Uff, ich habs fertig.
Das war ein sehr enttäuschendes Leseerlebnis. Hier meine Kurzrezension:
Engelskuss ist der erste Band der neuen Engelsserie von Nalini Singh. Die Welt ist hier aufgeteilt in große Gebiete, z.T. gleich Kontinente, die jeweils von einem Erzengel beherrscht werden. Erzengel sind die mächtigsten unter den Engeln, tausende von Jahren alt. Ihre Diener sind die Vampire, die von den Engeln "gemacht" werden und im Gegenzug für das Geschenk der Unsterblichkeit sich für 100 Jahre Dienst unter ihrem Macher verpflichten müssen.
Elena ist die Beste aus der Gilde der Vampirjäger, die flüchtige Vampire, die vorzeitig aus ihrem Vertrag ausbrechen, aufspüren und wieder einfangen. Elenas besondere Fähigkeit besteht darin, dass sie Vampire riechen kann, selbst wenn die Fährte schon etwas älter ist.
Deshalb wird sie auch von Rafael, dem Erzengel von New York, angeheuert, um den gefallenen Erzengel Uram aufzuspüren, der zu einem "Blutengel" geworden ist - einem blutrünstigen Monster, das menschliches Blut trinkt.
Natürlich verfallen Elena und Rafael einander umgehend - Elena sträubt sich heftigst, auch weil Rafael keinen geistigen Trick ausläßt, um sie zu verführen.
Und das macht denn auch den Großteil der Geschichte aus.
Die Grundidee fand ich eigentlich gut und innovativ. Nur erfüllt das, was Frau Singh daraus gemacht hat, das Versprechen leider nicht.
Das fängt mit den Charakteren an. Elena ist angeblich die beste Vampirjägerin weit und breit - dem wird sie aber nie gerecht, außer durch ihr großes Mundwerk. Voll Inbrunst und vollkommen lebensmüde bringt sie all ihre Energie dafür auf, Rafael bis aufs Blut zu reizen. Das ist am Anfang noch lustig, wirkt aber bald nur noch an den Haaren herbeigezogen und aufgesetzt und deshalb unglaubwürdig. Tatsächlich habe ich mich mehrfach gefragt, ob die Frau eigentlich unter einem schweren Dachschaden leidet.
Das Prinzip "grosser Mund und nichts dahinter" gilt auch für ihre Gildengenossen. Da wird viel geredet und geschworen und versprochen und wenig getan.
Ähnlich bescheuert (sorry) wie Elena ist auch ihre Familie. Und ihre aufopfernde Haltung der krummen Verwandschaft gegenüber trotz aller Unbill und Ablehnung, die sie von ihnen erleidet, geht auch hier wieder so weit, dass man sich fragt, ob die Frau nicht eigentlich eine Reinkarnation von Mutter Theresa ist (ohne den Geist natürlich).
Rafael wiederum ist in sich recht konsistent, das hat mich z.T. mit der Handlung versöhnt und so weit durchhalten lassen, dass ich das Buch bis zu Ende gelesen habe. Auch einige der Nebencharaktere sind recht schön gelungen, insbesondere Dmitri, Rafaels Obervampir. Das sind Momente, in denen ich dann doch wieder gefesselt war und wissen wollte, wie es weitergeht.
Was mich ebenfalls sehr gestört hat ist, dass einerseits sehr viel Zeit mit laaaangweiligen Dialogen zwischen Elena und ihren Freunden verbracht wird (gähn ... diese Aufopferungsversicherungsorgie) - andererseits es aber, wenn es zur Sache gehen sollte, es nicht wirklich zur Sache geht.
Die große Endschlacht zwischen Uram und Rafael, da erhofft man sich Grosses und was passiert? Ein paar Engelsfeuerblitze werden hin und her geschossen, ein Gebäude stürzt ein, fertig.
Da fehlt mir die Atmosphäre, das Mitfiebern. Es mangelt an Details, die das alles lebendig machen und dann frage ich mich, ob die Autorin vielleicht einfach zu bequem war, sich darüber im Detail einen Kopf zu machen.
Noch ein Beispiel: Elenas Gildenfreunde machen sich schreckliche Sorgen nach dem Endkampf, was wohl mit Elena ist, weil die Engel keine Auskunft geben. Und dann wird in einem Satz abgehandelt, dass sie - einfach so - durch eine nicht näher beschriebene Lücke im Sicherheitssystem in den Erzengeltower spazieren?! Wo natürlich - buhu - Dimitri drauf wartet, sie theatralisch zu begrüßen und ihnen dann zu sagen, dass Elena im Koma liegt. Wofür der ganze Stress bitte? Wo ist da die Logik? Wenn Dmitri so offensichtlich wusste, dass sie kommen - warum hat er ihnen nicht schon vorher gesagt, was mit Elena ist?
Und über derlei ärgerliche Unlogiken stolpert man leider andauernd.
Das Buch hat mich so gelangweilt, ab und zu auch richtig geärgert, dass ich schwer am Zweifeln bin, ob ich mir den Nachfolger kaufe.
Na vielleicht, wenn ich total verzweifelt bin und nichts mehr zum Lesen habe
4 von 10 Punkten (für die innovative Engelsidee und für Dmitri)