hin unwahrscheinlich, dass sie zu kleinen, nicht bekannten Anbietern greifen, zumal viele über die breite TV-Werbung angelockt werden.


    Doch auch mit psychologischen Tipps ist der Autor zu Stelle. Das man beim Poker auch mal verliert ist nicht verwunderlich, ja unausweichlich. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Eine Anleitung hierzu hat der Autor ebenfalls aufgeschrieben, und rät z. B. Geld, das in den Pot eingezahlt wurde, als „ausgegeben“ zu betrachten. So schützt man sich vor der Reaktion mit schlechten Karten in der Runde zu bleiben, wenn erhöht wird, da man ja schon so und so viel Geld investiert hat.


    Apropos Geld. Geld verdienen ist ein wichtiger Motivationspunkt für viele Spieler. Manche bessern ihr Gehalt auf, manche bestreiten in der Gänze aus dem Pokerspiel ihr Gehalt. Wichtig ist, dass ein solider und steigender Gewinn erwirtschaftet wird. Hinweise und Hilfsmittel liefert Erlebnis Poker.


    Das Fazit ist ein sehr positives. Anfänger gerecht werden die Grundlagen des Spiels erläutert, das richtige Geldmanagement wird erklärt und ebenso wie damit umzugehen sei, wenn mal drei Tage hintereinander kein Gewinn eingefahren werden kann. Das Lexikon im Anhang ist eine wichtige Stütze, die über die Zeit, bis die Fachbegriffe in Fleisch und Blut übergangen sind, hinweg hilft. Insgesamt eine für Poker-Novizen sehr lohnende Lektüre.


    Und wer sich schon seit einiger Zeit erfolgreich behauptet, kann zur Weiterentwicklung seiner Fähigkeiten gleich im Abschnitt „Literaturempfehlungen“ nachschauen, welches Pokerbuch er sich als nächtes zulegt. Für alle, die über den Status des Anfängers hinaus sind, ist dieses Buch jedoch absolut nicht geeignet.

    Kurzbeschreibung (dtv-Pressetext):
    Alexander Felitsch, neununddreißig, hat seine Stelle bei einer großen Zeitung verloren. Er beginnt, für eine Begleitagentur zu arbeiten. Sein Profil: charmant, gebildet, attraktiv. Es ist die Neugier, die ihn treibt: Was sind das für Frauen, die sich einen Mann mieten? Und: Wie weit will er mit seinen Dienstleistungen gehen? Die Erfahrungen, die er in seinem neuen Job macht, sind so vielfältig wie seine Kundinnen. Aber erst, als er Liss Vonhofen begegnet und mit ihr auf Reisen geht, beginnt er sich zu fragen, welchen Unterschied es zwischen eienr professionellen Tätigkeit und einer Liebesbeziehung gibt. Worauf kommt es an zwischen Mann und Frau? Ist die Liebe nicht immer ein Tauschgeschäft?


    Über den Autor:
    Norbert Kron, geboren 1965 in München, lebt in Berlin als Autor und Filmemeacher. Er veröffentlichte Prosa und Essays in zahlreichen Anthologien und Zeitungen.


    Meine Meinung:


    Ein Journalist, der sich nach gekündigter Festanstellung bei einer großen Zeitung auf dem freien Markt zu beherrschen versucht und dabei immer noch seiner Ex-Freundin nachtrauert, die sich von ihm getrennt hat. Eine ominöse und zugleich sehr reiche ältere Frau und das Begehren nach Liebe und Zuneigung. Das sind die Zutaten aus denen Norbert Kron sein Buch „Der Begleiter“ erschaffen hat.


    Alexander Felitsch verliert mit 39 seinen Arbeitsplatz. Er mietet einen Platz in einem Gemeinschaftsbüro und versucht sich als freier Journalist. Doch bald sieht er, dass Qualitätsjournalismus aus dem Kunstbereich bei weitem nicht so sehr gefragt ist, wie in seiner Vorstellung. Nebenbei verdient er Geld mit Aufträgen einer Escort-Agentur, vorerst enden diese an den Türen der Hotelzimmer. Er begleitet Damen in die Oper und Konzerte, geht mit ihnen essen und bereitet ihnen einen vergnügten Abend – gegen Geld.


    Bei einem seiner Aufträge lernt er eine Frau, Liss Vonhofen, kennen. Ihrem geheimnisumwobenen Charme erliegt er, und hofft nach Abschluss des Auftrages jeden Tag darauf, dass die Chefin der Eskort-Agentur ihn mit der Nachricht anruft, dass Liss erneut seine Begleitung wünscht. Der Weg von der reinen Begleitung am Abend bis zum gesamten Paket scheint unausweichlich. Neben doppeltem Honorar ist es der Nervenkitzel, der Alexander dazu treibt.


    Schließlich absolviert Alexander die ersten Eskort-Aufträge, inklusive Sex. In diesen Szenen zeigt sich die Klasse des Autors, der nicht ins zotenhafte abrutscht oder sie einfach übergeht, sondern mal mit einer Leichtigkeit, mal aber auch mit einer Schwermut schildert, die dem momentanen Gefühlsleben seiner Figur entsprechen.


    Er will die Frauen Stück für Stück erobern, will ihre Zurückhaltung durchdringen und zu ihrem wahren Kern vorstoßen, möchte das sie sich ihm hingeben. Hier liegt die wahre Lust für Alexander in seinem Job bei der Eskort-Agentur. Im privaten hat er eine Affäre, die er jedoch gefühlsmäßig nicht nahe kommen lässt. Deutlich macht der Autor dies, durch das leider schon all zu oft benutzte, strikte Übernachtungsverbot, dass seine Figur Alexander gegenüber der Affäre Jeanne erhebt. Zu oft schon wurde in Romanen und Filmen die Verletzlichkeit einer Person, seine Angst vor Nähe und vor sich Öffnen, durch solch plakativen Dinge wie das nicht beieinander schlafen ausgedrückt.


    Liss Vonhofen will ihn zu einer Neapelreise buchen. Im Laufe derer geraten sie in einer Trattoria in ein Gespräch über Liebe und Lust, über Käuflichkeit und Moral. Was gibt es auf der Welt, das man nicht kaufen kann? Vor dem Hotelzimmer von Liss kommt es zum Austausch von Zärtlichkeiten, doch als er in ihr Zimmer möchte, stößt sie ihn abrupt zurück, knallt ihm die Tür vor der Nase zu. Noch nie habe ich das Gefühl von verletztem männlichen Stolz, gepaart mit Unverständnis, Wut und Frustration so wirklichkeitsnah beschrieben gelesen. Jeder der schon einmal eine Zurückweisung erfuhr, wird sich wundern, wie exakt diese den Nagel auf den Kopf trifft.


    Als diese die geheimnisvolle Frau schon fast wieder vergessen hat, bucht sie ihn für ein dreiwöchigen Aufenthalt in ihrem Anwesen in Los Angeles. Die Szene, in der Alexander mit dem Taxi vom Flughafen nach Bel-Air zu Liss Anwesen fährt, und die Art und Weise wie sie ihn anschließend durch das Haus führt, mit der Bemerkung, dass er sich vorkomme wie ein Neffe der von der Schwester hergeschickt wurde, lassen unwillkürlich Assoziationen an das Intro der bekannten Fernsehserie „Der Prinz von Bel-Air“ mit Will Smith aufkommen, die ein Schmunzeln hervor rufen.


    Doch Vonhofen hat Alexander nach L.A. bestellt um ihm ihr Geheimnis zu lüften, der Grund wieso sie stets so unnahbar und doch so verlangend war. Der Grund wieso sie das doppelte Honorar bezahlte, die Möglichkeit mit ihm zu schlafen aber nicht in Anspruch nahm.


    Der Begleiter ist ein herrlicher Roman über Liebe und Zurückweisung, über Ehrlichkeit und Vertrauen. Die Klauseln des Liebesvertrages, der immer, nicht nur bei Eskort-Aufträgen, auf einem Geben und Nehmen beruht, wird beleuchtet und in Frage gestellt. Definitiv lesenswert!

    Kurzbeschreibung (Klappentext):


    Ein Jahr lang versucht sich der englische Journalist Anthony Holden als professioneller Pokerspieler. Seine Reise führt ihn zu den mal glamourösen, mal zwielichtigen Spielstätten des internationalen Pokers. Mit viel Witz und Selbstironie erzählt er von gerissenen Zockern und tragischen Helden, von betrügerischen Exzentrikern und großen Träumern.


    Über den Autor:


    Antohny Holden, 1947 geboren, arbeitete als Jorunalist und Musikkritiker. Mit seinen Pokerkolumnen in verschiedenen englischen Zeitungen erwarb er sich eine große Fangemeinde. Er verfasste auch viel beachtete Biographien übe Laurence Olivier, Tschaikowsksy, Shakespeare und das britische Königshaus.


    Meine Meinung:


    Anthony Holden ist vielen Lesern besser bekannt als Autor von Biographien über Mitglieder des englischen Königshauses und Shakespeare, den als Platzhirsch eines Casinos. Doch zwischen den Pokerweltmeisterschaften (World Series of Poker) 1988 und 1989 entschloss sich der Autor es als professioneller Spieler auf Zeit zu versuchen. Die während dieser Zeit gesammelten Erfahrungen, die Hochs und Tiefs, hat Holden in sein Buch „Poker – Mein Jahr als Zocker“ gesteckt.


    Holden war, bevor er gänzlich als freier Autor arbeitete, unter anderem stellvertretender Chefredakteur der TIMES. Einige Absätze im Buch handeln von einem Zwist zwischen ihm und Rupert Murdoch, der bereits damals Besitzer der TIMES war. Nach diesem Streit kündigte Murdoch Holden. Doch dies ist nur eine kleine Randanekdote. Die Erfahrung auf seinem Metier macht sich bereits auf den ersten Seiten bemerkbar. Mit viel Humor und einer Portion (Selbst)Ironie führt Holden den Leser in die Glamour- und Glitzerwelt des Pokers, gleich ob in London oder Las Vegas, ein. Viele Pokerpartien werden, mal mehr mal weniger, detailliert geschildert; meist in der Variante Texas Hold ‘em.


    Als „Vorkenntnis“ müssen die Wertigkeit der Blätter beherrscht werden, sprich ein Paar wird von zwei Paaren geschlagen usw. Ohne dieses Wissen wird wenig Lesefreude aufkommen, da andernfalls die Partien keinen Sinn ergeben. Es wird schlicht nicht begreifbar, wieso sich Holden über eben jenen Pot so sehr freut, oder bei einer anderen Hand knapp am Bankrott vorbei geschrammt ist. Die Schilderung der spannendsten Partien nimmt einige Seiten in Anspruch, die, ohne Kenntnis der Blätter, überblättert werden können.


    Nach der Lektüre dieses Buchs ist man nicht nur um einige Pokerweisheiten reicher, sondern bekommt auch eine Ahnung davon wie sich das Leben als Profi an fühlen muss. Gratis Suiten, in denen jedoch wenig geschlafen wird. Vom Geklapper der Chips erfüllte Pokersäle, und das bittere Gefühl mit einer guten Hand aus einem Turnier geworfen zu werden. Angereichert wird das Buch mit einigen grundlegenden Tipps über das Spiel. Leser, die sich tiefer greifend mit dem Thema beschäftigten möchten, finden im Anhang eine Auswahl an Pokerbüchern, die Holden zur „Vorbereitung“ gelesen hat.


    Ebenso wird Unterhaltendes mit Wissenswertem verknüpft. Einen Abschnitt des Buchs beschäftigt sich mit den wichtigsten Utensilien im Poker: die Spielkarten. In den meisten Casinos wird das französische Spielkartendeck verwendet. Neben der Herstellung dieser Karten wird auch deren Bedeutung erläutert. Der Herz Bube stellt beispielsweise den Ritter Lancelot aus der Artussage dar, der Kreuzkönig Alexander den Großen. Doch auch die historische Entwicklung des Pokerspiels sowie seiner wichtigsten Spielarten wird erklärt.


    Poker wird gemeinhin als Glücksspiel deklariert. Hiergegen schreibt Holden an, in dem er aufzeigt welchen Stellenwert Statistik und die Wahrscheinlichkeitsrechnung bei Poker auf hohem Niveau besitzen, und welche Mühe betrieben wird, um den Faktor Glück so gering wie möglich zu halten. Doch im Endeffekt muss auch der Autor zugeben, dass es ohne dieses, und sei es nur ein kleines Quentchen, manchmal einfach nicht ausreicht, um zu gewinnen.


    Im gesamten betrachtet ist die Schilderung der Pokerwelt jedoch zu einseitig geraten. Viele Zeilen sind berüchtigten Spielern gewidmet, die in legendären Partien hohe Geldbeträge gewannen. Doch nur wenig schreibt er über diejenigen, die in Vegas sprichwörtlich ihr letztes Hemd gesetzt, und verloren haben. Über diejenigen die die Spielsucht gepackt, und nicht mehr aus ihren Klauen gelassen hat.


    Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Neuerungen in der Poker-Welt nicht beachtet wurden, genauer das inzwischen weit verbreitete Online-Poker. Das Buch behandelt die Zeit zwischen 1988 und ‘89, die mir vorliegende Ausgabe ist jedoch erst 2007 erschienen. So hätte ein Kapitel über das Online-Poker, insbesondere über seinen Stellenwert innerhalb der Profi-Szene nicht nur dieser Neuheit Rechnung getragen, sondern hätte auch dem Buch gut getan.


    „Poker – Mein Jahr als Zocker“ bleibt ein sehr gut geschriebenes Buch, das einen Einblick in die Welt der Profi-Pokerspieler gewährt, sich jedoch nicht als Lehrbuch, sondern vielmehr als eine Einstieg in dieses Spiel, verstanden werden will. Unterhaltsam ist es auf jeden Fall.