Beiträge von Kristina

    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Diese Mischung aus krasser Härte und obskurer Komik wirkt auf den Leser abschreckend und faszinierend zugleich


    Absolut richtig, Herr Palomar!


    Manchmal habe ich ganz schön geschluckt ... Dann musste ich wieder lachen. :hmm Ein bizarres Werk.

    Der kleine Taschenphilosoph


    Ein Lesebuch für Nachdenkliche


    Autor: Brigitte Hellmann



    Taschenbuch: 157 Seiten
    Verlag: dtv (Juni 2004
    ISBN-10: 3423340991
    ISBN-13: 978-3423340991
    Preis: € 4,95



    Über die Autorin


    Zitat

    Brigitte Hellmann, geboren 1955, studierte Germanistik und Geschichte, ist Verlagslektorin und Herausgeberin des Lesebuchs 'Lebendiges Mittelalter'.


    Brigitte Hellmann ~ dtv



    Kurzbeschreibung




    Meine Meinung


    Das Buch ist die perfekte Einstiegsdroge: Ob Siddhartha Gautama (Buddha), Platon, Sokrates, François Marie Arouet (Voltaire), Immanuel Kant, Johann Wolfgang von Goethe, Khalil Gibran, Friedrich Nietzsche oder Karl Theodor Jaspers – die Bandbreite der zusammengetragenen intellektuellen Erkenntnisse und Hinterlassenschaften ist enorm.

    Zitat

    Die wahre Medizin des Geistes ist die Philosophie. (Cicero)

    Eine kleine Oase der Inspiration, auf die man sich immer mal wieder zwischendurch zurückziehen kann.


    Risiken und Nebenwirkungen: Stimuliert den Verstand und erweitert den eigenen Horizont. Anregend, weise und bereichernd.


    Kulturgut in seiner reinsten Form – vollkommen legal und rezeptfrei.



    [Ich bin mir nicht sicher, ob das Buch in diese Kategorie gehört. Bitte ggf. verschieben.]

    Der stumme Schrei


    Autor: Kenzaburô Ôe


    Übersetzung: Rainer Rönsch



    Taschenbuch: 367 Seiten
    Verlag: Fischer (Tb.), Frankfurt (November 1994)
    ISBN-10: 359612865X
    ISBN-13: 978-3596128655
    Preis: € 9,90



    Der Autor


    Kenzaburô Ôe, geboren 1935 auf der Insel Shikoku, Romanistik-Studium an der University of Tokyo.


    Abschluss mit einer Arbeit über Sartre. Es folgten Essays, Geschichten und Romane. Mit 23 Jahren erhielt er den renommierten Akutagawa-Preis, es folgten zahlreiche weitere Auszeichungen – darunter 1994 der Nobelpreis für Literatur. Ôe lebt in Tokio.


    Fischer Verlage Wikipedia Nobelpreis



    Kurzbeschreibung


    Der Autor beschreibt die politische, industrielle und kulturelle Entwicklung Japans seit seiner Öffnung zum Westen im vergangenen Jahrhundert.


    Obwohl die Handlung zwischen den zwei rivalisierenden Brüdern Nedokoro in Japan spielt, ist der Leser auf detaillierte Kenntnisse über dies Land nicht angewiesen. Bei dem Roman handelt es sich um ein Stück neuester Weltliteratur.


    Henry Miller äußerte über ihn: »Ôe scheint mir, was seine Spannweite zwischen Hoffnung und Verzweiflung betrifft, Dostojewski ähnlich zu sein.« In seiner Kritik schrieb er über den Roman Der stumme Schrei: »Das gewaltigste Werk von Japans erstem wahrhaft modernen Schriftsteller.«


    Dieser Roman, das literarische Hauptwerk des japanischen Nobelpreisträgers Kenzaburô Ôe, erzählt von den beiden Brüdern Mitsu und Takshi Nedokoro, deren unterschiedliche Lebenshaltungen ebenso aufeinanderprallen wie das alte, traditionelle und das moderne, hochindustrialisierte Japan.


    Amazon



    Meine Meinung


    Schonungslos legt Ôe auch diesmal den Finger in gesellschaftliche Wunden und schreckt vor detaillierten Schilderungen skurriler metaphorischer (Sinn-)Bilder nicht zurück.


    Ohne dabei in eine trivial-frivole Derbheit abzudriften, liefert er erschreckende – aber nicht minder faszinierende – Einblicke in die bizarre Psyche des Menschen.


    Teilweise abstoßend ekelerregend – und doch wieder von einer beinahe amüsanten Absurdität. Im Zentrum des Geschehens steht ein Brüderpaar, wie es ungleicher nicht sein könnte: Der eine zurückhaltend und leidgeprüft, der andere roh und feindselig. Unwillkürlich fühlt man sich an Kain und Abel erinnert.


    Es geht um den Wandel der Zeit, um persönliche und landesübergreifende Veränderungen, Verluste – und letztlich 'nur' ums Überleben.


    Kenzaburô Ôe flechtet kunstvolle, dicht gewebte, reichhaltige Sätze und besticht durch seinen unvergleichlichen Freigeist.


    Ein Schwergewicht der Literaturgeschichte.

    Zitat

    Original von Seestern
    Tut mir leid, Kristina, das wollte ich wirklich nicht :-(


    Kein Problem, liebe Seestern! :-)


    Ich habe nichts zu verbergen.


    Zitat

    Original von Queedin
    vielleicht sollte man das Buch "vorsorglich" mal lesen - ob man daran denken wird, wenn man es wirklich braucht?


    Hallo, liebe Queedin!


    Es ist immer dann sinnvoll, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzen möchte und dafür bereit ist.

    Zitat

    Original von Seestern
    Ich dachte nur, weil Kachlers Sohn Johannes hieß und Du auf Deiner Homepage eine Rubrik "Johannes" hast ... :gruebel:


    Den Namen von Roland Kachlers Sohn kenne ich gar nicht.


    Johannes, den ich in der Rezension erwähnt habe, ist mein Bruder.



    Jetzt bin ich wirklich traurig. :-(

    Zitat

    Original von Seestern
    Ich hätte es trotzdem schön gefunden, wenn Du erwähnt hättest, dass es sich beim Autor um Deinen Mann/Lebensgefährten handelt ...


    Edit: Oder Bruder? :gruebel
    Na jedenfalls, dass Du eine persönliche Beziehung zum Autor hast ...


    Hallo Seestern,


    wie kommst Du denn darauf? Ich habe das Buch kürzlich gelesen, weil mein eigener Bruder tödlich verunglückt ist. Roland Kachler kenne ich persönlich (leider) nicht.


    Liebe Grüße


    Kristina

    Meine Trauer wird dich finden


    Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit



    Autor: Roland Kachler



    Broschiert: 178 Seiten
    Verlag: Kreuz-Verlag; Auflage: 6. (September 2005)
    ISBN-10: 3783125855
    ISBN-13: 978-3783125856
    Preis: € 14,95


    Der Autor


    Roland Kachler, geb. 1955, ist Diplompsychologe. Er arbeitet als Paartherapeut und leitet seit über zehn Jahren eine psychologische Beratungstelle in Esslingen.


    Kurzbeschreibung


    Zitat

    Roland Kachler, Psychotherapeut mit Erfahrung in Trauerbegleitung, spürt nach dem Unfalltod seines 16-jährigen Sohnes, dass die Trauermodelle, zu denen er selbst seinen Patienten geraten hatte, ihm nicht helfen konnten, seinen Schmerz zu überwinden. Deshalb hat er einen neuen Weg der Trauerbewältigung gesucht und gefunden.


    Statt den Verstorbenen 'loszulassen', zielt die Methode des Autors darauf, dass, was an Liebe für den Verstorbenen bei den Lebenden bleiben kann, ohne dass daraus seelische Störungen erwachsen. Die praktischen Übungen, Hinweise und Tipps am Ende jedes Kapitels helfen, diesen neuen Weg zu gehen.


    [Quelle: Amazon; Klappentext]


    Meine Meinung


    ~ Nicht 'loslassen', sondern die Liebe bewahren ~


    Es gibt Dinge, über die spricht man nicht. Paradebeispiel: der Tod. Das weckt unangenehme Gefühle, die man nicht zulassen möchte. Die man lieber aus seinem Alltag aussperrt. Schnell das Thema wechseln – oder noch besser – die Straßenseite, sobald ein Trauernder in Sichtweite erscheint. Kein Sterbenswort …


    Von den Hinterbliebenen wird erwartet, möglichst schnell 'zur Tagesordnung' überzugehen. Selbst Ärzte agieren meist hilflos. Betäuben (medikamentös). Abhaken. Ausblenden.


    So die gängige Strategie.


    Jeder, der nicht betroffen ist, weiß selbstredend genau, wie man eine solche Krise meistert. Stärke beweist … Nach vorne schaut …


    "Kopf hoch!", "Die Zeit heilt alle Wunden …", "Das Leben muss weitergehen.", "Ihr dürft Euch nicht hängen lassen!" …


    Die Reaktionen gehen von Ignoranz, über sinnlose und banale Phrasen bis hin zu den irrwitzigsten Kommentaren und Vergleichen mit (oder ohne) Gott und der Welt.


    Jeder meint es natürlich 'nur gut'. Aber reicht das? Ist es zuviel verlangt, sich nach etwas Feingespür, Takt und Verständnis zu sehnen?


    Mehr und mehr fühlt man sich als Familie isoliert. Mitsamt des Toten ausgegrenzt von der funktionierenden Gesellschaft, für die 'alles normal weiterläuft'.


    Die Trauer ist ein individueller Prozess. Jeder sollte auf seine eigenen Bedürfnisse hören und dem Herzen folgen. Dazu ermutigt der Autor in seinem Werk.


    Viele Jahre berief sich auch Roland Kachler beim Umgang mit Angehörigen auf allgemeine Fachliteratur. Er stellte dabei zwar immer wieder fest, dass seine Klienten nicht wirklich bereit waren, diese Empfehlungen und Ratschläge anzunehmen, bloß lösen konnte er sich davon nicht. Es war schließlich die Lehrmeinung der Experten.


    Als sein eigener Sohn im Alter von 16 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, änderte sich seine Haltung schlagartig. Plötzlich wurde ihm klar, dass Trauerbewältigung durch 'Loslassen' nicht mehr ist, als ein Davonlaufen von der Wirklichkeit. Wenn man versucht, Schmerz zu unterdrücken, ihn im Keim zu ersticken, dann wird er ewig unter der Oberfläche brodeln. Je intensiver die Beziehung zum „verlorenen Menschen“ war, desto mehr wird sich die Seele dagegen sträuben. Es wird nicht als Trost, sondern vielmehr als Bedrohung empfunden, in die Zukunft zu blicken. Was sind es schon für Aussichten, ohne den Sohn oder Bruder ...?


    Gerade bei Unglücksfällen 'aus heiterem Himmel', bei denen junge Menschen von uns gerissen werden. In solchen Fällen werden zwar die Tage verstreichen, aber die Narben werden bleiben. Wer das nicht anerkennt, der kann kein wahres Mitgefühl zeigen.


    Als mein 23-jähriger Bruder am 30. September 2007 tödlich verunglückt ist, blieb die Welt für mich stehen. Ich wollte gar nicht, dass sie sich weiterdreht. Niemals könnte ich ihn freigeben. Er wird mich für immer begleiten. Die Überbringung der Nachricht durch meine Eltern, der Anblick des Autowrackes, das Berühren seines eiskalten Gesichtes im Sarg ...


    Roland Kachler plädiert dringend dafür, auch traumatisierende Bilder in der Erinnerung zu behalten und sie nicht zu verdrängen. Nicht tabuisieren oder 'loslassen', sondern die Liebe bewahren.


    Noch ist es unendlich schwer, die Beziehung (fernab des irdischen Daseins) neu zu definieren. Aber für mich gibt es keine Alternative.


    Ganz bewusst haben wir folgenden Spruch in der Anzeige und für den Grabstein gewählt:

    Ich habe mich instinktiv für diesen Umgang mit Johannes entschieden, versuche ihn einzubinden, mit ihm zu kommunizieren, über ihn zu reden. Bereits vor der Lektüre.


    'Meine Trauer wird dich finden' wird diejenigen bestärken, die bislang in ihrem Schicksal allein gelassen und missverstanden wurden.