So, jetzt bin ich auch noch da.
Auch dieses Buch liest sich wieder sehr flüssig und unterhaltsam. Es gehen einem viele Erinnerungen durch den Kopf.
Zum Thema schlechter Esser und Übergewicht. Ich hatte als Kind ein ähnliches Problem. Ich aß wenig und war recht mäkelig, Fleisch fand ich meistens ekelhaft. Nur galt es damals noch nicht als schick, vegan zu sein. Die wenigen Vegetarier, die rumliefen, wurden als ziemliche Spinner betrachtet, die sicher nach ein paar Jahren ernsthafte gesundheitliche Probleme bekämen. Meine Eltern versuchten also mit allen Mitteln, mein Essverhalten zu "normalisieren". Da gab es Versprechungen, Belohnungen für einen leeren Teller, aber auch Drohungen und Strafen, wenn die nette Methode nicht half. Weihnachten war mir wegen der Essgelage mit Braten teilweise ein Graus, denn es gab keine Geschenke ohne leeren Teller.
Übergewichtig wurde ich dadurch aber nicht, eher das Gegenteil. Als Teenager hatte ich so einen kurzen Flirt mit der Magersucht, weil ich so aussehen wollte wie ... ach, keine Ahnung mehr, eine der Schauspielerinnen, bei denen man die Rippen zählen konnte. Als ich aber merkte, dass mir vom Treppensteigen schwindelig wird, siegte dann doch die Vernunft und ich beschloss, mich nicht mehr nur von Knäckebrot und Magermilchjoghurt zu ernähren. Mein Essverhalten pendelte sich so ein, dass ich schlank aber nicht krank aussah, und das ist dann eigentlich auch so geblieben. Nur reagiere ich höchst empfindlich, wenn mich jemand zum Essen drängt. Selbst nett gemeinte Kommentare wie :"Jetzt probier es doch wenigstens mal!", lassen meinen Adrenalinspiegel ansteigen. Ich habe so schon einige kochbegeisterte Gastgeberinnen vor den Kopf gestoßen, was mir später leid tat.
Ach ja, Jungen und Mädchen. Meine allererste, bewusste Kindheitserinnerung ist die Reise im Bus von Prag nach München. Das war anno 1969 und ich war drei. Meine Eltern fuhren offiziell Verwandte in Bayern besuchen, aber heimlich hatten sie bereits beschlossen, der Heimat den Rücken zu kehren. Davon wusste ich natürlich nichts. Ich war genervt von der langen Fahrt und quengelte herum. Eine nette Mitreisende beschloss, meine ohnehin sehr angespannte Mutter zu entlasten, indem sie mit mir spielte. Und da sagte sie den einen dramatischen Satz: "Du bist aber ein hübscher Junge."
Ich war zutiefst geschockt. Meine Mutter schnitt mir immer die Haare kurz und bevorzugte sportliche Kleidung, weil das praktischer war. In den nächsten Jahren stieß sie damit bei mir auf erbitterten Widerstand. Ich wollte lange Locken, Zöpfe, Schleifen, Volants, Rüschen....alles, damit niemand mehr auf die Idee kam, ich sei so ein doofer Junge.
Nur weiß ich nicht, warum das so war. Ich war in meinen ersten Lebensjahren ein etwas überbehütetes Omakind gewesen und hatte soweit ich weiß keinen Kontakt mit Jungs.
Viele Grüße
Tereza