Okay, dann traue ich mich als Autorin mal, hier mitzumischen.
Zunächst einmal wäre ich vorsichtig, jemandem, dessen Text viele Tippfehler enthält, gleich mangelnde Kenntnisse der Rechtschreibung zu unterstellen. Man sollte bitte auch bedenken, wieviel Konzentration es erfodert, einen Text von ca. 500 Seiten auf Logik, inhaltliche Fehler, historische Stimmigkeit etc. Korrektur zu lesen. Da werden Rechtschreibfehler schnell übersehen. Meistens läuft das auch noch unter Zeitdruck ab, der Text sollte eigentlich schon gestern in den Druck, also bitte schnell schnell, der Lektor hat es doch schon angeschaut, da müsste jetzt alles stimmen usw. Das habe ich alles von Verlagen gehört - und trotzdem waren zig Fehler drin.
Normalerweise ist das Prozedere so: Der Autor liefert einen Text ab, den er selbst Korrektur gelesen hat und den oft noch ein paar Bekannte oder Verwandte angeschaut haben. Im Verlag sitzt dann ein Lektor, der sich v.a. den Inhalt genauer ansieht, nach Logikfehlern sucht, komische Formulierungen anstreicht, dem Autor Fragen stellt, ob das denn wirklich so stimmen kann, weil es ihm komisch vorkommt usw. Dessen Änderungsvorschläge werden dann vom Autor abgesegnet oder auch nicht.
Vor dem Druck geht der Text dann noch einmal an einen Korrektor. Dessen einzige Aufgabe besteht darin, Rechtschreibfehler herauszufiltern. Auf den Inhalt soll er nicht mehr schauen. Das wird ganz bewusst so gemacht, denn wer sich über inhaltliche Fragen den Kopf zerbricht, übersieht schnell den einen oder anderen Tippfehler.
Dieses Prozedere funktioniert aber leider auch bei großen Verlagen nicht immer. Ich habe schon Druckfahnen in den Händen gehalten, bei denen ich mich fragte, ob der Korrektor denn auf Drogen war. Wahrscheinlicher scheint mir, dass es keinen gab, da gespart wurde. Kleinverlage können sich das sowieso nicht leisten.
Bei mir sind bei drei Büchern leider Pannen passiert, die wirklich peinlich sind, das muss ich zugeben. Einmal wurde vom Verlag fast ganz aufs Lektorat verzichtet, weil der Text doch "so okay" wäre. Dadurch entfiel ein wesentlicher Kontrolldurchgang. Beim zweiten Mal wurden im allerletzten Moment noch zig Absätze umgestellt, wodurch vieles durcheinander geriet. In beiden dieser Fälle trage ich aber Mitverantwortung, weil ich die Druckgenehmigung der Fahnen erteilt habe. Da will ich mich nicht rausreden. Ich hatte mich allerdings auf den Verlag verlassen und gedacht, dass die Rechtschreibung gründlich überprüft worden wäre.
Am ärgerlichsten war die Zusammenarbeit mit einem großen Verlag, der den lektorierten Text einfach in den Druck gab, ohne meine Genehmigung einzuholen. Als ich mich darüber beschwerte, wurde mir versichert, die Lektorin hätte sich das "alles genau angeschaut." Schon in der ersten Leserunde beschwerte man sich aber über die vielen Tippfehler. Der Text war im Lektorat nämlich bewusst gekürzt worden und dadurch rutschten noch weitere Fehler rein, da Satzteile rausgestrichen wurden etc.
Ich habe aus diesem Grund sogar manchmal überlegt, ins Selfpublishing zu gehen. Dann weiß ich nämlich, dass ich allein verantwortlich bin, stehe nicht unter Zeitdruck und kann sogar einen bereits veröffentlichten Text noch nachträglich korrigieren. Und vor allem: ich könnte mir selbst einen Korrekturleser suchen, der wirklich zuverlässig arbeitet. Als Verlagsautorin muss ich nehmen, was der Verlag bereitstellt.
Soweit mein Wort zum Sonntag.