"Verrückt sind immer nur die anderen" ist ein Buch, das sich locker wegliest. Dr. Seager verwendet keine oder kaum Fachausdrücke, schreibt recht einfach, dennoch sehr einprägsam, denn er scheut nicht davor zurück, auch Cliffhanger und andere literarische Elemente in den Text einzubauen, um dadurch Spannung zu erzeugen. Nach meiner Meinung hätte der Text diese stilistischen Mittel nicht nötig gehabt, denn was Dr. Seager da beschreibt ist für mein Empfinden spannend genug. Ein Beispiel:
Er betreut den ehemaligen Serienkiller Ricky Meier, der aus einer früheren Anstalt als geheilt entlassen wurde, um kurz darauf zwei junge Frauen zu ermorden. Nach einer Weile gewöhnen sich die Angestellten und Ärzte an diesen Mann, der es damit lohnt, den Leiter der Abteilung 3, auf der Dr. Seager arbeitet, mit einem Stuhl zu erschlagen.
Die Tragik dieses Buches liegt in seiner Realität. Dr. Seager beschönigt nichts, läßt weder seine eigenen Ängste und Zweifel aus, noch das Leid und die Freude, die ihm tagtäglich bei seiner Arbeit begegnen.
Nach meiner Meinung hat es nicht viel mit den Büchern von Dr. Sacks gemeinsam, die ich kurz vor diesem Buch las. Dr. Oliver Sacks schreibt über Fallstudien. Dr. Seager hingegen beschreibt seine Erlebnisse als Assistenzarzt autobiografisch.
Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.
Edit: Rechtschreibfehler