Ich lese den Roman auch regelmäßig wieder oder einzelne Passagen daraus.Würde man mich nach meinen Lieblingsbüchern fragen, so wäre dieses eines, das ich nennen würde. Ich finde das Buch einfach göttlich, umwerfend und genial.
Bei mir steht noch im Klappentext:"Mit diesem Buch, an dem Flaubert fünf Jahre gearbeitet hatte, wurde der realistische Roman erst eigentlich geschaffen.Flaubert tritt als Autor ganz hinter das Dargestellte zurück und enthält sich aller psychologischen Kommentare zum Handeln der Personen des Romans. Aus ihrer Perspektive wird die Romanwelt gesehen.Das erfordert ein hohes Maß an stilistischer Durchdringung des Gegenstandes.Flauberts Briefe aus dieser Zeit der Niederschrift des Romans,vor allem die an Louise Colet berichten von den unendlichen Mühen um den treffenden Ausdruck.Bisweilen,so berichtet er,habe er mehrere Tage gebraucht,um eine einzige Wendung zu finden.Charles-Augustin Sainte-Beuve beschreibt die Romantechnik Flauberts mit folgenden Worten: 'M. Gustave Flaubert, der Sohn und Bruder ausgezeichneter Ärzte,führt die Feder wie andere das Skalpell.' "
Vielleicht kann das noch helfen, sich für die Lektüre zu entscheiden.
Ich finde das Buch schon aufgrund seines Stiles einzigartig. Ich hatte immer das Gefühl, direkt daneben zu stehen und alles zu beobachten.Es erschien mir nicht als eine Geschichte, die mir erzählt würde, sondern als wäre alles tatsächlich so geschehen.Das war für mich genauso beklemmend, wie es phantastisch und toll war.Es ist und bleibt für mich eines der genialsten Bücher, die je geschrieben wurden und die ich je lesen durfte.
Ich glaube, man darf die Figur der Madame Bovary nicht eins zu eins auf heute übertragen.Damals sind Frauen anders aufgewachsen, sie sind anders geformt worden. Der spezielle Charakter dieser Frau zeigt nur ganz besonders deutlich, wie sehr man Frauen zu dieser Zeit verbogen und in ein Korsett - im wahrsten Wortsinn - geschnürt hat und zu welch zermürbenden und schrecklichen Folgen es dadurch kommen konnte. Wenn heute eine junge Frau solch romantische Vorstellungen von der Liebe, der Ehe und dem Leben im allgemeinen hat, dann steht es ihr frei, hinaus in die Welt zu gehen; sich zu erproben und zu experimentieren;ihr Weltbild zu bestätigen oder zu verändern. Das hätte Madame Bovary ohne zahlreiche persönliche Einbußen nicht gekonnt. Sie hätte sich nicht einfach legal aus einer unglücklichen Ehe hinausbegeben können, um ihr Glück an einem anderen Ort, mit einem anderen Mann zu suchen - das ist ihr Dilemma, das Flaubert aufgezeigt hat.
Flaubert hatte übrigens auch eine Affäre mit George Sand.Ich denke, das die Begegnung mit ihr auch sein Frauen- und Weltbild geprägt hat und ihm die Augen für die schwierige Lage unglücklich verheirateter Frauen geöffnet hat.
Beiträge von Susann
-
-
Eigene Meinung: Das Buch der Lieder hole ich immer wieder hervor, wenn ich mich nach romantischem und melancholischem sehne, mich einfach gänzlich in Gefühlen verlieren möchte und dennoch hält so manches allzu süßlich dahertröpfelnde Verspaket eine unglaublich spitze und scharfsinnige Pointe bereit, die zum lachen zwingt. Man kann es in vielen kleinen Abschnitten lesen oder auch in größeren. Man kann sich seine Lieblinge zu Gemüte führen oder eine Liste zum Träumen oder Weinen und Herzschmerz durchleiden zusammensetzen. Ganz nach dem Motto: "Das Leben ist dumm, fade und unerquicklich -und duftet nach vertrockneten Veilchen!" Was für ein Klimax! Ich liebe Heine![/quote]
Als ich deine Meinung zu diesem Gedichtband gelesen habe, sind mir die Tränen in die Augen getreten, denn ich empfinde es genauso.Seine Gedichte sind einzigartig und treffen bei mir genau ins Herz. Ich hole es auch regelmäßig hervor und eines meiner Lieblingsgedichte "Ich hab im Traum geweinet" kann ich schon seit ewigen Zeiten auswendig, sodass ich es mir - wann immer ich möchte - hersagen kann. Eigentlich sollte Jeder in seinen Werken einmal bzw. mehrmals geblättert haben. Für mich ist es neben Goethe und Schiller einfach Pflichtlektüre.
-
Ich habe "Unterm Rad" während des Literaturunterrichts gelesen und habe es seitdem nicht wieder in die Hand genommen, aber ich kann mich jedes Mal lebhaft daran erinnern, wie sehr es mich bewegt hat; es hat mich bis zu Tränen gerührt und tief aufgewühlt.Vielleicht stimmt es, daß es gerade in der Jugendzeit besonders stark auf uns einwirkt, weil wir uns dort ein wenig verstanden wissen. Ich denke auch, es beschreibt, wie man einen feinfühligen jungen Menschen durch zuviel Leistungsdruck verbiegen und zerstören kann.Ich finde die Geschichte nach wie vor ergreifend.Ich habe auch Roßhalde und der Steppenwolf gelesen und liebe die Gedichte von Herrmann Hesse.Seine Sprache und Gefühlstiefe sind für mich ein absoluter Genuss - er bringt in mir vieles zum Klingen.Ich finde man sollte es auch einmal gelesen haben.
-
Vielen Dank Bea für deine aufschlußreiche Rezension.Ich hätte sonst gar nicht mitbekommen, dass es wieder ein interressantes und aufschlußreiches Buch über Elisabeth gibt. Ich hab mich gleich bei Amazon danach umgeschaut und dabei entdeckt, es gibt noch weitere neue Bücher über sie. Ich bin seit meinem fünfzehnten Lebensjahr absolut begeistert von dieser Person. Ich habe mittlerweile weit über fünfzig Bücher über die verschiedenen Mitglieder ihrer Familie und jetzt werden sicher wieder einige neue dazukommen.
Natürlich habe ich die Biografie von Brigitte Hamann ebenfalls gelesen - ist ja sozusagen Pflicht- und Standardlektüre.Und ich glaube, ihre Biografie verliert durch die neuen Erkenntnisse von Praschl - Bichler nicht an Wert. Hamann ist einfach eine Elisabeth-Expertin. Aber Geschichte lebt auch davon, dass neue Erkennnisse gewonnen werden.So wird das Bild einer Person immer vielschichtiger.
Elisabeth und ihre Schwiegermutter waren sehr gebildete und kultivierte Frauen und natürlich ging man nicht offen feindschaftlich miteinander um. Und in den ersten Wiener Jahren war die Kaiserin ja auch noch sehr schüchtern und zurückhaltend, sie hat sich erst später offener gegen ihre Schwiegermutter durchgesetzt. Natürlich hat Sphie es gut gemeint; was eine gutmeinende Schwiegermutter mit ihren "gutmeinenden" Einmischungen anrichten kann, können wir ja auch heute noch allzu oft in unserem Umfeld erleben.