So, ich habe den ersten Teil schon beendet.
Ich bereits jetzt wieder von Kirstens Fähigkeit begeistert, alles so lebendig vor den Augen des Lesers auferstehen zu lassen. Ich war sofort mitten in der Geschichte und konnte mir alles richtig plastisch vorstellen.
Dass es keinen Prolog gab, habe ich bemerkt, es hat mich aber nicht gestört. Ich weiß noch, wie froh ich bei "Die Kapelle der Glasmaler" war, dass nach dem Prolog endlich Namen aufgetaucht sind.
Interessant finde ich die gegenseitige Betrachtungsweise der unterschiedlichen Religionen. Die Christen schauen ja auf Ibrahim und Habar verächtlich herab und die beiden wiederum verachten die "Barbaren". Da erkennt man sehr schön, dass teilweise genau das, was eine Kultur für zivilisiert hält, von einer anderen als barbarisch betrachtet wird.
Georg von Hartleben ist mir recht sympathisch, auch wenn er seine Schwächen schon deutlich zeigt: Spielen und der brennende Wunsch, endlich mehr zu sein, als nur der Zweitgeborene. Das geht ja sogar soweit, dass er (wenn ich das richtig verstanden habe) mit Habars Hilfe ein weiteres Testament oder einen Zusatz fälscht bzw. fälschen lässt.
Leid tut er mir, weil er offenbar so vergeblich und trotzdem verzweifelt um die Liebe seiner Frau ringt. Ein, zweimal hatte ich das Bild eines geprügelten Hundes vor Augen, der die Hand seines Herren leckt, in der verzweifelten Hoffnung auf ein Streicheln und ein Lob.
Am meisten zum Nachdenken hat mir Rupert von Hartleben gebracht. Dass er die Türken hasst, kann ich irgendwie nachvollziehen, nachdem er Mutter und Schwester bei dem Angriff auf Wien verloren hat. Ganz nachvollziehen konnte ich aber nicht, dass er nun auch plötzlich noch seinen Onkel hasst und dessen Werk sabotiert, nur damit ihm nicht das gelingt, was seinem Vater nicht gelungen ist. Zu dem Zeitpunkt hat Georg ja nur das Erbe für seinen Neffen verwaltet. Ich habe mich gefragt, was solche starken Gefühle in einem Zwölfjährigen ausgelöst haben kann. Nur der Tod seines Vaters?
Lieben Gruß
Larna