„Das Kreidekreuz“ war mein erster Roman der Autorin und auch der Erste der sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat.
Ulrike Schweikert erzählt in einem flüssigen und leicht lesenden Schreibstil von den Unruhen und Erhebung des einfachen Mannes. Es ist kaum vorstellbar wie sehr die damaligen einfachen Leute, dem höher gestellten Adligen, Bischof oder ähnlichem willkürlich ausgesetzt waren. Des Weiteren war zu diesem Zeitpunkt die Kirche nicht ganz Eins. Während sich die einen an den alten Glauben festhielten, mit ihren Heiligenverehrungen und Seelenmessen etc. versuchten andere Geistliche den „neuen Glauben“ einzubringen. Die Konfliktsituation ist gut dargestellt und für den Leser verständlich. Die Schlachten zwischen den Adligen und den sogenannten „Haufen“ sind nicht allzu blutig erzählt. Der Leser kann sich anhand eines Personenregisters gut orientieren und verliert bei den verschiedenen „Haufen“ nicht den Überblick.
Im Vordergrund des Geschehens steht aber eigentlich Anne Katharina Seyboth, die auf drängen ihres Bruders Ulrich den Salzsieder Michel Seyboth ehelicht. Anne Katharina ist eine sehr modern denkende Frau und kämpft gegen die Fesseln die ihr der Ehemann, die Schwiegermutter und die Gesellschaft aufzwingen will an. Sie ist dem „neuen Glauben“ aufgeschlossen und findet bei Pater Hildprand eine Zufluchtstätte. Trotzdem ist sie kein Wonderwomen es hält sich alles im Rahmen des möglichen wie ich finde.
Begeleitet wird die Geschichte von Anne Katharina von weiteren sehr liebenswerten Nebenfiguren. Anna Büschler (hoffe der Name ist richtig geschrieben) die eine historisch belegte Persönlichkeit ist und die Magd Agnes die ihrer Herrin zur Seite steht haben mir sehr gefallen und ich muss gestehen dass sie mir weitaus sympathischer waren als Anne Katharina selbst.
Anne Katharina und ihre Jugendliebe Rugger konnten mich irgendwie nicht ganz erreichen. Ihre Geschichte hat mich nicht mit sich gerissen und ich konnte nicht mit ihnen fiebern. Vielleicht lag es auch daran das ich mich mit Anne Katharina nicht ganz „anfreunden“ konnte. Auch habe ich den Vorgänger "Die Tochter des Salzsieders" nicht gelesen.
Das Buch selbst ist spannend geschrieben, obwohl ich an manchen Stellen das Gefühl hatte, dass die Szenen nicht ganz zu Ende gedacht worden sind. Zum Beispiel befindet sich Anne Katharina auf den nächtlichen Straßen und haderte mit ihrem Schicksal und im nächsten Absatz sitzen wir schon beim Frühstückstisch mit der Familie. Die abrupten Szenenwechsel und die manchmal für mich unnötigen Szenen haben mein Lesevergnügen etwas geschmälert.
Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt und werde bestimmt ein weiters Werk der Autorin lesen.
Von mir gibt es 8 von 10 Punkten