Unsere ersten Urlaubstage sind wortwörtlich ins Wasser gefallen, Dauerregen. Es gab also Zeit, sich dem Buch zu widmen. Ich selbst habe es allerdings nicht gelesen, sondern meine Lebensgefährtin, die Kerstin. Kerstin arbeitete während der Studienzeit 2 Jahre im Lektorat eines großen Verlages und ist beruflich ebenfalls im pädagogischen Bereich tätig. Soviel zu ihrer Kompetenz.
Ich bat Kertsin darum, das Buch zu lesen, um zu prüfen, ob es evtl. für den Schulunerricht geeignet sei. Ich erzählte ihr nichts von den Kritiken über dieses Buch, denn sie sollte unvoreingenommen lesen.
Deshalb erteile ich nun meiner Kerstin das Wort, bzw. ich übergebe ihr die Tastatur:
Hallo Leute,
wie mein Berni schon schrieb, ging ich unvoreingenommen ans Lesen. Hier zunächst das, was ich nach dem Lesen meinem Berni über das Buch sagen konnte:
Diese Geschichte hat mich fasziniert. Es ist eine Erzählung, die mir unter die Haut ging. Auch wenn sich die Leute im Verlagslektorat manchmal ganz offensichtlich in einem ausgiebigen Tiefschlaf befunden haben müssen, konnte das meine Faszination nicht hemmen. Das Buch ist fließend geschrieben und ich fühlte mich sehr schnell mit den Personen in der Geschichte verbunden, ja, ich hatte sie ins Herz geschlossen. Eine bessere Überbrückung der Schlechtwettertage hätte es nicht geben können. Obwohl dieses Buch in meinen Augen ein starkes Stück Literatur ist, so ist es, aus pädagogischer Sicht, für den Schulunterricht nicht geeignet. Es würde die Schwelle, Gewalt verherrlichende und grausame Literatur von den Schülern fern zu halten, überschreiten. Mit Sätzen, wie, "Dort, wo die rechte Hand einmal war, sah man nur blutiges, zerfetztes Fleisch, aus dem einige weiße Sehnen heraushingen", die Beschreibung einer lichterloh brennenden Person, die schreiend über die Straße läuft und dort tot zusammenbricht, sowie die Beschreibung von grässlich verstümmelten Leichen, sollten die Schüler nicht konfrontiert werden. Das Gleiche gilt aus für eine Szenerie mit Helenes Bruder Heinz. Ein Junge liegt auf dem Boden und Heinz schlägt ihm in seiner Rage immer und immer wieder einen großen Kohlebrocken ins Gesicht, so lange, bis das entstellte Gesicht von Kohle und Blut schwarz und rot verfärbt war. Ich kenne das Echo mancher Eltern, wenn ihre Kinder Zuhause erzählen, dass solche Szenen im Schulunterricht besprochen werden.
Kurzum: Mir hat das Buch sehr gut gefallen, eine ausgezeichnete Geschichte, doch an einer Besprechung im Schulunterricht ist nicht zu denken.
Nachdem ich Bernie Bericht ertstattet hatte, erfuhr ich von den Buchkritiken. Meine Neugier war geweckt und als ich, wieder Zuhause, das Internet danach durchforstete, wurde zusätzlich noch der Detektiv in mir geweckt. Auch wenn in den Internetforen, in denen über dieses Buch geschrieben wurde, ein paar alteingesessene Mitglieder positiv darüber berichteten, so war eine deutliche Mehrzahl der Schreiber neu in den Foren. Ich stieß auch auf die Internetseite des Autors. Dort wird darauf hingewiesen, dass diese Seite in enger Zusammenarbeit mit einem Literaturkreis entstanden ist. Nachdem ich schließlich die Internetseite dieses Literaturkreises aufrief, wurde mir einiges klar. Die Mitstreiter dieses Literaturkreises(gegründet 2003) weisen darauf hin, dass sie zu Freunden der Literatur von Ebels geworden sind, und siehe da, bei 4 dieser Leute bin ich mir sicher, dass sie in mehreren Foren positive Stellungnahmen über das Buch gesetzt haben. Mein Unmut über solche Machenschaften wich aber dann sehr schnell, denn die Mitstreiter dieses Literaturkreises bekennen sich öffentlich dazu, den Autor Dieter Ebels zu unterstützen. Was spricht also dagegen, wenn Leute, denen ein Buch gefallen hat, sich in mehreren Foren anmelden, um ihre Begeisterung kund zu tun? Es ist ganz offensichtlich auch üblich, dass Leute, denen ein Buch nicht gut gefallen hat, in mehreren Foren angemeldet sind, um ihre negative Meinung zu äußern. So konnte ich feststellen, dass dass der hier bei den Büchereulen angemeldete Voltaire in mindestens 3 Foren aktiv ist. Die negative Beurteilung von Voltaire(vom 01.07.) setzte er am gleichen Tag auch in ein anderes Forum. Dort schrieb er wortwörtlich exakt das Gleiche, allerdings unter einem anderen Namen. Ich frage mich, warum hier negative Andeutungen(auch von Voltaire) über neue Mitglieder gemacht werden, die etwas PR über ein Buch machen, von dem sie schwärmen. Sorry, aber irgendwie kann ich das nicht nachvollziehen. Sind die Foren nicht dazu da, auch die persönliche Begeisterung für ein Werk einzubringen?
Voltaire
und magali
Wie erwähnt habe ich das Buch unvoreingenommen gelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Ich sah dieses Buch auch nicht als Zeitdokument, sondern als als die Geschichte eines Mädchens in der Kriegszeit. Ich finde es in Ordnung, wenn Ihr negative Meinungen zu diesem Buch habt und diese auch äußert. Während ich ein Buch lediglich lese und auf mich einwirken lasse, nehmt Ihr "Forenlegenden" ein Buch in die Hand, um irgendwelchen Fehlern auf die Spur zu kommen, nun, wer suchet, der findet. Ihr hättet Euch vielleicht mal die Internetseite des Autors betrachten sollen(diese Seite befinde ich persönlich für nicht gelungen). Dort gesteht der Autor Fehler ein, die ihm beim Schreiben des Buches unterlaufen sind. Weiterhin weist der Autor darauf hin, dass dieses Buch keine Dokumentation über das Alltagsleben dieser Zeit ist, sondern dass er nur die Geschichte niederschrieb, die er von einer alten Dame zu hören bekam. Meiner bescheidenen Meinung nach ging es dieser Dame nur um Besonderheiten in ihrem Leben und nicht um alltägliche Dinge. Ihr seit der Meinung, dass diese Erzählung niemals aus einem Kindermund kommen kann. Das ist richtig, denn es ist ja die alte Dame, die ihre Erinnerungen an das, was sie als Kind erlebte, erzählt. Diese Erinnerungen wurden vom Autor hervorragend umgesetzt, mal verspürt man als Leser das, was die alte Dame heute denkt und mal das, was sie als Mädchen empfunden hat. Die einfache, und deshalb locker zu lesende Ausdrucksweise entspricht der, die von der alten Dame gepflegt wird, bzw. der des Mädchens Helene, und es wäre eine Sünde gewesen, diese Geschichte durch eine "angemessene Ausdrucksweise" zu komplizieren. Die aufgetretenen Fehler, unnötigen Wortwiederholungen, usw. sind Dinge, für die einzig und allein das Verlagslektorat zuständig ist, und deshalb gibt es von mir für das Lektorat ein "ungenügend". Das Gleiche gilt für den Verlag, der diese miserable Arbeit in seinem Lektorat ganz offensichtlich duldet. Der Autor selbst hat eine überragende Arbeit abgeliefert. Auch Konsalik & Co reichen keine fehlerfreien Manuskripte bei den Verlagen ein.
Dann möchte ich noch die Bedenken bzgl. des Abstechers zum Kehlsteinhaus ansprechen. Meine Großeltern(geb.1925 u. 1929), beide geistig noch topfit, können sich daran erinnern, dass es Fahrten "auserlesener" Kinder zum Kehlsteinhaus gab. Es gab sogar Filmaufnahmen, auf denen zu sehen war, wie Hitler persönlich die Kinder dort oben empfängt. Solche Aufnahmen waren reine Propaganda, Filme, die in der Deutschen Wochenschau in den Kinos gezeigt wurden.
Es sind Ferien, ich habe Zeit, und deshalb gingen meine Recherchen noch weiter. Ich rief den Autor persönlich an, um mit ihm über das Buch zu reden. Dieses Telefongespräch war sehr aufschlussreich. Ich erfuhr vom Autor, dass das ursprüngliche Manuskript wesentlich umfangreicher war und dass er auf Wunsch der Frau, um deren Geschichte es hier geht, einige Änderungen und Kürzungen vorgenommen hatte. Diese Änderungen betrafen Dinge, von denen die alte Dame meinte, dass diese besser doch nicht erwähnt werden sollten. Der Autor machte mir gegenüber Andeutugen, worum es dabei ging. Es waren sehr persönliche und intime Dinge, darunter auch eine plausible Erklärung, warum Helene trotz ihrer jungen Jahre als BDM zugehörig durchgegegangen war.
Momentan liest meine Oma(sie erlebte den Bombenkrieg in der Stadt Essen) das Buch. Sie rief mich gestern an, um mir ihre Begeisterung über diese Geschichte mitzuteilen. Ihre Worte: "Genau so war es."