Beiträge von €nigma

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Evelyn Jancke ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, seit ihr Bruder Fabian zwei Jahre zuvor auf einem Wohnmobil-Trip spurlos verschwand. Es gibt kein Lebenszeichen von ihm, die Ermittlungen wurden eingestellt.

    Allein ihre Arbeit als forensische Psychologin hält Evelyn aufrecht, vor allem, als die Oldenburger Polizei um ihre Mithilfe bei einer Mordserie bittet. Im norddeutschen Raum tötet ein Unbekannter scheinbar wahllos Menschen auf Campingplätzen. Er kommt immer nachts und verschwindet unerkannt wieder. Bis es einen Zeugen gibt. Und daraufhin ein Phantombild.

    Evelyn traut ihren Augen nicht, als sie es sieht. Und fasst einen verzweifelten Entschluss, der sie alles kosten könnte …


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Arno Strobel liebt Grenzerfahrungen und teilt sie gern mit seinen Leserinnen und Lesern. Deshalb sind seine Thriller wie spannende Entdeckungsreisen zu den dunklen Winkeln der menschlichen Seele und machen auch vor den größten Urängsten nicht Halt.

    Seine Themen spürt er dabei meist im Alltag auf und erst, wenn ihn eine Idee nicht mehr loslässt und er den Hintergründen sofort mit Hilfe seines Netzwerks aus Experten auf den Grund gehen will, weiß er, dass der Grundstein für seinen nächsten Roman gelegt ist. Alle seine bisherigen Thriller waren Bestseller.

    Arno Strobel lebt als freier Autor in der Nähe von Trier.


    Allgemeines

    Erschienen am 30. August 2023 im Fischer Verlag als broschiertes TB mit 352 Seiten

    Gliederung: Prolog – 53 Kapitel – Epilog

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Evelyn Jancke, alternativ Kapitel aus der Perspektive des „Campers“

    Handlungsorte und -zeit: diverse Orte (Campingplätze) in Norddeutschland, Gegenwart


    Inhalt

    Die forensische Psychologin Evelyn Jancke hat es nicht verkraftet, dass ihr geliebter Bruder Fabian und dessen Frau vor zwei Jahren während einer Reise nach Frankreich mitsamt ihrem Wohnmobil spurlos verschwunden sind. Sie wird von Alpträumen gequält und versucht, sich mit zu viel Alkohol und flüchtigen Männerbekanntschaften abzulenken.

    Als sie von ihrem früheren Partner und jetzigen Freund, dem Polizisten Gerhard Tillmann bei der Ermittlung in einer Mordserie um Unterstützung gebeten wird, gerät ihre Welt noch mehr aus den Fugen. Der Täter, von der Polizei „der Camper“ genannt, tötet auf Campingplätzen scheinbar wahllos Menschen; das Phantombild, das mithilfe eines überlebenden Angegriffenen erstellt wird, zeigt einen Mann, der eine auffällige Ähnlichkeit mit ihrem Bruder Fabian hat. Einerseits hofft Evelyn, dass ihr Bruder noch lebt, andererseits fürchtet sie, er könne sich durch eventuell erlittene Traumata so verändert haben, dass er fähig ist, Morde zu begehen. Sie sieht sich verpflichtet, auf eigene Faust nach ihm zu suchen…


    Beurteilung

    Evelyn Jancke ist keine besonders sympathische Protagonistin, sie scheint die Kontrolle über ihr Leben verloren zu haben und wirkt manchmal zickig, unberechenbar und hysterisch. Dennoch kann man sich bis zu einem gewissen Grad in ihre Persönlichkeit und Verhaltensweisen hineinversetzen, vor allem, als sie seltsame Textnachrichten erhält, die von ihrem Bruder zu stammen scheinen. Auch ihr Freund Gerhard Tillmann ist schwer zu beurteilen, er will Evelyn helfen, spielt aber nicht mit offenen Karten.

    Der Autor baut geschickt einige unerwartete Wendungen in die Handlung ein, der Leser weiß nicht mehr, wem er trauen kann und muss mehrfach seine Theorien verwerfen. Durch die kursiv gedruckten Kapitel, die aus der Perspektive des „Campers“ erzählt werden, gewinnt der Leser einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern, indem das Motiv für die nächtlichen Überfälle auf den Campingplätzen verdeutlicht wird. Dabei ist es nicht schwierig, sich in den Täter hineinzuversetzen und die Taten zwar nicht gutzuheißen, aber dennoch nachzuvollziehen. Hier thematisiert der Autor ein durchaus aktuelles gesellschaftliches Problem, das in der Presse immer wieder zur Sprache kommt.

    Die Handlung ist nicht in allen Details realitätsnah, so erscheint es merkwürdig, dass eine Psychologin in einer psychisch so labilen Verfassung wie Evelyn nicht von der Behandlung eines Frauenmörders, der sie mehrfach gezielt provoziert, abgezogen wird. Nichtsdestotrotz bietet „Der Trip“ aber wendungsreiche und spannende Unterhaltung.


    Fazit

    Leichte und (ent)spannende Unterhaltung für heiße Sommertage!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3596708028

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Ausgerechnet in den Dienst des buckligen Stadtarztes von Basel soll Barbara gehen. Als Tochter eines als unehrenhaft geltenden Abdeckers bleibt ihr keine andere Wahl. Mit ihrer patenten und pragmatischen Art ist die junge Frau das Gegenteil ihres neuen Herrn Paracelsus. Sein Zuhause ist die Wissenschaft, die Medizin, die Lehre. Wegen seiner unkonventionellen Methoden und der aufbrausenden Art wird er jedoch immer wieder angefeindet. So sind sie beide Außenseiter. Bald lernt die Magd den Arzt zu schätzen und ist fasziniert von den Geheimnissen des menschlichen Körpers. Doch dann muss Barbara sich entscheiden, ob sie weiter zu ihm halten kann – und was ihr eigenes Ziel im Leben ist.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Astrid Fritz studierte Germanistik und Romanistik in München, Avignon und Freiburg. Als Fachredakteurin arbeitete sie anschließend in Darmstadt und Freiburg und verbrachte mit ihrer Familie drei Jahre in Santiago de Chile. Zu ihren großen Erfolgen zählen «Die Hexe von Freiburg», «Die Tochter der Hexe», «Turm aus Licht», «Der dunkle Himmel». Astrid Fritz lebt in der Nähe von Stuttgart.


    Allgemeines

    Erschienen am 15. August 2023 im Rowohlt Verlag als TB mit 560 Seiten

    Gliederung: Roman in 42 Kapiteln – Epilog - Autorennachwort – umfangreiches Glossar (Fachausdrücke, historische Persönlichkeiten)

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Protagonistin Barbara Stegnerin

    Handlungsorte und -zeit: Verschiedene Orte im Bereich Schweiz/ Österreich/ Süddeutschland, 1527 bis 1541


    Inhalt

    Barbara Stegnerin wünscht sich nichts sehnlicher, als eine Baderin zu werden. Doch dieser Weg ist ihr versperrt, denn als Tochter eines Abdeckers gehört sie zu den „unehrlichen“ Leuten, die auf dem Basler Kohlenberg leben und Außenseiter der Gesellschaft sind. Sie möchte auch nicht von ihrem Vater verheiratet werden, deshalb verdingt sie sich beim Basler Stadtarzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, bekannter als Paracelsus, als Magd. Zunächst tritt sie ihre Stellung nicht mit großer Freude an, denn Theophrast ist ein seltsamer, chaotischer und nicht selten jähzorniger Mann. Doch schon bald empfindet sie Respekt für den kompetenten Medicus, der sich wenig um Traditionen schert und neue Wege geht. Die einfachen Leute sind dankbar für seine bodenständigen Behandlungen, die weit vom ebenso hochgestochenen wie hohlen Geschwätz der anderen Ärzte entfernt sind, aber bei den Kollegen und in der Basler Gesellschaft eckt der streitbare Mann immer wieder an. So kommt es, dass Theophrast – und damit auch Barbara – gezwungen ist, von Ort zu Ort zu ziehen. Verbittert darüber, dass er keinen Drucker für seine unorthodoxen Werke findet, legt sich Theophrast überall mit Kollegen und Obrigkeiten an. Barbara, die gern irgendwo heimisch werden würde, muss sich entscheiden, ob sie eigene Wege gehen will.

    Beurteilung

    Es ist nicht bekannt, ob Paracelsus eine Magd hatte, Barbara ist also eine fiktive Figur, die allerdings in gewisser Weise repräsentativ für eine Frau ihrer Zeit und ihres gesellschaftlichen Hintergrundes ist.

    Sie ist eine energische Persönlichkeit, die es in Bezug auf Willensstärke mit ihrem Arbeitgeber aufnehmen kann, ihm Kontra gibt und seine Zornausbrüche manchmal auch in ruhigere Bahnen zu lenken vermag. Über die Einzelheiten von Paracelsus´ Leben ist nicht allzu viel bekannt, die bekannten Fakten erlauben es der Autorin jedoch, ein differenziertes und realistisch wirkendes Porträt von ihm zu zeichnen. Seine streitbare Natur offenbart sich durch seine Schriften, die größtenteils erst nach seinem Tod gedruckt werden. Er scheut sich nicht, andere Ärzte mit unflätigen Ausdrücken zu belegen und sie als inkompetent bloßzustellen. Abgesehen von seinen eher rustikalen Manieren bringt er die Menschen auch durch unerhörte Vorgehensweisen, z.B. die Abhaltung von Vorlesungen in deutscher statt lateinischer Sprache, gegen sich auf. Außerdem verdirbt er es sich mit einflussreichen Persönlichkeiten, wie den Fuggern, die mit dem angeblich gegen die Syphilis wirksamen Guajakholz Handel treiben. Paracelsus behauptet öffentlich, das Holz sei völlig wirkungslos und gefährdet damit den Profit der großen Handelshäuser. Statt der Quacksalberei widmet er sich der Erforschung pflanzlicher und mineralischer Stoffe und kann damit gewissermaßen als ein „Urvater“ der Pharmazie und (Bio-)Chemie betrachtet werden. Seine ärztliche Ethik ist tadellos und sein Verhalten von Barmherzigkeit gegenüber den Kranken geprägt.

    Dem Roman sind ein aufschlussreiches Autorennachwort und ein umfangreiches Verzeichnis historischer Ausdrücke und Persönlichkeiten angefügt.


    Fazit

    Ein unterhaltsamer medizinhistorischer Roman, der dem Leser den streitbaren und innovativen Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim (Paracelsus) eindrücklich nahebringt – sehr lesenswert!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3499010623

    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)

    EDINBURGH, 1853.

    In a city of science, discovery can be deadly . . .

    In a time of unprecedented scientific innovation, the public’s appetite for wonder has seen a resurgence of interest in mesmerism, spiritualism and other unexplained phenomena.

    Dr Will Raven is wary of the shadowlands that lie between progress and quackery, but Sarah Fisher can’t afford to be so picky. Frustrated in her medical ambitions, she sees opportunity in a new therapeutic field not already closed off to women.

    Raven has enough on his hands as it is. Body parts have been found at Surgeons Hall, and they’re not anatomy specimens. In a city still haunted by the crimes of Burke and Hare, he is tasked with heading off a scandal.

    When further human remains are found, Raven is able to identify a prime suspect, and the hunt is on before he kills again. Unfortunately, the individual he seeks happens to be an accomplished actor, a man of a thousand faces and a renowned master of disguise.

    With the lines between science and spectacle dangerously blurred, the stage is set for a grand and deadly illusion . . .


    Autoren (Quelle: Amazon)

    Ambrose Parry is a pseudonym for a collaboration between Chris Brookmyre and Marisa Haetzman. The couple are married and live in Scotland. Chris Brookmyre is the international bestselling and multi-award-winning author of over twenty novels. Dr Marisa Haetzman is a consultant anaesthetist of twenty years' experience, whose research for her Master's degree in the History of Medicine uncovered the material upon which this series, which begun with The Way of All Flesh, is based. The Way of all Flesh was longlisted for both the Theakston Old Peculier Crime Novel of the Year Award and the McIlvanney Prize for Scottish Crime Book of the Year.


    Allgemeines

    Vierter Band der Reihe um Raven und Fisher

    Erschienen am 15.06.2023 bei Canongate als E-Book, Umfang der Druckausgabe (ET 26.09.2023) 448 Seiten

    Gliederung: Prolog – Hauptteil in 74 Kapiteln – Epilog – Historisches Nachwort – Danksagungen

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Edinburgh, 1853


    Inhalt

    Ausgerechnet in der ehrwürdigen Surgeons Hall werden im Büro eines der Chirurgen Leichenteile gefunden. Da die Mediziner auf keinen Fall mit dem Mord in Verbindung gebracht werden wollen, bitten sie Dr. Will Raven, die Ermittlungen der Polizei mit medizinischem Fachwissen zu unterstützen. Doch eine Identifizierung des Opfers ist ohne dessen Kopf nicht einfach. Ein dringend Tatverdächtiger wird zwar ermittelt, ist aber wie vom Erdboden verschluckt und schließlich tauchen Teile einer zweiten Leiche auf.

    Will Raven hat zusätzlich private Probleme, denn seine hochschwangere Frau und deren Vater setzen ihn unter Druck, endlich eine eigene Praxis zu eröffnen, statt weiter als Assistenzarzt beiDr. James Young Simpson zu arbeiten.

    Ganz andere Probleme hat Sarah Fisher, die immer noch von dem Wunsch beseelt ist, Medizin zu studieren. Da dieser Weg ihr als Frau nach wie vor verschlossen ist, beschließt sie, sich im Mesmerismus, einer den Frauen nicht ausdrücklich verbotenen Praxis, unterweisen zu lassen. Sie besucht dazu Vorführungen „alternativer“ Mediziner, die mit Mesmerismus, Hypnose und Spiritualismus arbeiten – Betätigungsfelder, die Raven für Scharlatanerie hält, was erneut zu Konflikten zwischen den beiden Protagonisten führt.


    Beurteilung

    Auch der vierte Band der Reihe ist eher ein medizinhistorischer Roman mit Krimi-Elementen als ein Thriller. Im Mittelpunkt steht die Widersprüchlichkeit der Medizin in den Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts. Wenige Jahre nach der Einführung der Anästhesie können die Ärzte immer größere Eingriffe wagen, das Behandlungsspektrum erweitert sich und unter Wissenschaftlern herrscht Fortschrittsgläubigkeit. Auf der anderen Seite erleben aber auch „Wunderheiler“ eine Blütezeit; viele Patienten, die vor Operationen zurückschrecken, hoffen durch den Mesmerismus geheilt zu werden. Menschen mit psychischen Problemen suchen Hilfe bei Spiritualisten, die behaupten, als Medium Kontakt zu verstorbenen Angehörigen herstellen zu können.

    Die Autoren stellen diesen Widerspruch zwischen Wissenschaft und Quacksalberei eindrucksvoll dar und betten eine geschickt und komplex konstruierte Krimihandlung in das Umfeld des (pseudo)medizinischen Milieus ein.

    Für Will Raven stellt sich ein ethisches Problem, er braucht dringend Geld, um von seinem Schwiegervater unabhängig zu werden und könnte seine finanziellen Sorgen aus der Welt schaffen, wenn er verspräche, die Leiche eines an Akromegalie leidenden Mannes für eine anatomische Sammlung zur Verfügung zu stellen. Dieser todgeweihte Mann lehnt jedoch eine posthume Zurschaustellung ab und wünscht sich eine Seebestattung. Das ist für Will Raven, der kein perfekter positiver Held ist, sondern differenziert dargestellt wird, eine große moralische Herausforderung. Dieser Handlungsstrang ist am realen Fall des Charles Byrne orientiert.

    „Voices of the Dead“ ist ein unterhaltsamer historischer Krimi, der interessante Einblicke in die schottische Medizin des 19. Jahrhunderts gibt. Da auf vorhergehende Ereignisse Bezug genommen wird und auch einige Romanfiguren aus den vorhergehenden Bänden eine wichtige Rolle spielen, sollte dieser vierte Band idealerweise erst im Anschluss an die anderen Bände gelesen werden.

    Ein Verzeichnis fiktiver und historischer Romanfiguren wäre eine wünschenswerte Ergänzung gewesen.


    Fazit

    Ein lesenswerter medizinhistorischer Roman mit einer intelligent konstruierten Krimihandlung!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: B0BRQL4TY2


    Edit: Links zu einem anderen Forum entfernt.

    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)

    Vordenkerin, Medizinerin, Wegbereiterin

    Berlin, 1898: Nach dem Abitur kann es Hermine Edenhuizen kaum erwarten zu studieren. Sie möchte Ärztin werden und in die Fußstapfen ihres jüngst verstorbenen Vaters treten. Frauen dürfen aber noch nicht studieren, weswegen Hermine für jede Vorlesung eine Sondergenehmigung braucht. Sie gibt nicht auf und tut alles für ihren Traum! Deshalb will sie auch niemals heiraten, ein Ehemann könnte ihr nämlich das Arbeiten verbieten.

    Da lernt sie den Arzt Otto Heusler kennen. Er behandelt sie respektvoll, diskutiert medizinische Fälle mit ihr. Doch Otto ist bereits verheiratet! Hat ihre Liebe eine Chance?


    Autorin (Quelle: Amazon)

    Yvonne Winkler wurde 1967 geboren. Im Gegensatz zu Hermine Heusler-Edenhuizen musste sie nicht darum kämpfen, Medizin zu studieren und in der Radiologie zu arbeiten. Stattdessen musste sie viele Widerstände überwinden, um den weißen Kittel an den Nagel hängen zu können, ihrer inneren Stimme zu folgen und das Schreiben zum Beruf zu machen. Seit 1998 arbeitet sie als freie Autorin unter verschiedenen Pseudonymen und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Hamburg.


    Allgemeines

    Erschienen am 24.02.2022 im Piper Verlag als TB mit 448 Seiten

    Gliederung: Roman in fünf Teilen, jeweils mit nummerierten Kapiteln – Epilog – Nachwort

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Protagonistin

    Handlungsorte und -zeit: verschiedene Orte in Deutschland, 1896 bis 1931


    Inhalt und Beurteilung

    Der biographische Roman schildert das Leben der ersten niedergelassenen deutschen Gynäkologin Hermine Edenhuizen (1872 – 1955) von ihrer Jugend bis zu ihrer Eheschließung im Jahr 1912, einschließlich eines Epilogs (1931).

    Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts sind Mädchen den Jungen gegenüber im Hinblick auf Bildungsmöglichkeiten noch sehr benachteiligt, doch Hermine hat Glück: Sie bekommt einen Platz in einem der von Helene Lange ins Leben gerufenen Gymnasialkurse für Mädchen und kann 1898 ihr Abitur ablegen.

    Schwieriger gestaltet sich die Umsetzung ihres Plans, Medizin zu studieren und Ärztin zu werden. Sie lehnt es zunächst ab, nach Zürich zu gehen, wo jungen Frauen bereits die Türen der Universität offenstehen. In Berlin müssen Frauen jedoch jeden einzelnen Professor um Erlaubnis fragen, bevor sie an einer Vorlesung teilnehmen dürfen und selbst in den Veranstaltungen der liberaleren Dozenten machen die männlichen Studenten den wenigen Kommilitoninnen das Leben zur Hölle. Deshalb verlässt Hermine Berlin, um in Zürich, Halle und Bonn zu studieren, 1903 wird sie als erste Frau an der medizinischen Fakultät in Bonn promoviert. Sie arbeitet erfolgreich als Ärztin und genießt bei Kollegen und Patientinnen hohes Ansehen, bis sie sich in einen verheirateten Arzt verliebt und ihr Leben in unruhiges Fahrwasser gerät.


    Der gut recherchierte Roman macht den Leser nicht nur mit der willensstarken, beharrlichen Persönlichkeit von Deutschlands erster niedergelassener Frauenärztin bekannt, sondern veranschaulicht auch deutlich den Spießrutenlauf, dem sich um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert Frauen gegenübersehen, die vom Leben mehr erwarten, als Ehefrau und Mutter zu sein.

    Dürfen Frauen wegen wirtschaftlicher Not in „niederen“ Tätigkeiten beschäftigt sein, gibt es großen Widerstand gegen das Frauenstudium – viele Menschen (beiderlei Geschlechts!) halten Frauen damit für intellektuell überfordert. Verheiratete Frauen brauchen für eine berufliche Tätigkeit die Erlaubnis des Ehemannes und auch ihr Lohn geht in dessen Besitz über! Nur über einen Ehevertrag lässt sich diese Ungerechtigkeit umgehen.

    Neben der gesellschaftlich-rechtlichen Situation dieser Epoche werden auch medizinische Missstände angesprochen, Hermine Edenhuizen und ihre zunehmend zahlreicher werdenden Kolleginnen setzen sich für eine Verbesserung der Lage armer Patientinnen ein, die sie oft kostenlos behandeln. So fordern sie die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen.

    Es ist bedauerlich, dass der Roman quasi mit Hermines Eheschließung im Alter von 40 Jahren endet und nur im Epilog kurz auf ihre Tätigkeiten zwischen 1912 und 1931 eingegangen wird. Als Ehefrau lebt sie in einer für die Zeit außergewöhnlichen Partnerschaft auf Augenhöhe und ist weiterhin als engagierte Gynäkologin tätig – diese Phase ihres Wirkens kommt im vorliegenden Werk zu kurz.


    Fazit

    Eine lesenswerte Romanbiographie einer beeindruckenden Persönlichkeit, die gern hätte umfangreicher sein dürfen!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3492063098

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Eine wahre Geschichte, anhand authentischer Ermittlungsakten und Verhörprotokolle als Kriminalroman zu Ende erzählt.

    Hochschwarzwald, Mai 1928. Auf der Weißtannenhöhe werden zwei Frauen ermordet aufgefunden. Die beiden waren Cousinen und in den Pfingstferien auf Wanderschaft. Die Umstände der Tat sind schockierend: Den Frauen wurde zweimal in den Kopf geschossen und die Kehle durchgeschnitten. Gerd Tanner und Hans Kaltenbach, zwei Ermittler, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, gehen bei der Suche nach dem Täter zunächst getrennte Wege. Dann geschieht ein weiterer Mord, und erschütternde Geheimnisse kommen ans Licht.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Christof Weiglein, geboren 1964 bei Deutschlands höchsten Wasserfällen, wohnt in Villingen-Schwenningen. Seit einem schweren Unfall ist er auf Rollstuhl und Aufzüge angewiesen. Er hat Maschinenbau studiert, schreibt Romane und wundert sich, wie das zusammenpasst.


    Allgemeines

    Erschienen am 20. Juli 2023 im Emons Verlag als TB mit 288 Seiten

    Gliederung: 26 Kapitel – Personenregister historischer und fiktiver Romanfiguren – Wahre Hintergründe und Fiktion – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Schwarzwald, Frühsommer 1928


    Inhalt

    Im Mai 1928 werden im Schwarzwald auf der Weißtannenhöhe zwei Frauen brutal ermordet, die 35-jährige Ruth Fehrenbach und ihre 25-jährige Cousine Clara waren beide als Lehrerinnen tätig. Die Auffindesituation spricht für einen Sexualmord, zumal in der Gegend schon mehrere Sittlichkeitsverbrechen – allerdings ohne Todesopfer - begangen wurden. Es gibt jedoch einige Ungereimtheiten, die gegen diese Theorie sprechen, nicht zuletzt die Tatsache, dass beide Frauen laut Obduktion Jungfrauen sind, als Lehrerinnen sind sie dem Lehrerinnenzölibat verpflichtet.

    Die beiden erfahrenen Ermittler Tanner und Kaltenbach gehen deshalb weiter gefassten Ermittlungsansätzen nach. Ein Störfaktor ist der ihnen zugewiesene Kriminalsekretär Falk, ein überzeugter Nationalsozialist, der immer wieder versucht, den Täter unter den jüdischen Mitbürgern oder Ausländern ausfindig zu machen.

    Auch der Oberstaatsanwalt Tauenstein scheint zu mauern, sobald die Ermittlungen eine Richtung einschlagen, die ihm nicht genehm ist.


    Beurteilung

    Die Handlung des Romans beruht auf einem wahren Fall, der Autor hat die Namen der historischen Persönlichkeiten geändert und fiktive Personen hinzugefügt. Der Fall wurde 1953 als ungelöst zu den Akten gelegt, die Romanhandlung ist also weitgehend fiktiv.

    Der Autor hat die Handlung vor dem gut recherchierten Hintergrund der Zeit komplex, nicht zu früh überschaubar und glaubwürdig gestaltet. Der erstarkende Rechtsextremismus wird anhand der Umtriebe des Kriminalsekretärs Falk und seines Umfeldes eindrucksvoll verdeutlicht. Auch die Familienverhältnisse auf den abgelegenen Höfen des Schwarzwaldes mit dem Vater als unumschränktem „(Be)herrscher“ der Familie und die oft lieblose, gewaltgeprägte Erziehung der Kinder mit ihren verheerenden Auswirkungen auf deren Psyche werden anschaulich dargestellt.

    Anschaulich ist auch der Erzählstil, es fällt schwer, den Roman aus der Hand zu legen.

    Mit den beiden Kommissaren Tanner und Kaltenbach, zwei Sympathieträgern, die im Interesse des Ermittlungsfortschritts gelegentlich gegen Dienstvorschriften verstoßen, kann der Leser sich identifizieren und nimmt an ihren Schicksalen Anteil.

    Dem Roman sind im Anhang ein Verzeichnis der zahlreichen historischen und fiktiven Figuren und ein ausführliches Nachwort beigefügt, das Nachwort enthält Links zu Informationen über den dem Krimi zugrundeliegenden Doppelmord von 1928.


    Fazit

    Ein gut aufbereiteter, auf historischen Fakten beruhender Kriminalroman – sehr lesenswert!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: B0C4YWVWDY

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Du kannst keine Hilfe rufen und nicht wegrennen, nicht einmal das Licht anschalten. Der Mörder hat die Trümpfe in der Hand.

    Ein unerklärlicher Mordfall erschüttert das Dorf Skageby in Nordschweden. Lilly Hed übernimmt zusammen mit einer befreundeten Kommissarin die Ermittlungen. Da zieht ein extremer Sturm auf mit Starkregen, umstürzenden Bäumen und schließlich komplettem Stromausfall. Skageby ist völlig von der Außenwelt abgeschnitten und versinkt im Dunkeln. Als ein weiterer Mord geschieht, macht sich Panik in der kleinen Gemeinde breit. Der Mörder aber weiß, dass es noch nie so einfach war, spurlos aus dem Dunkel zuzuschlagen – und er hat weitere Namen auf seiner Liste.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Pernilla Ericson ist erfolgreiche Krimi-Autorin und Journalistin. In ihrer Arbeit für Zeitungen und TV befasst sie sich viel mit Klimawandel und sozialer Gerechtigkeit. Diese Themen bringt sie auch in ihre Spannungsromane ein. Ihre Reihe um die Polizistin Lilly Hed eroberte in Schweden die Bestsellerlisten und verhalf ihr auch international zum Durchbruch. Pernilla Ericson lebt in Stockholm.


    Allgemeines

    Zweiter Band der Reihe um Lilly Hed

    Titel der Originalausgabe:“ Släcka liv“, ins Deutsche übersetzt von Friederike Buchinger

    Erschienen im Fischer Verlag am 1.Juli 2023 als E-Book, am 26.Juli 2023 als TB mit 432 Seiten

    Gliederung: Roman in 82 Kapiteln – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Skageby, Nordschweden , ein verregneter Herbst in der Gegenwart


    Inhalt

    In dem nordschwedischen Ort Skageby wird ein alleinlebender älterer Mann in seinem eigenen Haus mit einem Messer getötet. Die Ermittlungen vor Ort kommen nicht gut voran, deshalb werden die Stockholmer Kommissarinnen Lilly Hed und Liv Kaspi zur Unterstützung in den Norden geschickt. Kurz nach ihrer Ankunft wütet in und um Skageby herum ein katastrophaler Sturm, der den Ort in physischer und kommunikationstechnischer Hinsicht isoliert: die Straßen sind wegen umgestürzter Bäume nicht passierbar und infolge eines mehrtägigen Stromausfalls sind weder Mobiltelefone noch Computer nutzbar. Deshalb kann auch keine Unterstützung durch das Team der Kriminaltechnik angefordert werden, sodass Lilly und Liv auf „altmodische“ Weise ermitteln müssen.

    Dem Mörder kommt die isolierte Situation des Dorfes allerdings sehr gelegen, es stehen noch weitere Menschen auf seiner Todesliste und im Dunkeln lässt es sich umso leichter morden…


    Beurteilung

    Auch im zweiten Band der Reihe um Lilly Hed, den man unabhängig vom ersten lesen kann, spielt der Klimawandel eine Rolle. War es im Sommer die extreme Dürre und Waldbrandgefahr, so ist es jetzt ein verheerender Sturm, der mit seinen Auswirkungen Menschenleben in Gefahr bringt.

    Während herbstlicher Schneeregen durch Skageby peitscht, geht dort ein Mörder um, der es auf alleinstehende ältere Männer abgesehen hat. Ein Motiv ist zunächst nicht zu eruieren, zumal die Befragten aus dem Umfeld der Mordopfer nicht sehr auskunftsfreudig sind. Die isolierte Lage des Ortes erlaubt keine personelle Verstärkung und moderne technische Hilfsmittel können aufgrund des Stromausfalls nicht genutzt werden. Die beklemmende Situation in einem Ort, in dem ein Mörder sein Unwesen treibt und auch die Schilderungen der Extremwetterlage sind sehr anschaulich und atmosphärisch.

    Neben den Ermittlungen in Skageby spielen zwei weitere Handlungsstränge um das Privatleben der beiden Kommissarinnen eine untergeordnete Rolle. Lilly leidet noch immer unter den Misshandlungen ihres manipulativen Ex-Mannes Svante, gegen den sie sich endlich juristisch zur Wehr setzen will. Liv und ihr Mann Rickard kämpfen darum, ihr Pflegekind Felicia adoptieren zu dürfen, da die leibliche Mutter als Drogensüchtige nicht als Erziehungsberechtigte geeignet ist. Auch hier werden wieder zwei soziale Probleme der modernen schwedischen Gesellschaft thematisiert.

    Die Charaktere der beiden Hauptfiguren sind in ihrer Unterschiedlichkeit einerseits und der harmonischen Zusammenarbeit andererseits differenziert und glaubwürdig ausgestaltet.


    Fazit

    Ein spannender skandinavischer Kriminalroman mit einer eindrücklich vermittelten beklemmenden Atmosphäre und zwei sympathischen Ermittlerinnen!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: B0B2ZXYPKF

    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)

    A second son, not born to rule, becomes a man, and a king...

    In grand royal palaces, Prince Harry grows up dreaming of knights and chivalry - and the golden age of kings that awaits his older brother. But Arthur's untimely death sees Harry crowned King Henry of England.

    As his power and influence extends, so commences a lifelong battle between head and heart, love and duty. Henry rules by divine right, yet his prayers for a son go unanswered.

    The great future of the Tudor dynasty depends on an heir. And the crown weighs heavy on a king with all but his one true desire.

    HENRY VIII. HIS STORY.


    Autorin (Quelle: Amazon)

    Alison Weir is a bestselling historical novelist of Tudor fiction, and the leading female historian in the United Kingdom. She has published more than thirty books, including many leading works of non-fiction, and has sold over three million copies worldwide. […]


    Allgemeines

    Erschienen am 11. Mai 2023 bei Headline Review als HC mit 640 Seiten

    Gliederung: Familienstammbaum der Tudors 1503 – Prolog – Hauptteil in vier Großabschnitten mit nummerierten Kapiteln – Familienstammbaum der Tudors 1547 – Autorennachwort – umfangreiches Personenverzeichnis – chronologische Zeitübersicht – Reading Group Questions

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Henry VIII

    Handlungsorte und -zeit: diverse Orte in England und Frankreich, 1503 bis 1547


    Inhalt und Beurteilung

    Dieser biographische Roman ist gewissermaßen das Gegenstück zur sechsbändigen Reihe der Autorin über die Ehefrauen des englischen Königs Henry VIII. Während bei den Romanen über seine Frauen jeweils aus der Perspektive der jeweiligen Protagonistin berichtet wird, verfolgt der Leser hier das farbenprächtige Leben des berühmt-berüchtigten Königs rückblickend aus dessen Sicht, Henry liegt auf dem Sterbebett und lässt sein Leben Revue passieren.

    Die Handlung des Hauptteils setzt 1503 mit dem Tod seiner Mutter Elizabeth of York im Kindbett ein, ein Ereignis, das für den damals Zwölfjährigen prägend ist, da er seine Mutter als Idealbild einer Königin betrachtet und seine Ehefrauen später an diesem Vorbild misst.

    Die Autorin ist eine renommierte Historikerin, was man auch diesem Werk anmerkt, sie hat sehr gründlich recherchiert und schildert die Ereignisse unter Henrys Regentschaft faktengetreu. Seine Charakterdarstellung gelingt ihr sehr glaubhaft, das gilt besonders für seinen Wandel vom hoffnungs- und lebensfrohen jungen König zum verbitterten kranken und intoleranten Mann. Sein Leben ist geprägt von dem Bemühen um einen - oder mehr - legitime männliche Thronfolger, dabei geht er durchaus buchstäblich über Leichen und nutzt die Aufgabe, einen Thronfolger zeugen zu müssen, auch für die Befriedigung persönlicher Interessen.

    Die Beziehungen zu seinen charakterlich sehr unterschiedlichen Ehefrauen und das Rollenverständnis der Partner in diesen Ehen werden eindrücklich geschildert. Auch seine Beziehungen zu politischen Freunden und Feinden werden eingehend beleuchtet. Seine zunehmende Neigung, frühere Weggefährten hinrichten zu lassen und sich solche Taten noch selbst schönzureden, wirft ein sehr negatives Licht auf ihn.

    Dem Roman sind ein Autorennachwort, ein äußerst umfangreiches Personenverzeichnis und eine chronologische Übersicht der Ereignisse (timeline) nachgestellt, das Personenverzeichnis hätte besser vorangestellt werden sollen, denn selbst für Kenner der Tudor-Ära ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten.


    Fazit

    Eine gründlich recherchierte, lesenswerte Ergänzung zur Reihe „Six Tudor Queens“ der Autorin, empfehlenswert für Leser mit Interesse an der Tudor-Dynastie!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 1472278089

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Das Tor zum Süden

    Göschenen, 1872: Helene begleitet ihren Vater oft auf seinen Fahrten über den gefährlichen Gotthardpass. Als ein Tunnel durch den Berg gebaut werden soll, fürchten die Fuhrhalter um ihre Existenz, die Bergarbeiter aus Italien sind Anfeindungen ausgesetzt. Auch wenn ihre Eltern dem Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof anbieten, weiß Helene, dass sie eine Verbindung zu dem temperamentvollen Italiener niemals billigen würden – und doch geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Als es im Tunnel immer häufiger zu schweren Unfällen kommt, muss sie schon bald um Pieros Leben bangen.

    Die epische Geschichte eines kühnen Bauvorhabens und einer Liebe, die nicht sein durfte


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus.

    Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane »Die Tochter der Toskana«, »Das Gutshaus in der Toskana«, »Sterne über der Toskana«, »Die Sehnsucht der Albatrosse« und »Das Geheimnis des Nordsterns« sowie die drei Bände ihrer Amisch-Saga »Der Himmel über Amerika« lieferbar.


    Allgemeines

    Erschienen am 19.06.2023 im Aufbau Verlag als TB mit 477 Seiten

    Gliederung: Prolog – Roman in sieben Teilen mit insgesamt 49 Kapiteln – Epilog – Nachwort – Verzeichnis historischer Persönlichkeiten – Glossar

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsorte und -zeit: Göschenen (Schweiz) und Airolo (Italien), 1872 bis 1882


    Inhalt

    Nachdem der Warenverkehr zwischen den Ländern nördlich und denen südlich der Alpen jahrhundertelang unter großen Beschwernissen und Gefahren mit Fuhrwerken über den Gotthardpass gelaufen ist, beschließt man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einen Eisenbahntunnel durch den Berg zu bauen. Unter der Leitung des Schweizer Bauunternehmers Louis Favre beginnt im Jahr 1872 der Bau von der nördlichen Seite im Dorf Göschenen, auf italienischer Seite wird ebenfalls mit den Tunnelarbeiten begonnen.

    In Göschenen leben viele Einwohner, so auch der Vater von Helene Herger, von ihrer Arbeit als Fuhrhalter und manche von ihnen fürchten, durch den Bau eines Eisenbahntunnels ihre Lebensgrundlage zu verlieren. Doch der Bau wird ungeachtet der Proteste vorangetrieben. Für die Bauarbeiten werden viele Italiener als Mineure angeworben, auch diesen stehen viele Göschener Bürger wegen deren angeblich „lockeren Sitten“ ablehnend gegenüber. Als Helene und der italienische Mineur Piero, der bei ihrer Familie zur Untermiete wohnt, sich ineinander verlieben, scheint dieser Beziehung keine Zukunft beschieden…


    Beurteilung

    Der Roman, der einige fiktive Protagonisten in ein gründlich recherchiertes historisches Umfeld stellt, schildert überaus eindrucksvoll die gigantische Meisterleistung, die Ingenieure und Hunderte einfacher Bergleute im Verlauf des Tunnelbaus vollbringen. Die Arbeitsbedingungen im unbelüfteten überhitzten Tunnel sind unmenschlich, viele Arbeiter kommen ums Leben – teilweise durch Unfälle bei Sprengungen mit dem sehr empfindlichen Dynamit oder durch Steinschlag, aber auch durch Krankheiten wie z.B. eine Staublunge. Ein Streik der Tunnelarbeiter im Jahr 1875 bringt keine wesentlichen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, denn die Bauherren stehen unter massivem Zeitdruck.

    Es gelingt der Autorin sehr gut, das technische Vorgehen bei den Bohrungen anschaulich und für Laien verständlich zu schildern. Auch das gesellschaftliche Umfeld in dem traditionsverbundenen Bergdorf und die Konflikte zwischen den Einheimischen und den italienischen Arbeitern werden eindrucksvoll verdeutlicht. Die Infrastruktur des Dorfes ist überfordert, es gibt nicht genug Unterkünfte für die Arbeiter, die sich teilweise mit Anderen ein Bett teilen müssen und in Wechselschichten schlafen.

    In die Handlung rund um den Tunnelbau ist eine schöne, glaubwürdige Liebesgeschichte ohne überzogene Sentimentalität eingebettet. In diesem Zusammenhang sind sowohl die Charaktere der beiden Liebenden als auch ihrer Familien differenziert ausgestaltet.

    Der Anhang des Romans enthält ein Verzeichnis in den Tunnelbau involvierter Persönlichkeiten und ein Glossar mit Fachbegriffen aus dem Tunnelbau, die das Verständnis des bergmännischen Laien erleichtern.


    Fazit

    Ein rundum gelungener Roman um den Bau des Gotthardtunnels 1872 bis 1882, der den Menschen, die unter unmenschlichen Bedingungen dort arbeiteten und teilweise ihr Leben verloren, ein würdiges Denkmal setzt!

    10 Punkte

    ASIN/ISBN: B0BMM6Y8JQ

    Edit: Links zu anderem Forum entfernt.

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    «Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben.» Was wie ein schlechter Scherz klingt, wird grausame Wirklichkeit. Buchbloggerin Faja traut ihren Augen nicht, als sie ihren Kollegen Claas vor sich auf dem Bildschirm sieht: geknebelt, gefesselt, in Todesangst. Die Botschaft ist an sie persönlich gerichtet. Faja hat keine Ahnung, warum. Oder wer dieses perfide Spiel mit ihr treibt. Doch Claas und sie bleiben nicht die einzigen Opfer …

    Steckt ein ausgeklügelter Plan hinter der «Challenge» oder purer Wahnsinn?


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Andreas Winkelmann, geboren im Dezember 1968 in Niedersachsen, war Bäcker, Soldat, Sportlehrer, Taxifahrer, Versicherungsfachmann und arbeitete in einer Honigfabrik, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er lebt in einem über vierhundert Jahre alten Haus am Waldesrand nahe Bremen. Wenn er nicht gerade in menschliche Abgründe abtaucht, überquert er zu Fuß die Alpen oder wandert am Polarkreis, fischt und jagt mit Pfeil und Bogen in der Wildnis Kanadas oder fährt mit dem Fahrrad durch Skandinavien. «Grenzerfahrungen erweitern den Horizont», findet er.


    Allgemeines

    Erschienen am 13.06.2023 im Rowohlt Verlag als TB mit 400 Seiten

    Gliederung: Roman in fünf Teilen (Wort 1 bis Wort 5), jeweils mit nummerierten Kapiteln

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Eine nicht namentlich genannte deutsche Stadt in der Gegenwart


    Inhalt

    Die Buchhändlerin Faja Bartels erhält während einer Autorenlesung in der Buchhandlung „Schriftzeichen“ ein Handyvideo, in dem ihr Kollege Claas Rehagen zu sehen ist. Er ist mit Klarsichtfolie an einen Stuhl gefesselt, ein Zettel vor seiner Brust fordert Faja auf, eine „spannende Geschichte in fünf Wörtern“ zu erzählen, ansonsten werde ihr Bekannter sterben. Faja hält das für einen Scherz von Claas und reagiert falsch, wodurch sie quasi sein Todesurteil unterschreibt. Als weitere Menschen unter vergleichbaren Umständen sterben, wird es den Ermittlern um Kommissar Simon Schierling klar, dass sie es mit einer Mordserie zu tun haben, die im „Literatur-Milieu“ angesiedelt ist. Die Opfer sind Mitglieder einer Online-Community namens „Bücherjunkies“, der Mörder stellt literarische Aufgaben, die am Vorbild Ernest Hemingways orientiert sind und an jedem Tatort wird der sehr erfolgreiche Krimi „Dunkelheit, mein Freund“ von David Sanford vorgefunden.

    Das erste Mordopfer hat eine sehr negative Rezension zu diesem Buch geschrieben, deshalb gerät der Autor, der offenbar etwas zu verbergen hat, unter Verdacht. Aber es gibt in Fajas Umfeld weitere Personen, die sich verdächtig machen.

    Simon erhält bei seinen Ermittlungen Unterstützung von Jaro(slav) Schrader, einem Zielfahnder, der nach einem gründlich misslungenen Festnahmeversuch mit Todesfolge derzeit suspendiert ist, bis er sich einer Therapie bei einer Psychotherapeutin unterzogen hat. Jaro nimmt es mit den Dienstvorschriften nicht so genau und wird dadurch zum wertvollen Helfer für Simon.


    Beurteilung

    Die Handlung von „Nicht ein Wort zu viel“ ist im weitesten Sinne im Literaturbetrieb angesiedelt, die in die Mordserie verwickelten Personen sind - mehr oder weniger erfolgreiche - Autoren, leidenschaftliche Leser, organisiert im Online-Forum „Bücherjunkies“, sowie Buchhändler und Rezensenten.

    Die Aufgabenstellung des Mörders ist originell und es überrascht, wie viel man tatsächlich mit nur fünf Worten erzählen kann. Als Beispiel für diese Flash Fiction dient eine minimalistische Geschichte von Hemingway: „Zu verkaufen: Babyschuhe, nie getragen“.

    Die Handlung gestaltet sich ziemlich komplex, es ist für die Ermittler nicht einfach, ein Motiv für die merkwürdigen Taten zu eruieren, zumal es in Fajas persönlichem Umfeld einige Ungereimtheiten gibt, die auch andere als „literarische“ Motive denkbar erscheinen lassen.

    Die Charaktere der Hauptfiguren Faja, Jaro und Simon, aus deren Perspektiven abwechselnd berichtet wird, sind individuell ausgearbeitet.

    Durch den Perspektivwechsel gestaltet sich die Lektüre kurzweilig und die zunehmende Spannung im Handlungsverlauf sorgt ebenfalls dafür, dass man das Buch nur ungern aus der Hand legt.

    Die Auflösung ist nicht zu früh absehbar, wirkt aber am Ende nicht völlig realistisch.


    Fazit

    Spannende Unterhaltung über eine Mordserie im bibliophilen Umfeld – lesenswert!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3499007525

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Bei Grabungen werden auf der Insel Bryher menschliche Überreste zutage gefördert. Wer ist der Tote und warum wurde er damals nicht als vermisst gemeldet?

    Detective Inspector Ben Kitto taucht ab in die Vergangenheit seiner Heimatinsel vor Cornwall und sein Verdacht fällt bei den Ermittlungen auch auf Personen, die ihm nahestehen.

    Als die Knochen vom Fundort gestohlen werden, ist klar: Der Mörder ist noch unter ihnen.

    Aber auch Kittos eigene Vergangenheit als Undercover-Polizist droht, ihn einzuholen. Ein Auftragsmörder sinnt auf Rache und kommt ihm und seiner schwangeren Freundin Nina von Tag zu Tag näher.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Kate Penrose kennt die Scilly-Inseln vor der Küste Cornwalls wie ihre Westentasche. Seit Kindertagen verbringt sie fast jeden Sommer dort und ist jedes Mal aufs Neue fasziniert von dem atemberaubenden Naturparadies. Die Idee für eine Krimiserie mit diesem einzigartigen Schauplatz kam ihr spontan bei einem Restaurantbesuch, und aus ein paar hastig hingekritzelten Stichworten auf der Speisekarte wurde einige Monate später der erste Insel-Krimi. Kate Penrose, die auch unter dem Namen Kate Rhodes schreibt, lebt mit ihrem Mann, dem Autor David Pescod, in Cambridge am Ufer des River Cam.


    Allgemeines

    Sechster Band der Reihe um Ben(esek) Kitto

    Titel der Originalausgabe: “The Brutal Tide“, ins Deutsche übersetzt von Birgit Schmitz

    Erschienen am 24.05.2023 im Fischer Verlag als TB mit 464 Seiten

    Gliederung: Roman in drei Teilen – Prolog – 87 Kapitel – Danksagung, Karte der Scilly Inseln im vorderen Einband

    Ich-Erzählung von Ben Kitto, eingeschobene Kapitel als Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Ruby Travis

    Handlungsort und -zeit: Bryher, die erste Woche im Mai 2022


    Inhalt

    Auf der Insel Bryher will ein Architektenehepaar, das einst seine Kindheit dort verbracht hat, ein Zentrum für Outdoor-Aktivitäten bauen, was nicht alle Inselbewohner erfreut. Die Bauarbeiten müssen gestoppt werden, als auf der Baustelle ein Skelett zutage kommt, das schon ca. zwanzig Jahre dort vergraben gewesen sein muss. Für Ben Kitto ist es sehr irritierend, dass im entsprechenden Zeitraum offenbar niemand vermisst gemeldet wurde – in der kleinen Gemeinschaft von ungefähr hundert Inselbewohnern kann eigentlich niemand unbemerkt verschwunden sein. Nach Aufnahme der Ermittlungen mehren sich Anzeichen dafür, dass der damalige Mörder noch immer auf Bryher lebt und die Identifizierung der Überreste verhindern will.

    Ben Kitto hat jedoch noch ein gravierenderes Problem, denn er wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Einige Jahre zu vor hat er den Schwerverbrecher Craig Travis ins Gefängnis gebracht, bei dem er undercover als Fahrer angeheuert hatte, um Beweise gegen ihn zu sammeln. Dieser Mann liegt inzwischen schwerkrank im Sterben, aber seine Tochter Ruby ist besessen von dem Gedanken, an allen, die ihren Vater verraten und zu seiner Ergreifung beigetragen haben, Rache zu nehmen. Zunächst nimmt Ben entsprechende Warnungen seiner früheren Chefin in London nicht allzu ernst, als aber schon einige Personen aus dem Umfeld von Travis ermordet worden sind, beginnt er sich endlich Gedanken zu machen, zumal er auch Verantwortung für seine hochschwangere Lebensgefährtin trägt.


    Beurteilung

    Der sechste Fall für Ben Kitto besteht aus zwei Handlungssträngen. Während der Kommissar mit seinem Kollegen Eddie im Cold Case des vor Jahrzehnten getöteten Mordopfers ermittelt, begibt sich eine skrupellose Rächerin auf die Jagd nach den „Verrätern“ ihres Vaters. In der fortlaufenden Handlung auf der Insel tritt Kitto als Ich-Erzähler auf, der wie immer sympathisch, aber etwas unbedarft agiert, immer wieder Verdächtige zu erkennen glaubt und sich glücklich schätzen darf, seinen treuen und wachsamen Wolfshund Shadow an seiner Seite zu haben.

    Der zweite Handlungsstrang, dessen kursiv gedruckte Kapitel sich mit der Haupthandlung abwechseln, schildert in der dritten Person die Aktivitäten von Ruby Travis, die auf dem Weg zu den Scilly-Inseln eine blutige Spur quer durch England hinterlässt. Dieser Handlungsstrang weist den höheren Spannungsgrad auf, da minutiös geschildert wird, wie Ruby ihre Opfer aufspürt und zur Strecke bringt.

    Dem Leser ist schnell klar, dass der arglose Kitto der intelligenten und durchtriebenen jungen Frau ohne seine beiden Bodyguards – seinen Hund Shadow und einen ehemaligen Militärangehörigen – kaum gewachsen sein wird.

    Neben dem Handlungsstrang um Ruby Travis gestaltet sich die Handlung um die Ermittlungen auf der Insel eher ruhig, besticht aber durch die schönen Schilderungen der dortigen Natur.


    Fazit

    Ein atmosphärischer, unterhaltsamer und stellenweise auch recht spannender Krimi, dessen Handlung man auch ohne Vorkenntnisse der vorherigen Bände folgen kann!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3596708397

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Die Woche vor Ostern steht ganz im Zeichen des renommierten Jazz-Festivals, das alljährlich in Voss stattfindet. In diesem Jahr wird es eröffnet von der Königin des Saxophons: Marta Tverberg. Sie spielt zwei Stunden ohne Pause. Hält eine flammende Rede gegen den Sexismus im Musikbetrieb. Nimmt ihr Instrument für ein letztes Solo. Und bricht tot auf der Bühne zusammen.

    Agnes Tveit sitzt im Publikum. Sie schreibt an einer Biographie über die weltberühmte Musikerin aus Voss. Als Agnes die Tagebücher der Künstlerin zugespielt werden, kommt schnell der Verdacht auf, dass dieser Tod gewollt war. In ihren Aufzeichnungen finden sich gleich mehrere Verdächtige. Doch wer kannte Marta Tverberg wirklich? Agnes recherchiert tiefer, stelle unbequeme Fragen. Und schwebt plötzlich selbst in Lebensgefahr. Denn Voss ist klein, und jeder kennt hier jeden …


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Randi Fuglehaug ist eine norwegische Autorin und Free-Lance-Journalistin. Sie wuchs in Voss auf und kennt die Gegend, über die sie schreibt, sehr genau. »Todesschlag« ist der zweite Kriminalroman in der Agnes-Tveit-Reihe. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Oslo.


    Allgemeinesø

    Zweiter Band der Reihe um Agnes Tveit

    Titel der Originalausgabe:“Tonedød“, ins Deutsche übersetzt von Hanne Hammer

    Erschienen am 26. April 2023 im Fischer Verlag als broschiertes TB mit 384 Seiten

    Gliederung: Kapitel ohne Nummerierung, jeweils überschrieben mit dem jeweiligen Tag der Handlung – Epilog (Rückblick) – Personenverzeichnis

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Agnes Tveit

    Handlungsort und -zeit: Voss, Norwegen, eine Osterwoche in der Gegenwart

    Inhalt

    Die Journalistin Agnes Tveit arbeitet an einer Biographie über die seit Jahrzehnten berühmte Saxophonistin Marta Tverberg. Als diese beim Jazz-Festival in Voss auftritt, ist Agnes deshalb unter den Zuhörern und wird Augenzeugin, als die Künstlerin nach einer bissigen Ansprache an ihr Publikum auf der Bühne tot zusammenbricht. Die Annahme vom plötzlichen Herztod lässt sich nicht lange aufrechterhalten.

    Agnes stößt bei ihren Recherchen mithilfe von Notizen und Sprachaufnahmen ihrer Interviews auf einige merkwürdige Details im Leben der verstorbenen Künstlerin. Wie es scheint, gibt es mehrere Menschen, denen Martas Tod nicht ungelegen kommt. Allerdings ist ihr Tod nicht der einzige im Umfeld des Jazz-Festivals und es ist schwierig, sich vorzustellen, dass derselbe Täter für alle Todesfälle verantwortlich sein könnte…


    Beurteilung

    Agnes Tveit hat während der Basisrecherchen für ihre Biographie zunächst keinen guten Zugang zu Marta Tverberg gefunden, denn diese ist eine eigenwillige Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, die manchmal auch die grundlegendste Höflichkeit außer Acht lässt. Trotzdem ergibt sich nach und nach ein facettenreicheres Bild der mittlerweile verstorbenen Musikerin, sodass Agnes immer mehr Respekt entwickelt und entschlossen ist, die Umstände dieses Todesfalls aufzudecken. Dabei geht sie recht eigenwillig – und der Polizei, darunter ihrem Jugendfreund Viktor, gegenüber wenig kooperativ vor. Sie befragt in eigener Regie diverse Menschen im Umfeld des Jazz-Festivals und bohrt hartnäckig in deren Vergangenheit herum. Durch dieses unkluge Vorgehen, das nicht vollkommen realistisch wirkt, bringt sie sich in Gefahr.

    Der Kriminalfall ist ziemlich verwickelt und vielschichtig, die Auflösung ist angesichts der Wendungen im Handlungsverlauf nicht zu früh absehbar, aber auch in dieser Konstellation nicht sehr glaubwürdig.

    Der Erzählstil ist anschaulich und stellenweise fesselnd, größere Spannung kommt jedoch erst gegen Ende des Romans auf.

    Agnes´ Privatleben, das hier in gewisser Weise mit dem Fall verwoben ist, spielt wieder eine Rolle, wobei einige ihrer Eigenschaften – ihr Interesse an Männern und am Essen – etwas kürzer hätten abgehandelt werden können. Es gibt im Anhang des Romans ein Personenverzeichnis, trotzdem ist es angesichts der fortlaufenden Entwicklungen im Leben des „Stammpersonals“ ratsam, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen.


    Fazit

    Ein vielschichtiger, aber etwas zu konstruierter Kriminalroman um den Tod einer eindrucksvollen Musikerin!

    7 Punkte

    ASIN/ISBN: 3596705576

    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)

    A murdered woman. A missing child. And a father intent on revenge.

    On a cold day in Reykjavik, a baby goes missing from her pram. When the child's blanket washes up on the beach, and the mother is found dead, everyone's worst fears seem to have been realised.

    Eleven years later, and detective Huldar and child psychologist Freyja are now working in the same police building, on the same team. Freyja believes that personal and professional relationships must remain separate, however hard that may be. But when a woman's dismembered body is found in a deserted car, her head missing, and Freyja and Huldar find themselves working on the same case, the secrecy around their affair threatens to crack. And when Freyja is accused of a serious breach of police protocol, will Huldar be able to help her? Meanwhile, their search to identify the body takes the case back into secrets of the past, and the unspoken crimes that bind three separate families.


    Autorin (Quelle: Amazon)

    Author of the bestselling Thora Gudmundsdottir crime series and several stand-alone thrillers, Yrsa Sigurðardottir was born in Reykjavik, Iceland, in 1963 and works as a civil engineer. […]


    Allgemeines

    Sechster Band der Reihe “Children´s House“

    Titel der isländischen Originalausgabe: “Þögn“, ins Englische übersetzt von Victoria Cribb

    Erschienen am 12.05.2022 bei Hodder & Stoughton als HC mit 448 Seiten

    Gliederung: Hinweise zur Aussprache isländischer Namen – Prolog – 36 Kapitel

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Reykjavík, ca.2019 und 11 Jahre zuvor


    Inhalt und Beurteilung

    Der Roman setzt sich aus mehreren Handlungssträngen zusammen, deren Verflechtung erst nach und nach ersichtlich wird.

    Elf Jahre vor Beginn der fortlaufenden Handlung hat ein aus zwei Männern bestehendes Ehepaar auf illegalem Wege (Leihmutterschaft, in Island verboten) ein Baby bekommen. Nur wenige Monate später wird die kleine Mía aus ihrem Kinderwagen im Garten entführt und bleibt verschwunden. Die Männer adoptieren dann, diesmal auf legalem Wege, ein weiteres Mädchen.


    In der Gegenwart hat sich eine junge Frau aus einer dysfunktionalen Familie bereiterklärt, ebenfalls für die beiden Männer ein Kind auszutragen.


    Der dritte Handlungsstrang kreist um ein Ehepaar, dessen aufgrund von Leukämie immunsupprimierte elfjährige Tochter an Masern erkrankt und verstorben ist. Die Mutter betäubt sich mit Tabletten, der Vater ist außer sich vor Kummer und Zorn, er ist besessen von der Idee, denjenigen zu finden, der seine Tochter mit Masern infiziert hat und Rache zu nehmen.

    Briet, eine Frau, die Statistiken für eine Studie zu Impfungen und den Folgen von fehlenden Impfungen erstellt, verschwindet spurlos, bis im Kofferraum ihres eigenen Autos weibliche Leichenteile ohne Kopf gefunden werden. Muss man davon ausgehen, dass der Vater des an Masern verstorbenen Kindes diese Frau ermordet hat, weil sie ihm keinen Einblick in ihre Datenbanken geben durfte oder wollte?


    Wie schon beim fünften Band „The Doll“ ist auch hier die Handlung sehr komplex, bis weit in die zweite Hälfte des Romans sehr verwickelt und undurchschaubar. Jeder Handlungsstrang ist fesselnd, aber ein Zusammenhang ist nicht zu erkennen, was beim Leser für Verwirrung und Verwechslungen sorgt und viel Konzentration bei der Lektüre erfordert. Letztendlich gelingt es der Autorin, alle Einzelteile zu einem verständlichen Ganzen zusammenzusetzen, auch wenn manche Umstände in dieser Form zu viel sind, um noch realistisch zu wirken.

    Die Romanfiguren sind in ihren Charakteren differenziert ausgearbeitet und das übergeordnete Thema (Leih-) Mutterschaft, bzw. Elternschaft wird von verschiedenen Seiten ausgiebig beleuchtet. Auch Erla, Huldars Chefin, ist hochschwanger und blickt der Entbindung ihres ungeplanten Kindes mit gemischten Gefühlen entgegen. Die - teilweise gemeinsame – Geschichte von Huldar und Freyja, die jetzt auch bei der Polizei tätig ist, wird fortgesetzt. Es ist jedoch ohne Weiteres möglich, den sechsten Band ohne Kenntnis früherer Bände der Reihe zu lesen.

    Der Erzählstil ist flüssig, anschaulich und humorvoll, die Übersetzerin hat erneut gute Arbeit geleistet.


    Fazit

    Ein fesselnder Roman um die Elternschaft in all ihren Facetten, etwas zu verwickelt, um vollkommen realistisch zu sein! Die Lektüre erfordert die volle Konzentration des Lesers.

    7 Punkte

    ASIN/ISBN: 1473693535

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Im Morgennebel stoßen Wanderer im Roten Moor auf die Leiche einer jungen Frau. Die Kriminalpolizei identifiziert sie wenig später als Matilda Nolte, die 2009 nach einer Abiparty spurlos verschwand. Für Kommissar Janosch Janssen ist die Entdeckung ein Schock: Matilda war seine heimliche Jugendliebe. Und sein Vater damals der Hauptverdächtige, der dem Druck der schonungslosen Ermittlungen nicht standhielt und Suizid beging. Um seinen Vater zu entlasten und Matildas Mörder zu finden, muss Janosch ausgerechnet mit Kriminaloberrätin Diana Quester zusammenarbeiten. Die Ermittlerin, die er für den Freitod seines Vaters verantwortlich macht ...


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Lars Engels, Jahrgang 1992, ist Werbetexter und Autor. So oft wie möglich zieht es ihn vom Schreibtisch weg in die Natur, um neue Inspiration zu sammeln. Er lebt in Neuss, doch die Geschichten von der Moorlandschaft an der Rhön haben ihn schon immer fasziniert.


    Allgemeines

    Erster Band der Reihe um Janosch Janssen

    Erschienen am 26.01.2023 im Ullstein Verlag als TB mit 384 Seiten

    Gliederung: Roman in 19 Kapiteln, jeweils mit einer Überschrift versehen – Nachwort

    Erzählung in der dritten Person, wechselnd aus den Perspektiven von Janosch Janssen und Diana Quester

    Handlungsort und -zeit: Grimmbach in der Rhön, 2018 und 2009


    Inhalt

    Kurz nachdem Kriminalkommissar Janosch Janssen eher widerwillig seiner verwitweten Mutter zuliebe in sein Heimatdorf Grimmbach zurückgekehrt ist, wird im Roten Moor die Leiche von Matilda Nolte gefunden. Sie war eine Klassenkameradin von Janosch, für die er schwärmte; seit einer Party kurz vor dem Abitur vor fast zehn Jahren galt sie als vermisst. Janosch ist entschlossen, ihren Mörder zur Strecke zu bringen. Seinerzeit wurde sein eigener Vater des Mordes verdächtigt und von der Polizei so unter Druck gesetzt, dass er sich das Leben nahm. Janosch war und ist von der Unschuld seines Vaters, die er nun beweisen will, überzeugt. Wie ein Schlag ins Gesicht trifft ihn die Tatsache, dass seine Vorgesetzte in Grimmbach ausgerechnet Diana Quester ist, die Ermittlerin, die Janoschs Vater beschuldigte und damit in seinen Augen für dessen Tod die Verantwortung trägt.


    Beurteilung

    Die Handlung dieses lesenswerten Kriminalromans spielt sich auf zwei Zeitebenen ab. Der kursiv gedruckte Handlungsstrang in der Vergangenheit schildert die Ereignisse vom Herbst 2008 bis zum Verschwinden von Matilda Nolte im Februar 2009 und dem kurz darauf folgenden Tod von Harald Janssen.

    Der Handlungsstrang über die Gegenwart setzt im Herbst 2018 mit dem Auffinden von Matildas Leiche ein. Im Laufe der Ermittlungen, die in kleinen (Fort)schritten realistisch geschildert werden, verdichten sich bald Hinweise auf die Unschuld des damaligen Hauptverdächtigen, dafür schießen jedoch neue Theorien und Tatverdächtige wie Pilze aus dem Boden. Immer mehr Einwohner des fiktiven, kleinen Orts Grimmbach scheinen etwas zu verbergen zu haben und diverse Arten der Kriminalität könnten in diesem Fall eine Rolle spielen.

    Janoschs Vorgesetzte, eine wenig umgängliche Frau, die seit einer früheren schiefgelaufenen Ermittlung besonders verbissen agiert, macht ihm das Leben schwer, muss aber letztlich zugeben, dass er ein guter Polizist ist und seine Mitarbeit akzeptieren.

    Neben der eigentlichen Krimihandlung wird auch – in einem nicht zu großen Umfang – auf das Privatleben der Protagonisten eingegangen.

    Der Roman besticht durch einen atmosphärischen Erzählstil, die Stimmung der Moorlandschaft im wabernden Nebel wird gut eingefangen und vermittelt.

    Auch der Charakterisierung seiner Hauptfiguren hat der Autor Aufmerksamkeit geschenkt, im Falle von Diana Quester ist jedoch eine wenig glaubwürdige Überzeichnung festzustellen. Ihr Alleingang ist angesichts der neuesten Ermittlungserkenntnisse unklug, ganz besonders vor dem Hintergrund ihrer gesundheitlichen Probleme.


    Fazit

    Ein vielversprechender Einstieg in eine neue Krimireihe um einen sympathischen Protagonisten und seine bärbeißige Vorgesetzte!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: B09XFF2XXX

    Edit: Link zu anderem Forum entfernt.

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Was hast du mit ihr gemacht? Du bist für ihren Tod verantwortlich. ERINNERE DICH!

    20 Jahre ist es her, dass die Abiturientin Maja bei einer Wanderung spurlos verschwand. 20 Jahre, in denen ihr Freund Arno Seitz jede Erinnerung an das traumatische Ereignis verdrängt hat.

    Jetzt kommt beim Abiturtreffen vieles wieder hoch – Bilder, Gefühle, längst Vergessenes. Die Freunde von damals beschließen, den Wanderweg noch einmal gemeinsam zu gehen. Und jemand, der sich nicht zu erkennen gibt, zwingt Arno, sich endlich seinen Erinnerungen zu stellen.

    Er hat Maja als Letzter gesehen. Er weiß genau, wo sie an jenem Morgen waren. Er hat sie in die Höhle gelockt. Aber was ist dann passiert?


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Die Idee zu seinem Thriller »Erinnere dich!« kam Max Reiter bei einem Klassentreffen. Manche der alten Geschichten, die erzählt wurden, hatte er anders in Erinnerung oder ganz vergessen. Und dann gibt es auch immer die eine oder andere Geschichte, an die man lieber nicht erinnert werden will. Meistens ist es eine harmlose Sache. Doch was, wenn nicht? Dem geht Max Reiter in »Erinnere dich!« auf die Spur, denn die Art, wie Menschen mit ihrer Vergangenheit umgehen, hat ihn schon immer fasziniert. Sie spielt auch in seinen Kriminalromanen aus dem München der 1950er Jahre, die er unter seinem richtigen Namen Andreas Götz veröffentlicht hat, eine wichtige Rolle. Und das Thema wird ihn sicher noch weiter beschäftigen.


    Allgemeines

    Erschienen im Fischer Verlag als E-Book am 1. April 2023 und als TB mit 336 Seiten am 26. April 2023

    Gliederung: Roman in 49 Kapiteln, übergeordnete Abschnitte mit Zeitangaben überschrieben

    Ich-Erzählung des Protagonisten Arno Seitz

    Handlungsort und -zeit: Berlin, Wendling, 2019 mit Rückblicken auf das Jahr 1999


    Inhalt

    Dr. Arno Seitz ist Dozent für Amerikanistik an der Universität in Berlin und führt ein gleichförmiges Leben als Single mit gelegentlichen Frauenbekanntschaften. Nach seinem Abitur im Jahr 1999 hat er seine bayerische Heimatgemeinde Wendling verlassen und ungern an seine Schulzeit zurückgedacht, da kurz nach dem Abitur seine Freundin Maja bei einer Bergwanderung mit zwei Freunden spurlos verschwand. Arnos Beziehung zu seinem Vater war immer schlecht, sodass er seit damals nie nach Wendling zurückgekehrt ist. Doch jetzt erhält er eine Einladung zum Klassentreffen, die er eigentlich sofort ablehnen will. Er überdenkt seinen Entschluss, als ihm anonym ein Handy zugeschickt wird, auf dem ihn jemand namens „Lost & Found“ regelmäßig mit der Aufforderung „Erinnere dich!“ und Hinweisen auf Arnos Jugend kontaktiert.

    Im Verlaufe dieses mysteriösen Kontakts wird Arno immer wieder suggeriert, dass er mehr über Majas Verschwinden weiß, als er es seinerzeit vor der Polizei und auch vor sich selbst zugegeben hat.

    So beschließt Arno, an dem Klassentreffen teilzunehmen und sich seinen verschütteten Erinnerungen zu stellen. Gemeinsam mit seinen damaligen Schulfreunden Lukas und Ulrike sowie mit Majas jüngerer Schwester Anja, die mehr über das Leben ihrer Schwester erfahren will, geht er den Weg der fatalen letzten Wanderung noch einmal…


    Beurteilung

    „Erinnere dich!“ beschäftigt sich mit dem interessanten Thema „Erinnerung“, den Möglichkeiten, verschüttete Erinnerungen nach langer Zeit zutage zu fördern und den Gefahren, aufgrund gewisser Erwartungen oder Suggestionen fehlerhafte Erinnerungen zu entwickeln.

    Der Protagonist ist trotz seines beruflichen Erfolgs aufgrund traumatischer Erfahrungen in seiner Kindheit bei einem alkoholkranken, gewalttätigen Vater und in der Jugend durch den plötzlichen Verlust seiner Jugendliebe ein eher unsicherer Mensch. Als er von einem Unbekannten, der offenbar alles über seine Vorgeschichte weiß, aufgefordert wird, sich einer alten Schuld zu stellen, beginnt er, an seinen bruchstückhaften Erinnerungen und an seinem Charakter zu zweifeln – ist es möglich, dass er wie sein Vater ist und Maja etwas angetan hat? Aufgrund der gut gewählten Perspektive des Ich-Erzählers ist der Leser dem verunsicherten Mann erkenntnismäßig nicht voraus und muss seinerseits bis zum Ende des Romans in Ungewissheit verharren.

    Die Selbstzweifel und die Bemühungen, die Wahrheit über die Ereignisse vor 20 Jahren herauszufinden, werden sehr fesselnd dargestellt. Arno Seitz ist im Grunde ein sympathischer Mann, der aber auch seine dunklen Seiten hat.

    Eine Nebenhandlung um einen Studenten, der Arno mit einem Essay, der an Arnos Jugendtrauma angelehnt ist, provozieren will, sorgt zwar zunächst für höhere Spannung, entpuppt sich aber schließlich als wenig glaubwürdig.


    Fazit

    Ein fesselnder Krimi über die Möglichkeiten, verschüttete Erinnerungen zutage zu fördern und über die Grenzen der Verlässlichkeit bei diesem Vorgang – ungewöhnlich und sehr lesenswert!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: B0BJMJ94CV

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Es sollte der perfekte Kurzurlaub werden: Lexi reist mit fünf Freundinnen auf eine griechische Insel, um ihren Junggesellinnenabschied zu feiern. Von der abgelegenen Villa mit Meerblick bis hin zu den malerischen Tavernen und weiß getünchten Straßen scheint der Urlaub zu schön, um wahr zu sein. Und tatsächlich bekommt die Idylle bald Risse, denn abgesehen von ihrer Freundschaft mit Lexi haben die Frauen nur eines gemeinsam: Sie alle haben etwas zu verbergen. Nach und nach kommen versteckte Absichten ans Licht, Geheimnisse werden enthüllt und die Masken fallen – bis eine Leiche auf den Klippen unterhalb der Villa liegt…


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Lucy Clarke studierte Englische Literatur, bevor sie sich ganz ihrer Karriere als Schriftstellerin widmete. Mit ihren Psychothrillern steht sie regelmäßig auf der Sunday Times Bestsellerliste. Sie lebt mit ihrem Mann, einem Profi-Windsurfer, und ihren zwei Kindern an der englischen Südküste, wo sie in einem Strandhäuschen schreibt und sich von der wilden Natur inspirieren lässt.


    Allgemeines

    Titel der Originalausgabe: „One of the Girls“, ins Deutsche übersetzt von Urban Hofstetter

    Erscheinungstermin: 1. April 2023 als E-Book und 20.April als TB mit 432 Seiten bei dtv*

    Gliederung: Roman in 98 Kapiteln – Anmerkung der Autorin – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit : Aegos, eine fiktive griechische Insel, ein verlängertes Wochenende in der Gegenwart


    Inhalt

    Lexi Lowe, eine 31-jährige Yoga-Lehrerin, die früher eine erfolgreiche Tänzerin und ein lebenslustiges „Partygirl“ war, steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem Verlobten Ed. Ihre beste Schulfreundin Bella organisiert für sie als Junggesellinnenabschied eine mehrtägige Reise auf die (fiktive) griechische Insel Aegos. Mit dabei sind ihre zweitbeste Schulfreundin Robyn, eine neue Freundin namens Ana, Bellas Lebensgefährtin Fen und Eleanor, Lexis zukünftige Schwägerin. Die Frauen wohnen in einer eher isoliert gelegenen Villa, die Fens Tante gehört.

    Die schönen Urlaubstage werden schnell durch Eifersüchteleien und unausgesprochene Konflikte überschattet. Nach und nach stellt es sich heraus, dass Lexi ihre Freundinnen nicht so gut kennt wie sie dachte und dass jede etwas zu verbergen hat…


    Beurteilung

    Die Handlung dieses Romans, der eher eine Erzählung als ein Krimi ist, wird reihum abwechselnd aus den Perspektiven der sechs Frauen geschildert, wobei in jedem Kapitel andeutungsweise auf die Vorgeschichte der jeweiligen Romanfigur eingegangen wird. Der Leser erfährt, dass es im Leben jeder Frau ein Geheimnis gibt und dass dieses in einigen Fällen mit einer der anderen Teilnehmerinnen der „hen party“ oder deren Angehörigen verknüpft ist. Dabei werden die Informationen so spärlich und häppchenweise gegeben, dass das Interesse des Lesers stets am Köcheln gehalten wird und die Erzählung geradezu einen Sog ausübt. Dieses Buch ist schwer aus der Hand zu legen.

    Die Verstrickungen der Romanfiguren untereinander wirken etwas zu konstruiert um in allen Facetten realistisch zu sein, sorgen aber im Laufe der Lektüre für gelungene Überraschungen, zumal in kursiv gedruckten Kurzabschnitten eine namenlose Erzählerin geheimnisvolle Andeutungen über das tragische Ende des Urlaubs macht.

    Die Charaktere der sechs Frauen sind sehr unterschiedlich, einige sind sympathischer als andere, aber sie sind allesamt differenziert ausgearbeitet.

    Der Erzählstil ist sehr anschaulich, man fühlt sich regelrecht auf eine griechische Touristeninsel versetzt.


    Fazit

    Ein wendungsreicher, spannender Roman mit einem schönen Knalleffekt am Ende, fesselnde Unterhaltung zum Abtauchen aus dem Alltag!


    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3423263598


    * Vorzeitige Veröffentlichung der Rezension mit Genehmigung durch Vorablesen

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Im morgendlichen Schneegestöber an der Berliner Siegessäule steht ein verlassener Kleinlaster. Auf der Ladefläche findet die Polizei eine halbnackte tote Frau. Jemand hat ihr mit roter Farbe etwas auf den Körper geschrieben - die Privatadresse des Bundeskanzlers.

    Am Tatort trifft die unerfahrene und ehrgeizige Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski auf den berüchtigten Ermittler Artur Mayer. Was sie nicht wissen: Das ist kein Zufall.

    Kurz darauf tauchen im Netz Videos von der Toten auf, und der Fall nimmt eine dramatische Wende.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    MARC RAABE hat eine TV- und Medienproduktion aufgebaut, bevor er sich 2021 für ein Leben als Autor entschied. Zu diesem Zeitpunkt begann er mit der Art Mayer-Serie. Seine Bestseller erscheinen in mehr als zehn Sprachen. Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.


    Allgemeines

    Erster Band der Art Mayer-Serie

    Erschienen im Ullstein-Verlag als E-Book am 7. März 2022 und als TB mit 592 Seiten am 30. März 2022

    Gliederung: Interview mit Marc Raabe - Prolog – Roman in 60 Kapiteln – Epilog

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Zwei Handlungsstränge: Berlin im Januar 2023 und in den 1990ern


    Inhalt

    Art(ur) Mayer hat nach einer persönlichen Konfrontation mit dem Polizeipräsidenten eigentlich den Polizeidienst quittiert, doch angesichts eines sehr brisanten Mordfalls kehrt er zurück. Die Frau des Gesundheitsministers wird nackt und tot auf der Ladefläche eines Lastwagens aufgefunden, auf ihrem Bauch ist mit roter Farbe die Adresse des Bundeskanzlers Henrik Westphal geschrieben. Sie ist nicht das erste Opfer, das nackt und mit dieser Adresse auf dem Körper aufgefunden wird, aber sie ist prominent und der Hinweis auf den Kanzler hat das Potenzial für einen riesigen Skandal. Mit Hilfe der jungen Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski und Kollegen vom BKA soll Art mit Hochdruck ermitteln und den Kanzler aus der Schusslinie nehmen. Trotz aller Verschwiegenheit hat ein Hacker die Geschichte auf seinem Videokanal publik gemacht und Videos veröffentlicht, auf denen die Mordopfer kurz vor ihrem Tod zu sehen sind.

    Parallel zur fortlaufenden Handlung in der Gegenwart wird die Geschichte eines zwölfjährigen Heimkindes erzählt, das von einer Gruppe von Jugendlichen gemobbt wird. Diese Jugendlichen werden mit Spitznamen genannt, aber es wird schnell ersichtlich, dass sie in der Haupthandlung wichtige Rollen spielen – einer von ihnen ist Bundeskanzler geworden.


    Beurteilung

    In seiner neuen Krimireihe hat Marc Raabe zwei sehr interessante Protagonisten angelegt. Art Mayer, ein Diabetiker, der nicht allzu sorgsam mit seiner Gesundheit umgeht, ist ein unkonventioneller Ermittler und verbirgt unter einer eher harten Schale einen weichen Kern. Distanziert im Umgang mit Kollegen, kümmert er sich liebevoll um ein vernachlässigtes Nachbarkind. Auch seine junge Kollegin Nele ist ein interessanter Charakter, sie ist unerfahren, aber sehr ehrgeizig und willensstark. Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten werden Art und Nele zu einem guten Team.

    Der Kriminalfall ist ziemlich verwickelt und zunächst undurchschaubar. Der Leser begreift schnell, dass die Fälle der ermordeten Frauen mit den Ereignissen in der Vergangenheit zusammenhängen müssen, aber es dauert eine Weile, bis den Romanfiguren im fortlaufenden Handlungsstrang die Spitznamen der damaligen Jugendlichen zugeordnet werden können. Dabei legt der Autor geschickt falsche Fährten – und am Ende kommen Umstände ans Licht, die zuvor überhaupt nicht absehbar waren. Dementsprechend bleibt der Kriminalroman trotz des beachtlichen Umfangs bis zum Schluss spannend.

    Der Erzählstil ist höchst anschaulich und brandaktuell, der Krieg in der Ukraine und eine Reise (in diesem Fall des Bundeskanzlers) in den Nahen Osten zur Aushandlung eines „Gasdeals“ werden thematisiert und vermitteln so den Eindruck absoluter Authentizität.

    Es werden außerdem aktuelle gesellschaftliche Themen angesprochen, wie z.B. die Manipulation der Öffentlichkeit durch Fake-News (gefälschte Videos), die Frage nach dem Umgang mit Politikern, wenn diese in polizeiliche Ermittlungen geraten und der Rolle der Presse in solchen Fällen.

    Der Showdown ist sehr spannend, aber ein wenig übertrieben dargestellt.


    Fazit

    Ein spannender Krimi direkt am Puls der Zeit – ein sehr lesenswerter Einstieg in eine neue Reihe!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 386493205X

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Die Inszenierung von Shakespeares Richard III am Wiener Burgtheater trieft förmlich von Theaterblut, daher fällt kaum jemandem aus dem Publikum die echte Leiche auf der Bühne auf: Ulrich Schreiber, altgedienter Garderobier, wird tot auf einem Thron sitzend von der Unterbühne ins Rampenlicht gefahren. Die Tat löst Entsetzen und Ratlosigkeit gleichermaßen aus: Schreiber war allseits beliebt, ein unauffälliger Mann ohne Feinde. Anders als das nächste Opfer, das weitaus bekannter ist …

    Doch gleich darauf heißt es Aufbruch nach Salzburg, wo das Ensemble bei den Festspielen gastiert. Unnötig zu sagen, dass auch die junge Wiener Kommissarin Fina Plank die Reise nach Salzburg antreten muss. Verstörende Drohungen, hysterische KünstlerInnen und ein unliebsamer Kollege machen ihr zu schaffen - vor allem aber der Gedanke, dass der Fall mit der Festnahme des Mörders nicht gelöst sein wird ...


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Ursula Poznanski lebt mit ihrer Familie in Wien. Die ehemalige Medizinjournalistin ist eine der erfolgreichsten Autorinnen deutscher Sprache: Mit ihren Jugendbüchern steht sie Jahr für Jahr ganz oben auf den Bestsellerlisten, ihre Thriller für Erwachsene erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit.


    Allgemeines

    Zweiter Band der Reihe Mordgruppe

    Erschienen am 1. März 2023 bei Knaur als TB mit 400 Seiten

    Gliederung: Prolog – 50 Kapitel, dazwischen mehrere Einschübe „Zwischenblatt“

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven, in den „Zwischenblättern“ Gedanken des Täters als Ich-Erzählung

    Handlungsort und -zeit: Wien und Salzburg, ein Sommer in der Gegenwart


    Inhalt

    Während des letzten Aktes der Aufführung von „Richard III“ am Wiener Burgtheater fließt nicht nur das Theaterblut reichlich, denn auf dem Königsthron, der von der Unterbühne hochfährt, sitzt die blutgetränkte Leiche der Garderobiers Uli Schreiber. Für Fina Plank von der Wiener Mordgruppe und ihre Kollegen gestalten sich die Ermittlungen mühsam, denn der Tote war seit 40 Jahren am Theater tätig, stets friedlich und freundlich und allseits beliebt, wer sollte ihn also töten wollen und weshalb?

    Nur kurze Zeit später wird ein weiteres Mordopfer im nahegelegenen Park entdeckt, diesmal handelt es sich um einen der Schauspieler, der keineswegs freundlich und allseits beliebt war und über dessen Tod mehrere Kollegen nicht allzu erschüttert sind.

    Da das Ensemble nach Salzburg übersiedeln muss, um ein Stück für die dortigen Festspiele einzuüben, bleibt Fina nichts Anderes übrig, als ebenfalls nach Salzburg zu reisen. Das ist ihr einerseits recht, weil ihre aufdringliche Schwester sich uneingeladen in ihrer Wohnung eingenistet hat, andererseits muss sie zu ihrem Missfallen mit Oliver Homburg, einem überaus unsympathischen Kollegen, der sie systematisch mobbt, nach Salzburg. Dort trifft sie auf das Ermittlergespann Kaspary & Wenninger aus der Salzburg-Krimireihe von Ursula Poznanski und erhält von diesem Hilfe bei den Ermittlungen und moralische Unterstützung.


    Beurteilung

    „Böses Licht“ schildert eine Reihe von Mordfällen im Theater-Milieu und gibt interessante Einblicke in das Umfeld, in dem Schauspieler, Maskenbildner, Garderobiers, Bühnentechniker und Regisseure arbeiten. Dieses Umfeld ist nicht so harmonisch, wie es den Ermittlern um Fina Plank zunächst erscheint, nach und nach kommen diverse Konflikte ans Tageslicht, denn unter den Schauspielern gibt es beruflichen Neid, Intrigen, Missgunst und Eifersüchteleien.

    In die fortlaufende Erzählung, die spannend und anschaulich die Vorgänge am Theater schildert und dabei alle Beschäftigten mit gut ausgearbeiteten individuellen Charakteren plastisch zum Leben erweckt, sind einige Kapitel eingeschoben, in denen der Drahtzieher der mysteriösen Vorgänge in einem sehr speziellen Sprachstil über seine Pläne plaudert – für den Leser sind diese Aussagen nur teilweise verständlich, wenn z.B. das nächste Opfer auf der „Todesliste“ lediglich als „der Zwerg im Nebel“ identifiziert wird. Durch diesen geschickten Schachzug der Autorin weiß der Leser, dass ein weiterer Mensch getötet werden soll, jedoch nicht, um wen es sich dabei handelt, was die Spannung steigert.

    Zusätzlich zum Kriminalfall, der relativ lange undurchschaubar bleibt, am Ende aber schlüssig aufgeklärt wird, werden auch aktuelle gesellschaftliche Themen wie Sexismus gegenüber Frauen, Mobbing unter Kollegen sowie Stalking (hier durch einen weiblichen Fan des Hauptdarstellers) angesprochen.

    Eine besondere Freude bereitet das Wiedersehen mit Beatrice Kaspary und Florin Wenninger aus der Salzburg-Krimireihe.

    „Böses Licht“ ist auch ohne Kenntnis des ersten Bandes „Stille blutet“ verständlich.


    Fazit

    Ein spannend unterhaltender Krimi aus dem Theater-Milieu, sehr lesenswert!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3426227835