Beiträge von finsbury

    Ich glaube, dass für sie die Anwesenheit, das Bleiben, nicht die gleiche, elementare Bedeutung hat wie für Hajime. Sie kommt und verschwindet, schwingt hin und her wie das Pendel einer Uhr, auch wenn er sich noch si sehr wünscht, dass die Zeit drehen bleibt.

    Es ist ja auch nicht sicher, ob sich der Autor überhaupt dafür interessiert, wie Shimamoto ist und was sie für eine Geschichte und Lebenssituation hat. Vielleicht steht für ihn Hajimes Auseinandersetzung mit Shimamoto im Mittelpunkt und was das mit seinem Leben macht, und Shimamoto ist nur das Agens, an dem er das durchspielt.

    12.14 … das dich an einer oder mehreren Stellen genervt hat (und trotzdem hast du es beendet).


    Dazu passt

    Haruki Murakami: Gefährliche Geliebte

    oder in neuer Übersetzung


    ASIN/ISBN: B00CRH0QJE


    Südlich der Grenze, westlich der Sonne.


    Dazu gibt es ja gerade hier eine Leserunde, da kann man nachlesen, warum ich das Buch nicht mochte. Kurz: Thema interessiert mich kaum, Durchführung zu gekünstelt.

    Nun bin ich auch fertig.

    Ich glaube, der Autor will gar nicht, dass wir uns sicher sind, dass Shimamoto jemals oder bei irgendeiner Begegnung existiert oder nicht hat. Oder anders ausgedrückt, es geht ihm darum, wie jemand sein Leben an eine obszessive Leidenschaft, ein unerreichbares Ideal verschenkt, vielleicht, weil er nicht die Kraft hat oder nicht haben will, in einem realen Leben glücklich zu werden. Damit verletzt er natürlich diejenigen, die ihn in der Realität lieben.

    Das ist sicherlich ein mögliches Lebensproblem, aber mich holt das Ganze überhaupt nicht ab.

    Nochmal was zum Titel: Ich habe mir das jetzt so zusammengereimt, dass " jenseits der südlichen Grenze" die Aussicht auf die Erfüllung des Ideals, hier die erfüllte Liebe zu Shimamoto, symbolisiert und "westlich der Sonne" - also die sibirische Hysterie- für die Flucht vor der öden Realität mit ihren ewigen Wiederholungen ist.

    Dieser Abschnitt gefällt mir deutlich besser, was das Drumherum anbetrifft. Man lernt die Personen und Verhältnisse um Hajime endlich näher kennen, und es geht zunächst nicht mehr nur um Hajimes Orientierungslosigkeit. Interessant und vielleicht auch ein eher japanisches Phänomen ist, dass Hajime es akzeptiert, als sein Schwiegervater Hajimes Namen für kriminelle Aktiengeschäfte nutzt, obwohl er selbst erfolgreich und nicht wirklich von seinem Schwiegervater abhängig ist. Es heißt ja öfter, dass in Japan ein sehr viel stärkeres Respektverhältnis zur Elterngeneration herrscht, vielleicht liegt es daran. Sein Beziehung zu seine Frau und seinen Töchtern scheint sicher und erfüllend zu sein. Aber dann taucht Shimamoto auf ...

    booklooker schrieb:

    Shimamoto ist durch und durch ein Rätsel. Welche Krankheit hat sie? Warum hat sie nie gearbeitet? Wer ist der Vater des Kindes? Warum hat sie offenbar viel Geld? Warum ist sie plötzlich verschwunden? Ich habe mehr Fragen je weiter ich lese.

    Ja, diese Fragen stellen sich mir auch. Außerdem würde ich gerne wissen, worüber die beiden während dieser ganzen Treffen reden. Über Shimamotos Leben ja anscheinend nicht. Und was Hajime angeht, weiß Shimamoto über dessen Leben recht gut Bescheid. Aber was ist mit gemeinsamen Interessen, Lebenseinstellungen usw. ? Das bleibt alles außen vor. Und normalerweise besteht doch das Leben nicht nur aus den äußeren Umständen und einer obszessiven Leidenschaft, sondern genauso sehr aus den oben genannten Auseinandersetzungen mit Interessen und Meinungen. Das bleibt mir alles zu sehr in der Schwebe und deshalb ist mein Interesse an dem ganzen Roman auch nicht wesentlich gewachsen. Aber das liegt auch an meinen Leseinteressen.

    Mich berührt das Buch nach wie vor nicht besonders.

    Hajime ist ein Charakter, der eigentlich nur durch seine Liebe zu Shimamoto Kontur bekommt, ansonsten so vor sich hin dümpelt. Er ist begabt, hatte auf der Schule in den interessierenden Fächern gute Noten und musste sich nicht besonders anstrengen, einen Studienplatz an einem guten College zu bekommen. Er studierte Literaturwissenschaft und mag dann aber die Arbeit mit Schulbüchern nicht, was ich gut verstehen kann :lache. Politik interessiert ihn wenig. Aber was mag er eigentlich? Guten, altmodischen Jazz und Alkohol, vielleicht noch seine Familie. Aber das alles ist so ungefähr und nicht prägend. Was für ein armes Leben, wenn es nur durch die Erinnerung an einen Menschen Tiefe erhält! Ich bin auch gespannt, ob die Handlung noch durch Shimamotos Lebensumstände oder vielleicht eine Wiederbegegnung mit Izumi Drive erhält.

    Bei mir hat es etwas gedauert, bis ich den ersten Teil gelesen hatte. So richtig ist der Funke bisher nicht übergesprungen, die Handlung wirkt auf mich ähnlich banal wie auf dich, Rouge . Und wie du, Kyara , finde ich auch das Verhalten des Protagonisten altersgerecht, und die Verletztheiten, die man in diesem Alter erleidet, sind ja nun mal leider auch häufig und helfen dabei, erwachsen zu werden. Es ist hart, dass es Izumi in so einer wichtigen Phase trifft und ihr ihre Zukunftschancen anscheinend zum Teil verbaut.
    Mir ist bisher nicht so klar, wohin die Reise gehen soll und ob mich das Ziel überhaupt interessiert. Es ist mein erster Murakami, und deshalb bin ich noch völlig naiv, welche Erzählabsicht der Autor verfolgt.

    12.22 … in dem ein Caspar, ein David oder ein Friedrich vorkommt.

    Namensvarianten wie Dave oder Fredrik zählen auch.


    Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen


    ASIN/ISBN: ‎3458362371


    Der Caspar ist es, wenn er hier auch Gaspar geschrieben wird. Heine macht sich in seinem satirischen Versepos während seines Aufenthaltes in Köln über den Verehrungskult um die Heiligen Drei Könige lustig und empfiehlt, sie in den Käfigen an der Lamberti-Kirche in Münster auszustellen. Dabei soll "Gaspar" den mittleren Käfig einnehmen.

    Weil der oben angesprochene Johnson zwar sehr gut, aber auch sehr anspruchsvoll zu lesen war, habe ich mir dazwischen etwas zu Gemüte geführt, das mehrere Lüste getriggert hat, aber zu einem Genre gehört, das ich so gut wie nie mehr lese, einen Liebesroman, der auf der Insel Skye spielt und den ich mal für Umme auf meinen Reader geladen habe.

    12.15 … aus einem Genre, das du normalerweise nicht (mehr) liest.

    Kim Henry: Whisky und Schokolade


    ASIN/ISBN: B07Z9GHKFS


    Bis auf den Whisky, die Schokolade und die schottischen Highlands war der Roman auch genauso, warum ich dieses Genre nicht mehr lese. Aber sei's drum. Es ist weniger auf die Rippen gegangen, als wenn ich die beschriebenen Köstlichkeiten in Wirklichkeit getrunken und gegessen hätte. :grin

    12.03 … in dem ein Charakter in schlechten/ärmlichen Verhältnissen leben muss.


    Dafür konnte ich einsetzen:


    Uwe Johnson: Zwei Ansichten

    Die weibliche Hauptperson lebt in Ostberlin hinter der gerade gebauten Mauer und darf als Hauptkrankenschwester noch nicht einmal ein eigenes Zimmer haben, sondern muss sich ein Zimmer im Schwesternwohnheim mit einer Kollegin teilen und ist auch sonst auf ein sehr ärmliches Leben reduziert.


    ASIN/ISBN: 3518386832