Beiträge von Sternenstauner

    Rezension


    Als Tochter eines Oberstaatsanwalts ist Lilas Karriere schon bis ins kleinste Detail durchdacht. Allerdings nicht von ihr selbst, denn die rotzfreche Lila, die aus Prinzip gegen alles ist, was ihre Eltern ihr vorgeben, hat andere Pläne: Statt wie erwartet ihr Jurastudium in Bielefeld anzutreten, bleibt sie auf dem Weg in ihr neues Zuhause einfach im Zug sitzen, fährt weiter bis nach Bochum und kommt dort bei Privatdetektiv Danner unter.


    Während dessen gutmütiger Vermieter Molle Lila auch gleich einen Job als Kellnerin in seiner Wirtschaft anbietet, ist Ben Danner ein selbstverliebter, eigenbrötlerischer Macho, der Lila so schnell wie möglich wieder vor die Tür setzen will, um ungestört seinen aktuellen Fall ad acta legen zu können.
    Als Sportlehrer getarnt versucht er zu klären, ob die 16jährige Eva sich tatsächlich selbst das Leben genommen hat oder ob jemand anderes für ihren Sturz aus dem 5. Stock des Schulturms verantwortlich war. Da er jedoch immer mehr auf der Stelle tritt, schleust er Lila als Schülerin in die ehemalige Klasse des toten Mädchens ein, wo sie ihren Mitschülern und besonders Evas Freundeskreis auf den Zahn fühlen soll.
    Lila scheint in ihrem Element…


    «Der 13. Brief» ist der erste Roman von Lucie Klassen (mittlerweile Flebbe) und hat sogleich den Friedrich-Glauser-Preis 2oo9 in der Sparte ‚Debüt’ eingeheimst. So ganz überzeugen konnte mich die Geschichte dennoch nicht.
    Die Ausgangsposition – Lila undercover in der Schule – bietet zwar durchaus Raum für einen interessanten Plot und die dort angesiedelten Szenen vermitteln einen guten Eindruck der mittlerweile doch recht gewöhnungsbedürftigen Situation an unseren Schulen. Leider werden aufmerksame Leser aber nicht darum herumkommen festzustellen, dass auf dem Weg dahin die Grenzen der Realität und vor allem die des rechtlich Möglichen sehr weit ausgedehnt bis überschritten werden. Überhaupt gibt es einige Ungereimtheiten, die – sofern man darauf achtet – das Lesevergnügen deutlich trüben.


    Auch zu den nicht immer nachvollziehbar handelnden Figuren findet man nicht gleich einen Draht. Vor allem Lilas rebellische Art wirkt zunächst aufgesetzt und eher wie der berühmte Sturm im Wasserglas. Mit der Zeit jedoch erfährt man mehr über sie und ihre Vergangenheit und ihr Charakter erhält mehr Tiefe. Auch wenn sie am Ende leider etwas zu sehr zur Superheldin mutiert und es eher unglaubwürdig ist, dass sie ohne weiteres sowohl als 16- als auch als 26Jährige durchgeht.


    Letztlich hat mich auch der Ausgang des Kriminalfalls kaum überrascht. Größtenteils wurden meine recht frühen Vermutungen auch bestätigt.
    Und trotzdem bin ich nicht abgeneigt, die kommende Fortsetzung zu lesen. Warum? Zum Teil aufgrund des flapsigen, humorvollen Erzählstils, aber auch – ja, trotz der anfänglichen Kritik – weil ich gerne wissen möchte, wie es mit Lila, Danner und Molle weitergeht. Der erste Fall des neuen Ermittlerduos ist zwar abgeschlossen, es bleiben aber dennoch genügend Fragen für die mindestens vier weiteren geplanten Teile offen.


    FAZIT: Ein etwas holpriger Auftakt zu einer Reihe, der trotz der Mängel ein ordentliches Erzählpotential erkennen lässt.


    Wertung: 2/5

    Ich lese das Buch gerade und mag die Sprache, die vielen Ideen und die schöne, düstere Atmosphäre ziemlich gerne.
    Mary ist für mich als Figur eigentlich auch ganz gut greifbar, viele andere Personen agieren manchmal aber ein bisschen sprunghaft. Manches wirkt auf mich daher auch recht verworren, aber ich hoffe, dass sich das mit der Zeit noch auflöst. Im Moment (Seite 234) bietet es mir dafür noch viel Raum für Spekulationen.

    Rezension


    Schon früh bewegt sich der junge Cadel aus Langeweile und Wissensdrang am Rande der Illegalität. Mal hackt er sich in fremde Computer ein, mal manipuliert er sämtliche Vorgänge in seiner Schule und versaut seinem kompletten Jahrgang das Abschlusszeugnis.
    Als er nach mehreren übersprungenen Klassen mit gerade mal 14 Jahren seine Schullaufbahn beendet, bekommt er das Angebot, am AXIS-Institut zu studieren. Nach außen hin scheint dieses eine ganz normale Lehranstalt für Hochbegabte zu sein, doch statt der üblichen Studiengänge werden dort Kurse wie Täuschung, Infiltration und Lügen angeboten, Rechtswissenschaften werden nur gelehrt, damit die kriminellen Absolventen wissen, wie sie die geltenden Gesetze möglichst gerissen umgehen können.


    Dank seiner enormen Intelligenz und seines jungenhaft unschuldigen Aussehens können seine Mitschüler Cadel in kaum einer Disziplin das Wasser reichen. Sein Vater, ein verurteilter Schwerverbrecher, hat jedenfalls große Pläne mit ihm: Cadel soll mit seiner Hilfe nichts Geringeres als die Weltherrschaft erreichen.
    Als sich am Institut jedoch immer mehr mysteriöse Vorfälle häufen und Cadel beginnt, den Ursachen dafür auf den Grund zu gehen, gerät seine eigene kleine Welt ziemlich ins Wanken…


    Der Anfang des Buches wirkt kaum durchdacht und wird durch die Einführung unzähliger Nebenfiguren unnötig in Länge gezogen. Zum Glück kommt man dank der kurzen Kapitel und des einfachen Stils trotzdem relativ schnell voran und nach etwa 2oo Seiten verliert sich die anfängliche Oberflächlichkeit. Man entdeckt einen roten Faden und die Geschichte kommt in Fahrt, denn plötzlich weiß man von einem Moment auf den anderen nicht mehr, wem man nun trauen kann und wem nicht.


    Hinzu kommt, dass auch Cadel einem mit der Zeit immer mehr ans Herz wächst. War der Junge zu Beginn noch ein kaltblütiger kleiner Mistkäfer, der allen nur Böses wollte, findet er sich bald selbst in der Opferrolle wieder und weckt beim Leser ungeahnte Sympathien. Aus seinem zunächst eindimensionalen Charakter wird eine runde Figur, deren Schicksal man gespannt verfolgt.
    Abgesehen von seinen detailliert geschilderten Hackereien vielleicht, denn die dürften für Leser, die Cadels Begeisterung für Computer und Netzwerke nicht nachvollziehen können, weniger interessant sein. Vor allem, da öfters unklar auch ist, was technisch tatsächlich möglich ist und was in den Bereich der Fantasy gehört.


    Gegen Ende baut der Roman allerdings wieder deutlich ab. Die Ereignisse überschlagen sich und die wiederholte Verwendung bestimmter Stilmittel lassen die Erzählung hektisch und wirr wirken, so dass man schnell den Überblick darüber verliert, wer nun was mit welcher Folge unternommen hat und wer mit wem in Verbindung steht.
    Außerdem könnte so manchem Leser die Tatsache, dass eine (natürlich böse) Nebenfigur Adolf heißt, die noch dazu Führer genannt wird, sauer aufstoßen. Besonders, wenn der Plan der AXIS-Verbrecher darin besteht, «genetisch minderwertiges Material» zu vernichten, damit die Welt nur noch von ihnen, den besseren Menschen, bevölkert wird.


    Die Aufmachung des Buches ist mit dem schwarz gefärbten Schnitt sicher ein Eyecatcher, allerdings kleben die Seiten oft unschön aneinander, so dass man beide Hände zum Umblättern braucht, was etwa für Während-des-Essens-lesen-Leser ziemlich unpraktisch ist.


    FAZIT: Sieht man von den ersten und den letzten Seiten ab, hat man immerhin einen spannenden Mittelteil und eine interessante Hauptfigur, deren Geschichte in der Fortsetzung Teuflisches Team bereits weitererzählt wurde. Gleich im Anschluss lesen muss man diese aber eher nicht.


    Wertung: 3/5

    Rezension


    Die 13jährige Lou gilt mit einem IQ von 160 als hochbegabt und hat bereits zwei Klassen übersprungen. In der Schule ist sie deswegen eine Außenseiterin, klein, schmächtig und für die älteren Mädchen gänzlich uninteressant.
    Auch zu Hause hat Lou es nicht leicht. Seit dem Tod ihrer jüngeren Schwester lebt ihre Mutter in ihrer eigenen Welt und trotz der Bemühungen des Vaters, die Normalität so gut es geht zu wahren, ist das Familienleben der Bertignacs kaum noch als solches zu bezeichnen. Durch unzählige Experimente mit Alltagsgegenständen stillt Lou nicht nur ihren Wissensdurst, sondern verdrängt gleichzeitig auch ihren Schmerz.


    Als sie für die Schule ein Referat über das Thema Obdachlosigkeit vorbereiten muss, lernt sie No kennen, die mit gerade mal 18 Jahren auf den Straßen von Paris lebt und täglich ums Überleben kämpfen muss, stets auf der Suche nach etwas Essbarem und einem trockenen und sicheren Schlafplatz.
    Zunächst treffen sie sich nur aufgrund des Referats, aber bald entwickelt sich eine Freundschaft, fast schon eine Abhängigkeit zwischen den beiden und Lou beschließt, No wieder ins richtige Leben zurückzuführen. Ein Experiment mit positivem Ausgang?


    «No & ich» wurde 2oo8 mit dem französischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet und überzeugt vor allem durch seine starken Charaktere. Trotz der geringen Seitenzahl verleiht die Autorin ihren beiden tragischen Heldinnen eine enorme Tiefe und zieht den Leser damit gleich in ihren Bann. So manches Mal möchte man die beiden Mädchen gerne in den Arm nehmen, sie trösten und ihnen sagen, dass alles gut wird. Aber so einfach ist das nicht. Denn das Schicksal ist nicht immer gerecht. Das müssen Lou und No am eigenen Leib erfahren.


    So erzählt Lou ihre Geschichte mal voller Hoffnung, mal zutiefst traurig, auf der einen Seite poetisch, auf der anderen wieder kindlich-amüsant. Sie lässt ihren übersprudelnden Gedanken freien Lauf und sprengt dabei sämtliche Grenzen der Grammatik. Statt einzelne Sätze mit einem Punkt zu beenden, werden sie lediglich durch Kommas getrennt und ziehen sich so über die halbe Seite. Wörtliche Rede wird ohne Anführungszeichen ebenfalls zwischen die Kommas gequetscht. Dieses Stilmittel vermittelt zwar eine klare Vorstellung davon, was in Lous Kopf vor sich geht, hemmt aber leider auch etwas den Lesefluss.
    Zum schnellen Verschlingen ist das Buch aber ohnehin nicht geeignet. Dazu liegt schon das Thema zu schwer im Magen. Denn, wie kann es immer noch Menschen geben, die durch sämtliche Raster fallen und auf der Straße leben müssen? Eine unbequeme Vorstellung, die betroffen macht.


    Zum Ende hin schwächelt die Erzählung allerdings etwas. Einerseits scheint der Abschluss genau richtig, andererseits bleibt aufgrund diverser Entwicklungen ein schaler Beigeschmack. Es macht eben einen Unterschied, ob man mit Sicherheitsnetz leiden kann oder nicht.


    FAZIT: Eine bittersüße, eindringlich erzählte Geschichte, die durch das Ende aber etwas von ihrem Zauber verliert.


    Wertung: 4/5

    Rezension


    Um den letzten Gott zu befreien und das Land somit vor der erbarmungslosen Dürre zu retten, brechen die Gelehrtentochter Grazia und ihr stolzer Krieger Anschar ins Land der Feinde auf. Nur wenn Frieden zwischen den Völkern herrscht, werden die Götter den Fluch, der das Meer verschwinden ließ, aufheben.
    Doch der Weg nach Temenon ist voller Gefahren und die Beziehung der beiden Helden hält den Strapazen kaum stand. Als Grazia zurück nach Berlin flieht, bleibt Anschar nichts anderes übrig, als ihr zu folgen…


    Mit «Die eiserne Welt» knüpft Sabine Wassermann nahtlos an die Geschehnisse aus dem Vorgänger «Das gläserne Tor» an. Diese werden zwar zu Beginn geschickt in die Geschichte eingeflochten und dem Leser so nochmals ins Gedächtnis gerufen, letztlich sollten die Bücher – logischerweise – aber dennoch in der richtigen Reihenfolge gelesen werden.
    Anders als es der Klappentext vermuten lässt, geht es nicht gleich nach Berlin, sondern erst nach etwa der Hälfte. Zunächst einmal gilt es, einige Abenteuer in der antiken Fantasiewelt zu bestehen. Diese sind zwar auch spannend und unterhaltsam, die Szenen im Berlin des späten 19. Jahrhunderts sind jedoch unübertroffen und Sabine Wassermann besticht erneut durch ihren tollen Humor, ein unglaubliches Händchen für Situationskomik und ihren schwungvollen Erzählstil.


    Trotzdem kommt aber auch in diesem Teil die Spannung und Dramatik nicht zu kurz. Schließlich lebt auch die Fortsetzung von ihren Charakteren, die diesmal nicht wenige unliebsame Entscheidungen treffen und sich beim Leser zwischenzeitlich richtig unbeliebt machen. Besonders Anschar ist phasenweise alles andere als ein strahlender Held. Dafür muss er in Berlin aber auch einiges durchmachen, sodass er mit der Zeit wieder mehr an Sympathie gewinnt. Letztlich macht all dies seinen Charakter nur noch runder und wenn Grazia auch noch anfängt zu berlinern, hat man das Gefühl, hier wirklich zwei ganz besonderen Figuren begegnet zu sein.


    So ist «Die eiserne Welt» ein gut durchdachter, packender Abenteuer-Liebesroman, der immer wieder durch unvorhersehbare Wendungen überrascht und der einen richtig traurig zurücklässt, wenn man die letzte Seite gelesen hat. Sehr sehr schade, dass es keinen dritten Teil geben wird, sondern die Geschichte nun erzählt ist.


    FAZIT: Teil 1 war schon gut, aber die Fortsetzung ist sogar noch besser. Mit noch mehr Spannung, Witz und Romantik.


    Wertung: 5/5

    Rezension


    Bislang war Grazias Leben alles andere als spannend. Als Tochter einer angesehenen Berliner Familie soll sie bald den ambitionierten Archäologen Friedrich heiraten und ihm – wie das 1895 eben so war – eine gute Frau sein.
    Doch bei einem Besuch an einer mysteriösen Ausgrabungsstätte auf der Pfaueninsel passiert das Unfassbare – Grazia fällt in die Havel und durchquert die Grenze zu einer anderen Welt. Eine Wüstenwelt, über der ein Fluch lastet, dessen Folgen auch Grazia zu spüren bekommen soll…


    Obwohl der Anfang mit einem göttlichen Kuss etwas surreal wirkt, findet man sich schnell in die Geschichte ein. Anders als erwartet geht es allerdings nicht vorrangig um eine möglichst schnelle Rückkehr nach Berlin, sondern darum, wie Grazia lernt, sich in der fremden, an die Bronzezeit angelehnte Welt zurechtzufinden und dank einer besonderen Gabe gleich zwischen die Fronten gerät. Und wie sie sich in Anschar verliebt, den besten Krieger des Landes und zugleich versklavter Spielball der Herrscher.


    Sowohl das Berlin der Kaiserzeit als auch die staubtrockene Fantasiewelt beschreibt Sabine Wassermann sehr anschaulich und bringt viele originelle Ideen wie etwa Sturhörner und eine schwebende Stadt ein, die sich problemlos vor dem Auge des Lesers abzeichnen. Angenehm ist auch, dass das fremde Volk nicht gleich über Grazia herfällt und sie (als Frau) als Freiwild sieht, wie es in vielen anderen historisch angehauchten Romanen der Fall ist.


    Neben den Hauptfiguren räumt die Autorin auch etlichen interessanten Nebencharakteren ausreichend Platz ein, besonders mit Grazia und Anschar sind ihr aber zwei Protagonisten gelungen, an die ich noch lange zurückdenken werde. Beide haben Ecken und Kanten, sind manches Mal stur und naiv und handeln nicht immer so, wie es sich der Leser vielleicht wünschen würde. Dafür bleiben sie sich und vor allem ihrer Herkunft und Erziehung stets treu und machen im Laufe des Buches eine glaubhafte Entwicklung durch. Besonders menschlich macht sie, dass sie sich bei ihren Wüstenwanderungen etwa auch über alltägliche Probleme wie mangelnde Hygiene Gedanken machen.
    Die Männer in dem Buch weinen zwar ziemlich häufig, aber dazu haben sie oft auch guten Grund.


    Stellenweise ist das Tempo des Romans etwas gemächlich, Langeweile kommt aber dennoch nicht auf. Dafür sorgen Grazia und Anschar schon. Oder eben auch Theodor Fontane, der einen kleinen Gastauftritt in der Geschichte hat.
    Das Ende ist an sich rund, lässt aber Spielraum für den zweiten Teil «Die eiserne Welt», mit der die Handlung dann erst endgültig abgeschlossen ist.


    FAZIT: Ein unterhaltsamer Schmöker, der aufgrund der wenigen übernatürlichen Elemente auch für Fantasy-Einsteiger geeignet ist.


    Wertung: 4/5

    Rezension


    Lucy ist gerade von London auf dem Weg in ihre alte Heimat Australien, um ihrer besten Freundin Molly bei deren Hochzeitsvorbereitungen zu helfen. Als sie im Flieger sitzt, wirft sie noch kurz einen letzten Blick auf ihr Handy und fällt aus allen Wolken, als sie eine SMS liest, die von der Nummer ihres langjährigen Freundes James gesendet wurde: «Hi Lucy! Habe gerade mit James in deinem Bett geschlafen. Dachte, du solltest das wissen. 4mal diesen Monat. Hübsche Bettwäsche! XXX»
    Mit diesem Worten beginnt das Gefühlskarussell, sich zu drehen. Sollte James sie wirklich betrügen? Lucys Misstrauen ist jedenfalls geweckt und so fällt es ihr umso leichter, sich in den jüngeren Bruder des Bräutigams zu vergucken, der so gar nicht mehr aussieht, wie sie ihn in Erinnerung hat und der das genaue Gegenteil von James ist…


    Mit «Lucy in the Sky» ist Paige Toon ein gefühlvoller Liebesroman gelungen, der sich durch seine eher bodenständigen, normalen Charaktere positiv von anderen Büchern dieses Genre abhebt, deren Personal meist doch sehr überzeichnet ist. Stellenweise ist Lucy zwar auch ein wenig naiv, aber insgesamt sind ihre Gefühle und Sorgen nachfühlbar und glaubwürdig geschildert. Man spürt ihre innere Zerrissenheit, steht sie doch nicht nur zwischen zwei Männern, sondern gleich zwischen zwei komplett verschiedenen Leben – in Australien oder England.
    Diese beiden Orte sind ebenfalls sehr plastisch dargestellt. So erlebt man anfangs zwei Wochen Down Under mit Sonne, Strand und Surfausflügen, um Lucy anschließend zurück ins kalt-nasse London zu begleiten.
    Über eine Zeitspanne von über einem Jahr erzählt sie ihre Geschichte und führt den Leser dabei auch in ihre Familie und ihren Freundeskreis ein. So entsteht tatsächlich eine gewisse Komplexität und Tiefe, was man aufgrund des lockeren Stils anfangs gar nicht erwartet hätte.
    Das Ende ist zwar alles andere als überraschend und die Beweggründe einer Person bleiben etwas unklar, dafür versprechen unzählige romantische und amüsante Szenen sowie ein Schlechter-Witz-Kontest, der sich durch das ganze Buch zieht, ein paar vergnügliche Lesestunden, die nur von wenigen Längen getrübt werden.


    FAZIT: Lohnt sich.


    Wertung: 4/5

    Rezension


    Was in der Muggelwelt die Gebrüder Grimm sind, ist in der Welt der Hexen und Zauberer Beedle, der Barde. Es gibt kaum ein Zaubererkind, das nicht mit seinen Märchen aufgewachsen ist und dabei gelernt hat, dass das Gute belohnt und das Böse bestraft werden muss. In soweit sind Beedles Märchen den Muggelmärchen gar nicht unähnlich, nur dass der Held in der Zaubererwelt nicht gegen böse magische Wesen bestehen muss, sondern der Erzähler selbst auf der Seite der Zauberer steht und seinen jungen Lesern versucht, spielerisch den richtigen Umgang mit der Magie beizubringen.


    «Die Märchen von Beedle, dem Barden» sind Potter-Lesern seit dem 7. Band der Reihe ein Begriff. In diesem hatte Professor Dumbledore Hermine das Märchenbuch hinterlassen, «Das Märchen von den drei Brüdern» spielte beim Kampf gegen Voldemort bereits eine zentrale Rolle.
    Das vorliegende Büchlein enthält neben dieser Geschichte noch vier weitere, bislang unbekannte Märchen, allesamt von Hermine Granger neu übersetzt und mit persönlichen Anmerkungen von Dumledore versehen.
    Diese wiederum werden durch Fußnoten von J.K. Rowling ergänzt, sodass der Leser das Gefühl hat, tatsächlich ein „echtes“ Märchenbuch in den Händen zu halten. Verstärkt wird dieses Gefühl noch durch die verschnörkelten, hübschen Illustrationen der Autorin.


    Die Märchen selbst sind recht kurz, nett zu lesen und haben allesamt eine – für die damaligen Zustände im Potter-Universum – wichtige Aussage. Letztlich sind es aber die klugen, amüsanten Anmerkungen von Albus Dumbledore, die den Charme des Buches ausmachen. Sie vermitteln dem Leser nicht nur ein paar interessante Zusatzinformationen, sondern erwecken den herzigen Charakter des beliebten Schulleiters für wenige Momente noch einmal zum Leben.


    Diejenigen, die «Harry Potter» nicht gelesen haben, werden mit dem Buch wenig bis gar nichts anfangen können. Für Potter-Fans ist es jedoch eine kleine Ergänzung, eine schöne Gelegenheit, noch einmal in die Welt um den Zauberlehrling eintauchen zu können. Wenn auch nur kurz, denn die etwas über 100 kleinen, groß bedruckten Seiten sind schneller gelesen, als einem lieb ist.


    FAZIT: Ein feines Leseerlebnis für Zwischendurch, dessen Erlös der Children’s High Level Group zugute kommt.


    Wertung: 4/5

    Kurzbeschreibung


    London - das ist seine Stadt. Und über den Dächern von London - dort hat David Pettyfer sein zweites Zuhause gefunden. Hier oben kann er den Schatten der Vergangenheit entfliehen. Bis er eines Tages auf ein Mädchen trifft, das alles in auf den Kopf stellt, an das er bisher geglaubt hat. Ihr Name ist Heaven. Sie ist wunderschön. Und sie behauptet, kein Herz mehr zu haben. Ehe David begreifen kann, worauf er sich einlässt, sind sie gemeinsam auf der Flucht. Und sie werden nur überleben, wenn sie Heavens Geheimnis lüften…


    «Ihre Pfade hatten sich gekreuzt, und wenn seltsame Zufälle wie dieser etwas zu bedeuten hatten, dann musste man die Gelegenheiten, die sich einem so boten, einfach festhalten.» (S. 87)


    Rezension


    In einer kalten, mondlosen Nacht stiehlt ein gewisser Mr Drood, der sich auch Mr Scrooge oder Mr Heep nennt, dem Mädchen Heaven das Herz. Doch statt zu sterben, rappelt sich sein Opfer wieder auf und läuft davon.
    Auf ihrer Flucht über die Dächer Londons trifft sie auf David, der zunächst nicht glauben kann, was er da vor sich sieht. Und doch nimmt er sich Heaven an, hilft ihr bei der Suche nach ihrem Herzen und verliert dabei sein eigenes…


    Mit «Heaven. Stadt der Feen» hat Christoph Marzi mir mal wieder eine schlaflose Nacht beschert. Bereits nach den ersten Sätzen spürte ich schon wieder diesen typischen Zauber, den seine Bücher auf mich ausüben.
    Der Autor hat einfach einen unverwechselbaren, eigenen Schreibstil, einen ganz besonders klingenden Sprachrhythmus. Kurze, knackige Sätze wechseln sich ab mit poetischen, traumhaft schönen Beschreibungen und erwecken ein düsteres, pulsierendes London zum Leben. Eine Stadt, über der ein Stück Himmel fehlt.


    Gemeinsam mit Heaven und David versucht man, dem Rätsel auf die Spur zu kommen, einen Zusammenhang zu Heavens Schicksal zu erkennen. Man erlebt gnadenlose Verfolgungsjagden durch die Straßen Londons, die U-Bahn-Stationen, über die Friedhöfe und Dächer der Stadt. Ruhe findet man lediglich in den Räumen eines kleinen, heimeligen Buchladens mit dem entzückenden Namen «The Owl and the Pussycat» und in den wenigen, kurzen Momenten, in denen man das zarte Band zwischen dem Jungen und dem Mädchen wachsen sehen kann.
    Die meiste Zeit jedoch rast man in unglaublichem Tempo durch die Kapitel und Zwischenspiele, fürchtet sich vor Mr Drood und seinem Lakaien und erlebt schließlich ein Finale, dessen Kulisse nicht atemberaubender gewählt sein könnte.


    Neben Sprache, Setting und Spannungsbogen ist Christoph Marzi auch die Charakterzeichnung ausgezeichnet gelungen. Die Bösen sind richtig schön fies und die beiden Hauptfiguren unglaublich lebendig. Beide haben sie ihre eigene, sie prägende Geschichte, die sich nach und nach entfaltet und ihnen Tiefe und Authentizität verleiht. Am Ende ist man richtig traurig, dass Davids und Heavens Geschichte nun erzählt ist und man die beiden zurück lassen muss.


    So ist «Heaven» wahrlich ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Einerseits will man sich Zeit lassen, jeden einzelnen Satz genießen. Andererseits will man unbedingt schneller lesen, um zu erfahren, wie es weitergeht.
    Begleitet wird dabei man von unzähligen musikalischen und literarischen Anspielungen, die eine ganz spezielle, dichte Atmosphäre schaffen. In Zukunft werde ich bei vielen Liedern, die ich im Radio hören werde, unausweichlich an dieses Buch zurückdenken müssen.


    FAZIT: Spannend, rätselhaft, fantastisch, gruselig, mitreißend, wundervoll… Bisher mein Lesehighlight 2oo9.


    Wertung: 5/5

    Rezension


    Nuriya ist eine Fee, doch seit dem Tod ihrer Eltern hat sie sich tief in sich zurückgezogen, verleugnet ihre Herkunft und hat kaum noch Kontakt zu ihren beiden Feenschwestern Selena und Estelle. Als sie in ihre Heimatstadt zurückkehrt, um dort im Buchladen ihrer Tante auszuhelfen, ahnt sie nicht, dass bald schon die gesamte magische Ordnung in ihren Händen liegt, denn um den Frieden zwischen Elfen und Vampiren zu sichern, muss regelmäßig der Venuspakt erneuert werden, die Verbindung einer auserwählten Tochter des Lichts mit einem Sohn der Dunkelheit.
    Schnell ist klar, dass Nuriya die Auserwählte ist, doch ihr vermeintlicher Seelenpartner Kieran stellt sich quer. Der mächtige Vampir und Vengador, Auftragsmörder für den Hohen Rat, glaubt, seine einzige Liebe schon vor Jahrhunderten verloren zu haben und spielt somit böswilligen Mächten in die Hände, die den Venuspakt verhindern wollen…


    «Der Venuspakt» ist der Auftakt der Reihe «Licht und Schatten», in der nicht nur Feen und Vampire, sondern auch andere magische Wesen wie etwa Werwölfe und altbekannte Götter ihren Auftritt haben. Im ersten Teil stehen jedoch Nuriya und Kieran deutlich im Vordergrund. Zwar werden etliche interessante Nebenfiguren eingeführt, deren Schicksal wird allerdings nur angerissen und vermutlich vereinzelt in den Folgeromanen vertieft.


    Der Anfang des Buches ist recht holprig geraten. Überraschende Perspektivwechsel und Rückblenden erschweren den Einstieg in die Geschichte. Informationen werden über Dialoge vermitteln, so dass diese sehr unnatürlich wirken.
    Nach gut einem Drittel hat man allerdings das Gefühl, die Autorin hätte sich nun warm geschrieben. Der Schreibstil wirkt weniger abgehackt und unreif und die Geschichte kommt langsam in Fahrt. Lediglich der übertriebene Gebrauch von ausschmückenden Adjektiven hemmt hier und da den Lesefluss, ruft andererseits aber auch die düstere, erotisch prickelnde Atmosphäre deutlich vor Augen.


    Neben der ästhetischen und sinnlichen Beschreibung der Liebes- und Blutsaugszenen ist der Autorin auch die Figurenzeichnung gut gelungen. Kieran ist als blendend aussehender Einzelgänger zwar etwas schablonenhaft geraten, aber dafür ist Nuriya mit ihren Selbstzweifeln und der nicht ganz perfekten Figur überaus authentisch und sympathisch, so dass man ihr Schicksal und das Hin und Her mit Kieran gerne verfolgt und die Geschichte - so schwach der Anfang auch ist - doch noch eine richtige Sogwirkung entwickelt und auf ein spannendes Finale zusteuert.


    Gegen Ende blitzt sogar stellenweise ein bisschen Humor durch und die Göttermythen sowie die Entstehungsgeschichte der Vampire, unter denen es sogar geborene Vampire gibt, lassen auf eine gewaltiges Ideenpotential der Autorin schließen, das - sollte sie ihren Schreibstil weiterhin ausgefeilt haben - durchaus Lust auf die weiteren Teile der Reihe macht.


    Bewertung: 3/5

    Rezension


    Zufälliger könnte eine Zufallsbekanntschaft nicht sein. Eigentlich will Emmi nämlich nur ein Zeitschriftenabo kündigen, doch statt im elektronischen Postfach des Like-Magazins landen ihre eMails bei Leo Leike. Zunächst will dieser Emmi nur auf ihren Fehler hinweisen, doch bald schon beginnen die beiden, sich regelmäßig zu schreiben, sitzen nachts mit einem Glas Wein bzw. Whiskey vor dem PC und warten sehnsüchtig auf eine Nachricht des anderen.
    Als nach einer Weile die zwangsläufige Frage nach einem Treffen im Raum steht, wird es jedoch kompliziert…


    «Gut gegen Nordwind» ist ein moderner Briefroman, sozusagen ein eMail-Roman, der ausschließlich aus mal kürzeren, mal längeren Nachrichten besteht, über denen lediglich eine Zeitangabe und manchmal ein Betreff vermerkt sind.
    Im Vorfeld war ich deswegen etwas skeptisch. Letztlich konnte ich bis auf 1-2 Ausnahmen aber mühelos den Überblick über den jeweiligen Absender behalten und fand es auch ganz reizvoll, dass man als Leser nie mehr wusste als das, was die Figuren in ihren eMails von sich preisgaben. Erst nach und nach konnte ich mir ein Bild von ihnen machen und ihre regelrechte Sucht nach dem Briefwechsel ergründen.


    Am Anfang ist da wohl der Reiz des Neuen, des Anonymen, im Falle der verheirateten Emmi vermutlich auch der Reiz des Verbotenen. Man kann sich gut vorstellen, wie zwanglos und offen der Schriftverkehr mit einer fremden Person ist. Wie leicht es ist, sich aus den empfangenen Worten eine Fantasiegestalt zu erschaffen, die perfekt zu sein scheint.
    Leo und Emmi jedenfalls geht es so. Sie plaudern nicht über Belanglosigkeiten, ganz selten erzählen sie sich gegenseitig von ihrem Privatleben. Sie schaffen sich eine eigene Welt, in der sie ihre Freundschaft zelebrieren und sich ausmalen, was sein könnte, aber eben nicht sein darf.


    Ihre eMails sind klug, witzig und (meist) ehrlich. Es macht Spaß, den Austausch zwischen dem ruhigen, philosophierenden Leo und der schlagfertigen, manchmal rotzfrechen Emmi zu verfolgen.
    Leider kommt man aber irgendwann an einen Punkt, an dem sich alles nur noch im Kreis dreht. Ständig stellen sich die beiden die Frage, ob sie sich nun treffen sollen oder ob ein realer Austausch das romantisch-virtuelle Band zwischen ihnen zerstören würde.
    Emmis Nachrichten beginnen, aggressiv zu klingen. Sie kam mir regelrecht aufdringlich vor und plötzlich ist nichts mehr so zwanglos wie am Anfang. Es wird gestritten, geschmollt und geschwiegen. Bis das Ganze wieder von vorne losgeht, weil sie doch nicht voneinander lassen können.


    Sicher, die Situation ist verzwickt und die Emotionen realistisch und schmerzlich-schön beschrieben. Aber ganz ehrlich? Irgendwann nervt es und als das Ende kam, war ich froh darüber.
    Ob ich die Fortsetzung «Alle sieben Wellen» lesen werde? Irgendwann bestimmt. Man ist ja neugierig. Aber eilig habe ich es damit nicht.


    Wertung: 3/5

    Kurzbeschreibung


    Es ist der Tag des Königs. Der Tag, an dem der Herrscher mit dem Schlüssel aufgezogen wird, um für ein weiteres Jahr regieren zu können. Da geschieht das Unfassbare: Vor den Augen des versammelten Volks stürzt ein dunkler Vogel vom Himmel herab und stiehlt den Königsschlüssel. Fortan steht der König still. Als man den Schlüsselbauer für die Tat verantwortlich macht und ihn in den Kerker wirft, macht sich seine Tochter auf, den wahren Schuldigen zu finden. Es wird eine Reise, die das Mädchen und ihr Land für immer verändern wird.


    «Monster und Jungen waren anstrengend, fand Vela, schüttelte den Kopf und ging zurück an die Arbeit.» (Seite 278)


    Rezension


    Seit vielen Jahrhunderten herrscht der Mechanische König über die Stadt Marinth und die umliegenden Ländereien. Niemand weiß, wo er herkommt oder wie er funktioniert, aber da er der friedlichste und netteste König ist, den man sich vorstellen kann, wird er von seinem Volk verehrt und jedes Jahr bei einer feierlichen Zeremonie mithilfe des Königsschlüssels wieder aufgezogen, um ein weiteres Jahr regieren zu können.
    Dieses Jahr allerdings soll es anders kommen. Während der Zeremonie taucht plötzlich ein riesiger schwarzer Vogel auf und stiehlt den Schlüssel, noch bevor der König aufgezogen wurde. Fortan steht er still und der Königsmechaniker, der für den Verlust des Schlüssels verantwortlich gemacht wird, wird in den Kerker geworfen. Sehr zum Leidwesen seiner Tochter Vela, denn sollte der König nicht innerhalb eines Jahres wieder zum Leben erwachen und ihren Vater begnadigen, droht diesem die Hinrichtung.
    Zwar werden die vier besten Ritter des Landes beauftragt, den Schlüssel zurückzugewinnen, doch die ach so tapferen Männer kehren lieber in die nächstbeste Schankstube ein, um dort mit ihren vermeintlichen Heldentaten zu prahlen. Und so kommt es, dass Vela sich selbst auf den Weg macht, den Schlüssel zurückzuerobern – mit nichts als ihrem Hammer bewaffnet sowie in Begleitung eines flapsigen Waisenjungen und eines sprechenden Bären…


    Obwohl das Buch als All-Age-Fantasy beworben wird und es auch entsprechend aufgemacht ist, wird schnell klar, dass es doch eher etwas für jüngere Leser ist. Die Geschichte wird sehr gradlinig erzählt, Konflikte bleiben recht oberflächlich und die Auflösung, weshalb der Schlüssel letztendlich gestohlen wurde, ist kaum herausgearbeitet und wirkt daher konstruiert und wenig nachvollziehbar. Ebenso wird nicht erklärt, was es mit dem Mechanischen König auf sich hat, sondern seine besondere Daseinsform wird einfach als gegeben vorausgesetzt.


    Sieht man über diese Punkte hinweg und liest das Buch als Kinderbuch, so kann man dennoch sein Vergnügen daran finden.
    Die Charaktere sind lebhaft und liebenswert beschrieben und vor allem ihr Verhältnis untereinander durchläuft eine schöne Entwicklung. Besonders gefiel mir, dass sie ganz normale Heranwachsende sind, die manches Mal erst über ihren Schatten springen müssen, um ihren Mut zu beweisen und dem anderen trotz schlotternder Knie beizustehen.
    Auf ihrer - für Kinder sicherlich spannenden - Reise treffen die ungleichen Gefährten außerdem auf etliche interessante, teils sehr skurrile Figuren, wie etwa einen pummeligen Elf, Hexen, von denen man nicht weiß, ob sie nun gut oder böse sind, und vor allem die ulkigen, sonnenbrandgeplagten Nacktkühe, die mich ordentlich schmunzeln ließen.


    Obgleich auf dem Buch nur Boris Koch als Autor genannt ist, erfährt man im Anhang, dass «Der Königsschlüssel» in Zusammenarbeit mit Kathleen Weise entstanden ist. Dem Schreibstil merkt man dies jedoch nicht an. Er ist durchweg homogen, flüssig und in einem märchenhaften Ton gehalten.
    Positiv zu erwähnen ist auch die außergewöhnliche Aufmachung des Buches. Trotz des verhältnismäßig geringen Preises liegt es in gebundener Form vor und ist mit einer Karte sowie einer Handvoll bizarrer, aber ansehnlicher Illustrationen ausgestattet.


    FAZIT: Für Kinder auf jeden Fall empfehlenswert, für Erwachsene aber kein Muss.


    Bewertung: 4/5

    Zitat

    Original von Bell

    Kannste haben, "Schattenschwester" ist genauso gut :-)


    Da freu ich mich schon drauf! :-) Hab's mir nämlich anschließend gleich ertauscht.


    Zitat

    Original von tweedy39
    Flüssig und spannend geschrieben. Man liest, liest und liest und ist ganz fix durch. Irgendwie habe ich den Schluss geahnt und wiederum doch nicht.


    Genau so ging's mir auch. Viel Spaß auch dir mit 'Schattenschwester'!

    Rezension


    Schon seit ihrer Kindheit sind Anneliese und Lore, die Erzählerin der Geschichte, gute Freundinnen. Mittlerweise sind die beiden über 70, verwitwet und leben gemeinsam in einer gemütlichen WG.
    Eigentlich sind beide von Grund auf verschieden. Lore ist zierlich und zurückhaltend und hält sich insgeheim für die Klügere der beiden. Anneliese hingegen ist bunt und rundlich und steht gerne im Mittelpunkt. Aber auch wenn hier und da ein böser Kommentar über die andere fällt, sind beide doch ganz zufrieden mit ihrem Lebensabend.
    Das ändert sich jedoch schlagartig, als Ewald, ein alter Schulfreund der beiden, zufällig wieder in ihr Leben tritt. Anneliese ist sofort Feuer und Flamme für ihren ehemaligen Tanzpartner und auch Lore findet Gefallen an dem rüstigen Rentner. Warum sollte man sich auch mit über 70 nicht noch mal verlieben? Blöd nur, dass Ewald verheiratet ist und ganz offensichtlich so seine Geheimnisse vor den beiden Freundinnen hat...


    Obwohl «Ladylike« ein Krimi ist und auch die ein oder andere Leiche den Weg der beiden abenteuerlustigen Damen pflastert, lässt sich die Geschichte eher gemächlich an und stellt vielmehr die einzelnen Charaktere und deren verzwicktes Verhältnis untereinander in den Vordergrund.
    Trotzdem ist das Buch alles andere als langweilig. Die näheren Umstände der Todesfälle bleiben eher nebulös, Anspielungen sind doppeldeutig und ständig fragt man sich gemeinsam mit Lore, was man noch alles zu befürchten hat.
    Die Figuren sind facettenreich und teilweise schwer zu durchschauen, haben ihre Ecken und Kanten. Trotz ihrer Eifersüchteleien und einer etwas ungewöhnlichen Einstellung zu Recht und Gesetz wachsen sie dem Leser schnell ans Herz und lassen ihn für kurze Zeit an den Gedanken und Gefühlen der «Grauen Panther»-Generation teilhaben, die im Übrigen bei weitem nicht so verstaubt ist, wie man es vielleicht erwartet hätte.
    Neben den interessanten Charakteren zeichnet sich der Roman aber vor allem durch die staubtrockene, kluge Erzählweise und den herrlich schwarzen Humor aus, der mich sicher auch in Zukunft gerne nach weiteren Büchern der Autorin greifen lässt.
    Einzig das Ende ist ein wenig zu bemängeln, denn es ist zwar urkomisch, aber letztlich leider auch ein bisschen überzogen, sodass insgesamt dann doch "nur" die zweithöchste Bewertung für das Buch rausspringt.


    Wertung: 4/5

    Meine Meinung
    Sabine ist 14 als ihre ehemals beste Freundin Isabel plötzlich spurlos verschwindet. Auch neun Jahre später ist ungewiss, was damals mit ihr geschah, ob sie überhaupt noch lebt oder Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.
    Obwohl der Fall das Gesprächsthema in ihrem kleinen Heimatort war und er auch nach Jahren immer wieder aufgerollt wird, weisen Sabines Erinnerungen für die Zeit nach Isabels Verschwinden deutliche Lücken auf. Besonders der spezielle Tag, an dem Isabel nach einer Verabredung nicht nach Hause kommt, scheint völlig aus Sabines Gedächtnis gelöscht zu sein. Erst die Einladung zu einem Ehemaligentreffen ihres Gymnasiums und das Wiedersehen mit einem alten Bekannten fördern immer wieder einzelne Erinnerungsfetzen zu Tage, die nach und nach ein schreckliches Gesamtbild ergeben…


    Wer blutrünstige Action erwartet, ist bei «Klassentreffen» an der falschen Adresse. Die Geschichte läuft langsam an, der Fokus wird zunächst auf Sabine gelegt; besonders auf ihren schwierigen Wiedereinstieg in das Berufsleben nach einem Zusammenbruch, denn von den Kollegen wird sie – wie schon damals von ihren Klassenkameraden – übelst gemobbt. Erst nach einer Weile kommt das Thema vermehrt auf Isabel und die wiederkehrenden Erinnerungen, die Situation spitzt sich immer weiter zu. Zu dem Zeitpunkt hatte mich das Buch aber schon längst gepackt und ich konnte es erst wieder aus der Hand legen, nachdem ich es in einem Rutsch ausgelesen hatte.
    Immer tiefer dringt man in die Vergangenheit vor, legt ein Puzzlestück nach dem nächsten frei, fürchtet sich mit Sabine vor ihrem gewalttätigen Freund und möchte der jungen Frau Mut machen, wenn die Kollegen sie wieder einmal bloßstellen. Indem die Autorin Sabine ihre Geschichte im Präsens selbst erzählen lässt, hat man das Gefühl, alles hautnah mitzuerleben/-fühlen.


    Neben der wunderbar menschlichen Charakterzeichnung ist es der niederländischen Autorin zudem hervorragend gelungen, den Spannungsbogen fast bis zur letzten Seite zu ziehen. Ohne dass die Geschichte konstruiert wirkt, führt sie gleich mehrere Verdächtige ins Feld, die mit Isabels Verschwinden zu tun haben könnten. Und auch wenn mein Anfangsverdacht am Ende bestätigt wurde, war ich zwischenzeitlich immer wieder verunsichert, ob ich mit meiner Vermutung nicht doch falsch liege.


    Halte ich sonst nicht viel von „Werbung“ auf dem Buchrücken, so muss ich dem Spiegel diesmal Recht geben: «Dieser süffig erzählte Psychothriller entwickelt einen außerordentlichen Sog.» Genau so ist es. Mehr davon, bitte!


    Wertung: 5/5

    Kurzbeschreibung
    Wie kommen die Kobolde ins Museum? Erik traut seinen Augen nicht. Doch als er und seine Schwester Ariane einen Notruf aus dem Zauberwald empfangen, ist klar: Hier stimmt etwas nicht! Die Weltengrenze ist zerbrochen! Der Elfenkönig Leandro muss sofort handeln, um die Gefahr zu bannen. Doch dafür braucht er die Hilfe von Ariane und Erik. Auf dem Rücken des Drachen Obligo reisen die beiden Kinder in den Zauberwald einem neuen Abenteuer entgegen!


    Meine Meinung
    Gerade erst war wieder Ruhe eingekehrt im Zauberwald, da steht schon das nächste Abenteuer für Ariane und ihren Stiefbruder Erik an. Die Grenze zwischen den Welten ist zerbrochen und drei neugierige Kobolde aus dem Märchenland haben sich in die Menschenwelt geschmuggelt, um dort auf der Suche nach dem «Zauberzieler« für ein heilloses Durcheinander zu sorgen.
    Zum Glück eilen die beiden Geschwister dem Elfenkönig schnell zur Hilfe, doch bis die alte Ordnung wieder hergestellt ist, müssen erst einige Gefahren gebannt werden…


    Wie schon der erste Teil der Trilogie - «Der Zauberfluch des Elfenkönigs« - ist auch die Fortsetzung ein richtiges Wohlfühlbuch, in das man am liebsten ganz und gar hineinkriechen möchte. So bild- und zauberhaft wird die Märchenwelt beschrieben, so spannend erzählt ist die Geschichte und so liebenswert sind die Charaktere, sowohl die altbekannten als auch die neu eingeführten, wie etwa die kleine Hexe Yvelle.
    Allesamt haben sie ganz herzige Eigenheiten: Kobold Knaster und sein bester Hasen-Freund Theodor, die mittlerweile in einer WG wohnen und mit ihrer Hilfsbereitschaft erstmal ordentlich Chaos stiften, Leandro, der Elfenkönig mit der Konzentrationsschwäche, der konservative Dachs Bertram, die Wasserschlange, die so schön züngelnd spricht, Erik und Ariane, die beiden sympathischen, menschlichen Helden…vor allem aber Obligo, der flapsige Drache mit dem Sprachfehler und der Gedächtnisschwäche, die ihm und anderen - schneller als ihm lieb ist - zum Verhängnis werden kann.


    Natürlich darf man nicht vergessen, dass es sich bei «Der Feuerflug des Elfenkönigs« um ein Kinderbuch handelt und die Auflösung der einzelnen Erzählstränge relativ einfach über die Bühne geht. Dennoch ist die Geschichte überaus gut durchdacht und reißt leichthändig verschiedene, auch ernstere Themen an (Freundschaft, Eifersucht, Verantwortung, das Leben als Patchwork-Familie), ohne dass junge Leseratten damit überfordert werden.
    Ohnehin zieht Vanessa Walders flüssiger, humorvoller Schreibstil den Leser sogleich in seinen Bann. Man merkt dem Buch an, dass die Autorin unglaublichen Spaß beim Schreiben gehabt haben muss und bei manchen Szenen ganz sicher kichernd über dem Manuskript gesessen hat.


    Das Ende ist auch diesmal wieder schön rund, sodass man das Buch auch als eigenständiges Werk lesen könnte, zumal die Vorgeschichte zu Beginn kurz noch mal in Erinnerung gerufen wird. Aufmerksame Leser werden aber sicherlich den einen oder anderen Hinweis auf den Fortgang der Geschichte entdeckt haben und nun bestimmt unbedingt wissen wollen, wie es weitergeht.


    Zu guter Letzt darf natürlich auch die Aufmachung nicht unerwähnt bleiben, denn die ist mit den unzähligen hübschen Illustrationen von Almud Kunert, die man – mal größer, mal kleiner - auf wirklicher jeder (!) Seite findet, einfach unübertroffen. Da übersieht man gerne auch das fehlende Lesebändchen.


    Wertung: 5/5

    Meine Meinung
    Obwohl sie nach außen hin stets den Anschein der Normalität wahrt, ist die Familie der 16jährigen Gwendolyn alles andere als gewöhnlich. Ihre Tante Maddy hat seltsame Visionen, Gwendolyn selbst kann Geister sehen und ihre gleichaltrige Cousine Charlotte wird seit ihrer frühen Kindheit auf ihre erste Zeitreise vorbereitet, denn angeblich ist sie stolze Trägerin des Zeitreise-Gens, das seit Generationen in der Familie vererbt wird.
    Gespannt warten alle auf Charlottes erste Zeitreise. Doch obwohl sie seit einiger Zeit ein leichtes Schwindelgefühl verspürt, das als Zeichen für einen nahenden Zeitsprung gilt, tut sich bei ihr nichts. Dafür findet sich Gwendolyn plötzlich völlig überraschend in der Vergangenheit wieder und weiß – unvorbereitet wie sie ist – gar nicht, wie sie sich dort verhalten soll.
    Unter den enttäuschten Blicken ihrer Cousine und deren missgünstiger Mutter Glenda bleibt Gwendolyn nichts anderes übrig, als die Geheimloge der Zeitreisenden, die so genannten Wächter, aufzusuchen. Dort soll sie lernen, ihre Zeitsprünge zu kontrollieren und zusammen mit Gideon, der ebenso gut aussehend wie arrogant ist, eine mysteriöse, alles entscheidende Mission erfüllen. Doch wem kann Gwendolyn trauen, wenn selbst ihre Mutter Geheimnisse vor ihr zu haben scheint?


    Mit «Rubinrot«, dem ersten Teil der Zeitreise-Trilogie, hat sich Kerstin Gier, die normalerweise für ihre «frechen Frauenromane« bekannt ist, auf das Gebiet der Jugendfantasy gewagt – und gleich einen Volltreffer gelandet! Bereits nach wenigen Seiten ist man völlig in Gwendolyns Abenteuer abgetaucht und mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Im einen Moment befindet man sich mit Gwendolyn und Gideon im heutigen London und im nächsten schon wieder in einem anderen Jahrhundert.
    Durch das Einstreuen von Titeln aktueller Filme oder TV-Serien schafft die Autorin einen starken Gegenwartsbezug und macht Gwendolyn zu einem Teenager mit ganz normalen Interessen, mit dem man sich (auch im fortgeschritteneren Alter) spielend leicht identifizieren kann. Durch die detaillierten Beschreibungen etwa der Mode der jeweiligen Jahrhunderte gelingt es ihr aber auch vortrefflich, die Vergangenheit vor den Augen des Lesers aufleben zu lassen, sodass beide Zeitebenen völlig authentisch wirken.


    Neben dem flüssigen, humorvollen Schreibstil, der sich butterweich liest, sind es vor allem die Figuren und deren Verhältnis untereinander, die diesen Roman zu etwas Besonderem machen. Sie sind nicht nur unglaublich liebenswert und interessant, sondern scheinen – wenn man mal von ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten absieht – direkt aus dem Leben gegriffen zu sein. Da wird sich nicht gleich damit abgefunden, dass man eben ab sofort in der Zeit herumreisen kann, sondern erstmal zusammen mit der besten Freundin im Internet recherchiert.


    Die Aufmachung des Buches ist ein absoluter Eyecatcher. Das Cover mit dem lackartigen Scherenschnittmotiv ist ein Traum in Rosa. Abgerundet wird das Gesamtbild durch ebenfalls rosafarbene Seitenzahlen und den Kapiteln voranstehende Auszüge aus Geheimschriften oder den Annalen der Wächter sowie einem passenden Lesebändchen und einem Personenregister.


    FAZIT: Eine komplexe, aber nicht komplizierte Zeitreisegeschichte für (im Herzen) junge Leseratten, die in sich zwar abgeschlossen ist, aber trotzdem gaaaanz laut nach der Fortsetzung «Saphirblau« schreit, die leider erst im Januar 2o1o erscheinen soll. Schade, denn am liebsten würde man gleich weiter lesen. Schließlich hat man den einen oder anderen Verdacht, den man gerne bestätigt hätte. ;-)


    Meine Wertung: 5/5

    Meine Meinung
    Seit seiner Kindheit im Waisenhaus erhält Tobias, der mittlerweile Medizin studiert und gerade von seiner Freundin verlassen wurde, zu jedem Weihnachtsfest ein Päckchen von einem Unbekannten. Dieses Jahr enthält es einen geheimnisvollen Stab und eine Nachricht, die Tobias endlich Aufschluss über seine Herkunft geben könnte.
    Doch statt das Rätsel zu lösen, gerät Tobias in eine tödliche Auseinandersetzung, aus der es nur eine Fluchtmöglichkeit gibt – eine Reise in die Vergangenheit…


    So verschlägt es Tobias und den Leser ins Hamburg des Jahres 1842, wenige Tage, bevor der große Brand ausbricht und das Stadtbild der hanseatischen ‚Perle’ unwiderruflich verändert. Jahrelange Recherchearbeit und detailreiche, lebhafte Beschreibungen vermitteln dem Leser den Eindruck, tatsächlich Seite an Seite mit Tobias durch die Stadt zu wandern, einen bestialischen Mörder zu verfolgen, verzweifelt nach der verschwundenen Zeitmaschine zu suchen, die ihm die Rückreise in sein altes Leben sichern soll, und sich dabei auch noch zu verlieben.
    Währenddessen trifft man nicht nur auf historisch verbürgte Personen wie etwa den Dichter Heinrich Heine, sondern auch auf einen mysteriöse Geheimbund und Technikliebhaber, die einen Einblick in den damaligen Stand der Wissenschaft, etwa in Bezug auf die Eisenbahn, liefern.
    Die Tatsache, dass Charaktere der unteren Gesellschaftsschichten in Mundart – Platt, Hessisch oder Jiddisch – sprechen, hemmt zwar manches Mal den Lesefluss, trägt aber wunderbar zur Atmosphäre bei.
    Ohnehin sind die Figuren allesamt ausreichend klar umrissen, sodass man sie gerne auf ihren Abenteuern begleitet.


    Lediglich erzähltechnisch hapert es an manchen Stellen ein bisschen. So wird Tobias gleich zweimal in letzter Sekunde gerettet, was dem Spannungsbogen nicht unbedingt zuträglich ist. Auch stört es, wenn der Autor seine Hauptfigur regelmäßig als «der Student« bezeichnet und dieser jeden Morgen erwacht, ohne zu wissen, wo er ist. Oder sich seine «blonden« Haare aus dem Gesicht streicht. All das sind Informationen, die der Leser sich vermutlich auch merken kann, ohne dass sie ständig wiederholt werden müssen.
    Auch der Anfang und die plötzliche Flucht mithilfe der Zeitmaschine wirken noch etwas holprig, zumal die Idee der Zeitmaschine zunächst nicht allzu innovativ scheint. Liest man aber im Anhang, in dem man neben dem Nachwort auch zwei Karten von Hamburg und ein Register der historisch verbürgten Personen findet, dass Thomas Finn mit dem Roman u.a. eine Hommage an H.G. Wells schreiben wollte, sieht man die Zeitmaschine gleich wieder in einem anderen Licht.
    Außerdem ist man durch den rasanten Start ohne viel Vorgeplänkel gleich mittendrin in der Geschichte, die sich zügig entwickelt und auf ein dramatisches, zufrieden stellendes Ende zusteuert.


    FAZIT: Ein unterhaltsamer Ausflug in ein authentisches Hamburg während der Biedermeierzeit.


    Meine Wertung: 4/5