Beiträge von elwe

    Zitat

    Original von Minusch
    Mein absoluter Flop war Beautiful Disaster von Jamie McGuire.
    Bei dem Buch sind mir die Lobeshymnen unbegreiflich. :wow


    Mir auch. Ein läppischer College-Liebestiraden-Schmöker, Ringelpietz mit Anfassen und ein gurkig-unglaubwürdiges letztes Drittel.
    Oh Mann.
    Der einzige Bestseller, den ich dieses Jahr gelesen habe, und hat mein Vorurteil gleich wieder bestätigt :grin

    Echte Totalausfälle hatte ich in 2013 nicht, aber ein paar Titel, die knapp dran lang geschlittert sind, sowie ein paar andere, bei denen ich sehr enttäuscht war, weil ich mir aufgrund des Autors mehr versprochen hatte:


    Die Enttäuschungen:
    Heaven - Stadt der Feen von Christoph Marzi (ich liebe Lycidas und die Nachfolgebände, aber Heaven war, wohl der jugendlichen Zielgruppe geschuldet, einfach nur flach, lieblos und vorhersehbar)
    Tiassa - Steven Brust
    Die Wellenläufer - Kai Meyer (sehr kindlich-einfach gestrickt, kommt nicht mal ansatzweise z.B. an seine Dschinn-Trilogie ran)
    Rapture (Novel of the fallen Angels 4) - JR Ward (als sie diesen Band ihrer eigentlich sehr spannenden und gut geschriebenen Fallen Angels Serie verfasst hat, muss sie auf Drogen gewesen sein...)
    Das Geschenk der Wölfe - Anne Rice



    Dann, die lange Reihe von Enttäuschungen speziell in der klassischen Fantasy:
    Was all diese Bücher eint ist, dass ich sie, der ich eigentlich absolut fantasy-begeistert bin, entweder gähnend langweilig fand, oder hölzern geschrieben, oder bevölkert mit Protagonisten, die entweder vorhersehbar oder dümmlich agieren, oder wandelnde Klischees sind, oder völlig farblos bleiben. Oder alles gleichzeitig. Nee, das war, trotz einiger großartiger Highlights, dennoch kein gutes Fantasy-Jahr für mich:
    Der Prinz der Schatten - Torsten Fink
    Fenrir - M.D.Lachlan
    Angelglass - David Barnett
    Der rote Krieger - Miles Cameron
    Im Schatten der Giganten - David Tallerman


    Sonstige Flops:
    Beautiful Disaster - Jamie McGuire (was hat dieses Ding, was ich nicht verstehe??)
    Escape - Jennifer Rush (belanglos. An den Haaren herbeigezogen)



    Ach da fällt mir ein, doch, einen Totalausfall aus der Kategorie 'Kaminanzünder' hatte ich:
    The Guardian von Sherrilyn Kenyon (oh...mein...Gott. Ich habe die früher gern gelesen, wenn mir mal nach nett-romantischem Schmonzes zumute war. Aber was sie in letzter Zeit abliefert, ist un-er-träglich. Und The Guardian war der letzte Sargnagel. Die Autorin ist leider für mich gestorben.)



    Bedenkt man, dass ich in 2013 nur 52 Bücher gelesen habe, ist die Reihe der Flops leider recht lang.
    Vielleicht wird 2014 da besser...



    - Elwe

    Inhalt:
    Tahan ist der arrogante und vergnügungssüchtige jüngere Sohn des Königs, ein begnadeter Harfenspieler, der nichts im Kopf hat außer Drogen, Parties und Mädchen.
    Ausgerechnet er erweist sich als der seit Jahrhunderten gesuchte Erbe, der eine besondere Magie im Blut trägt, welche das von Kriegen zerrüttete Reich zu neuer Blüte führen kann. Dafür müsste er sich mit einem heiligen Baum verbinden, der seit langer Zeit verdorrt ist - doch die geheime Mönchsbruderschaft, die über den Baum und die alten Legenden wacht, hält Tahan für charakterlich ungeeignet.
    Als Tahan dem Meister der Bruderschaft gegenüber respektlos auftritt, belegt dieser ihn mit einem Fluch: Als 'brennendes Schwert' soll er zum größten Kriegshelden werden, den die Welt je gesehen hat, doch niemand wird je davon erfahren. Der Fluch zwingt ihn, sich als Söldner dem edelmütigen jungen Truppenkommandeur Noan unterzuordnen und seine Identität als Prinz geheim zu halten. Für lange Jahre wird niemand erfahren, dass er es ist, der sich Tag um Tag in der Schlacht in den legendären Helden verwandelt, der die Truppen siegreich gegen ihre Feinde führt...



    Meine Meinung:
    Vorab - ich habe den Inhalt mit meinen eigenen Worten zusammengefasst, da der Klappentext leider ein ganz wichtiges Handlungselement, das erst im letzten Drittel des Buches aufgedeckt wird, bereits vorab verrät. Glücklicherweise hatte ich das Buch nach dem Kauf eine Weile im SUB herumliegen und erst gelesen, als ich die Kurzbeschreibung schon wieder verdrängt habe; deshalb hat es mir die Überraschung nicht verdorben.


    Jetzt aber zum Buch selbst:
    'Die Säulen der Macht' ist reinrassige Fantasy, angesiedelt in einer durchaus spannenden, eigenständigen Welt. Ein Großteil des Buches widmet sich Prinz Tahans Anstrengungen, erst mit dem Fluch zu leben und dann, ihn loszuwerden. Der Mönch, der ihn damit belegte, forderte ihn auf, sich dafür zur Stadt Rajalan zu begeben, wo der heilige Baum wächst. Doch das erweist sich als schier unlösbare Aufgabe, da sich immer wieder Hindernisse und fremde Interessen zwischen Tahan und diesen Ort stellen und ihn zuerst auf gänzlich andere Missionen zwingen.
    Das Buch ist angenehm geschrieben und lässt sich gut lesen, vor allem weckt es emotionale Bindungen zu den Figuren, auch wenn diese - für mich - bestenfalls zwiespältig sind. Vieles dreht sich um die Charakterentwicklung von Tahan, der zu Beginn des Buches ein grenzenlos egoistischer Protagonist ohne jede Verantwortung, Loyalität oder Vertrauenswürdigkeit ist - und der auf diesen fünfhundert Seiten eine mehrere Jahre andauernde Entwicklung durchläuft, aus der er gehärtet und gewandelt hervorgehen soll.
    Auf seiner Reise begleiten ihn der edelmütige Fürst Noan, ein wahrhaft selbstloser Freund, der Tahan noch die schlimmsten Vertrauensbrüche verzeiht. Und Jalimey, eine geflohene Leibeigene auf der Suche nach ihrer Schwester und deren Sohn, die von Feindestruppen in eine weit entfernte Stadt verschleppt worden sind. Sowohl Tahan als auch Noan begehren Jalimey, die jedoch ganz eigene Pläne hat und sich als die Figur mit dem größten Überraschungspotential innerhalb des Buches entpuppt.
    Eine große Stärke des Romans sind denn auch die überraschenden Wendungen, die sich so oft nicht hervorsagen lassen und die wirklich gut gemacht sind, weil sie im Nachhinein Motivationen und die Bedeutung von Taten oft in ganz neuem Licht erscheinen lassen.


    Trotzdem hat 'Die Säulen der Macht' auch ein paar sehr ärgerliche Schwächen, die die positiven Eindrücke trüben:
    Tahan ist als Antiheld ein echter Unsympath - was kein Problem wäre, wenn es ihm gelänge, im Verlauf der Handlung so etwas wie Charisma zu entwickeln, oder wenigstens einen Funken von etwas, das man gut an ihm finden könnte. Man erwartet, dass er im Verlauf seiner Abenteuer wächst, dass er nach der fünften oder sechsten selbstlosen Aktion seines Freundes Noan wenigstens ein klein wenig Loyalität für ihn entwickelt. Aber das tut er nicht. Seine Motive bleiben bis fast zum Ende kleinlich, selbstsüchtig, manchmal geradezu niederträchtig und ohne größere Vision. Das hätte so nicht sein müssen - es gibt Beispiele für grandiose Fantasy-Antihelden wie z.B. Prinz Jorg von Ancrath (Prinz der Dunkelheit), bei denen Amoralität und Verstoß gegen gängige ethische Konventionen jedoch durch ein starkes Charisma ausgeglichen werden (der Held schafft es, mit seiner Rücksichtslosigkeit wahrhaft etwas zu bewirken) und es in der Dunkelheit immer auch einen Schimmer Licht gibt. Bei Tahan fehlt mir beides. Zum einen hat seine Rücksichtslosigkeit kaum Konsequenzen (weder gute noch schlechte), zum anderen mangelt es ihm leider eklatant an Größe. Groß ist nur sein Talent, die Gutherzigkeit seiner Freunde auszunutzen.
    Das zweite große Problem ist für mich die Art und Weise, wie die Handlung strukturiert ist. Achtzig Prozent der echten Handlung spielen sich leider in den letzten fünfzig Seiten des Buches ab - während sich die ersten 450 Seiten teilweise ärgerlich lang ziehen, da im Vergleich wenig Aufregendes passiert. Kurz vor Ende dagegen gibt die Autorin noch mal richtig Gas und entfaltet eine Story, die man gut und gern in ein zweites Buch hätte packen können. Da der Platz jedoch nicht reicht, wird die viel zu kurz und knapp erzählt. Geschehnisse von epischer Tragweite passieren im Zwei-Seiten-Takt und werden jeweils mit ein paar Sätzen abgehandelt, während zuvor jeder winzigen Rast auf dem Wege zehn Seiten gewidmet wurden. Das gibt dem Buch ein Ungleichgewicht. Zum Ende hin ist es dadurch zwar deutlich spannender, aber man möchte sich die Haare raufen ob des verschenkten Potentials, während die Erzählzeit zuvor mit Nichtigkeiten verplempert wurde.


    Zusammengefasst ist 'Die Säulen der Macht' durchaus unterhaltsame Fantasy, jedoch mit ein paar Scharten, die den Gesamteindruck trüben und einen das Buch am Ende zumindest mit einem leicht bitteren Geschmack im Mund zuklappen lassen. An die 'Großen' des Genres kommt es nicht heran, ist aber als Lektüre zwischendurch besser als vieles andere aus der Fantasy-Einheitskost-Ecke, die seit ein paar Jahren serviert wird. Zumindest kommen hier zur Abwechslung mal keine Orks und Elfen vor, was ich persönlich als sehr wohltuend empfinde. Der durchaus gut erdachten Fantasy-Welt zolle ich Respekt - allein, ich werde nicht warm mit den Figuren. Dass sie ganz zum Ende versuchen, sich doch irgendwie loyal und heldenmütig zu benehmen, rettet es leider auch nicht - im Gegenteil, es wirkt nur inkonsistent.
    Daher leider nur 6 Eulenpunkte.

    Inhalt (Klappentext):
    Verschollene Briefe, eine alte Familiengruft und ein grausamer Mord –
    Anwalt Vernau kommt einem düsteren Geheimnis auf die Spur


    Einige Jahre sind vergangen, seit Anwalt Joachim Vernau den Drahtziehern eines Mordkomplotts das Handwerk gelegt hat. Auch die gemeinsame Kanzlei mit seiner Ex-Partnerin Marie-Luise ist längst Geschichte. Bis ihn ein Hilferuf aus Polen erreicht: Jazek, der gemeinsame Freund aus längst vergangen Tagen und durchzechten Nächten, sitzt mit einer Mordanklage im Gefängnis und beteuert seine Unschuld. Vernau ist entschlossen, Jazek zu helfen, und reist nach Polen. Versunkene Gräber auf einem alten Friedhof sind die erste Spur. Verlorene Briefe und vergessenes Leid ziehen Vernau immer weiter hinein in den Strudel der Ereignisse des Jahres 1945. Flucht und Vertreibung, Ende und Neuanfang - damals kreuzten sich die Schicksale von Tätern und Opfern, und Entsetzliches geschah. Doch erst Generationen später steigt das Grauen noch einmal aus dem Grab, und wer sich ihm entgegenstellt, muss sterben.



    Meine Meinung:
    Elisabeth Hermann ist eine der wenigen AutorInnen, deren Bücher ich, einmal in die Hand genommen, am Stück durchschmökern muss, koste es, was es wolle. Einfach weil sie einen nach dem ersten Drittel so sehr gefangen nehmen, dass man unbedingt wissen muss, wie die Geschichte sich auflöst. 'Versunkene Gräber' - der vierte, in sich abgeschlossene Krimi um den unkonventionellen, notorisch in Geldnöten steckenden Anwalt Joachim Vernau macht da keine Ausnahme.
    Leise und unspektakulär beginnt er mit den Briefen eines deutschen Deserteurs kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs, der in die Trümmer seines schlesischen Weinbergs zurückkehrt und sich verstecken muss, während um ihn alle Deutschen entweder erschlagen oder vertrieben werden.
    Dann, im Hier und Heute, taucht eine junge polnische Frau bei Joachim Vernau auf, der sich in der Anwaltskanzlei eines Studienfreundes mehr schlecht als recht mit durchschlägt. Sie teilt ihm mit, dass sie die Pflichtverteidigerin seines alten Freundes Jazek sei, der in Polen wegen Mordverdacht einsitzt, und ist auf der frenetischen Suche nach Marie-Louise, Vernaus und Jazeks gemeinsamer Freundin, ihres Zeichens ebenfalls Anwältin, schwer linksradikal und seit etlichen Monaten von der Bildfläche verschwunden.
    Als Vernau nachhakt, stellt sich etliches an der Tat als mehr als mysteriös heraus. Die Suche nach einem Motiv führt weit in die Vergangenheit und in ein immer undurchdringlicheres Geflecht von Intrigen. Jeder scheint etwas zu verbergen, die Spuren sind siebzig Jahre alt. Bei seiner Recherche reißt er alte Wunden wieder auf, die zu den Kriegsverheerungen '45 zurückreichen und tief in das Leid, das unzählige Vertriebene beider Seiten - Polen wie Deutsche - ereilte.
    Ganz in der Tradition der ersten Joachim-Vernau-Romane setzt auch dieses Buch nicht auf vordergründige Schock- und Splattereffekte, sondern auf eine ungeheuer gut recherchierte und vielfach ineinander verschlungene Geschichte mit zahlreichen falschen Spuren, in denen immer ein Körnchen Wahrheit ruht und die zum Spekulieren einladen. Wunderbar glaubwürdige und lebendige Figuren bevölkern Schauplätze, die so authentisch geschrieben sind, dass man sich sofort dorthin versetzt fühlt: In ein trotz Sommer regnerisch-kühles Berlin, in polnische Dörfer im Morgennebel, in das schlesische Kaff Johannishagen mit seinem Weinberg, den versunkenen Gräbern eines alten deutschen Friedhofs und den halb verfallenen Gebäuden, in denen einem der Schleifstaub von den aufzuarbeitenden Türen in die Nase steigt.
    Und mittendrin Vernau, geradlinig und sympathisch unverschämt, arm aber sexy sozusagen.
    "Versunkene Gräber' ist ein gelungener Ermittlerkrimi, der nicht nur unterhaltsam und atmosphärisch ist, sondern nach dem ersten Drittel auch so rasend spannend wird, dass man ihn am besten mit Zeit nach hinten zu lesen beginnen sollte. Einmal angefangen, ist er nämlich schwer wieder aus der Hand zu legen.
    Unbedingt empfehlenswert!

    INHALT (Klappentext):
    Return to New York Times bestselling author Anne Bishop’s Ephemera, a world of strange and magical landscapes connected only by bridges—bridges that may transport you where you truly belong, rather than where you wish to go.
    When wizards threaten Glorianna Belladonna and her work to keep Ephemera balanced, her brother, Lee, sacrifices himself in order to save her—and ends up an Asylum inmate in the city of Vision, far away from all he knows.
    But a darkness is spreading through Vision, perplexing the Shamans who protect it—and Lee is the only one who can shed any light on its mysteries....




    MEINE MEINUNG:


    'Bridge of Dreams' ist der dritte Teil der Ephemera-Trilogie von Anne Bishop, der leider bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Wer aber die ersten beiden Bände um die faszinierende Welt Ephemera mochte, der wird auch von diesem Buch sicher begeistert sein - zumal es in einem sehr angenehm zu lesenden Englisch geschrieben ist.
    Ephemera ist der Name der Welt, in der das Buch spielt - einer aus zahllosen Bruchstücken bestehenden Welt, die lebendig ist und eine eigene Stimme hat und die sich an die Herzen ihrer Bewohner anpasst. Auf Ephemera gibt es Menschen mit der besonderen Gabe, direkt zu Ephemera zu sprechen und sie zu verändern - die Landformerinnen. Und es gibt andere Menschen, sogenannte Brücken, die in der Lage sind, Verbindungen zwischen den Landschaften Ephemeras zu erschaffen.
    Lee ist eine solche Brücke und der Bruder der machtvollsten Landformerin aller Zeiten - Glorianna Belladonna, die sowohl Dunkel als auch Licht in sich trägt. Lee hadert mit sich selbst und mit seiner Familie, und sein innerer Konflikt führt ihn in eine dunkle Landschaft, in der er in die Hände von Zauberern fällt, die dem Dunkel dienen. Sie entführen ihn in eine ferne Stadt - die City of Vision, foltern ihn und rauben ihm das Augenlicht, um einen Zugang zu seiner Schwester zu erpressen.
    Doch der Shamane Danyal, der einer Nervenheilanstalt vorsteht, rettet ihn. Dort begegnet er auch dem Mädchen Zahar, die aus dem Volk der Tryaden stammt - drei, die eine sind. Mit ihren zwei Schwestern teilt sie sich einen Körper und verbirgt ihre wahre Natur vor der Welt, um nicht als Dämon geächtet zu werden. Lee verliebt sich in Zahar, doch ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt werden.
    Alle drei müssen sie herausfinden, was hinter dem wachsenden Einfluss der dunklen Zauberer steckt, die nicht nur die Heilanstalt bedrohen, sondern immer größere Teile der City of Vision ins Dunkel stürzen. Die einzige, die ihnen dabei helfen kann, ist Glorianna Belladonna - doch die befindet sich am anderen Ende der Welt, und niemand weiß, wie der Abgrund zwischen ihnen überbrückt werden kann...



    Anne Bishop schreibt wunderschöne und auf ihre Weise wirklich einzigartige Fantasy. Mit wenigen Pinselstrichen malt sie großartige, gefühlvolle Charaktere von enormer Tiefe und mit heftigen emotionalen Verstrickungen, die einen als Leser sofort in ihren Bann schlagen. Ihre Weltenschöpfungen sind aufregend und bizarr und gleichen nichts, das man sonst in der Fantasy findet. Die Welt Ephemera, in sich ein lebender, unberechenbarer Charakter, ist allein die Lektüre des Buches wert. Aus zuerst scheinbar einfachen, zwischenmenschlichen Verstrickungen entsteht ein enormes Spannungspotential, so dass man zeitweise meint, einen Psychothriller in der Hand zu halten. Auf der anderen Seite verbirgt sich in den Handlungen und Gedanken der Protagonisten wieder so viel Lebensklugheit und eine Art heitere Freude, dass die Lektüre wirklich die Stimmung hebt und einen sich einfach gut fühlen lässt.


    Ich kann dieses Buch nur ganz warm empfehlen - man sollte jedoch mit dem ersten Band der Ephemera-Trilogie beginnen, Sebastian.

    (Die Rezi bezieht sich auf die englische Ausgabe unter dem Titel 'Possession'. Die deutsche Ausgabe 'Die Versuchung' ist für Juni 2014 angekündigt.)


    'Possession' zeigt mehr Tiefe und Unvorhersehbarkeit als die beiden Vorgänger-Bände, was insgesamt der Spannung gut tut, nervt aber auch mit ein paar langwierige Passagen, durch die man sich durchkämpfen muss.
    Es ist der fünfte Band der 'Fallen Angels' Serie, in der Gott einen Contest zwischen seinen Engeln und dem Teufel in Gestalt der dämonischen Devina ausgeschrieben hat: Sieben Seelen, die weder eindeutig gut noch böse sind, erreichen einen Kreuzweg, an dem sie eine Entscheidung treffen müssen. Diese Entscheidung trägt sie entweder ins Licht oder ins Dunkel. Die Seite, die mehr Seelen in ihr Lager zieht, die also den Contest gewinnt, kriegt alles. Das bedeutet für die gesamte Menschheit sowie alle Seelen bereits Verstorbener, dass ihnen abhängig vom Ausgang des Contests entweder ewige Verdammnis oder immerwährendes Paradies bevorsteht.
    Jim, Ex-Special-OPs-Killer und nunmehr schwer bewaffneter Engel in Biker-Kluft, kämpft für die Fraktion der Engel und hat sich bisher gut geschlagen. Devina verbringt derweil Zeit bei ihrer Therapeutin und schiebt nicht nur Panik, dass sie alles verlieren könnte, sondern leidet auch noch unter - zugegebenermaßen schwer psychotisch angehauchtem - Liebeskummer, weil sie sich in Jim verguckt hat, der sie aber eiskalt abblitzen lässt. Trotz ihrer Weltklasse-Brünette-mit-High-Heels-Hülle, bei der Männer normalerweise zu sabbern beginnen. Doch in dieser Runde droht Jim alles zu verzocken, weil er sich zunehmend auf Sissi fixiert, das junge Mädchen, das von Devina im ersten Band rituell ermordet wurde und fortan in ihrer grässlichen Seelenwand gefangen ist. Er tauscht einen gewonnenen Sieg dagegen ein, dass Devina sie gehen lässt - und setzt damit eine ganze Kette unheilvoller Ereignisse in Gang. Sein fast sicher geglaubter Sieg rückt wieder in ungewisse Ferne und er schleppt nun eine geisterhafte Sissi mit sich herum, die seine Aufmerksamkeit bindet, so dass er sich nicht mehr um seine eigentliche Aufgabe kümmert. Was gleich noch zu einem massiven Zerwürfnis seiner ohnehin nicht stabilen Beziehung zu seinem Engels-Kampfgefährten Eddie führt. Die Runde um die fünfte Seele hat begonnen, aber Jim findet es wichtiger, dass Sissi was zum Anziehen kriegt.
    Währenddessen entwickelt sich an anderer Stelle ein handfester Dreieckskonflikt. Die Illustratorin Cait lernt nach einer langen Zeit des Alleinseins an einem Abend gleich zwei umwerfende Männer kennen, nämlich den charmanten und hinreißenden Sänger G.B. und den schwierigen Duke, der in Clubs als Rausschmeißer arbeitet und eine geradezu magische sexuelle Anziehungskraft auf sie ausübt. Während sie sich mit G.B. zu charmanten Mittagessen-Verabredungen trifft, hat sie in ihren Nächten atemberaubenden Sex mit Duke, der sie geradezu in einen Sog zieht, aber so gut wie nichts von sich preisgibt. Natürlich ahnt sie nicht, dass G.B. und Duke ein finsteres Geheimnis verbindet...
    Nach den zwei, wie ich fand eher schwachen und klischeebeladenen Vorgängerbänden hat dieser hier wieder deutlich mehr Tiefe und hält ein paar überraschende Wendungen bereit. Zwischen Cait und Duke sprühen sichtlich die Funken und es macht Spaß zu lesen, wie ihre stürmische Affäre sich entwickelt. Vor allem im letzten Drittel macht das den Roman sehr spannend. Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich allerdings mit Sissi und Jim und kreist zum Teil sehr langwierig um Rückblicke und ewige Inneneinsichten und Schuldgefühle und unterdrückte Leidenschaften. Jim kommt insgesamt nicht gut weg in 'Possession'. Es wird deutlich, wie sehr dieser Contest an seine Substanz geht und wie er sich schrittweise zum gleichen seelischen Wrack entwickelt, wie Eddie schon länger eines ist. Das gibt dem Buch ein Stück weit mehr Tiefe und auch Unvorhersehbarkeit, aber ist andererseits sehr unbefriedigend, denn Jim trug in dieser Serie bislang das Label des Kämpfers - und nun wird er mehr und mehr zum Verlierer.
    Alles in allem ist 'Possession' ein spannendes Buch, wenn man mal die ersten hundert Seiten überstanden hat - in denen passiert nämlich... nicht besonders viel. Es bricht mit Erwartungen und verleiht bekannten Figuren überraschende Facetten, die man nicht immer mögen wird, die aber auf jeden Fall die Spannung erhöhen.
    Wer wissen will, wie es im epischen Kampf um die sieben Seelen weitergeht, kommt an dem Buch natürlich nicht vorbei. Ich würde es allerdings als Einzelband nicht empfehlen - man sollte die Vorgängerbände gelesen und eine Beziehung zu den Charakteren aufgebaut haben, sonst wird man in diesem fünften Teil auf keinen Fall mit ihnen warm.



    8 Eulenpunkte.


    :wave

    Über drei Ecken bin ich nach Jahren wieder mal auf Anne Bishop gestoßen, die zeitweise eine meiner Lieblingsautorinnen war.
    Ich wusste ja gar nicht, dass es im Englischen noch einen dritten Band zu Ephemera gibt (den ich mir jetzt sofort bestellt habe), nachdem die deutsche Übersetzung ja mit Belladonna abrupt stoppte.


    Nach den ersten vier Seiten stecke ich schon wieder bis über beide Ohren in ihren wundervollen Phantasiewelten.


    Kann es sein, dass Anne Bishop hier in Deutschland total unterschätzt wird?
    Ihre Juwelen-Trilogie dürfte schon allein durch die entsetzlich grausligen Cover viele Leser abgeschreckt haben (wer immer die verbrochen hat, gehört noch im Nachhinein verhaftet) - ich bin selbst auch erst etliche Jahre nach Erscheinen und eher durch Zufall auf die Bücher gestoßen, obwohl ich mich erinnern kann, dass ich sie anfangs wegen der Cover wieder ins Regal zurückgestellt hatte.
    Ich bin jedenfalls schon wieder vollkommen verzaubert. Die Frau schreibt einfach grandiose, absolut außergewöhnliche und sehr spannende Fantasy, vor dem sich das meiste, was dieser Tage im Fantasy-Regal erscheint, nur peinlich berührt verstecken kann.


    Gibt's hier sonst noch versprengte Anne-Bishop-Fans? :wave
    Suzann - klar, dass Du sie auch kennst und magst. :-)


    Liebe Grüße,
    Elwe

    Ja, darüber bin ich auch froh. Ich habe zwar irgendwann angefangen, die Bände auf Englisch zu lesen, weil mir das Warten zu lange gedauert hat, aber Feder&Schwert ist einer der wenigen, die überhaupt noch gute UrbanFantasy im Programm haben.
    Alle anderen, so auch LYX, haben alles in die Richtung ja ersatzlos gestrichen, z.B. als sie die Jill Kismet Serie einfach abgebrochen haben. Und man kriegt hierzulande eigentlich nur noch Liebesschnulzen zu kaufen :rolleyes


    Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt ;-)

    Zitat

    Original von Jenks
    Deine Beschreibung erinnert an die Harry-Dresden-Reihe, die zu meinen Favoriten zählt. Kennst du die Bücher?


    Klar, ich bin leidenschaftlicher Fan von Harry Dresden :grin
    Über die bin ich überhaupt erst auf die Nightside-Serie gestoßen, weil die deutschen Übersetzungen beim gleichen Verlag - Feder&Schwert - erschienen sind.
    Als Harry Dresden Fan solltest Du unbedingt mal reinlesen. Es ist nicht ganz so witzig-smart wie Dresden und einen Tick düsterer, aber prinzipiell eine gute Ersatzdroge, wenn man mal wieder alle Dresden-Bände fertig hat und der nächste auf sich warten lässt...


    :wave

    Klappentext:
    In einer Zukunft, in der fast alle Pflanzen und Tiere ausgestorben sind, arbeitet der junge Banyan als Tree Builder und fängt die Schönheit der längst ausgestorbenen Bäume in kunstvollen Eisennachbildungen ein. Bei einem seiner Aufträge begegnet er einer Frau, auf deren Haut der Weg zu den letzten Bäumen auf Erden verzeichnet ist. Er erliegt der Vorstellung von diesem Paradies und macht sich gemeinsam mit der Fremden auf den Weg dorthin. Doch die zwei sind nicht die Einzigen, die die Bäume suchen, und so führt sie ihre Reise immer wieder an den Rand des Todes …



    Meine Meinung:
    Ich bin entsetzlich gespalten, was dieses Buch betrifft.
    Einerseits ist es endlich einmal eine Dystopie, die diesen Namen auch verdient. Der Autor zeichnet eine verwüstete Welt, in der eine unbekannte Naturkatastrophe den Mond zerstört hat. Seither sind die Jahreszeiten außer Kontrolle, große Teile der Welt unbewohnbar, die Ozeane haben sich in unbefahrbare Todesfallen mit dreißig Meter hoher Brandung verwandelt und alle Tiere und Pflanzen sind ausgestorben - mit Ausnahme von quasi unzerstörbarem, zehn Meter hohem Genmais und todesgefährlichen Heuschrecken, die in den Maisfeldern nisten und alles bis auf die Knochen fressen, was organisch ist. Das Nahrungsmittel- und Spritmonopol besitzt der Konzern Gen Tech, der den Mais besitzt (wer sich beim Nachzüchten erwischen lässt, wird von ihren Agenten erschossen - eine wie ich finde durchaus gelungene Extrapolation der Geschäftspraktiken von Konzernen wie Monsanto, die heute schon ihr Unwesen treiben).
    In dieser Welt lebt eine brutale Ellenbogengesellschaft, in der ausschließlich das Recht des Stärksten gilt, in der Piraten auf den Straßen ihr Unwesen treiben, wo Menschen für einen Kanister Sprit und eine Kiste Popcorn erschossen werden und wo GenTech kraft ihres Monopols Allmacht besitzt.
    Diese Welt wird sehr glaubwürdig dargestellt, was das Setting zugleich ungeheuer hoffnungslos und frustrierend macht. Man muss weiterlesen, es ist spannend, aber absolut spaßfrei.
    Der Held des Buches ist der Baummeister Banyan, ein junger Nomade, der mit seinem Vater durch die Lande zog, um aus Metall für reiche Kunden Baumskulpturen zu bauen. Denn echte Bäume gibt es ja nicht mehr. Nach einem Sandsturm in der Mojave-Wüste verschwindet sein Vater jedoch spurlos und Banyan ist fortan auf sich selbst gestellt. Er nimmt einen Job von einem reichen, cracksüchtigen Tunichtgut an, einen Metallwald vor dessen Haus zu errichten, und zwar nach der Vorlage eines unglaublich detaillierten Baums, der der Gattin des Kerls auf den Leib tätowiert ist. Bald scheint es, dass dieses Tattoo in Wirklichkeit eine Karte zu den letzten noch lebenden Bäumen auf der Erde ist - und dass Banyans Vater diesen Ort einst gesehen hat. Denn es existiert ein Foto von ihm in diesem Wald.
    Mit zweifelhaften Verbündeten macht sich Banyan auf die Suche nach diesen Bäumen. Eine Suche, die bald zum tödlichen Wettlauf wird, denn der, der sie findet, könnte ein Vermögen damit machen.
    Und hier kommt meine Kritik ins Spiel.
    Banyan ist kein Held, er ist nicht einmal ein Anti-Held, sondern nur ein oft sehr naiver Junge, der von einem Zufall in den nächsten stolpert und nur dank äußerer Ereignisse und der Taten seiner Mitreisenden überhaupt sein Ziel erreicht. Das macht es bald schon sehr schwer, mit ihm zu sympathisieren. Zugegeben, sein Charakter ist wahrscheinlich sehr realistisch gezeichnet, aber in einem solchen Buch wünscht man sich Figuren, die wenigstens ein klein wenig über den anderen strahlen und die irgendetwas an sich haben, das sie befähigt, ihr eigenes Schicksal zu etwas Besonderem zu machen.
    Banyan aber hat nichts dergleichen. Er stolpert von einer Katastrophe in die nächste, wenn etwas schief gehen kann, geht es auch schief, seine wenigen Anfälle von Idealismus enden eigentlich immer in einem Desaster und bis zum Ende ist er eigentlich immer nur mehr lästiges Anhängsel, als einer, der Dinge in die Hand nimmt. Die Suche nach den Bäumen endet schon nach kurzer Zeit in einer Falle, aus der er sich nicht einmal selbst befreit, sondern nur zufällig (durch die nächste Katastrophe) wieder rauskommt. Die sich dann aus vom Regen in die Traufe entpuppt - aber das ist ein Element, das sich durchs ganze Buch zieht. Immer wenn man glaubt, jetzt kann es nicht schlimmer kommen, kommt es noch schlimmer.
    Im Ergebnis haben wir einen Roman, der düster, dreckig, unendlich deprimierend und ja, absolut spannend daherkommt - bei dem man sich während des Lesens aber überwiegend unbehaglich fühlt, oft enttäuscht ist und gelegentlich dem Helden wünscht, er möge sich endlich den Hals brechen.
    Der Autor schont seine Figuren nicht, er lässt ihnen Schreckliches widerfahren, was die ganze Atmosphäre noch düsterer und noch hoffnungsloser erscheinen lässt.
    Die Frage muss also lauten: Ist der Leser stark genug für das Buch? Denn, egal ob nun absichtlich oder nicht, mit seinen moralisch fragwürdigen, schwachen, wankelmütigen, verlogenen Figuren hält es einem einen Spiegel mit dem ganzen Kaleidoskop menschlicher Abgründe vor, die immer dann zum Vorschein kommen, wenn die Lebensumstände härter werden und jeder sich selbst der nächste ist. Es zeichnet das Bild einer grauenhaft hoffnungslosen Welt, die leider so gut vorstellbar ist, dass man es überhaupt nicht lesen möchte.
    In diesem Sinne ist es sicher ein gutes Buch.
    Zugleich ist es als Unterhaltungsliteratur aber einfach nicht sehr gelungen, weil es nur runterzieht, anstatt zu unterhalten.


    Ich gebe versuchsweise mal 7 von 10 Eulenpunkten.

    Zitat

    Original von Minusch
    Einfach toll!
    Action, Witz und Spannung pur! Viel besser als Teil 1.
    Thor weiß, wo der Hammer hängt (wer den Film schaut, weiß was ich meine :lache).


    10 Punkte.


    Den habe ich mir gestern angeschaut und war hingerissen :-)

    Der Privatdetektiv John Taylor arbeitet in der mystischen und magieerfüllten Nightside - einer geheimen Parallelwelt in London, in der es immer drei Uhr Nachts ist und wo alle Mythen real existieren. Seine Klienten schätzen eine besondere Gabe an ihm - dass er alle Dinge aufspüren kann.
    Eines Tages kommt ein Agent des Vatikans zu ihm und will, dass er ihm den Unheiligen Gral beschafft, den Kelch, aus dem Judas beim letzten Abendmahl getrunken hat. Der Unheilige Gral ist ein Artefakt von so gewaltiger dunkler Macht, das es auf keinen Fall in die falschen Hände geraten darf. Schon bald ist die gesamte Nightside hinter dem Ding her, und darüber hinaus die Heerscharen des Himmels und der Hölle. Und mittendrin steckt John Taylor, wild entschlossen, seinem einzigen Ideal treu zu bleiben: Dass er einen einmal angenommenen Auftrag auch ausführt.
    'Ein Spiel von Licht und Schatten' ist der zweite Band der Nightside-Serie - düstere, teils schrill, teils drastisch geschriebene Urban Fantasy, eine Art Noir-Thriller auf Speed und mit jeder Menge Magie. Romantik sucht man hier vergebens, dafür jede Menge Action und schnoddrige Sprüche und teilweise eine Drastik in den Beschreibungen, die schon leicht an der Linie zum Horror schrammt. Jedenfalls nicht hundertprozentig geeignet für Leser, die sich mit explizit geschilderten Bluttaten und Gewalt schwer tun.
    John Taylor ist auf jeden Fall ein sehr cooler Typ und das Kuriositätenkabinett der anderen Nightside-Bewohner einfach komplett abgefahren. Das Buch macht Spaß, ist unterhaltsam und spannend. Vor allem Fans der Harry Dresden Serie sollten unbedingt mal einen Blick riskieren.

    Für mich war dieses Buch mein allererstes von Tess Gerritsen - und vielleicht habe ich mir zuviel erwartet, aufgrund der großen Lorbeeren, mit denen die Autorin regelmäßig bekränzt wird.
    'Abendruh' ist ein ruhig erzählter, durchwachsen spannender und zum Ende durchaus überraschend aufgelöster Thriller, der unterhaltsam ist und sich leicht wegliest.
    Drei Teenager, die scheinbar nichts miteinander gemeinsam haben, verlieren auf grausame Weise erst ihre Eltern, dann ihre Pflegeeltern durch Mord. Wie zufällig treffen sie in der abgeschotteten Internatsschule Abendruh aufeinander, wo sie zu ihrer eigenen Sicherheit untergebracht werden. Abendruh ist ein besonderer Ort - alle Kinder hier, aber auch die Lehrer wurden einst durch Gewalt traumatisiert.
    Die Gerichtsmedizinerin Maura und ihre Freundin und Ermittlerin Jane Rizzoli hegen bald ihre Zweifel daran, dass hier der Zufall seine Hand im Spiel hatte. Der Mörder läuft noch draußen herum, er hat es auf die Kinder abgesehen, und ihre einzige Chance besteht darin herauszufinden, was sie verbindet...
    Das Buch ist flüssig und angenehm zu lesen, aber wie schon eingangs gesagt, neigt es stellenweise dazu, zäh zu werden. Man hat das Gefühl, dass die Handlung in den ersten drei Vierteln so dahinplätschert, um erst im letzten - wirklich spannenden - Viertel anzuziehen.
    Alles in allem unterhaltsame Krimilektüre, die mich allerdings nicht zu einem Fan der Autorin oder ihrer Serie macht.

    Klappentext:
    Er ist furchtlos, hinterlistig und unwiderstehlich charmant: Easie Damasco schlägt sich als Schurke durchs Leben, der sich aus jedem noch so großen Missgeschick herauszuwinden weiß. Selbst als er scheinbar endgültig am Galgen baumelt, rettet ihn ein unverhofftes Angebot in letzter Sekunde vor dem Tod – allerdings ist der Preis, den er dafür zahlen muss, wortwörtlich gigantisch! Bislang kannte Easie Damasco nur Legenden über Giganten – doch als der Tyrann Moaradrid ihn vom Galgen schneidet und in seine Armee zwangsrekrutiert, wird der Mythos plötzlich real: Der dunkle Feldherr gebietet über ein Heer an Riesen, die jeden zerschmettern, der sich ihnen in den Weg stellt. Um Moaradrid in seine Schranken zu weisen, muss Damasco all sein Geschick aufbieten und das Unmögliche wagen: unbemerkt einen Giganten stehlen und mit ihm die Pläne des grausamen Herrschers durchkreuzen … Ein hochkarätiges High-Fantasy-Debüt mit phantastischer Action, einem hinreißenden Schreibstil und dem überzeugendsten Helden seit Captain Jack Sparrow.



    Meine Meinung:
    Es war einmal, da traf ein wehleidiger, nicht sonderlich tapferer Dieb namens Damasco auf einen - sagen wir mal, einfach gestrickten Riesen namens Salzleck, der zwar nur drei Worte sagen, aber dafür anständig draufhauen konnte. Damasco klaute etwas, das er nicht hätte klauen sollen, und fand sich mit Salzleck im Schlepptau auf der Flucht wieder, vor einer ziemlich großen Armee eines nicht näher definierten, aber wohl ziemlich bösen Eroberers, der sein Hab und Gut gern wiederhaben wollte.


    'Im Schatten der Giganten' beginnt recht viel versprechend und verliert nach dem Einstieg rasant an Schwung. Ein locker-flockiger Erzählstil macht das Lesen angenehm, und auch Damascos Mundwerk ist auf den ersten zwanzig Seiten amüsant zu lesen. Danach genügt das nicht mehr, um die Spannung zu halten. Als Leser ermüdet man sich an den aufeinanderfolgenden Stationen einer Flucht, bei denen man zunehmend die Tiefe vermisst. Es gibt für Damasco keinen guten Grund für das, was er tut. Es mangelt ihm an Motivation. Er stolpert während nahezu des gesamten Buches eher zufällig durch die Handlung, weil er halt grad nicht weg kann. Das mag als Start okay sein, aber trägt nicht lange.
    Ab der Hälfte habe ich mich dabei ertappt, seitenweise schräg zu lesen, und im letzten Drittel habe ich die Kapitel nur noch überblättert.


    Deshalb kann ich Fantasy-Liebhabern das Buch leider auch nicht wirklich weiterempfehlen. Die phantastische Welt bleibt detailarm und verschwommen, der Held blutleer und uninspiriert. Das Schicksal dieses Diebes und seines gutmütigen, aber dumpfbackigen Verbündeten mit der Schuhgröße 84 lässt einen leider ungerührt.
    Wer wirklich tolle Fantasy mit einem Dieb von der Größe eines Jack Sparrow lesen will, wie die Rückseite vollmundig ankündigt, sollte es lieber mal mit 'Die Lügen des Locke Lamora' versuchen - das ist wahrhaft große Fantasy mit einem, der die Bezeichnung Gentleman-Dieb auch verdient.
    Das hier ist leider nur ein müder Schulaufsatz im Vergleich.
    Das einzig Gute: Eine sehr schöne Cover-Illustration. Nur dass die es leider nicht retten kann.

    'NASHVILLE' ist ein unerhört spannender und außergewöhnlich gut geschriebener Thriller, eine wunderbare Verbindung aus Poesie und Hochspannung, wie man sie nur ganz selten zu lesen bekommt. Nach dem - wie ich fand - etwas schwächeren 'Solange die Nachtigall singt' von Antonia Michaelis schließt dieses Buch wieder zu der Exzellenz ihres zu Recht hochgelobten Märchenerzählers auf.


    Svenja, Medizinstudentin im zweiten Semester, zieht von Leipzig nach Tübingen, in ihre erste eigene kleine Wohnung, eine unsanierte Bruchbude mitten in der Stadt. Heruntergekommen aber romantisch, vor allem im sonnendurchfluteten Mai. Svenja, liebenswürdig und ein bisschen chaotisch, ist eine typisch Neunzehnjährige, die sich beweisen will, dass sie ihr Leben von nun an selbstständig auf die Reihe kriegt. Als sie allerdings die Tür ihres Küchenschranks aufmacht, findet sie darin einen verwahrlosten, elfjährigen Jungen, auf dem Kopf stehend, der nicht spricht und auf dessen T-Shirt NASHVILLE steht. Ihre zaghaften Versuche, ihn beim Jugendamt abzugeben, scheitern, weil Nashville davonläuft, um später erneut bei ihr aufzutauchen. Um erst in ihre Wohnung, dann in ihr Leben einzuziehen. Aber Nashville hat ein dunkles Geheimnis. Und er leidet unter unerklärlichen Panikattacken. Hat Verbindungen zu Leuten, die Svenja Angst einjagen und nun auch ihren Namen kennen. Er kommt und geht, ist nachts oft verschwunden. Wenn er Panik bekommt, flüchtet er nach oben, denn er ist ein ausgezeichneter Kletterer. Er schläft unter Svenjas Bett und sammelt Messer.
    Kurze Zeit später wird in einem Wäldchen am Stadtrand die Leiche einer Frau gefunden, der jemand die Kehle durchschnitten hat... und Svenjas Leben gerät immer weiter aus den Fugen.



    Es ist gar nicht so leicht, dieses Buch zu rezensieren, ohne zuviel über den Inhalt zu verraten, weil das die Spannung schmälern würde.
    Nashville ist ein Thriller, aber es ist zugleich auch eine Milieustudie über die unsichtbare Welt der Obdachlosen, eine psychologisch vielschichtige Annäherung ans Erwachsenwerden und ein rauschhafter Trip durch das, was es ausmacht, Student zu sein. Es ist eine Sammlung ganz großartiger Charakterstudien von Figuren, die so strotzen vor Saft und Kraft, dass es eine Freude ist. Svenja, die Protagonistin, ist gewiss kein einfacher Mensch, und manchmal möchte man sie schütteln und ihr rechts und links eine runterhauen. Aber sie ist real, sie verkörpert perfekt dieses Lebensgefühl, wenn man achtzehn ist, voller Unsicherheiten und gleichzeitig vom Gefühl beseelt, sich (und der Welt) was beweisen zu müssen, wenn Brüche und Gegensätzlichkeiten den Charakter prägen und man selbst noch nicht weiß, was für ein Typ Mensch man eigentlich ist.
    Und so schillernd wie Svenja sind es auch die anderen Menschen, auf die sie trifft. Die Kunstgeschichtsstudentin Katleen mit streichholzkurzrasiertem Haar, die ihre Einzimmer-Wohnung in eine Küche mit Matratze umgewandelt hat. Friedel, Thierry und Kater Carlo, drei höchst unterschiedliche Freunde, die in einem Abbruchhaus wohnen und dort nur Strom zahlen, den sie vom Nachbarhaus abzapfen. Der stille junge HNO-Arzt, der ihr Fahrrad repariert.


    Die ohnehin verzwickte und vielfach um sich selbst gewundene Geschichte erzählt Antonia Michaelis in ihrer gewohnt schönen und märchenhaft poetischen Sprache, die das Lesen zusätzlich zum Genuss macht. NASHVILLE ist ein Thriller, aber kein typischer Thriller. Es kommt nicht besonders viel Gewalt darin vor, aber dennoch ist er atemberaubend fesselnd, weil die Frage nach dem Who's done it bis zum Ende offen bleibt.
    Das übrigens völlig anders ausfällt, als man erwarten würde.


    Der Oetinger Verlag, bei dem NASHVILLE erscheint, ist ein Jugendbuchverlag, und das Buch wird auch als Jugendthriller gelistet, Alter 14-17. Ich bin mir nicht sicher, wie man es als 14-bis-17-jähriger Leser sehen würde. Aus der Perspektive von jemandem, der mehr als doppelt so alt ist würde ich sagen, es ist ebenso gut ein Buch für Erwachsene. Mag sein, dass man aus der Erwachsenenperspektive sogar mehr daraus zieht, weil es so nachvollziehbar ist, weil man seine eigenen Unsicherheiten und Dummheiten von vor 20 Jahren in den Protagonisten wiederfindet, aber auch die wunderbare, überwältigende Schönheit eines rauschhaften Lebens, in dem man weder Ziel noch Verantwortung wirklich kennt.


    Auf jeden Fall ist es ein Buch mit einem langen Nachhall, das nicht gleich wieder aus dem Kopf verschwindet. Es ist voller philosophischer und moralischer Fragen, es stellt Richtig und Falsch auf den Kopf und es hat Ecken und Kanten, an denen man sich reiben möchte.


    Ich kann es wärmstens jedem empfehlen, der sich an der Verbindung von schöner Sprache und enorm spannenden Elementen, vor allem aber an Büchern erfreuen kann, die einfach anders sind.
    Ich wünschte, es gäbe mehr davon, von dieser Art von Büchern.



    10 Eulenpunkte.

    Ich bin ein begeisterter Fan von Lilith Saintcrow - ihre Jill Kismet und Lilith Saintcrow Serie vergöttere ich, die Jugendfantasy-Reihe, die sie als Lili St.Crow geschrieben hat, finde ich wenn auch nicht wow, so doch zumindest tolerabel.
    Mit 'Taken' macht die Autorin, die sonst eher für knackig-spannende, nervenzerreißende und rasante UrbanFantasy bekannt ist, einen Ausflug ins romantische Genre. 'Taken' ist, wie das Cover schon andeutet, reinrassige Romantasy, das heißt, es geht in erster Linie um eine Liebesgeschichte. Sophie, die sich mühsam von ihrem gewalttätigen und grausamen Ex-Mann getrennt hat, hält sich noch immer vor ihm versteckt und fürchtet ständig, er könnte sie aufspüren. Sie kriegt ihr Leben nur mit Mühe auf die Reihe, lebt von der Hand in den Mund von einem bescheidenen Job und setzt all ihre Hoffnungen in eine Abendschul-Weiterbildung.
    Zach ist der Alpha eines kleinen Werwolf-Rudels, das ums Überleben kämpft. Seit er und seine Geschwister bei einem Brand ihre Schamanin verloren haben, sind sie in der Gesellschaft der Paranormalen nichts mehr wert und müssen sogar fürchten, verfolgt und vernichtet zu werden.
    Eines Abends, als Sophie mit ihrer besten Freundin in einen Club ausgeht, kommt es zu einem folgenschweren Zusammenstoß. Sie werden von einem Upir überfallen, vampirartigen Wesen, die die Erzfeinde von Zachs Art sind. Am Ende sind neben dem Upir auch Sophies Freundin und einer von Zachs Rudel tot, doch Zach gewinnt dafür etwas Neues: Sophie besitzt nämlich, ohne es selbst zu wissen, die Gabe, eine Schamanin zu sein, eine große Seltenheit. Zach nimmt sie kurzerhand mit auf ihre Flucht, in der Hoffnung, sie könnte dem Rudel wieder ein normales Leben ermöglichen. Sophie, in heller Panik, glaubt, dass Zach und seine Leute von ihrem Ex-Mann geschickt wurden, um sie gewaltsam zurückzuholen. Sie hat nur Flucht im Kopf - doch jemand ist hinter ihr her und nur Zach kann ihr Leben beschützen.


    Natürlich fühlt sich Zach vom ersten Moment an von Sophie angezogen und erkennt in ihr eine Art Seelengefährtin, dafür bestimmt, seine Partnerin zu sein. Neben der Herausforderung, die Identität von Sophies Verfolgern aufzudecken, kreist der Roman also vor allem auch darum, wie Sophie und Zach sich einander annähern. Es entwickeln sich ein paar schöne, romantische Momente, die zum Glück nie ins Lächerliche kippen, weil sie immer noch glaubwürdig in die Rahmenhandlung eingebunden sind. Auf ausufernde Bettszenen wird verzichtet.
    In Sachen Spannung reicht 'Taken' nicht ganz an die anderen Romane der Autorin heran, ist aber für das Genre durchaus gut gelungen. Beide Protagonisten schlagen sich mit inneren Dämonen herum - Sophie mit ihrer Belastung aus der gewalttätigen Ehe und Panik vor körperlicher Gewalt, Zach mit Schuldgefühlen, dass er seinen Cousin, der beim Upir-Angriff starb, hätte retten müssen.
    Alles in allem ist das Buch durchaus unterhaltsam und spannend und macht Spaß beim Lesen. Die Autorin hat einen griffigen, schön zu lesenden Schreibstil, der allzu verheerendes Abdriften in Kitschabgründe verhindert. Wer also auf UrbanFantasy mit starkem Romantik-Touch steht, oder sich Romantasy wünscht, bei der es auch mal etwas packender und actiongeladener zugeht, ist hier richtig.
    Mit kleinen Abstrichen durchaus empfehlenswert!