Beiträge von Claus Fischer

    Liebe B's,
    wenn es nach mir geht, wird es noch sehr viele Bücher mit Bruno geben, auch über den vierten Band hinaus. Es hängt natürlich davon ab, ob es auch die Leser wollen (wenn alle so wären wie ihr...). Es geht mir ja nicht nur um einen mal mehr, mal weniger interessanten Kriminalfall, sondern um einen Menschen in seiner Stadt und seiner Zeit und darum, so über die Beschreibung eines Lebenes Dinge zu spiegeln, die wir alle - zumindest in ihren Auswirkungen auch erfahren. Es geht um Einsamkeit, Verlust, Liebe, Gerechtigkeit, Angst und Tapferkeit, und wie man Leben kann und (vielleicht) sollte.

    Ja, das mit dem Kürzen ist so eine Sache. Ich selbst bin kein großer Fan von Hörbüchern und habe deshalb auch noch nie eins ganz angehört, nichtmal von meinen eigenen Büchern. Was gekürzt wird, entscheidet ein Redakteur im Verlag. Beim Stichprobenhören der Van Leeuwen-Geschichten ist mir aber aufgefallen, daß ich selbst es nicht gemerkt habe, wenn was fehlte - die Arbeit wurde also sehr gut geleistet, im Interesse der Spannung und Geradlinigkeit; und Stephan Benson spricht den Text, wie ich finde, sehr gut. Manchmal kam es mir sogar so vor, als hätte es nicht geschadet, wenn die gekürzten Passagen auch im Buch weggelassen worden wären, von wegen 'Langatmigkeit'. Mich stört nur die Musik am Anfang, sie überdeckt die ersten Sätze, mit denen ich mir immer besonders viel Mühe gebe. Tja...

    Leider. Die derzeitige Planung sieht vor, daß Band 3 im März 2009 erscheint, genau wie die TB-Ausgabe von Band 1. Zur Zeit arbeite ich an Band 4, der dann wohl 2010 erscheinen wird. Die Arbeit macht Spaß ist aber auch anstrengend. Zu wissen, daß vielleicht jemand darauf wartet, hilft. Herzliche Grüße an Bouqineur und alle.

    Liebe Vivian,


    es freut mich, daß dir das Buch gefallen hat. Ich hoffe, daß das nächste dich auch nicht enttäuscht. Es hat mir viel Spaß gemacht, eure Kommentare zu lesen, und spannend war es auch. Was Brunos Selbstmordversuch angeht: eigentlich war es ja keine richtige Absicht, sondern nur ein kurzer Gedanke, ein Anwehen von Verzweiflung, und der Schuß hat sich mehr durch Zufall gelöst, weil in dem Moment an der Tür geklingelt wurde. Jedenfalls hört Bruno jetzt auch, soviel zu trinken.

    Nachdem es hier einige Gedanken zum Thema 'Duzen' gegeben hat: in Holland sind die Leute sehr schnell mit dem 'Du' bei der Hand, fast so wie in den skandinavischen Ländern. Oder in der Filmbranche. Oder hier bei uns im Netz. In seiner ersten e-mail hat mein holländischer Verleger mich gleich geduzt. Ich benutze das Du zu Abgrenzung - Van Leeuwen duzt Julika, weil sie viel jünger und rangniedriger ist - sie hat ja einen der niedrigsten Ränge bei der Kripo, während er immerhin stellvertretender Polizeipräsident ist. Sie darf ihn - das ist mein Kompromiß mit dem Deutschen - daher nicht si schnell duzen, außer in intimen Situationen. Manchmal benutzt Bruno das Du/Sie auch, um Distanz oder Nähe herzustellen - eben ein schwieriger Spagat zwischen dem Deutschen und dem Holländischen.


    Vor zwei Tagen ist übrigens die holländische Ausgabe des ersten Romans erschienen, und ich bin schon rasend neugierig darauf, wie das Buch dort wohl ankommt, immerhin ist das ja so, als wollte ein deutscher den Niederländern Gouda verkaufen... Außerdem sind Übersetzungen des ersten Romans in Spanien, Polen, Tschechien, Rumänien und Bulgarien erschienen, wobei Spanien und Polen bis jetzt die erfolgreichsten sind.


    Der Einwand, daß der Commissaris alles alleine macht, ist natürlich vom Sachlichen her berechtigt, aber vom Literarischen her muß er doch alles allein machen (ähnlich wie Maigret). Aber ich verspreche, im 3. Bruno-Roman haben seine Mitarbeiter mehr zu tun...


    Und jetzt noch schnell ein großes Dankeschön an Crazymilla für die tolle Rezension bei Amazon - habe mich sehr gefreut!!!! https://www.buechereule.de/wbb…chereule/smilies/wave.gif

    Warum ein Kommissar in Amsterdam? Das hat mit der Art der Geschichten zu tun, die ich erzählen wollte und die einfach nicht in eine deutsche Stadt – egal ob groß oder klein – gepaßt hätten. Vor dem Hintergrund der farbigen, ethnisch vielfältigen Bevölkerung Amsterdams und ihres teils weltoffenen, teils düsteren Charmes können sie sich dagegen sehr gut abspielen. Überhaupt ist Amsterdam eine Stadt, die ein wenig von allen Städten hat, die ich liebe, von Venedig, Paris und Berlin. Ich war als Kind - damals wohnte ich noch in NRW - mit meinen Eltern manchmal in Holland, da haben mir die vielen Blumen und die Kanäle sehr imponiert.


    Jetzt bin ich mindestens einmal im Jahr da. Außerdem: als ich nach einigen anderen Büchern beschlossen hatte, daß ich jetzt gern Krimis schreiben würde, stellte ich fest, daß es in ganz Deutschland keine Stadt gab, in der nicht schon ein Kommissar, Staatsanwalt oder Pathologe zugange war. Und dann die ganzen 'Tatort'e... Aber auch in den meisten europäischen Städten hatten sich schon Ermittler etabliert. Nur in Amsterdam gab es zur Zeit keinen Kommissar, seit Van de Weetering und seinem Commissaris. Und dem seligen Van der Falk von Nicolas Freeling.


    Tja, und die Alzheimerthematik: Geschichten entwickeln und verändern sich über einen langen Zeitraum, manchmal bevor man überhaupt weiß, daß es sich um eine Geschichte handelt, die man erzählen möchte.


    Über den Nobelpreisträger Carleton Gadjusek (dem Vorbild für Professor Pieters aus dem ersten Roman) und die Fore hatte ich zuerst in einem Artikel der NYT Book Review über das Buch ‚Tödliche Mahlzeit’ von Richard Rhodes gelesen, der mich so faszinierte, daß ich mir das Buch besorgt habe. Beim Lesen merkte ich mehr und mehr, daß in dieser Geschichte über BSE und Alzheimer ein Roman steckt, allerdings wußte ich nicht, wie ich den erzählen sollte.


    Erst als dann die Gestalt des Bruno van Leeuwen mit seiner an Alzheimer erkrankten Frau – auf die ich wiederum durch die Lektüre des Buches ‚Iris’ von John Bailey kam – deutlicher wurde, fiel mir das plötzlich wieder ein, und ich suchte nach einem Weg, das zu verknüpfen. Dann habe ich alles über Alzheimer gelesen, was mir in die Finger kam, und dabei fand ich die Idee faszinierend, daß jemand, dessen Beruf und Leidenschaft es ist, Fragen zu stellen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, Leben zu entschlüsseln und Erinnerungen hervorzulocken, eine Frau hat, die ihrer beider Leben mehr und mehr vergißt. Und die er, als es um ein großes schmerzhaftes Geheimnis in seiner Ehe geht, eben nicht befragen kann. Die vergessen hat, was ihn mehr als alles andere interessiert. Die ihm nicht sagen kann, was er alle Mörder fragt: warum?


    Der Rest ist dann Beobachtung und Phantasie und Einfühlen. Macht aber auch Spaß, selbst wenn es um traurige Dinge geht.

    Liebe Milla und Bookworm und Bouquineur und überhaupt alle,


    ich stecke gerade mitten in den beiden letzten Kapiteln des neuen Romans (Bruno 3), und deswegen muß ich mich erstmal wieder zurückerinnern an 'Und verführe uns nicht zum Bösen'. Ich bin auch gar nicht sicher, ob ich hier gerade alles richtig mache, das heißt, ob ihr diese Antwort überhaupt bekommt. Wenn einer sie empfängt, kann er die dann allen anderen zugänglich machen (oder wie geht das?)


    Mitten im Schreiben bin ich immer etwas verletzlich, also seid bitte milde mit dem Buch und mir, wenn möglich.


    Aber jetzt zu den Fragen: meine Recherchen 'in Sachen' Alzheimer haben ergeben, daß es in der Tat nur einen Verlauf der Krankheit gibt, immer weiter abwärts, ins Dunkel. Trotzdem sind lichte Momente möglich, aber eben nur Momente, ganz kurz, in denen man sich an Teile seines alten Lebens erinnert, und ich denke, wenn man wie Simone noch etwas Unerledigtes hat, das man dem geliebten Menschen unbedingt mitteilen will, schafft sich das vielleicht noch einmal Bahn, wenn auch nicht ganz klar und unmißverständlich.


    Und was nun die exotischen Kulturen angeht: im ersten Roman hat sich das aus der Recherche über die Krankheit ergeben, vor allem aus der Lektüre des Buches 'Tödliche Mahlzeit', das ich im Nachwort erwähnt habe. Das hat dann die wild wuchernde Phantasie freigesetzt.... mit Kannibalen und allem, mal abgesehen davon, daß Holland in der Gegend ja noch Kolonien hat/hatte.


    Die Sikhs im zweiten Buch sind indes weniger eine Kultur als eine Religionsgemeinschaft, wenn auch Inder als solche natürlich einer fremden Kultur entstammen. Der Grund, daß beide Male Exotik im Spiel ist, hat einfach mit Amsterdam zu tun. Es sind ja nicht einmal mehr die Hälfte der Einwohner Amsterdams Holländer, der Rest sind Surinamesen, Indonesier, Türken, Araber, Afrikaner, Chinesen et al, die alle ihre ethnischen Besonderheiten ins Bild dieser Stadt einschmelzen.


    Im dritten Buch wird beispielsweise, neben vielen Holländern, ein Chinese eine wichtige Rolle spielen. Und was den Punkt der langen und kurzen Haare der Sikhs betrifft: es gibt, meine ich, im Buch eine Stelle, wo darauf verwiesen wird, daß man sich nicht immer seinem Glauben konform verhält - ich kenne hier in München einige Sikhs, die alle keine langen Haare und Turbane tragen, obwohl diese Insignien eigentlich dazugehören - das ist wie mit den Schläfenlocken der orthodoxen Juden.


    Last not least für heute (muß zurück zu Bruno 3): 'der blaue Schrei'... das ist natürlich die Lust an der Poesie, die zwar eigentlich nicht in einen Krimi gehört, die aber manchmal mit mir durchgeht. Man möge sie mir bitte verzeihen. Ich freue mich jedenfalls sehr, daß ihr alle mitmacht (ein komisches Gefühl, sich vorzustellen, daß ihr alle gerade mein Buch lest) und ganz besonders bedanken möchte ich mich bei Bouquineur für die Rezension bei amazon...


    Bis demnächst, euer Claus Cornelius