Beiträge von Tereza

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    Original von Bouquineur
    Weil die Leute sich immer dann an Gott erinnern, wenn es ihnen eher schlecht geht?


    Ja, so ungefähr. Radegund ist halt doch durch ihre Erziehung geprägt und meint, schwer gesündigt zu haben. Sie will Missionare als Orientierungshilfe in dieser fremden Welt.


    Es gab damals Missionare, die in die slawischen Länder aufbrachen. Sie wurden für diese Aufgabe ausgebildet, da Karl der Große die heidnischen Völker gern alle christianisiert hätte. Aber wie sie alle hießen, das weiß kein Mensch mehr. Gundolf ist daher erfunden, ebenso wie Frederik.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von Lesebiene


    Die Mutter von dem Mädchen war ja eine Sklaven. Als Dienerin geht es ihr immerhin gut und sie hat ihre Tochter bei sich. Klar, dass Kazi eifersüchtig ist. Bei dem Clan ist es ebenso, dass Töchter mehr zählen. Und da sie kein Interesse an Männer hat, wird sie auch keine eigene Tochter bekommen.


    Ach, ich bin froh, dass nicht alle meine Kazi total verdammen, obwohl mir klar ist, dass sie sich nicht gerade vorbildlich verhält. Ich beschäftige mich hobbymäßig mit Psychologie und sehe Kazi als einen Fall von schizoider Persönlichkeit: http://de.wikipedia.org/wiki/Schizoid


    Radegund hingegen wurde von einer Leserin mal als "Borderliner" bezeichnet: http://de.wikipedia.org/wiki/B…%B6nlichkeitsst%C3%B6rung


    Was man auch immer von solchen Klassifizierungen halten mag. :gruebel


    Ich hatte mein Schreiben immer das Gefühl: die zwei können nicht anders.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Aber in der Weltgeschichte waren es meist auch nicht die Sadisten aus Lust an der Freud, die den größten Schaden angerichtet haben, sondern die kalt auf ihren Vorteil bedachten Egoisten. Denn wo kein Gefühl ist, ist zwar kein Zorn, keine Rachsucht etc. - aber meist eben auch nicht das Gefühl für moralische Grundsätze, für Mitgefühl ... einfach kein Einfühlungsvermögen.


    Da hast du natürlich Recht. Nur: wenn man sich die Menscheitsgeschichte anschaut, würde ich sagen, dass das einfache Volk zu früheren Zeiten hauptsächlich von solchen Menschen beherrscht wurde. Elend und Tod armer Leute wurden einfach in Kauf genommen, wenn es galt, einen Krieg zu gewinnen und die eigene Macht zu erweitern.


    Kazi kümmert sich ja immerhin um Kranke. Sie ist durchaus clever in ihrem eigenbrötlerischen Egoismus, und kann Libussa manchmal gute Ratschläge geben.


    Ich habe meistens ein Problem mit Idealfiguren. Sie scheinen mir unglaubwürdig, denn nach meiner Erfahrung sind Menschen weder total gut noch absolut böse. Deshalb versuche ich allen meinen Figuren, auch den netten wie Libussa und Premysl, ein paar Macken zu geben.


    Es freut mich, dass es dir soweit gefällt.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Schick ihm doch einfach meinen Sohn, ich kann ihn mir gut als Kuttenträger vorstellen.


    Meine Güte, kann man wirklich so wenig Achtung vor seinem eigenen Kind haben?


    Das ist natürlich hart. Aber im Verlauf des Geschehens wird der Satz noch eine besondere Bedeutung bekommen.


    Es ist übrigens interessant, wie unterschiedlich Leser auf eine Figur wie Kazi reagieren. In einer anderen Leserunde hatte ich eine Teilnehmerin, die sie von allen Figuren am Liebsten mochte.


    Sie wird noch einige Auftritte haben. Wartet ab.


    Tereza

    Zitat


    Was bilden die sich eigentlich ein mit ihrer ans Kreuz genagelten Holzfigur


    Ging das mit der plastischen Darstellung von Jesus am Kreuz, also die Wandlung vom Kreuz ins Kruzifix, nicht erst ab ca. dem 11. Jahrhundert los?


    Oh weh! Da könntest du recht haben! :yikes


    Ich habe das nicht überprüft, da ich mich recherchemäßig eher mit den Slawen befasst habe. Der Lektorin fiel es auch nicht auf. Ich glaube, du bist die Erste, die das merkt.


    Tja, man lernt aus seinen Fehlern. :bonk


    Tereza

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    Original von Herr Palomar
    Libussa gilt als irdische Vertreterin der Sonnengöttin Mokosch.
    Das ist ja positiv besetzt: „Göttin der Fruchtbarkeit und der Weiblichkeit, Beschützerin der Schafe und des Spinnens/Webens (Wikipedia)“


    Aber anscheinend gibt es auch bedrohliche Götter, denen man opfern muss. Perun ist zum Beispiel ein Donnergott oder Himmelgott.


    Es würde mich interessieren, ob es da eine Art Reihenfolge in der Bedeutung der Götter gibt, aber vermutlich sind immer gerade die Götter entscheidend, die zur jeweiligen Situation passen und so funktionieren sie alle in einer Einheit.


    Hallo Herr Palomar,


    das mit den Göttern war ganz schön verwirrend. Man weiß nicht viel über sie, nur ein paar Namen haben sich erhalten und man hat Statuen gefunden. Ergo stand in jedem Fachbuch was anderes drin und ich wurde halb wahnsinnig. :cry


    Schließlich half mir das englische Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Slavic_mythology#Deities
    Da war es einigermaßen übersichtlich. Ich habe aber der Einfachheit halber nur einige Götter übernommen. Welche Götter genau in Böhmen verehrt wurden, weiß man einfach nicht.


    Es gibt Gerüchte über Menschenopfer. Aber das können auch Horrorstories von Missionaren oder Händlern über "barbarische" Völker gewesen sein. Ich erwähne Menschenopfer in dem Text dann noch einmal kurz.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Libussa hat Visionen und sieht Ludmilla in ihrem späteren Leben als Christin :wow
    Sind diese Visionen eigentlich aus der Sage überliefert oder stammen die von Dir??? Denn wie auch schon Bouquineur erwähnt, fand ich die Andeutungen mit den Turmfrisuren oder Karren ohne Pferde auch etwas befremdlich.


    Also: die Vision über Ludmilla ist von mir. Ich habe die Figur erfunden.


    In der Sage sieht Libussa "eine Stadt, deren Ruhm bis in den Himmel reicht". Ich habe mich daher an Zeiten orientiert, da Prag wirklich berühmt war, wie z.B. Rokoko. Die Vorstellung, dass Libussa dadurch Dinge sieht, die sie als Kind ihrer Zeit nicht wirklich begreifen kann, amüsierte mich irgendwie. Daher hab ich's so gemacht.


    Viele Grüße


    Tereza

    [quoteWie muss man sich eigentlich Libussas Kopfputz vorstellen, unter dem sie immer ihre zerzausten Haare verbirgt? War das eine Haube oder Mütze?[/quote]


    Eher eine Haube.In slawischen Ländern trugen Frauen viele bunte Hauben. Man sieht es heute noch an russischen Trachten:


    http://indra.com/~eliz/Pictures/SCA/Encyclo-349.gif


    Unter dem Stirnband trugen manche Frauen auch einfach Tücher.


    Aber so genau weiß man auch nicht, wie die Slawinnen damals aussahen. Ich habe mir eher spätere, typische Nationalgewänder zum Vorbild genommen.


    Gruß


    Tereza

    [quoteWie muss man sich eigentlich Libussas Kopfputz vorstellen, unter dem sie immer ihre zerzausten Haare verbirgt? War das eine Haube oder Mütze?[/quote]


    Eher eine Haube.In slawischen Ländern trugen Frauen viele bunte Hauben. Man sieht es heute noch an russischen Trachten:


    http://indra.com/~eliz/Pictures/SCA/Encyclo-349.gif


    Unter dem Stirnband trugen manche Frauen auch einfach Tücher.


    Aber so genau weiß man auch nicht, wie die Slawinnen damals aussahen. Ich habe mir eher spätere, typische Nationalgewänder zum Vorbild genommen.


    Gruß


    Tereza

    Zitat

    Original von BirgitF
    Also vorab: Ich habe meine Meinung über Kazi nicht revidieren können. Bei der Rückkehr Lidomirs mit Radegund stellt sich heraus, dass sie ihren Sohn noch immer schlecht behandelt bzw. ignoriert, und es sogar ihrer "gestohlenen" Tochter übel nimmt, dass sie zu spät zum zum Bankett kommt, da diese sich um die kranke schwarze leibliche Mutter kümmert, die laut Aussagen ihres Sohnes "nur eine Dienerin in Kazis Haus ist."
    Eine solche Frau, obwohl sie einiges von der Heilkunst versteht, kann einfach nicht mehr als weise bezeichnet werden. Zumal ihre Menschenverachtung sich nicht nur gegen ihren Sohn (also einen Mann) richtet, sondern ebenfalls gegen eine Frau.


    Hallo Birgit,


    du bist aber hart. :wow


    Bei Kazi ist es einfach so: sie will unbedingt ihre Tochter, die Erbin ihres Wissens. Den Sohn vermag sie nicht zu lieben. Das ist zwar nicht toll, aber sie mißhandelt ihn ja nicht, sondern gibt ihn einfach an andere Leute weiter. Das Problem ist, dass Vojen damit nicht zufrieden ist.
    Bei Tschwastawas leiblicher Mutter ist Kazi halt eifersüchtig, daher ihr Verhalten. Man muss aber fairerweise hinzufügen: das kleine Sklavenmädchen hat ein Riesenglück gehabt, zur Adoptivtochter einer angesehen Frau zu werden. Der leiblichen Mutter hätte es auch schlimmer ergehen können. Sie hat ihr Kind bei sich, und eine Dienerin wäre sie woanders auch gewesen, vielleicht unter schlimmeren Bedingungen.


    Ja, Kazi ist egoistisch, das stimmt. Sie kümmert sich nicht sehr um andere, sondern macht ihr eigenes Ding. Allerdings scheint sie mir auch nicht wirklich bösartig.


    Viele Grüße


    Tereza

    Zitat

    Original von BirgitF
    Dass Lidumir zudem ihren Wunsch noch unterstützt, christliche Missionare nach Praha zu holen, kann ich nicht so wirklich nachvollziehen, denn dem Christengott an sich war er ja trotz Taufe nie zugetan - eher dem geistigen Wissen und den Möglichkeiten.


    Naja, Lidomir geht es dabei vor allem um Radegund. Er will, dass sie glücklich ist, obwohl sie in eine völlig fremde Welt geraten ist. Der Priester, bei dem er aufwuchs, war ja ein netter Mann, also hat er kein absolut negatives Bild vom christlichen Glauben. Außerdem denkt er sich: was sollen schon ein paar Missionare ausrichten? Mit ihnen kommt ja nicht gleich ein ganzes Heer.


    Viele Grüße


    Tereza

    Klicke auf der Liste unten auf: Mapky: „Djišt Kosmových mýto a nejstarších
    eských legend“.
    Da sieht man die Orte der Sagen und Legenden.


    Es gibt sie meistens noch. Es sind eher kleine Siedlungen. In der Gegend von Zabrusany wurden ein paar Ausgrabungen gemacht - aber man sieht nur Erderhebungen, wo einst Festungsmauern standen.


    Viele Grüße


    Tereza

    Hallo Lesebiene,


    am Anfang von Kapitel sechs (S.241) steht, dass acht Jahre vergangen sind. :-) Mnata und Vlasta sind Teenager. In dem Alter können Leute schon zu Waffen greifen - wie man leider auch heutzutage an Teenagern sieht. Im Frühmittelalter wurde jeder kampffähige Mensch gebraucht.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von Bouquineur
    Die Nebel von Avalon (hoffentlich bekomme ich jetzt keine Schläge :lache)


    Hallo,


    also von mir nicht. Als ich selbst die Nebel von Avalon las, kam mir die Idee, aus der Libussa-Sage einen Roman zu machen.


    Das Fest heißt dort "beltaine". Man geht aber davon aus, dass es in vielen heidnischen Kulturen rituelle Orgien gab. Fruchtbarkeit wurde ja als heilig betrachtet.


    Und was das 8. Jahrhundert betrifft: ja, es ist ungewöhnlich, sich Frauen dieser Zeit so vorzustellen. Ich hätte auch nie gewagt, einen derartigen Roman zu schreiben, wenn nicht die Sage auf so eine Gesellschaftsform hindeuten würde.


    Das Gebiet der Slawen war damals noch weitgehend "terra incognita" - unerforschtes Gelände. Nur ein paar wagemutige Händler zogen dort herum und mit der Zeit auch Missionare.


    Es freut mich, dass du jetzt auch in die Leserunde eingestiegen bist.


    Tereza

    Zitat

    Original von BirgitF


    Negativ kommt übrigens Kazi, die ich bis dahin sehr mochte, in diesem Teil des Buches rüber.
    Fand ich sie vorher weise und in sich ruhend, kommt sie mir jetzt eher schrullig und eigenbrötlerisch vor. :pille


    Hallo Birgit,


    ja, hier verliert Kazi immer viele Sympathisanten. Sie sollte neben ihrer Weisheit durchaus auch negative Züge haben. Außerdem wollte ich das Matriarchat nicht als total heile Welt schildern. Wo Töchter wichtiger sind, kann es eben dazu kommen, dass Söhne abgelehnt werden.


    Tereza