Beiträge von Dieter

    Hallo Tom,


    um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Mir geht es nicht darum deine Vorschau zu kritisieren und ich schließe mich Deiner Meinung gerne an, dass jeder Autor schon selbst weiß, wann er was zu tun oder zu lassen hat. Mir geht es schlicht darum, dass wir über dasselbe reden und vertrete die Meinung, gerade Autoren sollten sich so eindeutig, wie es eben möglich ist, ausdrücken, um Missverständnisse zu vermeiden.


    Wenn Du für Dich eine Vorschau einen Prolog nennen magst, dann ist das Dein Ding. Wenn deinem Lektor das egal ist, ist mir da schon gleich egal, solange ihr wisst von was ihr sprecht ;-).


    Tauscht man sich allerdings mit anderen zielgerichtet über ein Thema aus, dann ist das IMHO etwas anderes und jeder sollte schon wissen, worüber gesprochen wird. Und darum geht es doch hier - oder? Das man am Ende etwas mitnehmen kann, das Hand und Fuß hat.


    Insofern gefällt mir deine Aussage dazu, wie unwichtig es ist, ob jemand Prologe liest oder nicht, und dass man "Leserimpulsen" nicht blindlings nachhetzen sollte.


    Übrigens hat Schiller in Die Jungfrau von Orleans auch nur zwei Zeilen Prolog gebracht:


    Zitat

    Eine ländliche Gegend. Vorn zur Rechten ein Heiligenbild in einer Kapelle; zur Linken eine hohe Eiche.


    Na ja, zweieinhalb ... irgendwie ...


    Liebe Grüße,


    Dieter.

    @ zenta:


    Zitat

    Original von zenta
    Ein "Vorwort" ist etwas ganz anderes. Es hat in aller Regel keinen direkten Bezug zur Handlung, sondern deklariert etwas aus Sicht des Verfassers oder eines Dritten, und endet für gewöhnlich mit dem Datum.


    Wie erklärst Du dir dann die gängigen Erklärungen z.B. in Lexika, die "Prolog" u.a. mit "Vorwort" gleichstellen?



    Tom :


    Zitat

    Original von Tom
    [...]die örtlich oder zeitlich weitgehend unabhängig vom Rest [...]


    Beziehen sich Prologe nicht immer auf "den Rest", entweder zeitlich oder örtlich oder inhaltlich oder oder oder? Wären sie "weitgehend unabhängig vom Rest", wären sie dann nicht unnötig? ;-)



    Zitat

    Original von Tom
    In meinem kommenden Roman greife ich wieder vor, erzähle die Episode dann aber später nicht noch einmal. Dieser Prolog soll Spannung erzeugen und die Erwartung des Lesers erhöhen.


    Wäre das nicht eher eine Vorschau? Ein Vorwegnehmen von erzählten Inhalten? Und hat ein Prolog im klassischen Sinn nicht die Aufgabe in ein Stück/Buch/usw. einzuleiten? Wenn Du Prolog so definierst wie Du es hier getan hast, dann verläßt Du IMHO die klassische Definition und gibst dem feststehenden Begriff Prolog einen andere Bedeutung, die er eigentlich nicht hat.


    Sicher könnte man dem Begriff Prolog einen neue Bedeutung zuweisen, aus der Tatsache heraus, dass anscheinend immer mehr meinen, eine Vorschau wäre bereits ein Prolog; nur was machen wir dann mit echten Prologen mit der Funktion der thematischen Einleitung in den Text bzw. dem Fürsprechen?


    Nein, ich bin der Meinung ein Prolog sollte ein Prolog und eine Vorschau eine Vorschau bleiben, einschließlich den damit zusammenhängenden und bereits sehr lange bestehenden Bedeutungsinhalten.



    Viele Grüße,


    Dieter.

    Liebe Fran-87,


    ich sage ja genau das, was Du auch sagst: Nämlich das der Prolog die Funktion einer thematischen Einleitung hat. Gleichzeitig steht er natürlich zu Beginn eines Textes, da nur hier ein Prolog Sinn macht. Ist es nicht so, dass das Wort "Prolog" so etwas wie ein definiertes Fachwort ist? Daher bin ich der Meinung, ein Prolog ist etwas anders als eine Vorschau, die weiter oben in diesem Thread so oft als "Prolog" bezeichnet wird, was nach meiner Meinung falsch ist.


    Im Übrigen schreibst Du, das Wortteil "Pro" sagt zeitlich nicht viel aus, schreibst jedoch gleichzeitig, Proömium meint so etwas wie eine thematische Einleitung. Eine Einleitung macht aber doch nur vor dem Haupttext Sinn, steht also - vom Ort her betrachtet - vor dem Text und wird daher in der Regel ZEITLICH vor dem Haupttext gelesen.


    Das Wortteil "Pro" hat nach meinem Verständnis noch mindestens eine weitere Bedeutung, nämlich ein "Fürsprechen" im Sinne von Pro und Kontra. Jetzt können wir uns fragen, ob der Prolog auch die Funktion des "Für den Text sprechen" übernehmen kann? Wenn dem so ist - und die Erklärungen in Bezug auf die klassische Funktion des Prologs sprechen dafür - dann gäbe es eine weitere Bedeutungsebene des Wortes "Prolog", die ihrer Funktion nach eine zeitliche und örtliche Vorrangstellung des Prologs - sozusagen stillschweigend - impliziert.


    Viele Grüße,


    Dieter

    Hallo Katerina,


    Zitat

    Original von Katerina
    Es heißt "Vorwort", weil es vor der eigentlichen Geschichte steht. Was aber nicht bedeuten muss, dass der Prolog zeitlich vor der eigentlichen Geschichte spielt.



    Die Wortherkunft "Vorwort" leitet sich nicht von dem Ort ab, wo der Text steht, sondern von der Funktion, die er einnimmt. Prolog läßt sich vielleicht besser mit Vorrede übersetzen, welche die Funktion der Einleitung in den Text übernimmt.


    Sicherlich hast du Recht, wenn Du schreibst, der Prolog braucht zeitlich nicht vor der Handlung zu liegen. In "Der Name der Rose" beschreibt Umberto Eco zum Beispiel im Prolog wie er zu dem Manuskript gekommen ist, als das er seinen Roman ausgibt. Und dieses Auffinden des Manuskripts liegt zeitlich natürlich später als der Inhalt des "Manuskripts".


    Viele Grüße


    Dieter.

    Hallo Katerina,


    nun ja - Prolog bedeutet ja "Vorwort" und wird im allgemeinen so verwendet. Alles andere ist dann kein Prolog, sondern steht nur vor dem eigentlichen Text bzw. ist sogar ein Teil davon.


    Zitat:

    Zitat

    Bei Filmen funktioniert der Teaser am Anfang ja auch.


    Weshalb er ja auch Teaser heißt und nicht Prolog weshalb Margots Prolog vieleicht eher ein Teaser ist? :wave


    Liebe Grüße,


    Dieter.

    Hallo Margot,


    ein Prolog erzählt normalerweise die Ereignisse, die sich vor der Geschichte abspielen, die Du erzählst. Du stellst allerdings eine "Vorschau auf spätere Ereignisse" an den Anfang, um dem Leser Appetit zu machen. Diese Vorgehensweise würde ich vermeiden.


    Liebe Grüße,


    Dieter.

    Hallo Büchergirl90,


    die Normseite wurde aus Gründen der genaueren Abrechnung zwischen ver.di und dem Börsenverein des deutschen Buchhandels vereinbart. Nähere Infos findet man u.a. hier:


    http://www.tw-h.de/wiki/index.php?title=Normseite


    Eine Normseite = 30 Zeilen/60 Zeichen je Zeile.


    Grundsätzlich kannst Du in jedem Format schreiben. Wenn Du also Lieblingseinstellungen hast, dann verwende die einfach während dem Schreiben. Erst wenn Du den Text einschickst sollte er "normseitenformatiert" sein.


    Liebe Grüße,


    Dieter.


    PS: Eine Normseite ist übrigens kein "Programmchen", sondern ein Format. Eine Normseitenvorlage kannst Du z.B. hier finden: http://www.autorenforum-zeilenweise.de/

    Paul Maar: Andere Kinder wohnen auch bei ihren Eltern


    Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg
    ISBN: 978-3-7891-4234-5
    144 Seiten
    Erschienen 1976; Neuauflage 2002 (Diese Rezension bezieht sich auf die Ausgabe aus dem Jahr 1976.)


    Der Autor


    Paul Maar ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Kinderbuchautoren, Übersetzer und Illustratoren.


    Klappentext


    Kilian will nicht weg aus Niklasweiler. Weil dort Opa Rochus und Oma Josepha und sein Freund Lubber wohnen, weil man dort Inseln im Main besetzen, „Tom Sawyer“ spielen und auf den Acker fahren kann - und überhaupt.


    Eines Tages stehen Kilians Eltern vor der Tür, um ihren Sohn zu sich in die Stadt zu holen. Damit beginnen seine Schwierigkeiten. Aber Kilian versucht, das Beste aus seiner Situation zu machen. Andere Kinder wohnen schließlich auch bei ihren Eltern! Nur: Es ist nicht einfach, mit Eltern zurechtzukommen, die man erst mit zwölf Jahren kennenlernt.


    Kurzbeschreibung


    Dieses Buch zu rezensieren fällt schwer. Der Text liest sich unglaublich leicht, weil Paul Maar es verstand, dieses bedrückende Thema meisterlich in so natürliche Sätze zu packen, als hörte man der Stimme des Erzählers tatsächlich zu.


    Auf 144 Seiten erzählt Paul Maar den wichtigsten Schritt im Leben eines jungen Menschen, nämlich den Übergang vom Kind hinein in die Pubertät, indem er während des Verlaufs der Erzählung die innere Perspektive der Figur aus der emotionalen Sichtweise heraus in Richtung rationales Denken hin verändert.


    Das brutale Herausreißen des zwölfjährigen Kilians aus der gewohnten Dorfumgebung und weg von seinen geliebten Großeltern und seinen Freunden, allen voran der Lubber, lässt Kilian abstürzen. Nur langsam findet er sich in die neue Umgebung einer großen Stadt ein, die Schule fällt ihm schwer und Freunde hat er quasi keine. Paul Maar beschreibt diese Phase sehr direkt anhand gut gewählter Beispiele und einiger Schlüsselszenen. Zum Beispiel lässt er Kilian weinend vor der Haustür sitzen, als seine Mutter gerade vom Friseur kommt. Zum ersten Mal bahnt sich eine Art liebevolles Gespräch zwischen den beiden an, bis Kilian ihr seine Angst vor dem strengen Vater gesteht. Als er ihr dann seine Sechs in Englisch beichtet, fällt ihm die Mutter mit den Worten in den Rücken: „Ach, daher weht der Wind!“ und bricht das Gespräch ab.


    Kilian flüchtet sich in seine Erinnerungen an die schöne Zeit in Niklasweiler, bis der Druck zu groß wird. Die Schule läuft schlecht, in den Ferien verbietet der Vater zum wiederholten Mal den Besuch in Niklasweiler bei den Großeltern und als Kilian sitzenbleibt, haut er mit einem gestohlenen Moped vom Schulhof direkt ab in Richtung Niklasweiler. Doch dort ist die Welt in den vergangenen Jahren auch nicht stehen geblieben: In seinem ehemaligen Zimmer hängen geräucherte Schinken, der Opa hat fast keine Arbeit mehr als Büttner und seine Freunde von damals, allen voran der Lubber, sind auch ganz anders als in der Erinnerung. „Für dich ist Niklasweiler das Land hinterm Sonntag. Alles ist gut und schön dort. Das Schlechte vergisst du einfach. Und in der Stadt ist alles schlecht - weil Du‘s so willst! - …“ Mit diesen Worten, die Paul Maar Kilians Opa Rochus sprechen lässt, wirft er den Kilian in die Realität hinein. Zurück in der Stadt verändert sich durch diesen neuen Blickwinkel für Kilian vieles hin zu einem besseren Leben.


    Mein Fazit


    Andere Kinder leben auch bei Ihren Eltern ist ein gutes Buch, das ich gerne gelesen habe. An vielen Stellen erinnert man sich an seine eigene Kindheit und denkt, ja stimmt! Genauso war das. Ein ehrliches Buch, das ich gerne weiterempfehle.



    Viele Grüße


    Dieter Ziegler

    Josef Winkler: Natura morta - Eine römische Novelle
    Suhrkamp Taschenbuch 3575; 102 Seiten
    ISBN: 978-3-518-45575-3


    Zum Autor


    Josef Winkler, geb. 1953, ist ein österreichischer Schriftsteller. 2008 erhielt er den Georg-Büchner-Preis, die wohl bedeutendste Auszeichnung der deutschsprachigen Literatur, zugesprochen.


    Klappentext


    „Feigen, frische Feigen!“ ruft vor den Toren des Vatikans eine dicke Römerin neben einem kahlgeschorenen Mann, der ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Mafia. Made in Italy“ trägt und auf einem Stab einen kleinen Plastiknegerkopf in die Höhe hält, den er den vorbeigehenden Pilgern zeigt. Aufdringlich, nahezu überwältigend fühlbar, riechbar, hör- und sehbar beschreibt Josef Winkler in seiner römischen Novelle die Stadt, wo sie am lebendigsten ist: wochentags das Markttreiben auf der Piazza Vittorio Emanuele; sonntags das Warten und Lungern vor dem Vatikan. […]


    Kurzbeschreibung


    Mit dem in sechs Kapitel eingeteilten Buch beschreibt der Autor eine kurze Zeit im Leben des sechszehnjährigen Piccoletto, dem Sohn der Feigenverkäuferin, die mit dessen Tod endet. Grundsätzlich stellt der Tod eines jungen Menschen in der Literatur nichts Ungewöhnliches dar, wäre da nicht die Art und Weise, wie Josef Winkler dies in Worte zu kleiden versteht. Mit einer Eskalation der sinnlichen Eindrücke auf allen Ebenen schafft Winkler eine so dichte Atmosphäre, dass man dazu neigt, den Lärm und die Gerüche des Marktes auf der Piazza Vittorio, wo er den Großteil seiner Novelle angesiedelt hat, wahrzunehmen. Die Beschreibung jeder einzelnen Handlung ist so sorgfältig ausgeführt, dass man beim Lesen förmlich die Anstrengung des Autors spürt, die er dabei empfunden haben muss. Überhaupt besteht das Buch in weiten Teilen aus Handlungen oder Beschreibungen, die mit der Sterblichkeit in seiner ungeschminkten Vielfalt daherkommen. Der Tod ist direkt oder indirekt allgegenwärtig: Im Abfallhaufen des Fleischers, in den herumliegenden Geflügeleingeweiden, über die Piccoletto mit seinem Motorroller fährt, an dem verfaulenden Obst und Gemüse, das über dem Boden verstreut liegt. Ein Beispiel gleich zu Beginn:


    „Ein Macellaio auf der Piazza Vittorio, der über seine rechte Hand einen weißen Chirugenhandschuh gestreift hatte, an seiner Linken zwei breite Goldringe und am Handgelenk eine goldene Uhr trug, brach den bereits mit einem Hackbeil gespalteten, enthäuteten Kopf eines Schafs auseinander, nahm das Gehirn aus dem Schädel und legte die beiden Gehirnteile sorgfältig nebeneinander auf ein rosarotes Fettpapier mit Wasserzeichen. Im silberglänzenden rechten Augenhöhlenknochen - die herausgeschälten Augäpfel lagen auf dem Fleischabfallhaufen - lief eine violett schimmernde Fliege.“


    Dieser kleine Absatz soll stellvertretend für den Inhalt, aber auch den Schreibstil Winklers, herhalten, der keine noch so kleine Ausmalung einer Szene versäumt, wenn diese Ausmalung zu dem Gesamtbild beiträgt. Einen Schlachter weiße Chirugenhandschuhe tragen zu lassen macht nur dann Sinn, wenn der Autor damit etwas aussagen will: Vielleicht, dass wir alle nur Schlachtvieh sind? Diesen Eindruck kann man sehr leicht gewinnen, folgt man dem Autor bis zum tragischen Unfalltod des schönen Piccoletto, der um so tragischer scheint, hat dieser doch gerade erst damit begonnen, seine Sexualität zu entdecken, die Winkler geschickt in die Erzählung eingebaut hat, ohne dabei ins Klischeehafte abzurutschen.


    Meine Meinung


    Obwohl Winkler gelegentlich Sätze gemessen in Marathonlängen daher laufen lässt, erschafft er damit eine Stimmung, die seines Gleichen sucht, kurz, Winkler beherrscht die deutsche Sprache auf einem hohen Niveau. Dieser hohe Stil verlangt seine Zeit, um sich in ihn hineinzufinden. Hat man dies jedoch nach wenigen Seiten geschafft, erliegt man geradezu seinen Ausführungen. Gerade deswegen empfand ich die recht häufigen italienischen Einschiebungen als störend, da mich das Nachschlagen regelmäßig aus dem Lesen herausgeworfen hat.

    Natura morta halte ich für ein überaus lesenswertes Buch, über das Marcel Reich-Ranicki schrieb: „Fabelhaft. Eine große poetische Etüde über die Vergänglichkeit des Daseins. Ein sehr sinnliches Buch.“ Was kann ich dem noch hinzufügen …


    Mit vielen Grüßen


    Dieter Ziegler

    Hallo Sabine,


    Deiner Mutter schicke ich die allerbesten Genesungswünsche, dir schicke ich Kraft für den Besuch.


    Lasst Euch nicht unterkriegen!


    Liebe Grüße,


    Dieter

    Hallo Adriana,


    vielleicht kann dir Elisabeth George mit ihrem Buch Wort für Wort oder Die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben weiterhelfen. Darin erklärt sie sehr ausführlich wie sie Dialoge schreibt.


    Viele Grüße,


    Dieter.

    arter :


    Nach meiner Meinung ist das Buch bereits klischeeüberladen und konstruiert (siehe mein vorheriges Posting). Der Film hat diesen Inhalt lediglich wiedergegeben und ist, wie ich finde, handwerklich sehr gut gemacht. Auch überzeugte mich die schauspielerische Leistung, was man ja leider nicht bei jedem Film sagen kann. Woran machst Du die von Dir beschriebenen Unterschiede zwischen Film und Buch fest? Folgt man deinen Gedanken, dann müsste doch das Buch "unglaubhaftig" sein, da der Film dessen Inhalt ja schon recht genau wiedergibt.


    Viele Grüße,


    Dieter.

    Mit Hemingway kann ich überhaupt nichts anfangen, auch wenn er das Vorbild so vieler Nachkriegsautoren war, wie z.B. für Siegfried Lenz. Das mag wohl daran liegen, weil Hemingway so prägnant kurz schreiben konnte, betrachtet man einmal zum Vergleich eine Novelle von Thomas Mann oder etwa Hugo von Hofmannsthal, die vor ihm "auf dem Markt" waren. Man kann schon verstehen, warum Hemingway so anders und dadurch so beliebt war: Er vermeidet kompliziertere Sätze ebenso wie die meisten Fremdworte. Selbst die Kompositionen seiner Texte ist ja immer recht überschaubar gehalten, soweit ich dies überblicken kann. Dazu kommen seine Themen, die ja oft vom Lebenskampf/vom Überleben handeln, was zwischen den Kriegen - und besonders nach dem 2. Weltkrieg - eine bedeutende Rolle spielte, heute jedoch nur noch nebensächlich ist, sieht man einmal von einer historischen Sichtweise auf die Dinge ab.


    Was am Ende für mich von dem Roman "Der alten Mann und das Meer" übrig blieb, ist eine langweilige Geschichte, auch wenn ich die Verfilmung mit Spencer Tracy bewundert habe. Das Buch jedoch konnte mich nicht bis zum Ende für sich einnehmen: Ich legte es, obwohl ich das "Ende schon in Reichweite hatte" - unbeendet zur Seite, ebenso wie zwei weitere Bücher von Hemingway und habe für mich beschlossen, das Hemingway ein Autor ist, der nicht zu mir passt.


    Viele Grüße


    Dieter.



    Edit: Habe nur eine Aussage präzisiert ...

    alamire


    Ich kann Foer nur zustimmen: Deine Art der Fragenstellung ist recht befremdlich, gut zwar, aber befremdlich. Aufgrund deiner Art Deutsch zu schreiben schätze ich, Du bist vielleicht Ausländer, weshalb für Dich vieles ungewohnt sein mag. Dennoch: Zu einer Buch-Besprechung gehört mehr, als nur Fragen zu stellen, damit ein Dialog entstehen kann, aus dem jeder einen Nutzen ziehen mag, wenn er dies will.


    Also - nicht böse sein, sondern einfach offen Deine Meinung schreiben. Vielleicht beginnst Du damit, indem Du die Fragen aus Foer's Posting beantwortest, denn daran bin ich auch interessiert.


    Mit lieben Grüßen


    Dieter.