Nachdem ich diesen thread schon eine ganze Weile mit Interesse lese, wage ich mich auch mal einzumischen.
Zunächst einmal, ja, magali hat recht, in der Buchbranche weht ein etwas konservativerer Wind. Das hat mir meine Agentin gleich klar gemacht, als ich versuchte, bei größeren Publikumsverlagen unterzukommen. Die Zeit von Amazonen à la MS Bradley ist eher vorbei. Ohne Liebesgeschichte kriegt man praktisch nix verkauft (was mich jetzt nicht so wahnsinnig stört, weil die meisten Romane ja in irgendeiner Form auch Liebesgeschichten enthalten).
Grundsätzlich sind die Heldinnen zwar etwas emanzipierter als in den 50-er Jahren (scheint mir wenigstens so), aber letztendlich kommt dann immer Mr. Right und führt sie in den Hafen der Ehe. Im Normalfall ist der aber kein Schläger, sondern einfach perfekt. Er unterstützt die Frau in ihren Wünschen, schützt sie, wenn sie angegriffen wird, und steht ihr jederzeit mir Rat und Tat zur Seite. Quasi auf Knopfdruck mal sanftmütiger Frauenversteher, dann wieder wehrhafter Macho. Wisst ihr, was ich glaube? Gefühlte 80% alles heterosexuellen Frauen wollen genau so einen Kerl. Bloß kriegen sie ihn nicht. Weil die blöden Männer halt einfach nicht perfekt sein wollen.
Romance ist aber ein Genre, das Träume verkauft. Nicht alle Unterhaltungsromane sind absolute Romance. aber sie enthalten Elemente davon. Das tat aber auch schon Jane Eyre. Es ist einfach die Frage, wie der Autor es umsetzt.
Ich habe zwei Stieftöchter, beide schon erwachsen. Die hatten mit Feminismus nie was am Hut, wenn ich davon anfing, zogen sie lange Gesichter. Das ist in der Tat sehr typisch für diese Generation. Es liegt sicher daran, dass viele Errungenschaften des Feminismus für sie bereits selbstverständlich sind. Allerdings werden Feministinnen auch als Spaßbremsen und verbissene Männerhasserinnen wahrgenommen. Insgesamt als Frauen, die anderen Frauen ständig erzählen wollen, was sie zu tun haben. Und das, seid mir nicht böse, liegt auch ein bisschen an den Feministinnen.
Manchmal musste ich in diesem thread etwas die Stirn runzeln. Da wurde über Schönheitskult hergezogen, der angeblichen Wurzel aller Übel. Heißt das, eine Frau darf kein bisschen eitel sein, keine Freude daran haben, sich schön anzuziehen? Genauso kommt es nämlich bei den Mädels an. Und die haben oft großen Spaß daran, sich aufzutakeln und in der Disko kräftig zu flirten. Warum dürfen sie das nicht? Es ist nicht so, dass Jungs völlig uneitel wären.
Ja, das mit Size Zero ist ein Problem, sicher die Ursache etlicher Magersuchtfälle. Aber Magersucht gab es schon vor Magermodels, wie ich durch historische Recherche herausbekam. Ich sehe es eher als Zeichen erheblicher psychischer Probleme. Die meisten Leute, die abnehmen wollen, werden nicht magersüchtig - nur ein bisschen dünner, wenn es klappt. Natürlich muss man (und auch frau) das nicht. Aber wenn es jemand will, aus schlichter persönlicher Eitelkeit, warum nicht?
Mädchen, die nicht mädchenhaft sind, werden von anderen Mädchen gehänselt. Kann sicher vorkommen. Im Gegenzug nennen sie die Mädels im Kleidchen dann langweilige Tussen und spielen lieber mit Jungs. Kinder sind leider nicht immer besonders nett zueinander. Ich glaube, die heutige Zeit ist gar nicht so übel für burschikose Mädchen. Eher dürfte Jungs mit mädchenhaften Interessen es schwer haben (Hilfe! Ist mein Sohn denn schwul?). Und ein Mädchen, das vielleicht gern rosa Sachen anzieht, auf Hello Kitty steht und lieber in die Ballettschule möchte als in den Fußballverein könnte es ziemlich schwer haben, wenn die Mama Feministin ist. (Läuft es ganz übel, steht die Tochter irgendwann da und hält genauso ein Antifeminismus-Schild hoch. :-()
Meine älteste Stieftochter wollte mit fünfzehn auch Model werden. In ihrem Fall war das nicht so unrealistisch, weil sie wirklich sehr hübsch und von Natur aus dünn ist. Ich habe sie trotzdem gewarnt, nicht aus politischen Gründen, sondern weil sie ein Sensibelchen ist. Meines Erachtens ist das ein Knochenjob, oft eher langweilig, bei dem eine Frau viele Kränkungen schlucken muss und ein verflucht dickes Fell braucht. Andererseits kommt sie eventuell in der Welt herum und kann viel Geld machen. Meine Stieftochter dachte darüber nach und modelte schließlich eine Weile bei einer kleinen Agentur. Das lief total seriös ab, sie hat dort ein paar Freundinnen gefunden und hatte extra Taschengeld. Inzwischen studiert sie, modelt aber immer noch ab und an. Ihr Freund (ebenfalls sehr attraktiv) tut es auch. Ist das so schlimm?
Was Bücher betrifft, so will ich vor allem eine realistische Darstellung von Figuren. Vergewaltigungen stören mich, wenn sie plakativ und reißerisch beschrieben werden. Konzentriert der Autor sich eher auf gesellschaftliche und psychologische Aspekte, scheint es mir okay. Denn unrealistisch ist es ja (leider) nicht.
So, das war mein Senf zum Thema. Ich habe übermorgen einen Fernflug und muss nun packen. Falls mich also jetzt jemand in der Luft zerreißt - ich werde so schnell nicht widersprechen können.
Viele Grüße
Tereza