Beiträge von Nem

    Hallo miteinander! Dies ist meine erste Post auf diesem Forum, ich entschuldige mich also besser jetzt schon für die Fehltritte, die ich unweigerlich tun werde :)


    Ich hab' American Gods zu seinem Erscheinen als deutsches Hardcover gekauft und seitdem zwei mal gelesen, was darauf hinweist, dass es mir nicht wenig gefallen hat. Trotzdem muss ich jenen zustimmen, die einige Mängel zu beklagen haben. Aber der Reihe nach:


    Zitat

    Tatsächlich gab es die "American Gods"-Story schon einmal in einem Scheibenwelt-Roman (ich weiß nur nicht, welcher, müßte nachsehen) - und da drängte sich der Vergleich wohl auf. Zumal beides (AG/SW) satirische Fantasy ist.


    Das ist nicht ganz fair. Du hast in soweit Recht, als Pratchetts Einfach Göttlich (Small Gods) das Motiv der vom Menschen abhängigen Götter behandelt hat. Small Gods kam aber 1992 raus, und zu dem Zeitpunkt war Gaimans Sandman-Comicreihe, die teilweise mit eben jenem Thema arbeitet, bereits drei Jahre am Laufen. Das Motiv an sich ist freilich noch ein Stückchen älter und stammt weder von Gaiman, noch von Pratchett.


    Ich sehe in AG eigentlich keine satirischen Tendenzen. Klar, Gaiman mokiert sich hier und da über amerikanische Eigenheiten, er hat aber auch sehr lobende Worte übrig. Für mich wirkte das Buch eher wie ein Reiseroman mit fantastischen Elementen. Das Bild, das da gezeichnet wird, beinhaltet auch die Warzen der USA, aber "kritisch" ist anders.


    Der Versuch, eins der größten Länder der Welt zu porträtieren und das auch noch mit einer verbindenenden Geschichte einzurahmen, ist Gaiman in meinen Augen aber nicht ganz gelungen. Er spricht zu viele Dinge an, stellt zu viele Episoden vor, und ist dann gezwungen, alles zum Schluss hin recht grob zusammen zu führen. Aber prägnante Enden sind leider ohnehin nicht seine Stärke (das phänomenale Finale von Sandman mal bei Seite gelassen).


    Trotzdem gibt es in dem Buch so viel zu entdecken, so viele überraschende, interessante und oft schlicht fantastische Szenen zu erleben, dass es mir nicht leid getan hat, es in die Hand genommen zu haben.


    American Gods war übrigens das einzige Gaiman-Buch, dass ich auf Deutsch gelesen habe, und gerade im Vergleich zu den Scheibenwelt-Verunstaltungen fand' ich die Übersetzung eigentlich weitestgehend tragbar.