Ich bin erstmals durch die Sturmkönige-Trilogie auf Kai Meyer aufmerksam geworden - diese Bücher haben mich vor ein paar Jahren sehr begeistert. Deshalb habe ich mich jetzt an eine andere, etwas ältere Reihe von ihm gewagt, die Wellenläufer-Trilogie, mit dem ersten Band in der Taschenbuchausgabe von 2010.
Das Buch spielt in einer magisch aufgeladenen Version der von Piraten bevölkerten Karibik des 18.Jahrhunderts. Das Mädchen Jolly, das auf einem Piratenschiff aufgewachsen ist und über die einzigartige Fähigkeit verfügt, über das Wasser laufen zu können, überlebt als einzige den heimtückischen Angriff auf ihr Schiff. Sie strandet auf einer kleinen Insel, wo sie den Jungen Munk kennenlernt, der die gleiche Befähigung hat wie sie, jedoch von seinen Eltern, die Tabakfarmer sind, ermahnt wurde, das unter allen Umständen geheimzuhalten. Zudem ist er in der Lage, Muschelmagie zu wirken. Kurze Zeit später verwüstet ein Acherus die Insel, ein übermächtiges Monstrum, dem die beiden Jugendlichen nur mit knapper Not entkommen - und nur mit Hilfe des mysteriösen Geisterhändlers, der ihnen von einer schrecklichen Bedrohung berichtet: Tief im Meer hat sich der Malstrom geöffnet, das Tor in eine andere Welt, aus der auch der Acherus stammte. Wenn es nicht geschlossen wird, droht die Vernichtung der ganzen bekannten Welt. Und um es zu schließen, spielen Munk und Jolly mit ihrer besonderen Fähigkeit eine entscheidende Rolle.
Gemeinsam mit dem Geisterhändler begeben sie sich auf eine Fahrt ins Ungewisse und eine Jagd gegen die Zeit ...
Ich kann die Begeisterung über das Buch leider nicht so ganz teilen. Es ist beileibe nicht schlecht geschrieben und dabei so einfach gehalten, dass es wohl auch sehr junge Leser gut lesen können.
Auf der anderen Seite plätschert die Handlung aber auch teilweise sehr spannungsarm dahin. Nach einem durchaus furiosen Einstieg flacht die Spannungskurve immer mehr ab. Große Abschnitte des Buches vergehen in dünnem Geplänkel, ohne dass großartig was vorangeht. Vor allem unter den Piraten finde ich die Charaktere fast schon erschreckend flach und stereotyp, es reiht sich wirklich ein Klischee ans andere. Man fühlt sich zeitweise wie in einer Plastik-Geisterbahn mit Piratenthema, a la Disneys Erlebnisparks.
Zwischen Jolly und Munk soll es wohl knistern, tut's aber nicht. Die beiden können mich nicht wirklich fesseln, es mangelt an Chemie, der Funke will einfach nicht überspringen. Jolly die vorlaute Göre und Munk der introvertierte Möchtegern-Held schaffen es nicht, aus ihren Klischees auszubrechen.
Tja, was bleibt?
Eine meist nur dahinplätschernde, oft belanglose Abenteuergeschichte für Kinder, an die ich als Leser wohl mit der falschen Erwartungshaltung herangegangen bin - befördert vielleicht auch durch die Covergestaltung des Taschenbuchs, die eine viel erwachsenere Zielgruppe suggeriert. (Die kindliche Gestaltung der Erstausgabe scheint mir hier viel passender und vermeidet Mißverständnisse). Mit einer faszinierenden und fesselnden Geschichte a la Sturmkönige kann sich dieses Buch leider gar nicht messen. Leider habe ich mir auch den zweiten Band gleich mit gekauft, den werde ich also wohl auch lesen ... schraube aber hier meine Erwartungen ganz stark nach unten.
'Die Wellenläufer' ist nicht wirklich schlecht, aber auch keinesfalls besonders gut. Belanglos trifft es für mich wohl am besten. Kein Buch, das mir länger als ein paar Tage im Gedächtnis bleiben wird.
Schade eigentlich.
6 Eulenpunkte.