Beiträge von aadam

    Habs letzte Woche gelesen und bin ziemlich verärgert. Natürlich ist der Science-Fiction Plot richtig spannend, aber warum muss ich mich durch so viel privates Gedöns von ein paar Leuten kämpfen? Wenn ich privates Gedöns lesen will lese ich was anderes, nicht Science Fiction. Man sollte den ganzen Beziehungskram herausnehmen und daraus einen Liebesroman basteln (den ich nicht lesen würde). was übrig bleibt, SF eben, wäre dann ein richtig gutes Buch.
    Dies war mein erstes und letztes von R.C.Wilson.

    TL ist bekannt für ihre Variationen alter Mythen, Märchen und Sagen. Ob „Volkhavaar der Magier" eine alte Geschichte zu Grunde liegt, ist mir nicht bekannt, könnte aber sein. denn der Stoff ist durchaus klassisch. Geschildert wird der Aufstieg des Schwarzmagiers Volkhavaar und sein Sturz durch ein Sklavenmädchen, das sich in einen durch ihn verfluchten Schauspieler verliebt und mit Hilfe einer vampirischen Hexe ebenfalls magische Kräfte erlangt.


    Der Plot hat schon einen Bart, aber die Qualität des Büchleins liegt im Detail.
    So spielt die Geschichte offensichtlich im mittelalterlichen Osteuropa, Vampirismus gilt als Plage und wird durch Priester exorziert. Im Verlauf der Geschichte erlangt das Sklavenmädchen die Fähigkeit, ihre Seele vom Körper zu trennen und als Geist loszufliegen. Zwangsweise nistet sie sich als Gast in einer Katze ein und muss sich mit dieser bei den alltäglichen Verrichtungen arrangieren.


    Zu sagen ist noch, dass die Geschichte gnadenlos romantisch niedergeschrieben ist, nicht ohne Humor einerseits und düsterste Gruselstimmung andererseits daherkommt und auch durch das melancholische Ende überrascht.
    Mir persönlich waren die düsteren Budenzauber des Magiers manchmal zu ausführlich beschrieben. Besonders gelungen fand ich die zeitlich sehr verdichtet verfassten Passagen über Volkhavaars Kindheit und Jugend und seine Verwandlung vom Looser zum mächtigen Bösewicht.
    Feines Büchlein, 219 Seiten, schnell gelesene Bettlektüre.

    Ich kann mich dem Halb-Verriss nicht ganz anschliessen. Hab das Buch vor ungefähr 15 Jahren gelesen und fand die Geschichte sehr originell. Natürlich ist Martin krank, aber seine Wahnvorstellungen aus der Innen-Perspektive zu erleben, die zunehmende Paranoia und Entrückung aus der Realität aus seiner Sicht als perfides, übernatürliches Komplott wahrzunehmen, das ist schon richtig gut umgesetzt. Es gibt eine ähnliche Geschichte von Stephen King (Das heimliche Fenster, der heimliche Garten), die aber später entstand und deutlich anders auf den Punkt kommt.
    Diese Rückführungstherapie wird heute sicher nur noch selten angewendet, dadurch wird das Buch aber nicht weniger interessant.


    Dass jemand mit der Geschichte garnichts anfangen kann, tja, das kommt sicher vor ...

    „Ihr habt vielleicht schon Geschichten von Männern gehört, die gegen Drachen gekämpft und sie getötet haben. Alles Lügen. Es gibt keinen lebenden Schwertkämpfer, der einen Drachen besiegt hat, dafür ein paar tote, die es versucht haben.“


    Tanith Lee bei wikipedia.


    Homepage


    Gute Bibliographie in Englisch


    Ich habe Tanith Lee als Teenager entdeckt, in den 80ern wurde sie ja recht gerne verlegt. Kürzlich wollte ich mir anschauen, was aktuell so läuft und musst feststellen, dass gegenwärtig kein Buch von ihr verlagsseitig erhältlich ist, die letzte Übersetzung stammt von 2002. Fast alle damals erschienen Bücher gibt es antiquarisch fast zum Nulltarif.
    Kurze Nachforschung ergab, dass sie noch lebt und sogar nicht wenig schreibt, aber nichts ins deutsche übersetzt wird. Dafür viel ins französische. Ich kann kein Französisch.


    TL schreibt vorwiegend phantastische Literatur – Horror, Fantasy, Science Fiction. Was auffällt, ist, dass sie sehr unkonventionell mit den Elementen dieser Gattungen umgeht und damit ihren eigenen Stil kreiert. Diese Eigenständigkeit macht ihre Geschichten interessant, aber auch unberechenbar.


    „… Daher brachte dieses Dorf wie viele andere ein Opfer hinaus, ein Mädchen, das man an einen Pfosten fesselte und dort zurückließ, und der Drache holte es sich. Warum auch nicht? Sie war hilflos, besinnungslos vor Angst und jung und zart dazu. Perfekt. Man würde die Leute nie davon überzeugen können, daß sie durch diese Opfer den Drachen nicht besänftigten, sondern im Gegenteil zum Bleiben verlockten.“


    Nachdem ich vorgestern ein ihrer älteren Kurzgeschichten gelesen habe – Draco, Draco – schien es mir jetzt angebracht, etwas Werbung zu machen und gleichzeitig alles, was hier von ihr herumliegt, nochmal zu lesen und darüber zu berichten. In der erwähnten Kurzgeschichte geht es um einen Schwertkämpfer, irgendwann zu spätrömischer Zeit im Norden des Reiches, der zufällig Gelegenheit erhält, gegen einen Drachen zu kämpfen (damals gab es ja noch welche). Erzählt wird die Geschichte von einem fahrenden Baader, der den zufällig pferdlos gewordenen Helden quasi per Anhalter mitnimmt, den Drachenkampf miterlebt und auch ein wenig eingreift.
    Sehr unterhaltsam, weise und urkomisch.


    Die 25-seitige Geschichte ist in einem Sammelband, der antiquarisch für 2.- Euro zu finden sein sollte (und soviel ist allein schon die Story von Tanith Lee wert).


    Weitere Buchempfehlungen zu Tanith Lee folgen innerhalb dieses Threads.

    Mein Deutschlehrer war von der damals neu erschienen Insel-Ausgabe begeistert und meinte, er würde sie auch seinen Kindern zum Lesen anbieten. Was für sie "nicht geeignet" sei, das würden sie sowieso nicht verstehen. Und bevor die richtig grausigen Stellen kommen, hätten sie auf Grund der Komplexität entweder aufgegeben oder sie seien reif genug dafür.
    Sehe ich tendenziell - auch bei anderen Büchern - genauso. Offensichtlich auch der Gesetzgeber, sonst gäbe es für Bücher ja auch so einen FSK-Aufdruck wie bei Filmen oder PC-Spielen.

    Tanith Lee ist sogar im Zeitalter der Vampire 100% total MEGAOUT. Seit über 10 Jahren wurde nichts mehr ins Deutsche übersetzt von der Dame. Niemand kennt sie, niemand liest sie - so ein Pech.
    In Frankreich scheint sie aber noch populär zu sein ...

    Naja, Lichtenberg hat Kafka nie gelesen, vielleicht hätte er sich diese Bemerkung dann verkniffen ...
    Wie auch immer, ich habe hier auch schon geschrieben, dass ich es für ziemlich daneben halte, Jugendlichen Kafka aufzuzwingen - damit setzt man sie fast der gleichen Situation aus, der sich K. im Prozess gegenüber sieht. Dass daraus dann Abneigungen resultieren, ist nachvollziehbar.
    Sich mit so Traumatisierten "vernünftig" über Kafka zu unterhalten ist allerdings müssig.

    Ich glaube, die Ausgangsfrage war nicht "Vedummt das Fernsehen mich (oder Dich)?", sondern "Verdummt das Fernsehen unsere Gesellschaft?".
    Und da ist die Antwort "Ja." Punkt.
    Allerdings nicht von heute auf morgen, sondern als schleichender Prozess, der sich über Jahrzehnte hinzieht.
    Das Fernsehverhalten einzelner Foren-Teilnehmer spielt für die Ausgangsfrage doch keine Rolle.


    Hoffnung besteht trotzdem: Das Internet ist eine mächtige Konkurrenz und kann dem Verdummungsprozess entgegenwirken - solange das Netz schrift/wortbasiert bleibt und nicht plötzlich überall nur noch über Flash kommuniziert wird.

    Ihr habt natürlich recht - um sich gepflegt über ein Buch beschweren zu dürfen, darf man sich nicht auf eine gekürzte Fassung beziehen. Auf dem Dachboden hab ich noch eine andere Ausgabe gefunden, aber die ist wohl auch nicht besser. Hab deshalb jetzt nach 250 Seiten abgebrochen und fang später nochmal an.
    Trotzdem:


    Spoiler
    Da setzen sich drei Kerle aus vollkommen unterschiedlichen Milieus mit vollkommen unterschiedlichem gesellschaftlichem Hintergrund und wahrscheinlich auch Interessen (bürgerlicher Schneider, Buchhalter, Fischer ausm Ghetto) in einer Kneipe zusammen an einen Tisch (in einer mittelgrossen Stadt) - woher kennen die sich und warum fühlen sie sich wohl miteinander? Oder, richtig, die Verbindung besteht darin, dass sie Dantes kennen und anlässlich dieses Gelages ein Komplott gegen ihn schmieden können, weil der Autor das für den Plot eben so benötigt. Würden die sich wirklich ohne diesen literarischen Bedarf Dumas´ miteinander abgeben? Aber im Original wird die quasi-Freundschaft zwischen den dreien sicher besser entwickelt und nachvollziehbar gemacht ...


    Bin gespannt.

    Hab grade die ersten 200 Seiten meiner wahrscheinlich gekürzten 750-Seiten-Ausgabe-mit-Illustrationen gelesen. Ich kannte das Buch nur als "Illustrierten Klassiker" aus meiner Kindheit.
    Bis jetzt würde ich sagen: ist flott und macht Spass zu lesen, ABER die Handlung ist extreeeeem konstruiert. Glaubwürdige Charakterkunde wird gnadenlos dem Plot geopfert. M.a.W.: ich glaube kein Wort von der Erzählung, also Logikdetektor ausschalten und amüsieren ...

    Ich finde es schade, dass man die Leute in der Schule mit sowas quält. Ein oder zwei Erzählungen von Kafka und die Biographie, das sollte doch reichen.
    Der Prozess liest sich freiwillig und entspannt ausserordentlich genussvoll, aber man muss wirklich bereit sein. Die Situationen sind herrlich komisch und bizarr, absolut (alb)traumhaft.
    Die Verfilmung ist übrigens auch ganz gelungen, besonders der Prolog (Vor dem Gesetz).

    Wenn Dein Vater Vielleser ist, kennt er wahrscheinlich schon fast alles, bzw. weiss selbst am besten, was er lesen will.
    Deshalb hier mal ein Geheimtip für geübte Leser, für den Fall, dass ihm Forsyth oder Follett zu seicht sind.

    Das Buch ist ein billiger Hintertreppenroman mit gutem Plot. Für den Film wurden Müll und Kitsch entfernt, und der sorgfältig neu gruppierte Handlungsstrang mit tollen Darstellern, virtuoser Bildsprache und tollen Regie-Einfällen anspruchsvoll erzählt.


    Wie man aus Müll Kunst macht könnte man in einer Leserunde schon interessant diskutieren, dazu sollten die Teilnehmer aber den Film kennen.