Was habt Ihr Euch damals für diese 5 Mark gekauft? Oder ging das alles ins Sparschwein oder in die Familienkasse?
Wir Jungs waren schlecht darin, Geld zu sparen. Wir haben uns Eis gekauft oder Süßigkeiten.
Was habt Ihr Euch damals für diese 5 Mark gekauft? Oder ging das alles ins Sparschwein oder in die Familienkasse?
Wir Jungs waren schlecht darin, Geld zu sparen. Wir haben uns Eis gekauft oder Süßigkeiten.
Bei uns gab es keine gesonderten Mülltonnen, aber Mülltrennung durchaus. Wir Kinder sammelten Altpapier bei den Leuten und brachten es zu SERO-Annahmestellen (meist ein schlichter Bauwagen), wo es gewogen wurde und wir dafür Geld bekamen. Auch Glasflaschen schleppten wir dorthin. Besonders gut bezahlt wurden große Gurkengläser, ich glaube, es gab pro Gurkenglas 5 Mark.
Wir klingelten bei den Leuten und fragten, ob wir für sie die Flaschen oder das Altpapier wegbringen dürften, manche blafften: "Das mache ich selber!", andere waren froh, die Schlepperei nicht zu haben. Und wenn man ein Gurkenglas erhielt, war das der Glückstreffer.
Die Trocknungsräume kann ich mir noch vorstellen, aber was hat es mit den Müllschluckern auf sich? Ich stelle mir dabei so eine Art Abwurfschacht vor, in die der Müll gekippt wurde, um im Erdgeschoss in der Tonne zu landen. Ist das so richtig oder bin ich völlig auf dem falschen Dampfer?
Genau so sahen die aus. Oben hatte man (in jeder zweiten Etage) einen Griff, den man ziehen konnte, um eine Art Trommel zu drehen, bis die stinkende Öffnung zu sehen war, dorthinein steckte man seinen Müll, schloss den Griff, und die Trommel drehte die Öffnung zum Schacht hin, woraufhin der Müll polternd in die Tiefe fiel, in eine unten bereitstehenden großen Müllcontainer.
Magst du uns erzählen, wie du dieses Jahr vor dem Mauerfall erlebt hast?
Ganz normales Leben: Schule, Fahnenappelle wie gewohnt, Ferien, Russischunterricht ... Aber von Monat zu Monat eine stetig ansteigende, unterschwellige Aufregung. Mein Onkel floh über die grüne Grenze in Ungarn. Man fragte sich, wo das alles hinführen würde -- auf den Mauerfall kam keiner, es war nur deutlich, dass der Druck zunahm und der Mut der Leute, ihren Ärger kundzutun. Ich weiß, dass ich Anfang November Angst hatte, weil unsere Lehrer uns so drohten. Ich konnte auch die Maueröffnung nicht ganz genießen, weil ich wegen der Warnungen der Lehrer fürchtete, etwas ganz Schlimmes würde passieren.
Erstmal vielen Dank für die Links zum Buchmessegespräch! Langsam wird es in meinem Leben HOFFENTLICH wieder ruhiger und dann werde ich gespannt reinhören. Ich fands auch sehr schade, dass ich dich, Titus Müller heuer auf der Leipziger Buchmesse verpasst habe, ich war erst Sonntag dort. Vielleicht/hoffentlich nächstes Jahr wieder mit ganz neuem Roman! Die Lesung im ägyptischen Museum war schon was besonderes.
Für mich sind Titus-Müller-Bücher (zumindest die aus der Nachkriegszeit) immer Bücher mit einer Mischung aus "Historie" und "Roman", wobei die Historie klar an erster Stelle steht. Man könnte jetzt überlegen, ob das eine "typisch" männliche Erzählweise ist, ganz bestimmt würde deine Frau andere Romane daraus machen. Doch viel wichtiger als Frau oder Mann ist doch die individuelle Erzählweise und für mich stechen die Titus-Müller-Bücher nicht nur durch die beschriebenen "großen" zeitgeschichtlichen Ereignisse, sondern vor allem durch die alltäglichen Details heraus. Und noch eine ganz persönliche Bemerkung: beim "Tag X" habe ich mir auch mehr Personenbezug gewünscht (tatsächlich kann ich mich relativ gut an die beschriebenen geschichtlichen Ereignisse und einzelne Szenen erinnern - aber überhaupt nicht mehr, um wen es ging), in der Spionage-Trilogie finde ich die Mischung bisher sehr gut gelungen .
Ja, das Ägyptische Museum bleibt unvergessen!
Und danke für die Gedanken zum "Tag X", das ist hochinteressant für mich.
Nein und nein
Für mich hat es so perfekt gepasst. Auch dass das Private zwischen Annie und Michael in den Hintergrund getreten ist, fand ich gut.
Dieser Blick auf due Ereignisse rund um den Mauerfall waren viel spannender zu lesen.
Dankeschön! Das macht mich froh.
Was passierte mit diesen Goldreserven nach der Wiedervereinigung?
Haben Alexander und Sigrid das schweizer Geld noch für ihren Lebensabend nutzen können?
Die Spur des Goldes verliert sich, es ist abtransportiert worden, aber scheinbar nie irgendwo angekommen. Kann aber auch sein, dass da einfach die Buchführung chaotisch war.
Wenn meine Informationen richtig sind, haben die Schalcks auf kein Konto zugegriffen. Allerdings haben sie aus einem Schließfach in Westberlin Dinge geholt, die sie schon vorher dorthin gebracht hatten, und Sigrid hat auch nochmal aus dem Haus im Osten etwas geholt. Ob das Gemälde waren, eine teure Briefmarkensammlung, Schmuck -- keine Ahnung.
Hat mir großen Spaß gemacht, euch beim Lesen über die Schulter zu sehen, und ich habe wieder viel gelernt für die nächsten Romane. Ich danke euch!
Ihr seid immer so gut darin, eure Empfindungen beim Lesen zu schildern: Befürchtungen, Ärger, Hoffnungen, Fragen. Das ist kostbar, weil ich so erfahre, was der Informationsstand ist, was man vorausahnt, wie die Figuren wirken. Und diesmal vor allem wichtig für mich: Überfrachte ich die Geschichte mit historischen Hintergründen? Sind es zuviele Figuren?
Ich bin erleichtert, dass euch der Roman (trotzdem) gefallen hat.
Ehrlich gesagt hatte ich ein wenig Angst vor der Szene, in der sich Ria und Annie zum ersten Mal in Freiheit begegnen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie man das nicht kitschig und dennoch ehrlich und gefühlvoll schreiben kann. Das ist dir voll und ganz gelungen, Titus Müller . Das kullerten auch ein paar Tränen bei mir.
Vielen Dank, ich freue mich!
Der letzte Dialog im Buch zwischen Annie und Michael passt auch – es ist völlig okay, er bleibt bei seiner Freundin.
Puh, da bin ich froh, dass es nicht zu sehr schmerzt. Ich war unsicher, ob ich euch dieses Ende zumuten kann. Aber ein kleines bisschen offen gelassen habe ich es ja.
genau das mag ich sehr.
da kann jegliche Liebesgeschichte in den Hintergrund treten, das macht nix, Hauptsache, spannende Geschichte
Für mich hochinteressant. Ich hatte jetzt schon öfter das Feedback. Manchen ist die Figurenentwicklung zu schwach, sie hätten sich da mehr gewünscht, und anderen (wie dir) scheint es mit dem Fokus auf den historischen Ereignissen zu gefallen. Ich werde es weiter mit einem Mittelweg versuchen und wenigstens ein bisschen stärker auf die Figuren setzen nächstes Mal. Aber eines ist sicher: Meine Frau würde die Romane ganz anders schreiben! Darüber habe ich neulich erst nachgedacht. Wie sie sich alle Namen merkt, selbst von Menschen, die sie vor Jahren nur einmal getroffen hat, und wie menschenzugewandt Lena ist! Sie würde sicher den Schwerpunkt anders setzen als ich.
Wie ist Sascha denn aber auf Annies Spur gekommen? Hat er den Tagesschaubericht gesehen und im Hintergrund Putin erkannt? Woher wusste er, wer gefilmt hat und gesucht wird?
Eine erzählerische Lücke, da hast du recht. Im Friedenskreis spricht sich schnell herum, wer in Dresden gefilmt hat. Da Sascha weiß, in welchem Umfeld er suchen muss, findet er Annie auf diese Weise. Aber das habe ich nicht auserzählt.
Hinweis für nächste Auflage: S. 290, 11. Zeile von unten: Sie hat etwa(s) sehr Mutiges getan.
Sehr gut! Ich schicke es rasch in den Verlag, gestern schrieb der Lektor, dass sie die zweite Auflage in Auftrag gegeben haben, vielleicht kann man es noch korrigieren. (Auch cool, 1. Auflage Mai 2023, 2. Auflage Mai 2023, haha!)
Hat mich schon immer gewundert, dass doch so viel Aufwand betrieben wurde, sich den Anschein von Demokratie zu geben. Vielleicht hätte es die Zufriedenheit der Bevölkerung gehoben, wenn man ihr ehrlich gesagt hätte, "Wahlen brauchen wir nicht - wir wissen, was gut für uns alle ist"
Ja, es ist absurd. Die exakten Wahlergebnisse wurden schon Tage vor der Wahl festgelegt. Als einer mal aufbegehrte und fragte: "Muss es denn so viel sein? Das glaubt uns doch kein Mensch!", da war die Antwort: "Erich Honecker ist mit weniger nicht zufrieden."
Ganz kapiert habe ich die Sache mit den Trockenböden nicht. Dass man den obersten Stock zum Trocknen der Wäsche vorgesehen hatte, leuchtet mir ein, aber jetzt klang das so, als wenn in den anderen Stockwerken auch solche leere Zimmer wären, die allgemein nicht genutzt wurden.
Das hat mich bei dem Film Das Leben der anderen auch schon gewundert, dass sich da die Stasi anscheinend über Jahre eine Abhörstation unterm Dach einrichten konnte, ohne dass es dem überwachten Schriftsteller aufgefallen ist.
Annie wohnt in meiner alten Wohnung im 4. Stock, Eichhorster Straße 8, Berlin-Marzahn. Dieser Elfgeschosser ist mir sehr vertraut. Da gab es im neunten Stock einen Gang, der zum benachbarten Treppenhaus führte, und vom Gang gingen Trockenräume ab. Die wurden aber nahezu nie fürs Wäscheaufhängen genutzt, man kannte seine Nachbarn nicht gut, und es wurde (zumindest in meinem Haus) gestohlen, meinem Vater z.B. das Fahrrad, das sich dann, umlackiert, im Kellerverschlag eines anderen wiederfand, der ebenfalls in unserem Hausaufgang wohnte. Nur hatte mein Vater das Fahrrad als Jugendlicher selbst zusammengebaut, er hätte es in jeder Farbe wiedererkannt ... Ich weiß heute noch, wie es in den ungenutzten Trockenräumen roch.
Buchmessegepräch? Findet sich das im Internet?
Man muss, glaube ich, hinspulen. Wie früher.
Titus, Du hast Deine Sammlung von Filmmusik schon letztes Jahr mal erwähnt und eben auch im Buchmessegespräch. Da davon bestimmt einiges als CD vorhanden ist, ist die Filmmusikauswahl /-sammlung in Deinem externen Büro oder nimmst Du Dir immer mal wieder eine neue Auswahl von zuhause dorthin mit?
Ins externe Büro nehme ich nur den Notebook mit, und da sind die CDs als MP3-Sammlung dabei. Hab aber mal überlegt, ob ich mir fürs Büro einen Plattenspieler anschaffe, es gibt auch Filmmusik auf Schallplatte. Das würde mir Spaß machen.
Dass die Russen die DDR eigentlich schon aufgegeben haben und bereits für eine Infiltration von dem wiedervereinigten Deutschland Vorkehrungen und Absprachen getroffen haben, halte ich schon für möglich - wenn auch nicht für sehr wahrscheinlich
Das ist das Beeindruckende an der "Operation Strahl": Man traf Vorkehrungen für die Zeit nach dem Zusammenbruch in der DDR und knüpfte extra Verbindungen mit Leuten aus der zweiten Reihe, weil man davon ausging, dass die aus der ersten Reihe nach dem Umsturz "verbrannt" wären.
Und die Sache mit den Oligarchen ... Es ist hier noch mehr als bei "Operation Strahl" davon auszugehen, dass nur ein enger Kreis eingeweiht war. Im (riesigen) KGB waren solche "Wissenden" vor allem in der Auslandsabteilung zu finden, die den Blick über den Tellerrand mehr gewohnt war.
Es musste ja eine kleine, handliche Kamera sein, um heimlich filmen zu können, da kann ich mir schon vorstellen, dass die unglaublich teuer waren.
Die Preise sind sicher rasch gefallen, aber als die Handycam 1989 herauskam, kostete sie tatsächlich 4.000 Mark. Irre, oder?
Erstmal Glückwunsch Titus Müller zum großen Erfolg des Buches zum Verkaufsstart! Ich hoffe, es geht so weiter! Glaubst du, die meisten Käufer kennen die beiden Vorgängerbände oder sind auch etliche „Neulinge“ dabei?
Vielen Dank fürs Mitfreuen!
Ich denke, es wird viele "Neulinge" geben. Bei Lesungen werde ich oft gefragt, ob man die anderen Bände kennen muss. Ich finde ja, man muss sie nicht kennen. Ich habe zumindest versucht, die Trilogie so zu schreiben, dass jeder Band für sich steht und auch einzeln gelesen werden kann.