Beiträge von elwe

    Nach dem etwas ruhigeren Einstieg zu Beginn stecke ich jetzt kopfüber in der Geschichte. Sie 'hat' mich jetzt, sozusagen, und ich habe sogar schon kurz in den nächsten Abschnitt hineingelesen, aber dazu später mehr.


    Die Indianer bringen Santino, Marielle und Ken bis zu einer anderen Insel, die mit einer Brücke zum Festland verbunden ist; um dort hinzugelangen, müssen sie sich zuvor durch einen gespenstischen Wald schlagen. Etwas lauert in diesem Wald, er ist verflucht, und ich hatte kurzzeitig BlairWitchProjekt-Gänsehaut beim Lesen.
    Zur Belohnung taucht am anderen Ende die Villa der van Erlen Niederlassung auf. Der dort ansässige Händler, der in Nival eine Art Nationalheld ist und von Marielle abgöttisch verehrt, entpuppt sich als ungehobelter Barbar und ein A*** ersten Ranges, den Santino mit vorgehaltener Waffe zwingen muss, ihnen zu helfen.
    In seinem von monströsen Kelpie-Pferden gezogenen Wagen (apropos, ich hab's gerade mit Kelpies, lese aktuell noch parallel 'Rot wie das Meer', und da wimmelt es auch von fleischfressenden Wasserpferden) finden sie außerdem noch einen ganzen Korb voll winziger, allerliebster Purpurkätzchen, die nichts Schöneres finden, als wild in der Gegend herumzuschießen und die sie fortan mit sich herumschleppen müssen :grin.
    Nach einer dramatischen und wilden Jagd quer durch Dämmer-Detroit erreichen sie die schwebende Festung des Buchstabensammlers, was Marielles geheimnisvoller Freund ist, den sie in Dämmer-Detroit immer besucht hat. Dabei handelt es sich um einen weisen Magier (ich musste an Gandalf denken, nur ohne Bart und Haare - oder eher der weise KungFu Meister aus Kill Bill), der aber bei ihrer Ankunft nicht zu Hause ist.
    Die Festung ist vor den Spalthunden geschützt, und das ist auch besser so, denn mittlerweile ist ein weiteres Monster aufgetaucht, eine Devora, eine Art Riesenhund, die die Realität frisst.


    Die Phase relativer Ruhe, die nun folgt, habe ich sehr genossen, nach den atemlosen Hetzjagden. Zwischen Ken und Marielle entspinnen sich romantische Bande - nicht gänzlich unerwartet, aber schön, dass sie es nun endlich geschafft haben ;). Süß ist sein Versöhnungsangebot, wie er ihr die Flüsterakeleien präsentiert und dabei noch mit dem Purpurkätzchen zu kämpfen hat. Seine Magierausbildung nimmt ihren holprigen Anfang und ist nicht ganz das, was er sich vorgestellt hat.
    Was noch?
    Der Buchstabensammler hat seinen großen Auftritt und behauptet, die Flüsterakeleien seien Kreaturen des Bösen. Zur Bedrohung durch die Risse kommt jetzt eine zweite Bedrohung hinzu: Die einer Invasion durch die Kjer, die a la Dschighis Khans Horden bei ihren Plünderzügen nur verbrannte Erde hinterlassen.
    Und es war ja schon darauf zu spekulieren - der Verrückte im Garten scheint wirklich Kens Vater zu sein. Nicht nur das, er ist auch noch ein Prinz. Ich habe das ungute Gefühl, dass Ken demnächst noch eine Dummheit begehen wird.

    Klappentext:
    Louisiana, 1859. Anabell Arceneaux führt das behütete Dasein einer jungen Südstaatenlady, bis das Familiengut eines Tages zerstört wird und sie mit ihrem Vater nach Kalifornien auswandern muss. Zurück bleibt ihr Verlobter Lewis, der ihr nachzukommen verspricht. Doch ihr neues Leben im Land der Träumer und Goldgräber fordert seinen Tribut und hält einen schweren Schicksalsschlag für sie bereit …



    Meine Meinung:
    'Der Duft des Weißen Salbei' erzählt die Geschichte der jungen Anabell Arceneaux, die behütet aufwächst, jedoch nach einem schweren Schicksalsschlag mit Facetten des Lebens konfrontiert wird, die ihr gesamtes Wertesystem in Frage stellen.
    Nach ihrer Rückkehr auf die prachtvolle Südstaatenplantage ihres Vaters lernt sie zunächst Lewis kennen, einen attraktiven und charmanten jungen Mann, der ihr den Hof macht. Nur eines legt einen Schatten über ihr zukünftiges Glück. Anabell, die zu den schwarzen Sklaven auf der Plantage stets ein familiäres Verhältnis pflegte und von einen starken Gerechtigkeitssinn sowie ausgeprägter Empathie für andere Menschen getrieben wird, beginnt zu ahnen, dass ihr Vater, ebenso wie die anderen Plantagenbesitzer, die Schwarzen eher als Vieh, denn als Menschen wahrnimmt und ihnen entsprechende Behandlung angedeihen lässt. Doch bevor dieser Konflikt sich vollends ausformen kann, passiert eine Katastrophe, die alles andere in den Hintergrund schiebt: Ein Feuer vernichtet die Plantage und zwingt Anabell und ihren Vater, sich ein neues Leben aufzubauen. Sie ziehen nach Kalifornien, zu dieser Zeit ein fernes, gelobtes Land, in dem alles möglich zu sein scheint.
    Doch noch bevor sie ihren neuen Grund erreichen, machen sie Bekanntschaft mit kriegerischen Indianern, die ihren Konflikt mit den weißen Siedlern gnadenlos mit Waffen austragen. Und bald erkennt Anabell, wie gerechtfertigt der Kampf der Indianer ist und wie heuchlerisch der Anspruch der weißen Missionare und Landräuber. Zuerst unfreiwillig, dann mit zunehmender Faszination taucht sie ein in eine Welt, die sie nie zuvor sah...
    Erin Hamiltons Roman über den Zusammenprall der weißen Siedler mit den indianischen Ureinwohnern zur Zeit des kalifornischen Goldrauschs sticht aus der Masse der derzeit erscheinenden Sehnsuchtsstoffe hervor, weil er weit über die für dieses Genre übliche Sehnsuchtsromantik hinausgreift und die Seite der Indianer in diesem Nordamerika so prägenden Konflikt mit Leidenschaft und Faszination beleuchtet. 'Der Duft des weißen Salbei' ist schwelgerisch und schön und macht Lust auf das Land, aber er ist auch brutal und grausam und eindringlich in den Momenten von Zerstörung und Verlust. Durch die Augen von Anabell, für die Verhältnisse ihrer Zeit ungemein gebildet und liberal, eröffnet sich dem Leser eine fremdartige Welt, in der sich Wärme in unerwarteten Momenten findet. Diese Welt wird fühl- und erlebbar durch eine Fülle von Details, die liebevoll und mit großer Sachkenntnis recherchiert sind. Man spürt das größere Anliegen in diesem Roman, eine Geschichte, die größer ist als nur die Romanze zwischen zwei unterschiedlichen Menschen. Der Brückenschlag, der von schwüler Südstaaten-Üppigkeit über weite Präriesteppen und das Wildwest-Milieu Kaliforniens bis hin in die naturnahe und mystische Welt der indianischen Ureinwohner reicht, ist in dieser Art durchaus ungewöhnlich, funktioniert aber sehr gut.
    Hinter dem Pseudonym Erin Hamilton verbirgt sich übrigens die Autorin Rebekka Pax, die hier abseits von bekannten (UrbanFantasy)Gefilden schreibt, und von der als Rebecca Maly bereits das Neuseeland-Epos 'Im Tal des Windes' erhältlich ist.
    Das Buch ist in einem leichtgängigen Tonfall erzählt, der die Momente, in denen Frohsinn umschlägt in Tod und Gewalt, umso schockierender hervortreten lässt. 'Der Duft des weißen Salbei' ist eine gelungene Balance zwischen spannender Unterhaltung, historischem Kontext und einem Blick auf Facetten der indianischen Kultur, die weit über das Cowboy-und-Indianer-Klischee hinausreichen.
    Absolut empfehlenswert!

    Dämmer-Detroit ist ziemlich abgefahren, ein unheimliches Geisterland. Vor allem, weil es ja fast wie das richtige Detroit ist aber nicht ganz.
    Die Ruine von Kens Elternhaus ist total beklemmend, dann dieser gruselige Freeway und die Schlangenkraniche. Und natürlich die Spalthunde...
    Das Indianerlager dagegen scheint sicher zu sein.
    Ich stelle mir das Bild vor, der riesige Baum, von dem Hunderte von Traumfängern herunterhängen und sich im Wind drehen und unten von den Fackeln beleuchtet werden
    (Ich habe mich schon immer gefragt, was die genau machen :grin --> Andrea : Ist das wirklich so, dass sie die guten Träume einlassen und die schlechten festhalten, bis das Sonnenlicht sie auflöst?)


    Der Verrückte muss mit Kens Mutter jedenfalls eine Verbindung haben, sonst hätte er ja nicht ihr Medaillon. Der Apfelgarten ist eine gemeinsame Komponente. Außerdem scheinen sie beide nicht ganz richtig im Kopf zu sein. Vielleicht wollen sie zueinander, aber das Tor öffnet sich nicht?

    Zitat

    Original von SaiyaEbenfalls in Herz geschlossen habe ich Kens Mutter und ich weiß noch nicht einmal genau warum. Sie tut mir so unglaublich leid.


    Die finde ich auch sehr sympatisch. Sie hat so etwas Liebenswürdiges, Sanftes an sich, so eine unterschwellige Mutter-Kind-Zärtlichkeit, man möchte sie in den Arm nehmen und trösten.



    Und Santino ist - wow. Was für große Mädchen :grin.

    Zitat

    Original von xania
    Allerdings bin ich noch nicht ganz sicher, ob Santino nicht auch noch andere Ziele verfolgt.


    Ich bin mir fast sicher, dass er eine eigene Agenda hat. Er denkt selbst, dass er Ken nicht alles gesagt hat, als er ihm das Angebot der Ausbildung macht. Und als Marielle ihn nach den Rissen fragt, lenkt er vom Thema ab. Der Indianerschamane scheint auch etwas über ihn zu wissen, was nicht gerade schmeichelhaft ist.



    Ich frage mich übrigens, was es mit der Buchseite auf sich hat, die sie gegen die Hilfe der Indianer getauscht haben.

    Zitat

    Original von Mulle


    Oder andersrum und Santino muss aus dem Weg geschafft werden.
    Die Risse kommen ja vielleicht nicht von allein ... Felim wäre der klassische Verursacher solcher Katastrophen :grin


    Das ging mir auch schon durch den Kopf :grin

    Jetzt bin ich fertig mit dem Abschnitt.
    Das Konzept der Parallelwelten ist mir - denke ich - vage klar, aber es gibt noch viele Fragen, die sich hoffentlich klären.


    Marielle soll einen Prinzen für's größere Wohl heiraten, was ihr gewaltig gegen den Strich geht. Bei der Begegnung im Garten hat sich zementiert, dass die beiden nicht zusammenpassen. Er will sie genauso wenig wie sie ihn. Besonders anziehend ist er ja nun auch nicht. Nach eigener Aussage sieht er aus wie schlecht aufgegangener Hefeteig, und dazu kommt seine Dünkelhaftigkeit. Er hält Marielle für unwürdig.
    Nessas spöttische Kommentare helfen ihr auch nicht weiter.


    Und währenddessen gerät Kens Zukunftsplanung ins Wanken. July (die ja irgendwie die typische Highschool-Cheerleaderkönigin-Barbie ist und sich nicht vorstellen kann, dass irgendjemand sie nicht anbetet) schwärzt ihn also an und er wird von der Schule suspendiert. Und weil er aus fragwürdigen Verhältnissen kommt, lässt die bevorstehende Aussprache auch nichts Gutes erahnen.


    Auch ich bin gespannt, wie sich die Geschichte mit seiner Mutter weiterentwickelt, ich denke auch, dass es ein Tor zu einer anderen Welt ist, das sie in dem Garten gesucht hat. Vermutlich ist sie auch gar nicht verrückt, sondern die Welt denkt es nur, weil sie Dinge gesehen hat, die in die andere Dimension gehören?


    Interessant finde ich auch die Spannung zwischen Santino und dem Grafen Felim. Ich vermute, dass er sich die Reflexion des Hundes im Wasser nicht eingebildet hat, und dass etwas durch die Risse gekommen ist. Der, der in der Ballnacht entsteht, ist ja schon der zweite. Den ersten hat der Prinz auf seiner Schifffahrt gesehen. Felim scheint etwas zu wissen, das Santino schaden kann.

    Zitat

    Original von xania
    Marielles Welt ist mir im Moment noch etwas zu geheimsnisvoll. Nach und nach wird klar, wie die Welten und die Dimensionen funktionnieren, aber es ist immer noch etwas schwierig alles mitzubekommen. Ich habe schon lange keine Phantasie mehr gelesen und es macht richtig Spass.


    Da habe ich auch noch nicht alles hundertprozentig verstanden, aber bestimmt gibt es mehr Klärung, wenn man weiterliest. Hoffe ich.
    Interessant finde ich das aber schon, mit der Welt, die sich im Traum von einem Hund befindet ... hirnwindungsverdrehend :-)



    Zitat

    Dann les ich mal weiter während neben mir Wow gespielt wird.


    Oh neiiin, ich Ex-Junkie bin umzingelt von noch mehr Ex-Junkies. :rofl.
    Wie wird sich das auf meine eigene Rückfall-Wahrscheinlichkeit auswirken? Bei mir ist es aber schon 2 Jahre her, dass ich WoW gespielt habe, ich bin kurz nach der zweiten Erweiterung ausgestiegen, weil es ein fürchterlicher Zeitfresser war und vor allem niemals fertig. Seitdem spiele ich nur noch, wenn das Ende der Zeitfresserei absehbar ist, zuletzt Witcher2 bis zum tot umfallen.


    Okay, offtopic --> zurück zum Thema :)


    Ich lese jetzt noch ein Stückchen zum Einschlafen, über Marielles Balkon hat sich gerade so ein Riss geöffnet ...

    Zitat

    Original von Kanya
    Ich werde gleich mit "Im Herzen der Rache" anfangen und bin schon sehr gespannt. ;)


    Das habe ich auch so latent auf dem Radar, die Kritiken dazu sind ja gemischt bislang - von gut über mittelmäßig bis schlecht ist alles dabei. Schreibst Du eine Rezi? ;)

    aktuell


    Gavin Guile aus 'Schwarzes Prisma' und 'Die blendende Klinge' von Brent Weeks
    als Dauer-Favorit Chicagos einziger im Telefonbuch stehender Magier Harry Dresden
    und
    Takeshi Kovacs aus Altered Carbon (Das Unsterblichkeitsprogramm) + Nachfolgebänden von Richard Morgan

    Saiya, so ging's mir auch. Die schwarze Wüste mit dem Blumenmeer finde ich wunderbar-märchenhaft.
    Ich bin auch noch nicht ganz durch mit dem ersten Abschnitt, aber schon gut drin, und es macht Spaß. Der Zauber ist schon da.
    Ken ist ein sympathischer Underdog. Ich mag die Mischung aus halb-verzweifelter Ernsthaftigkeit mit diesem trockenen Endzeit-Humor, der manchmal bei ihm durchschimmert.
    Sowas hier:
    Militante Barbiepuppen
    Was sollte er machen, wenn sie durchdrehte? Sie mit der Holzlatte niederschlagen? (die Mutter, die mondsüchtig durch den garten streunt)
    Oder als er die mysteriösen, geheimnisvollen Silberanhänger aufhebt, die seine Mutter im Garten verloren hat, und dann die spannungsvolle Erkenntnis ist: Auf der Rückseite stand: made in China. Zwölf Dollar neunundneunzig.


    Jetzt bin ich in Marielles phantastischer Märchenwelt, mit dem Glaspalast über dem zwei Meilen (!) breiten Wasserfall. Die Katze finde ich toll. Kann natürlich auch daran liegen, dass ich sowieso eine Schwäche für Katzen in Büchern habe, aber die hier spricht in Marielles Kopf, hat ein buntes Fell und befleißigt sich der Insubordiwas?? - Insubordination. :grin
    *LOL*
    Ich bin begeistert :-)

    Nachtrag: In einer der englischen Rezensionen habe ich gelesen, dass dieses Buch offenbar der zweite Teil nach 'Wolfskrieger' ist - das in einer ganz anderen Zeit spielt, allerdings wohl die Vorgeschichte der Figuren erzählt, die in 'Fenrir' reinkarniert sind.
    Ob die vorherige Lektüre hilft, die Ereignisse in Fenrir besser zu verstehen, weiß ich nun nicht zu sagen ... zumindest wäre ein entsprechender Hinweis seitens des Verlags aber dann schön gewesen.

    Klappentext:


    Blutige Äxte und magische Hämmer!


    Wir schreiben das Jahr 855 und Wikingerhorden belagern Paris. Nur unter einer Bedingung sind sie bereit, die Stadt und ihre Bewohner zu verschonen – sie wollen Aelis, die Schwester des Fürsten von Paris! Doch was haben die Nordmänner mit der jungen Adeligen vor? Die Antwort auf diese Frage ist viel schrecklicher als gedacht: Vor hundert Jahren begannen die Götter Odin, Loki und Fenrir ein grausames Spiel um die Seelen dreier Sterblicher. Damals ging Loki als Sieger hervor, doch nun beginnt das Spiel von Neuem, und Aelis ist eine Schachfigur im Machtkampf der heidnischen Götter ...



    Meine Einschätzung:
    Das erste, was mir zu diesem Buch einfällt ist: Düsterkeit.
    Man glaubt förmlich die Kälte zu spüren, die einem aus novemberkaltem, halb gefrorenem Schlamm in die lumpenumwickelten Beine steigt, vom Qualm der Feuer husten zu müssen, der sich unter niedrigen Dachbalken staut. Am Gestank von Exkrementen und Tod zu würgen.
    Selten habe ich ein Buch in der Hand, das so überzeugend eine häßlich kalte, grausame und hoffnungslose Welt zu schildern weiß. Die Geschichte spielt in einem kriegsverwüsteten Europa des 9. Jahrhunderts, und der Autor schafft es tatsächlich, dass nicht das kleinste Fünkchen Hoffnung strahlt. Dass einem schon kalt ist, wenn man nur ein paar Seiten gelesen hat. Kein gutes Buch, um eine Winterdepression zu bekämpfen, soviel ist klar.
    Hoffnungslosigkeit, das ist die zweite dominierende Gefühlslage, die einen bei der Lektüre befällt. Es wird geschlachtet, gefoltert und gestorben, zu grausamen und mitleidlosen Göttern gebetet, um Visionen gerungen, die man nur mit Schmerz erkaufen kann. Aber niemals flackert Freude über einen Sieg auf. Tatsächlich ist es sogar oft genug so, dass der, der lebend das Schlachtfeld verlässt, dies nicht aus eigener Kraft schafft, sondern nur durch Zufall, oder aus Verzweiflung, oder durch verschwommen-mysteriöse, göttliche Intervention. Fast vierhundert Seiten habe ich gelesen, und keine einzige, bei der mir fröhlich zumute war, oder wenigstens triumphierend. Ich breche nun ab, weil nicht absehbar ist, dass sich das ändert, weil ich noch mal 250 Seiten von der Konsistenz eisigen, pestverseuchten Schlamms nicht ertrage, vor allem aber, weil mir immer noch nicht klar ist, worum es in diesem Buch eigentlich geht. Und eine so zähe Lektüre ohne den Lichtstreif am Horizont, der einem sagt, worauf man eigentlich hinsteuert, das braucht mehr Durchhaltevermögen, als ich besitze.
    Ob der Roman tatsächlich zu komplex ist, oder einfach nur zu verworren, oder ob es nicht beides das Gleiche ist, kann ich nicht beantworten.


    Die Geschichte wird aus vier Perspektiven erzählt:
    Da haben wir zunächst Aelis, die fränkische Edelfrau, die von einem mysteriösen, wolfähnlichen Übel in ihren Träumen heimgesucht wird, derer dann alle Welt habhaft werden will, die schließlich flieht und mit wechselnden Allianzen an den Hof eines Wikingerherrschers reist, der ihr angeblich Schutz bieten kann. Dabei helfen ihr mysteriöse Runenkräfte, die sie nur halbherzig steuern kann, und die irgend etwas (man weiß nicht genau, was) mit einer früheren Inkarnation ihrer selbst zu tun haben. Ein ebenso mysteriöser Wolfsmagier hilft ihr, der sie aus diesem früheren Leben zu kennen scheint, vielleicht sogar ihr Geliebter war ... genaues weiß man nicht. Zugleich verfolgt sie ein anderer Magier, seines Zeichens ein Rabe, der über Raben gebietet und der einem Gott (Odin?) dient, der dem Gott des Wolfsmagiers verfeindet ist. Überhaupt scheint ein größerer göttlicher Plan sich hier zu entfalten, über den man aber auch nur Andeutungen erfährt, und der mit der Wiedergeburt Odins auf der Erde zu tun hat, was nicht näher beschriebene schreckliche Konsequenzen hätte und daher unbedingt verhindert werden muss.
    Dann gibt es Jehan, einen blinden und verkrüppelten Mönch, der zeitweise mit Aelis zusammen reist, eine wundersame Wandlung erfährt und ebenfalls mit Geistern der Vergangenheit konfrontiert wird, die mit seinem christlichen Weltbild nicht zusammenpassen.
    Leshii haben wir noch, einen glücklosen Seidenhändler, der eigentlich Aelis zu besagtem Wikingerkönig bringen sollte, und Helgi, den König selbst, dessen Perspektive allerdings erst sehr spät im Buch angerissen wird, und dann in einer die Verwirrung noch vergrößernden Rückblende, d.h. er berichtet, was zuvor geschah, was also passierte, bevor das erste Kapitel überhaupt begann.
    Lesen sich die ersten hundert Seiten noch recht zügig und spannend, so tauchen danach zunehmend mystische Elemente, nebulöse Prophezeiungen und traumähnliche Visionen auf, die zum Teil mit dem echten Geschehen verschwimmen, so dass zeitweise überhaupt nicht mehr klar ist, ob das, was passiert, tatsächlich passiert, oder in grauer Vorzeit passiert ist, oder eine Zukunftsvision dessen ist, was noch passieren könnte, oder doch nur ein Fiebertraum des Visionärs.
    Als Leser häuft man schließlich so viele Fragezeichen auf, dass man ab einem gewissen Punkt einfach aufgibt und sagen möchte: Dann behalt' die Auflösung eben für Dich, ist mir jetzt auch schon egal. Das in Kombination mit der äußerst dunklen und bedrückenden Atmosphäre von 'Fenrir' vergällt mir hier die Lust, das Buch zu Ende zu lesen.
    Ich will also nicht ausschließen, dass die verbleibenden 250 Seiten noch großartige Inhalte bergen ... aber selbst wenn sie das tun, ist der Weg dahin doch so steinig, dass man schon sehr leidensfähig sein muss, um sich den Rest des Romans zu erschließen.

    Klappentext:
    Blutige Äxte und magische Hämmer! Wir schreiben das Jahr 855 und Wikingerhorden belagern Paris. Nur unter einer Bedingung sind sie bereit, die Stadt und ihre Bewohner zu verschonen – sie wollen Aelis, die Schwester des Fürsten von Paris! Doch was haben die Nordmänner mit der jungen Adeligen vor? Die Antwort auf diese Frage ist viel schrecklicher als gedacht: Vor hundert Jahren begannen die Götter Odin, Loki und Fenrir ein grausames Spiel um die Seelen dreier Sterblicher. Damals ging Loki als Sieger hervor, doch nun beginnt das Spiel von Neuem, und Aelis ist eine Schachfigur im Machtkampf der heidnischen Götter ...



    Jetzt plage ich mich schon seit mehreren Wochen mit diesem Buch und bin doch erst 350 Seiten weit gekommen ... trotzdem gebe ich noch nicht auf. Viel fehlt allerdings nicht mehr.
    Es ist an sich nicht schlecht geschrieben, allerdings so verwirrend, dass ich langsam die Lust verliere. 350 Seiten, und es ist nicht ansatzweise klar, worum es eigentlich wirklich geht. Fenir spielt in einem magisch aufgeladenen Mittelalter-Szenario, d.h. skandinavisch-düstere Geschichte wird mit real existierenden Göttern und Magie vermischt, allerdings ist einem als Leser noch immer nicht wirklich klar, wo Träume und/oder Fieberwahn enden und echtes Geschehen beginnt. Das steigert zu Beginn noch die Spannung, aber jetzt, nach so viel Handlungsfortschritt, fangen die Wirrnis und die allübergreifende Nicht-Information langsam ernsthaft an zu nerven. Zudem ist das nicht gerade leichtgängiger Text, sondern ein recht brutales Geschehen mit sperrigen und schwer zugänglichen Charakteren. Ein wenig mehr Antrieb zum Weiterlesen könnte also nicht schaden ...