Zu Tolkien ist schon viel geschrieben worden, von Kritikern wie Verehrern. Tom A. Shippey, Autor des vorliegenden Buches, zählt sicherlich eher zu letzterer Kategorie. Doch sein Buch ist weit entfernt von einer kritiklosen Hommage an Tolkien. Vielmehr werden vorallem (aber nicht ausschließlich) die beiden bekanntesten Werke Tolkiens, Der Hobbit und Der Herr der Ringe, einer genauen Betrachtung unterzogen und in Beziehung zu Tolkiens Passion als Sprachwissenschaftler gestellt. Dass Tolkien sich nicht nur von Beowulf, der Edda und vielen andern Sagen und Mythen inspirieren hat lassen, ist sicherlich bereits hinlänglich bekannt. Doch Shippey geht einen Schritt weiter und zeigt beispielsweise auf, wie die von Tolkien ausgewählten Namen bereits eine Geschichte zu erzählen hatten. Das Buch mit dem etwas zu reisserischen Titel zeigt auf, wie Tolkien an seinen Texten gearbeitet hat und wie sehr er weit ab von jeglicher Konvention seine Geschichten verfasst, und dadurch einer Heerschar von Epigonen den Weg geebnet hat. Shippey wagt es gar Tolkiens Hauptwerk mit James Joyce und seinem Ulysses zu vergleichen.
Kein leichter Schmöker für zwischendurch (aber das ist Der Herr der Ringe ja ebenfalls nicht), aber ein Buch, dass in die Tiefe geht und die nahezu unermessliche, jahrzehntelange Arbeit und vorallem Arbeitsweise Tolkiens sehr gut beleuchtet und verständlicher macht. Wer mit seinen Werken eh nichts anfangen kann, der ist bei dieser Lektüre denkbar schlecht aufgehoben. Für mich war es ein faszinierender Blick über die Schulter eines der ganz großen Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts.
Gruss,
Doc