Beiträge von Desdemona

    Diskussionen über die Wirkung von Medien sind immer wieder bereichernd und aufschlussreich. Warum? Weil ich teilweise bei der Berichterstattung, nicht nur bei den "Harry Potter"-Eulen, sondern auch bei den "Findet Nemo"-Clownfischen und "Wildfire"-Pferden immer wieder lese, dass es einen Zusammenhang geben muss zwischen Inhalt und Wirkung eines Buches. So wird z.B. bei dem N-TV-Beitrag der direkte Rückschluss gezogen, Menschen, darunter Kinder, würden sich ein Haustier anschaffen, weil Harry Potter auch eines hat. Ich glaube, hier wird die Wirkung von Literatur überschätzt und auch die Fähigkeit von Kindern zwischen Realität und Phantasie nicht zu unterscheiden.


    Vielleicht denken wir auch eine Stufe weiter und fragen uns, warum ein Kind von vielleicht sieben, acht Jahren sich ein Haustier wünscht und kommen auf den Gedanken, dass man "etwas zum Liebhaben und Knuddeln" haben will, etwas "was man als Gefährten" vorzeigen kann. Nicht zuletzt kann ein Haustier auch ein Prestige-Objekt sein. Und welches Tier wählt man da? Richtig, etwas Exotisches.
    Meerschweinchen? Hamster? Goldfische? Langweilig und "out" - Es lässt sich viel besser darüber sprechen, wenn man etwas hat, was man mit Größe und Kraft verbindet und auch mit viel persönlichen Besitz und Reputation. Dass es derzeit Eulen sind, mag durch "Harry Potter" begünstigt werden, aber hier wird eindeutig Wirkung mit Inhalt und Charakteristika verwechselt.
    Es wäre so, als würde ich die Diskussion des 17./18.Jahrhunderts wieder ins Leben rufen, dass Lesen Teufelswerk sei und den Charakter verderbe. Die Argumentationslinie war ziemlich gleich: "Wenn sie (z.B.) Marquis de Sade lesen, werden Frauen zu sexuell verruchten, untugendhaften, liderlichen, sexuellen Wesen!"

    "Es gibt keinen Autor. Der Autor ist tot." (Michele Focault)


    In diesem Sinne ist für mich das Geschlecht, Alter, physiognomisches Äußeres usw. kein Diskussionspunkt beim Umgang mit Literatur. Ich wähle auch nicht mein Lektüre nach einem Autorennamen aus, dafür bedeutet mir Ruhm oder Nicht-Ruhm, Bestsellerautor oder Autor eines kleinen Verlages als Position viel zu wenig.

    Jugendliche lesen zu wenig….
    oder „Ey Alder, du liest?“


    Als ich den Titel dieser Diskussion gelesen habe, dachte ich an die Zeit zurück, so Ende der 70er und 80er Jahre, als die Medienwirkungsforschung für sich beanspruchte zu behaupteten, das Fernsehen daran Schuld sei, dass junge Menschen viel zu wenig lesen würde. Anfang der 90er Jahre stieß ein weiteres Feindbild hinzu: Das Internet. Und seit einigen Jahren sind auch die PC- und Videospiele, im besonderen Maße Spiele, die charakteristisch betrachtet „niedere Bedürfnisse“ wie Aggressionen, Hass, Neid in die Kritik geraten, sie würden Kindern die Phantasie nehmen, ihnen eine Realität vorspielen, die so niemals existent ist bzw. sein kann. Zu allen Zeiten wurde also über den Verlust der Buchkultur lamentiert – Kinder könnten noch nicht einmal im Alter von acht Jahren ihren Namen schreiben, Ihnen würde das Wissen um ‚die Großen‘ im Alter von 13 Jahren fehlen und mit 16 Jahren sind sie bereits ‚Arbeitsmarktleichen‘ ohne Schulabschluss, stark dem BILD-Zeitungslesen und Alkohol verfallen oder sitzen mit dem dritten Kind zu Hause.


    Ich frage mich, wie lange man sich noch mit dieser Frage auseinandersetzen will, um immer und immer wieder die gleichen Argumente in einem redundanten Sing-Sang wiederzugeben.
    PISA-Studienergebnisse werden wiedergekäut, genauso die Ergebnisse der eigenen Beobachtungen und s.g. Elternmagazine propagieren schon lange, dass eine zu lange Nutzung des Computers dazu führt, dass die Sprösslinge kulturell verwahrlosen.


    Ich möchte die Argumente in dieser Diskussion kurz erläutern:


    Die PISA-Studie
    „PISA bescheinigt deutschen Jugendlichen eine schlechte Lesekompetenz“ titelte DER SPIEGEL, ohne zu wissen, dass Lesekompetenz mehr umfasst als das bloße Wiedergeben einzelner Sätze. Unter Lesekompetenz versteht man nicht nur den bloßen Vorgang der Aneinanderreihung von Wörtern und Wortgruppen zu einer übergeordneten Ordnung, namens Satz, welche sich wiederum übergeordnet ordnen lässt als Text. Lesekompetenz bezeichnet aber noch mehr: Entnahme von Informationen aus den Text, Zusammenfassung wesentlicher Punkte aus dem Text, die sinnvoll gegliedert wiedergegeben werden müssen.


    Nun, Deutschland und auch Österreich wurde ein schlechtes Ergebnis diagnostiziert: Wir sind nur auf Rang 21 (2000) bzw. Österreich auf Platz 10 (2000)! „Bildungskatastrophe“ titelte die KRONE (… Auch wenn ich vergeblich nach der ‚Katastrophe‘ suche. 500 Punkte waren der Normalitätswert und Deutschland hatte 484/491 Punkte[1]. Eine ‚Katastrophe‘ ist etwas anderes…). Meiner einer hat sich schon damals gefragt, was für die meisten das Drama war? Hinter einem Land wie Österreich und Luxemburg zu liegen oder den Ruf als Land ‚der Dichter und den Denker‘ verlieren zu müssen? Ehrlich gesagt war das für mich ein gut entwickeltes Medienspektakel, in dem sich jeder bekannte Politiker sofort die Krone aufs Haupt setzen konnte und, wie die Römer und mit Brot und Spielen, das Volk zu besänftigen versuchte mit interessanten Angeboten: Veränderung der Stundenpläne, mehr Klassen mit weniger Schülern, zwei statt einem Lehrer, größeres Medienangebot…
    Moment, größeres Medienangebot? Ganz Recht, es wurde doch tatsächlich die Idee aufgeworfen, nicht zuletzt durch den Schulsenator Klaus Böger aus Berlin, neue Medien stärker in den Deutschunterricht zu integrieren. Wo war es hin, das Feindbild Nr.1, nachdem schon mit der Entwicklung der Schrift vor 2000 Jahren der Kulturverfall bevorstand?


    Nach Umfragen der Fessel GfK Austria[2], die das Mediennutzungsverhalten der Österreicherinnen und Österreicher untersucht, benutzen 62% aller Staatsangehöriger im erwachsenen Alter einen Computer. 94% (!) aller österreichischen Jugendlichen dagegen Nutzen nicht nur den Computer, sondern auch das Internet. Interessant an dieser Zahl ist im eigentlichen nichts, aber ein Vergleich ist interessant: die skandinavischen Staaten wie PISA-Spitzenreiter Finnland, Schweden und auch Norwegen benutzen 73 % der Erwachsenen einen PC mit Internetanschluss und genau 99% der Jugendlichen einen Computer. Was für mich, auch wenn diese empirische Untersuchungen nur auf Stichproben beruhen (wie die PISA-Studie übrigens auch) bedeutet, dass es keinen Zusammenhang zunächst zwischen neuen Medien und schlechten Leseergebnissen gibt.


    Und jetzt wird jeder mich fragen: „Wie stehst du eigentlich dazu? Glaubst du an schlechte Lesekenntnisse?“ Nun, diese Frage muss ich mit Ja beantworten. Aber diese, sehr kurze Antwort muss ausgeführt werden:
    Ich ‚glaube‘ oder eher ich weiß, dass Kinder heute mit ganz anderen technischen Möglichkeiten konfrontiert sind als noch vor 30 Jahren. Die Jugendphase beginnt früher, nicht nur biologisch, sondern auch psychisch betrachtet. Kinder entdecken früher ihre Interessen bzw. können durch neue Bildungskonzepte früher gefördert werden. Zumindest ist das die Idee. Gefördert wird im Schulsystem nur wenig, mehr wird eine Diskussion darüber geführt, ob unser Schulsystem schlecht ist oder nicht und warum PISA wie ein Schandfleck auf uns lastet. Leseförderung soll früher beginnen, Eltern müssen ihren Kindern vorlesen usw. sind „neue“ Anregungen aus dem wissenschaftlichen Sektor. Und ich frage mich dann: „Offensichtlich hat sich die Welt nicht in der Wissenschaftlichkeit gedreht, oder warum werden seit zwanzig Jahren dieselben Phrasen gedroschen?“


    Ist das so ein Geheimnis? Dass wenn Kinder vorgelesen bekommen und das möglichst früh, sie in ihrem weiteren Lebensverlauf eher zu einem guten Buch greifen als zu einem Ballerspiel (Pauschalisierung)? Dass wenn Kinder in einem Haushalt aufwachsen, in dem die Eltern lesen, sich in ihrer Freizeit auch eher mit dem lesen als mit dem Fernsehen befassen? Oder dass wenn nicht gut und flüssig lesen kann, auch nicht gerne liest? Sind das so neue Erkenntnisse?


    Ich würde folgendes Conclusio treffen: Vielleicht lesen Jugendliche weniger, vielleicht lesen sie mehr. Vielleicht gehen sie auch lieber auf eine Feier, treffen sich mit Freunden, spielen „Command and Conquer“ oder schminken sich, treffen Jungs und zählen ihre Mascara-Sammlung (Klischees natürlich), ich kann euch allerdings etwas sagen – Mit dem Alter steigt auch die Lust nach dem Buch. D.h., nur weil vielleicht eine 16-jährige nicht gerne liest, heißt das nicht, dass sie nicht mit 28 eine Leseratte sein kann. Interessen verändern sich, somit auch der Wunsch nach dem Buch.





    [1] Wikipedia
    [2] FESSEL GfK Austria

    >>Menschliches, allzu Menschliches...<<


    Philosophie und Fiktion ergibt: Irvin D. Yaloms "Und Nietzsche weinte"




    Friedrich Wilhelm Nietzsche, Philosoph, Misanthrop, Verächter des weiblichen Geschlechtes.


    Aphorismen wie „Der Mann macht sich das Bild des Weibes, und das Weib bildet sich nach diesem Bilde“ [1] sowie „Hoffnung ist das Übel allen Übels“[2] werden referiert, wiedergekäut, um nur noch ein Abziehbild darzustellen. Abziehbild von einer Philosophie, die durch das dritte Reich und nicht zuletzt durch seine Schwester oftmals einer Fehlinterpretation aufgesessen ist. Nur wenige beschäftigen sich mit dem Hintergrund seiner Werke, bezeichnen ihn ohne jemals in die Komplexität seiner Werke eingetaucht zu sein, als Anti-Feministen, der dem weiblichen Geschlecht sprichwörtlich die Pest an den Hals wünscht. Als Anti-Christen, der in christlicher Nächstenliebe und Toleranz das eigentliche Böse erkannte. Als Anti-Utilitaristen, der Altruismus und Sozialismus als „pöbelhafte Instinkte und Nativitäten“[3].


    “Mein wahres Selbst muss ich verbergen, denn hat viele verabscheuungswürdige Seiten.“*


    Doch, wer war Nietzsche? Die Negativität des Bildes bzw. die starke Idealisierung seiner Persönlichkeit kann für mich kein ausreichendes Charakteristikum seiner Figur sein. Kein Mensch ist „nur“ gut und „nur“ schlecht. Dieser Meinung schließt sich der amerikanische emeritierte Professor für Psychiatrie der Univertät Stanford in seinem 1992 erschienen Roman „Und Nietzsche weinte“ an.


    “Man muss noch Chaos um sich haben, um einen tanzenden Stern zu gebären.“*


    Im Milieu des Wiener Fin de siècle im Jahr 1882 trifft der an Migräne erkrankte Nietzsche auf Dr. Josef Breuer, späterer Mitbegründer der Psychoanalyse (außerdem Internist und Physiologe), allerdings nicht aus eigenen Stücken. Eine Intrige, eingeleitet durch die spätere Schriftstellerin, Essayistin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé, bringt den im mittleren Alter sich befindenden Philologen und Philosophen Nietzsche mit dem Arzt Breuer zusammen. Zunächst haben sie ein sehr distanziertes Verhältnis; später entwickeln sie ein spielerisches, fast auf Konkurrenz basierendes Verhältnis. Wie in einem Schachspiel schlagen sie Bauern (Argumente), weichen aus, gehen in die Offen- oder Defensive. Nietzsche gewinnt, sein ganzes Genie auslebend. Bis Breuer ihn ein Angebot macht – Nietzsche soll ihm aus seiner Verzweiflung erretten, ihn von seiner Obsession gegenüber Anna O. alias Bertha Pappenheimer befreien. Und Nietzsche? Breuer will ihm von seiner Migräne kurieren, an ihm neue Behandlungsmöglichkeiten ausprobieren.
    Ihr Verhältnis wandelt sich wiederum, vom Patienten zum Patienten; anfangs ist es nur ein Spiel, gedacht um Nietzsche aus seinem Versteck zu locken, um ihn das ‚Geständnis‘ seiner Melancholie zu entlocken. Und doch bleibt die Frage des Verhältnisses. Die Frage auch danach, wer an Melancholie, an Depressionen, an Problemen in seinem Leben leidet. . .


    “Er möchte meinen Weg entdecken und ihn selber gehen. Noch versteht er nicht, dass es meinen und deinen Weg gibt, aber nicht DEN Weg.“*


    Yalom lässt zwei Menschen aufeinander treffen, die von ihren Emotionen und Glaubensansätzen und Haltungen gegenüber dem Leben unterschiedlicher nicht sein können. Breuer, zwar jüdischer aber nicht orthodoxer Idealist, versus Nietzsche, aufgewachsen als Sohn eines lutherischen Pastoren und Religionspessimisten.
    Breuer will als Arzt dem Patienten Hoffnung schenken, ihn vor der Wahrheit des Todes bewahren. Nietzsche verneint die Hoffnung als „Das Übel aller Übel“ und spricht vom Recht des Patienten auf „seinen Tod“.
    Breuer sieht in seiner „Rede-Kur“ eine gute Methodenbasis, um den Philosophen über Privates und Emotionales zur Lösung seiner Migräne zu veranlassen. Nietzsche empfindet diesen Eingriff in seine Privatsphäre als Versuch Breuers mit „ihm gemeinsamen bei den Schweinen im Schlamm zu wühlen“.


    In diesem gänzlich fiktiven, dialogisch angelegten Roman werden nicht nur Personen, auch Lebensperspektiven, Philosophien, Denkansätze gegenüber gestellt in einer anspruchsvollen, mit vielen redundant erläuterten Details ausgestatten sprachlichen Stil. Porträtiert werden nicht nur Nietzsche und Breuer, auch andere Größen dieser Zeit wie den Protegé und Schüler Breuers Sigmund Freud und Richard Wagner. Fast wie in einem Drama tauchen diese Figuren kurz auf und haben nur eine Funktion, nämlich das Spiel und die Intrige in ihrer Gesamtheit darzustellen, den Verrat fast allmählich als Folge mehrerer Akte gegen Nietzsche zu führen, den Verrat Breuers als unumgänglich zu zeigen aufgrund von Nietzsches Gefühlsleiden.
    Das Ende ist auch nicht als so positiv zu sehen, wie viele es empfinden. Für Breuer mag ein Neuanfang möglich sein, doch ist er das auch für Nietzsche? Und wenn ja, mit welchem Preis?


    Yalom gelingt das, was vielen anderen Romanen fehlt: Ein gelungener Spagat zwischen Fakten und Fiktion. Man lauscht gespannt den Ideen Nietzsches, man lauscht aber genauso, wenn Breuer seine Träume schildert oder aber ein Gespräch konsequent wieder gegeben wird. Filigran und unaufdringlich werden Aphorismen eingebaut. Kleine humoristische Einlagen lassen sich ebenso finden, wie ein schönes Gemälde des Wiens um 1882, fast am Übergang zur Jahrhundertwende.


    „Stehen nicht auch sie hilflos da und betrauern das Leben, das Sie nie gelebt haben?“*


    Und noch etwas kann man diesem Roman positiv anrechnen: Man lernt etwas über sich selbst. Meiner einer hat sehr lange über den dargebrachten Altruismus und Sozialismus nachdenken müssen, genauso wie über die Idee nicht vom Leben gelebt zu werden, sondern sich selbst Befehle zu geben, um sein Leben selbst zu leben. Ein schönes, nachdenklicher machender Gedanke.
    Ein schönes, nachdenklich machendes Buch ebenso. Man sollte dieses Buch zuklappen und sich folgenden Satz zu Herzen nehmen, den er bildet die Quintessenz von allem: „Werde, der du bist, und liebe das Leben“





    [1] Aphorismen-Sammlung
    [2] Ebenda
    [3] Informationen über die Philosophie Nietzsches in Kurzform
    [*]Irvin D.Yalom: Und Nietzsche weinte. Roman, Verlagsgruppe Random House, 1.Wiederauflage, 2008

    Desdemona nenne ich mich.


    Jene unheilvolle Gestalt aus Shakespeares "Othello", die durch politische Intrigen, durch persönliche Rachegelüste und Eifersucht aus dem Leben schied, niedergestreckt vom ihrem eigenen Mann, dem Mohren Othello, der, von einer Intrige verleiten lassend zu glauben, seine Frau betreibe Unzucht, obwohl sie vor ihrem eigenen Vater ihm die Treue schwor: "Daß ich den Mohren liebte, um mit ihm zu leben, mag die Entschlossenheit, womit ich so vielen Vorurtheilen Gewalt angethan habe, durch die ganze Welt austrompeten. Mein Herz und meine Person sind von meinem Gemahl unzertrennlich. Ich sah Othello's Gesicht in der Schönheit seines Gemüthes, und seinen Verdiensten und heldenmässigen Eigenschaften hab ich meine Seele und mein ganzes Glük gewiedmet." (I. Akt, 9.Szene)


    Desdemona ist eine wahre Tragödiengestalt; ihre Gefühle sind starker romantischer Natur, ihrem Mann will sie folgen und zwar überall hin, auch in den Krieg.
    Mein Lebensgefährte ist kein Soldat, kein Offizier wie Othello und somit nimmt er nicht an einem Krieg teil; dennoch folge auch ich ihm, habe meine Heimatstadt verlassen, um mit ihm ein neues Leben fernab der Vergangenheit beginnen zu können. Habe Freunde und Familie zurück gelassen - ein hoher Preis, aber ein sich lohnender.


    Shakespeare Dramen gehören in meinen Lesestoff genauso dazu wie philosophische, anspruchsvolle, klassische oder auch mal einfach unterhaltende Texte. Ich bin sehr angetan von Texten, die eine Botschaft hinterlassen, ohne moralischen Zeigefinger, dafür mit Kritik und Hintergrund. Frauenromane sind mir verleidet, zeigen sie mir doch eine Welt, die in meinen Augen nicht existiert - Sie sind bunt, sie sind zu froh, sie sind zu perfekt. Das Glück wohnt nicht neben an, sondern z.B. wie bei mir 700 Kilometer von meinem Heimatort entfernt.


    Ich liebe das Lesen, auch Philosophie und Kunst. Und doch bin ich nicht an diese Themata gebunden sondern wage auch einen Rundumblick in den Wissenschaften: Pädagogik, Psychologie, selbst Religionswissenschaften (aufgrund der eigenen Religionslosigkeit ein hochinteressanter Bereich) und die Neurowissenschaften. Ob es nun Fachbücher, Ausstellungen, Vorlesungen oder nur Dokumentationen sind - ich sauge alles auf wie ein Schwamm, handle ich doch nach der Maxime: "Wissen ist Macht."


    Was gibt es sonst noch über mich zu sagen?
    Ich bin Anfang 20, studiere, diskutiere gerne mit anderen Menschen über Gott und die Welt und lebe nebenher ein furchtbar langweiliges Leben in einer österreichischen Kleinstadt. Lesen ist daher meine Suche nach kultureller und sprachlicher Vielfalt, eine Flucht vor dem kleinkarierten, stupiden, klischeebeladenen Denken älterer Zeitgenossen, die in meinem Umfeld leben. Realitätsflucht wäre das passende Wort.


    Zu viele Worte für einen so kleinen Menschen - physiognomisch gesprochen.