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Original von Iris
Prozentzahlen auflisten wird eigentlich nirgends als alleingültiger Nachweis zugelassen. [...] So, wie du die Zahlen präsentierst, stellen sie leider wertloses Material dar.
Zitat
Original von Iris
Sagen wir es anders:
Unsere Nachbarn und die USA finanzieren die Sozialkosten ja anders. Da wird es schwierig, Vergleiche anzustellen, denn letztendlich unterscheiden sich die anfallenden Gesamtkosten für die Allgemeinheit inzwischen tw. dramatisch in der Höhe.
Iris, nur um ein eventuelles Mißverständnis auszuräumen: Die von mir genannten Prozentzahlen beziehen sich ausschließlich auf Deutschland und zeigen die Höhe der Sozialversicherungsabgaben (Lohnnebenkosten) über die Zeit. Ein Vergleich mit anderen Ländern ist hier gar nicht enthalten. Hiermit zeigte ich nur, dass in Deutschland noch nie die Lohnnebenkosten nachhaltig gesenkt wurden, wie dies zuvor fälschlich geschrieben wurde.
Im Link, den ich angegeben habe, wird die absolute Höhe der durchschnittlichen Kosten einer Arbeitsstunde für verschiedene Länder verglichen. Die Höhe der Lohnnebenkosten oder Sozialkosten ist für einen Arbeitgeber nur mittelbar wichtig, ihn interessiert die absolute Höhe der Arbeitskosten - und genau diese sind auf der verlinkten Seite aufgeführt. (Eigentlich interessant sind die Lohnstückkosten.)
Glücklicherweise sind die Lohnstückkosten nicht der einzige Faktor für eine Standortentscheidung, es gibt noch weitere wichtige Standortfaktoren. Nur deshalb können überhaupt in Deutschland so hohe Löhne gezahlt werden - und deshalb müssen wir uns nicht an den Arbeitskosten in Indien oder der Ukraine messen, sondern vielmehr an Großbritannien, Niederlande oder Frankreich.
Du fragst: Was kann und soll man tun?
Tatsache ist, dass die hohen Arbeitskosten, die wiederum durch sehr hohe Lohnnebenkosten von über 40% des Bruttoentgelts verursacht werden, eine Hauptursache für Arbeitslosigkeit ist. Und hier gibt es einen Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt: Hohe Kosten für Sozialleistungen verursachen hohe Arbeitskosten, hohe Arbeitskosten verursachen Arbeitslosigkeit, hohe Arbeitslosigkeit verursacht (neben Konsumzurückhaltung) höhere Sozialleistungen, gleichzeitig verringert sie die Zahl der Beitragszahler, folglich erhöhen sich die Arbeitskosten usw. usw.
Diese Kausalkette kann man aber auch positiv sehen, da es möglich ist, sie umzukehren: Kann man die Arbeitskosten verringern und damit die Arbeitslosigkeit senken, gibt es mehr Beitragszahler und gleichzeitig weniger Ausgaben der Sozialversicherungen, folglich sinken die Arbeitskosten weiter...
Ich bin überzeugt, dass die derzeitigen Reformen ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sind. (Leider setzten die aktuellen Reformen zum Teil an falschen Punkten an, in anderen Bereichen springen sie zu kurz.) Die extrem hohen Sozialleistungen verursachen heute das Übel, zu dessen Linderung sie ursprünglich eingeführt wurden. Was ist sozialer: Einem Arbeitslosen 50 Euro mehr Stütze im Monat zu zahlen (und ihm über den beschriebenen Mechanismus die Chance auf einen neuen Job zu verschlechtern), oder dem Arbeitslosen die Chance auf einen neuen Job zu geben? Sozial ist, was Arbeitsplätze schafft!
Schwierig ist es freilich, Härten bei Einzelschicksalen (insbesondere bei alten Arbeitslosen ohne Chance auf einen neuen Job) zu vermeiden. Aber ich darf doch als Regierung nicht tatenlos immer mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit fallen lassen (was wird in 10 Jahren sein?)!
Vielen Staaten in der EU ist es gelungen, die Arbeitslosigkeit in den vergangenen 10 bis 15 Jahren zu halbieren. Dem sind dort auch Reformen vorausgegangen. Ich bin optimistisch, dass dies auch in Deutschland gelingen wird. Dem Schwarzmalen einer düsteren Zukunft schließe ich mich nicht an.